Leo Trotzki: Brief an Jan Frankel

[Sommer 1933, Rückübersetzung der englischen Übersetzung, „Fraktionsarbeit in der Sozialdemokratie“]

Lieber Freund,

Vielen Dank für Ihren Brief vom 23. Juni. Jetzt in Eile: Henri wird bald abreisen.

Ich möchte nur eine Frage aufwerfen: Meinen Sie nicht, dass Scholze im Grunde Recht hat, d.h. dass unter den gegenwärtigen Umständen die einzige Möglichkeit der politischen Existenz in der Fraktionsarbeit in der Sozialdemokratie, zumindest in der deutschen Sozialdemokratie liegt? Die von Ihnen berichteten Fakten, Briefauszüge usw. sprechen beredt für diesen Schluss. Diese Frage muss – vorurteilsfrei – auf der Grundlage ruhiger politischer Überlegungen beantwortet werden. Natürlich brauchen wir für diese Art von Manövern gute Kader. Aber Kader, die nicht ausreichend ausgebildet sind, werden uns ohnehin verlassen, wenn sie unter Beschuss geraten. Ist es nicht besser, in der Sozialdemokratie eine sympathisierende Opposition zu haben? Überlegen Sie es sich in Ruhe und ernsthaft.

Armer Lenorovics … Hoffen wir, dass er bald wieder auf den Beinen ist. Braucht er vielleicht etwas Geld? Geben Sie ihm meine wärmsten Grüße!

Mit einer freundlichen Umarmung,

Ihr Alter


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