[16. Juni 1934, eigene Übersetzung des französischen Textes in Œuvres 4, Avril 1934 – Décembre 1934, dort unter dem Titel: „Le nouveau tournant du PCF“, „Die neue Wendung der PCF“, verglichen mit der englischen Übersetzung in Writings of Leon Trotsky, Bd. 14, dort unter dem Titel „Our response to the French CP’s new turn“, „Unsere Antwort auf die neue Wendung der französischen KP“]
Eine neue abrupte Wende der Stalinisten zur Einheitsfrontpolitik scheint mir eine vollendete Tatsache zu sein. Von einer neuen theoretischen Orientierung kann keine Rede sein. Der unmittelbare Grund für diese Wende ist die Panik vor dem Zerfall der KP in Frankreich. Ein möglicher Zusammenschluss von Saint-Denis und der Ligue Communiste, das ist es, was die Stalinisten zu Recht erschreckt.
Sie antworten auf diese Gefahr mit einem Manöver, das in seinen äußeren Zügen den verwirrten, aber intensiven Bestrebungen der werktätigen Massen entgegenkommt.
Einige hundert und vielleicht einige tausend bewusste Arbeiter werden den Abenteurertum, die Prinzipienlosigkeit der Stalinisten und die Richtigkeit unserer Linie erfahren und geprüft haben. Aber Hunderttausende werden nur die wichtigste Tatsache begreifen, nämlich dass die KP für gemeinsame Aktionen ist.
Die Bedeutung dieser Tatsache nicht zu würdigen, könnte einen ernsthaften Fehler darstellen1. Saint-Denis kann von heute an der Boden unter den Füßen weggezogen werden, da ihr gesamtes Programm auf die Aktionseinheit reduziert ist.
Wir werden ein raffiniertes Komplott der beiden Bürokratien beobachten, deren „ Aktionseinheit“ darin besteht, dass sie sich gegenseitig ihre Besitztümer2 durch einen gemeinsamen Kampf gegen die realen Notwendigkeiten der revolutionären Klassenaktion versichern.
Deshalb muss der Schwerpunkt von der abstrakten Formel der Einheitsfront auf ihren realen Inhalt3 verlagert werden. Das ist die Tendenz der beiden Dokumente: des Artikels von Genosse Feroci (ich erwähne nicht die Frage der sozialistischen Regierung, die ich an anderer Stelle behandelt habe) und der Richtlinien für die Miliz. Dies stellt auf sehr praktische Weise die Fragen des Kampfes.
Wenn das Aktionsprogramm bereits verfasst ist, und vor allem, wenn die materiellen Aufgaben des Kampfes herausgearbeitet werden, kann und muss dieses Programm zum wichtigsten Instrument werden, um das Komplott der beiden Bürokratien zu durchkreuzen. Aber es kann nicht aus sich selbst heraus operieren4. Es braucht eine Basis, Verbindungen und Einflusskanäle. Im Falle der Gründung einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit von Cachin und Blum würden die Wachsamkeitskomitees mit einem Schlag hinweggefegt werden, und das ist auch der Hauptzweck, den sich diese Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit setzen würde. Um nicht aus der Bewegung geworfen zu werden, muss die Liga nicht nur außerhalb der Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit präsent sein, sondern auch und vor allem im Rahmen der Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit selbst. Praktisch bedeutet dies heute innerhalb der Sozialistischen Partei. Und nun, wie sieht die gegenwärtige Aktivität der Liga in der Sozialistischen Partei aus? Es scheint, dass sie sich auf einem Minimum befindet, was bedeuten kann, dass die Politik in dieser Frage falsch war. Eine eifrige und systematische interne Arbeit, die Schaffung einer Fraktion von Sympathisierenden, eine verantwortungsvolle Anpassung an das Milieu, eine Umgruppierungs- und Erziehungsarbeit scheinen durch einige Artikel in „La Vérité“ und vage Äußerungen im Hinblick auf gemeinsame Aktionen ersetzt worden zu sein. Man passt sich an.5 Es gibt keinen anderen Weg, wenn man [nicht] isoliert bleiben will. Wenn man sie nicht anpassen, umsetzen oder überzeugen6 kann, können die richtigsten Ideen falsch und unfruchtbar bleiben. Man muss eine neue Orientierung in Richtung der Sozialistischen Partei haben. Man muss in sie eindringen und ihr zehnmal mehr Kraft widmen, als man es bisher getan hat. Dies ist die einzige Möglichkeit, Einfluss in der KP und sogar in Saint-Denis zu gewinnen.
1In der englischen Übersetzung: „wäre ein ernsthafter Fehler“
2In der englischen Übersetzung: „Privilegien“
3In der englischen Übersetzung: „den realen Inhalt des Kampfes“
4In der englischen Übersetzung: „Aber dieses Instrument kann nicht aus sich selbst heraus arbeiten “
5Der Satz fehlt in der englischen Übersetzung
6In der englischen Übersetzung: „sie in die Köpfe der Leute eindringen lassen“
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