[Juni 1981, eigene Übersetzung des Nachdrucks im Bulletin of Marxist Studies, Sommer 1985, Es war falsch, Themen wie Frauen-, Schwulen- oder Schwarzenbefreiung als Mittelschichtthemen zu bezeichnen, statt die Herangehensweise bestimmter Gruppen an diese Themen]
In seinem Dokument, das er dem Internationalen Forum vorlegte, warf Genosse GM eine Reihe von grundlegenden Differenzen mit der Theorie und Praxis des Marxismus auf. Trotzdem kann sein Dokument eine nützliche Grundlage liefern, auf der wir in Sri Lanka und international eine Diskussion über die Strategie, Taktik und Politik des Marxismus und besonders die Haltung des Marxismus zu den Sekten führen können.
GM beschwert sich, dass in den Arbeiten der Marxist*innen keine Arbeit zur Beantwortung der Argumente der Sekten unternommen wurde, die er irrig als „trotzkistisch“ bezeichnet. Das ist völlig falsch. Mandel, Pablo, Healy, Hansen, Maitan und der Rest dieses traurigen Haufens haben die ungeheuren ideologischen Ressourcen ruiniert, die Trotzki in der Periode vor dem Zweiten Weltkrieg geschaffen hat. Wo auf der Welt haben sie es auf der Grundlage von 40 Jahren Arbeit geschafft, eine revolutionäre Massenpartei aufzubauen? Sie haben es geschafft, weitgehend kleinbürgerliche Gruppierungen aufzubauen, die im Leben der Arbeiter*innenbewegung keines Landes eine wirkliche Bedeutung haben. Nur in Sri Lanka ist auf der Grundlage der Theorie und Ideen der marxistischen Strömung eine Massenpartei der Arbeiter*innenklasse aufgebaut worden.
In Indien gaben die Mandelist*innen vor 40 Jahren 1.500 bis 2.000 Mitglieder an. Jetzt haben sie nichts in Indien, nicht einmal eine Handvoll oder ein halbes Dutzend.
In den USA ignorierte die kleinbürgerliche Sekte der Socialist Workers Party (SWP) völlig Trotzkis Material und seine Anweisung, dass die Partei in der Zusammensetzung und Politik proletarisch sein müsse. In der Tat muss Trotzki eine Vorahnung von der Art und Weise gehabt haben, auf die die SWP degenerieren könnte. Heute besteht diese kleinbürgerliche Sekte überwiegend aus Angehörigen der Mittelschicht. Selbst der SWP-Führer Barnes berichtete auf dem Weltkongress des sogenannten Vereinigten Sekretariats der Vierten Internationale (VS) von 1979, dass „die gegenwärtige soziale Zusammensetzung unserer Bewegung völlig abnormal ist. Dies ist eine geschichtliche Tatsache.“ (Congress Report, S. 44). Dies bezog sich nicht nur auf die amerikanische SWP, sondern auf das ganze VS!
Die amerikanische SWP übertrieb die Unterstützung für Mittelschichtthemen, die, nebenbei gesagt, in Ländern wie Großbritannien auch vom rechten Flügel der Arbeiter*innenbewegung unterstützt werden, z.B. von Roy Jenkins, der jetzt einer der Führer*innen der neuen Sozialdemokratischen Partei ist. Sie betonen solche liberalen politischen Themen wie „Frauenbefreiung“ und „Schwulenbefreiung“. Es ist natürlich richtig, gegen jede Form von Verfolgung von Homosexuellen zu kämpfen und für gleiche Rechte für Frauen zu arbeiten. Aber es ist notwendig, sich für die Kämpfe von Arbeiter*innen einzusetzen und sich auf die Arbeiter*innenthemen als Hauptarbeitsfeld für den Marxismus bei der Schaffung von Kadern zu konzentrieren.
Auf die selbe Weise steht die amerikanische SWP für „Schwarzenbefreiung“ und stellt sich damit auf den rechten Flügel der amerikanischen Schwarzenbewegung und ruft zur Bildung einer „unabhängigen Schwarzenpartei“ auf („Ein Übergangsprogramm zur Schwarzenbefreiung, SWP-Kongress von 1969). Die entsprechende Forderung auf Sri Lanka wäre die Forderung, dass die tamilischen Arbeiter*innen nicht der marxistischen Partei beitreten, sondern eine tamilische Partei mit einem radikalen Programm bilden.
Nachdem die amerikanische SWP und der Rest des VS es in Jahrzehnten von Kampagnen zu Einzelthemen unter Studierenden, Frauen, Schwulen und Schwarzen nicht geschafft haben, ihre Kräfte aufzubauen, haben sie auf ihrem Kongress von 1979 formell beschlossen, sich „der Industrie zuzuwenden“. Mit anderen Worten schicken sie ihre Mittelschichtmitglieder in die Fabriken. Wie die russischen Narodniki „gehen sie ins Volk“. Aber das wird nur dazu führen, dass sie ihre Mittelschichtunterstützer*innen verlieren und zugleich die Arbeiter*innen mit ihren arroganten Haltungen abstoßen.
Die amerikanische SWP ist völlig unfähig, wirklich in die Arbeiter*innenklasse einzudringen und hat gezeigt, dass sie die ungeheuren Möglichkeiten nicht verstehen können, die gegenwärtig in den Vereinigten Staaten innerhalb der Gewerkschaften und der Arbeiter*innenklasse allgemein bestehen.
Die britische „Sektion des VS“, die IMG [International Marxist Group] bleibt eine unbedeutende kleine Sekte, die sich ständig spaltet, wiedervereinigt und wieder spaltet, ungefähr wie eine Amöbe. Sie war in den letzten Jahren in Erscheinungsbild, Mitgliedschaft und Politik hauptsächlich auf Studierende orientiert.
In Lateinamerika hat das VS nichts aufgebaut und in der Tat das meiste seiner Unterstützung in einer Spaltung 1979 an eine andere Sekte verloren [die Abspaltung von Morenos Anhänger*innen, die sich dann vorübergehend mit den Lambertist*innen verbanden]. In Peru haben sie zwei Abgeordnete, deren Basis die Bäuer*innenschaft und nicht die Arbeiter*innenklasse ist.
In den meisten Gegenden der Welt sind ihre Sektionen eine Fiktion oder bestehen nur aus einer Handvoll Leute. In mehr als 40 Jahren haben sie es nicht geschafft, mehr als Phantomparteien der Revolution aufzubauen.
Wenn man die grundlegenden politischen Irrtümer beiseite lässt, die in Dokumenten wie dem „Programm der Internationale“ analysiert werden, ist einer der Hauptgründe für dieses Scheitern natürlich die objektive Lage, die es auf der Welt gab. Die Wiederbelebung des Kapitalismus nach 1945 hatte die Nebenwirkung des Wiederaufbaus von Parteien des Stalinismus und Reformismus.
Die ganze Geschichte zeigt, dass die Massen erst neue politische Ideen annehmen, wenn sie durch die alten traditionellen Organisationen der Arbeiter*innenklasse gegangen sind. Nur wo keine der alten traditionellen Organisationen bestand, wie in der kolonialen Welt, zum Beispiel China, Indonesien und Indien, begannen die Organisationen der Kommunistischen Internationale von Beginn an. Tatsächlich war der Grund, warum der Trotzkismus in den frühen Tagen vor dem Krieg auf Sri Lanka so gut ankam, dass er auf unbebautem Boden begann, wo es keine stalinistische Tradition und nur eine sehr schwache reformistische Partei gab.
Die Massenkräfte der Komintern bildeten sich in bestehenden Organisationen
Einer von GMs Hauptfehlern ist, Dinge aus einem rein nationalen Gesichtswinkel auf der Grundlage Sri Lankas oder auch aus der Erfahrung der kolonialen Welt zu betrachten. Nirgends, wo es Massenorganisationen der Arbeiter*innenklasse gab, wurden neue Organisationen geschaffen, die nicht zumindest teilweise aus den alten Organisationen der Arbeiter*innenklasse kamen.
Selbst in Russland stammten die Bolschewiki aus der alten Sozialdemokratischen Arbeiter*innenpartei Russlands. Der Bolschewismus wurde erst 1912 eine unabhängige eigenständige Partei, als er die Unterstützung von 80 Prozent der organisierten Arbeiter*innen hatte. Selbst nach der ersten Februarrevolution gab es nur etwa achttausend Mitglieder der Bolschewistischen Partei. Aber trotz der Dringlichkeit der Probleme, vor denen das russische Proletariat stand und trotz Lenins Arbeit bei der Schaffung einer unabhängigen Partei des Bolschewismus 1912, verbanden sich nach der Februarrevolution die Bolschewiki und die Menschewiki in vielen, wenn nicht den meisten Gebieten Russlands, bis in den Juli 1917!
Nur in Petrograd und Moskau waren die Kräfte des Bolschewismus von den frühen Tagen der Revolution an getrennt. Selbst da waren, wir wir wissen, Stalin und Kamenew für Einheit mit den Menschewiki. Das fiel nicht vom Himmel, sondern kam aus der Geschichte der russischen Bewegung selbst.
Auf der anderen Seite wurden de Parteien der Komintern hauptsächlich aus den alten bestehenden Organisationen der Arbeiter*innenklasse gebildet, in Frankreich, Deutschland, der Tschechoslowakei, Schweden, den Vereinigten Staaten und in anderen Ländern. Die neuen Organisationen wuchsen aus dem Mutterleib der alten Organisationen.
Wir haben gesehen, dass dies jetzt für die kolonialen Länder gilt, zunächst in der Erfahrung Sri Lankas. Jetzt sehen wir, dass in Indien wegen der kriminellen Unfähigkeit der Mandelist*innen zur Entwicklung einer marxistischen Orientierung und marxistischen Arbeit (wenn wir für einen Moment ihre politischen Irrtümer beiseite lassen) die Kräfte für eine neue Bewegung sich zuerst in der alten Kommunistischen Partei Indiens entwickelten, was zu einer Spaltung und der Bildung der Kommunistischen Partei Indiens (Marxist*innen) und dann einer weiteren Spaltung in der CPI(M) führte, die die Kommunistische Partei Indiens (Marxist*innen-Leninist*innen) bildete. Die Tragödie in Indien war, dass es keine Gruppierung gab, keinen Kern von Marxist*innen, der aus der ungeheuren Unzufriedenheit Nutzen ziehen konnte, die durch die reformistische Politik der Kommunistischen Partei Indiens verursacht wurde, um eine wirkliche marxistische Tendenz zu schaffen. Als eine Folge wurden in der CPI(M) neue zentristische Organisationen geschaffen, die später reformistisch wurden, und mit der CPI(M-L) wurde, noch tragischer, eine abenteuerliche maoistische terroristische Organisation geschaffen.
Diese Lehren zeigen, dass keine neue Organisation der Arbeiter*innenklasse geschaffen werden wird, bevor die Massen nicht immer wieder mit ihrer eigenen Erfahrung die Unfähigkeit der alten Organisationen des Proletariats bei der Lösung der Probleme der Arbeiter*innenklasse ausgetestet haben.
Das völlige Versagen von Mandel, Hansen, Healy, Lambert & Co beim Aufbau von irgend etwas Lebensfähigem und ihr ständiges Zersplittern in Dutzende von nutzlosen Sekten, wie es die Erfahrung von Sri Lanka selbst zeigt, kommt zuerst aus ihrem Mangel an Verständnis für die grundlegenden Ideen des Marxismus (was im Dokument „Programm der Internationale“ erklärt wird) und ihrem völligen Mangel an Verständnis, wie sie die Arbeit strategisch und taktisch auf den Aufbau der Bewegung orientieren sollen.
Keynesianismus, Osteuropa, China – Perspektiven nach dem Krieg
Sie haben es überhaupt nicht geschafft, den Charakter der Epoche zu verstehen, die nach dem Zweiten Weltkrieg folgte. In den frühen Stadien konnte niemand ihnen vorwerfen, dass sie unter sehr schwierigen Bedingungen keine Massenparteien aufbauen konnten. Generäle können im Krieg nicht gewinnen, wenn sie die notwendigen Kräfte nicht haben, und sind manchmal zum Rückzug gezwungen. Auch im Krieg der Klassen müssen die Generäle der Arbeiter*innenklasse sich manchmal zurückziehen. Aber ein guter General wird sich zur richtigen Zeit zurückziehen, ein schlechter General wird daraus eine Flucht und eine Katastrophe machen, was genau das ist, was besonders mit den Mandelist*innen, aber auch mit anderen Sekten passierte.
Während und seit dem Zweiten Weltkrieg waren sie völlig unfähig, sich auf die neue Weltlage zu orientieren, die sich entwickelt hat. Wir können die Hauptpunkte nur erwähnen, ohne sie zu entwickeln. Sie sind in dem oben erwähnten Dokument ziemlich erschöpfend entwickelt.
Sie verstanden überhaupt nicht die Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs. Sie erklärten, dass in Westeuropa nur bonapartistische Regime errichtet werden könnten. Es gebe keine Möglichkeit der Wiedererrichtung von bürgerlicher Demokratie. Sie sagten, dass es dem anglo-amerikanischen Imperialismus möglich sei, mit rein wirtschaftlichem Druck den Kapitalismus in Russland zu restaurieren! Regelmäßig seit dem Zweiten Weltkrieg haben sie die Trommeln für den Dritten Weltkrieg geschlagen!
Nach dem Zweiten Weltkrieg erklärten sie, dass keine wirtschaftliche Erholung des Kapitalismus möglich sei. Als es sich zeigte, dass dies offensichtlich falsch war, erklärten sie, dass es eine „oberste Grenze der Produktion“ gebe und dass die Produktion von 1938 die höchste sei, die unter dem Kapitalismus erreicht werden könne!
Nach dieser hirnrissigen Idee des angeblichen Marxismus übernahm die „Führung“ die hirnrissige Idee des Keynesianismus als bare Münze. Sie erklärten, dass es seit dem Zweiten Weltkrieg ein neues Stadium von „Neokapitalismus“ in der Welt gebe und dass die Kapitalist*innen „gelernt“ hätten, schwere Wirtschaftskrisen zu vermeiden und zu heilen. Sie sagten, dass die Kapitalist*innen mit keynesianischen Methoden erfolgreich die Krisen des Kapitalismus überwinden könnten! Darin spiegelten sie gemeinsam mit den Stalinist*innen und Reformist*innen den Druck des Kapitalismus wider.
Tatsächlich lag die weitere Degeneration der Zweiten Internationale und der Kommunistischen Parteien an diesen Wirtschaftsaufschwung des Kapitalismus. Die Degeneration der alten LSSP kann auf zwei Faktoren zurückgeführt werden. Einer war die völlige Unfähigkeit von Mandel, Healy, Cannon, Hansen & Co, den Genoss*innen von Sri Lanka internationale Führung zu geben, und der zweite war der Druck der Entwicklung des Kapitalismus selbst.
Zur Frage des Stalinismus ist die Bilanz dieses traurigen Haufens nicht viel besser. Sie erklärten in der Nachkriegsperiode, dass in den Ländern Osteuropas „Staatskapitalismus“ errichtet worden sei, während Russland ein deformierter Arbeiter*innenstaat geblieben war! Aber nachdem sie auf dem Weltkongress von 1948 die wirklichen Marxist*innen von Großbritannien angegriffen hatten, dass sie vor dem Stalinismus kapitulieren würden, weil sie erklärten, dass sowohl Osteuropa als auch Russland deformierte Arbeiter*innenstaaten seien, machten sie nach der Spaltung zwischen Stalin und Tito einen Purzelbaum um 180°. Sie entdeckten in Jugoslawien einen „gesunden Arbeiter*innenstaat“! Durch irgendwelche mysteriösen Mittel ist ein „staatskapitalistisches“ Land über Nacht ein „gesunder Arbeiter*innenstaat“ geworden, obwohl sich nichts Grundlegendes geändert hat. So machten sie über die Köpfe des marxistischen Flügels der Bewegung hinweg eine Wendung um 180°. In China erklärten sie bis 1951, dass Maoismus staatskapitalistisch sei auf der Grundlage der falschen Haltung der damaligen chinesischen „Trotzkisten“. Dann machten sie 1951 einen Purzelbaum und erklärten, dass China jetzt ein „gesunder Arbeiter*innenstaat“ sei. Die amerikanische SWP behauptete bis 1953, dass China staatskapitalistisch sei! In der Tat war der Konflikt zu China und dem Maoismus einer der Gründe, warum sie die Marxist*innen 1965 aus ihrer Internationale ausschlossen.
Die amerikanische SWP übernahm 1947-48 eine Haltung, dass Mao den Staatskapitalismus vertrete und vor Tschiang Kai-schek kapitulieren würde und nie den Jangtse-Fluss überqueren würde! Eine Haltung, die später widerlegt wurde, wie es diesen Leuten immer passiert.
Dies war die Haltung von James Cannon, Hansen und den anderen Führer*innen der SWP in Amerika. Cannon und die amerikanische SWP hatten auch die Haltung, dass nach 1945 der Krieg noch immer andauere! Dies war Teil ihrer Wahnvorstellung eines unmittelbaren Krieges zwischen den kapitalistischen Mächten und Russland. Sie verstanden die Wirkungen des Zweiten Weltkrieges und die Möglichkeit, dass es für eine vorübergehende Periode eine Festigung des Stalinismus geben würde, völlig falsch.
Alle diese Tendenzen, Healy, Mandel, Pablo und Hansen, kapitulierten vor der maoistischen Idee der „Kulturrevolution“ in China. Sie erklärten, dass dies eine „neue Version der Pariser Kommune“ sei.
Ihr Versagen, ihre Fehler in diesen und anderen Fragen nicht zu analysieren, ist der Hauptgrund dafür, warum sie völlig unfähig sind, auch nur eine Karikatur von etwas irgendwo in der Welt aufzubauen, was man eine marxistische Strömung nennen könnte.
Das Versagen des VS beim Verständnis der kolonialen Revolution zeigt sich bei ihrer Kongressresolution von 1979, dass Äthiopien, Angola und Mozambique von „nationalistischen Kleinbürger*innen beherrscht werden … [die ein] Kulturmedium für die Entwicklung einer einheimischen bürgerlichen Eigentümerklasse sind“ (Congress Report, S. 19) So machen sie wesentlich die selben Fehler, die sie in den frühen Tagen nach 1945 bezüglich Osteuropas machten. Bis heute erklärt die amerikanische SWP Kuba immer noch für einen gesunden Arbeiter*innenstaat und der VS-Kongress von 1979 beschloss, die Frage offenzulassen (Congress Report S. 67)!
Ihre Politik des „tiefen Entrismus“ in den Sozialistischen und Kommunistischen Parteien war eine völlige Katastrophe. Sie verloren viele ihrer Mitglieder an die reformistischen Organisationen in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und in anderen Ländern. Von opportunistischer Arbeit in den Arbeiter*innenparteien gingen sie zu Abenteurertum mit der Unterstützung von Guerillakampf in Lateinamerika, Irland und anderswo über.
Es ist ein absoluter Skandal, den man diesen Herren nie vergeben kann, dass sie die abenteurerische und terroristische ERP in Argentinien unterstützten, die den Weg für die Katastrophe bereitete, dass die Militärdiktatur in Argentinien an die Macht kam. In Uruguay unterstützen sie die Tupamaros und tragen als Folge etwas Verantwortung für die Katastrophe dort und dass das Militär an die Macht kam. Dies führte zu einer Lage, wo tatsächlich ein Viertel der Bevölkerung aus Uruguay auswanderte! Die ERP wurde 1970 als der militärische Flügel der PRT (Combatiente) gegründet, der offiziellen Organisation der Mandelist*innen in Argentinien von 1969 bis Juli 1973, als die aus dem VS austraten. Dies ist eine Widerwärtigkeit, ein Skandal und eine völlige Karikatur von allen, was von Marx, Engels, Lenin und Trotzki dazu gelehrt wurde, wie man eine revolutionäre Partei aufbaut. Diese Sektierer*innen haben keine Prinzipien und keine ausgearbeitete Politik, sondern stolpern von Sektierer*innentum zum Opportunismus und wieder zurück.
Ein Katalog von Fehlern
Wie Lenin erklärte, ist Guerillakampf die Methode des Lumpenproletariats und der Bäuer*innen. Es gibt zwar eine gewisse Rechtfertigung für Guerillabewegungen in Länder, wo es praktisch kein Proletariat gibt, aber es kann keinerlei Rechtfertigung für Stadtguerilla geben! Selbst wenn Bäuer*innenkriege siegreich sind, können sie nur zum Sieg von bürgerlichem oder proletarischem Bonapartismus führen. Sie können nie zum Sieg der sozialistischen Revolution in der klassischen Form führen, die die bewusste Bewegung durch das Proletariat erfordert. Stadtguerilla versucht, die Bewegung des Proletariats durch Studierende, Lumpenproletariat und sogar ein paar deklassierte Arbeiter*innen zu ersetzen und ist völlig gegen alle Lehren des Marxismus. Sie hat jedes Mal zu einer Katastrophe geführt. Das war die Erfahrung in Lateinamerika und anderen Kontinenten.
De Mandelist*innen sind vom Opportunismus zum Abenteurertum und zurück gegangen und haben gewöhnlich beide erfolgreich verbunden! Sie bleiben genauso wie der Rest der Sekten eine vergiftende Clique von Kleinbürger*innen, die selbst, wenn sie verstreute Arbeiter*innen hier und da gewinnen, sie studentisieren, statt ihre studentischen Unterstützer*innen zu proletarisieren.
Diese Sekten sind unfähig, selbst unter den günstigsten Bedingungen eine marxistische Strömung aufzubauen. Alles, was sie machen, ist, eine Person oder Gruppe zu finden, die ihnen eine Abkürzung dazu liefert, sich selbst als glaubhaftes Phänomen zu gründen. In den kolonialen Ländern hängen sie sich an die Guerillakrieg dran. In den Metropolenländern hingen sie sich an die Studentenbewegung dran, die sich in den sechziger Jahren entwickelte.
Ihre Haltung war, dass es eine „Amerikanisierung“ des Proletariats in Westeuropa gegeben habe. Und als Folge dieser „Amerikanisierung sei das Proletariat korrupt und für fünfzig Jahre unfähig zu jeder Bewegung geworden! In dieser Hinsicht übernahmen sie die Ideen des kleinbürgerlichen „Soziologen“ Marcuse. Einen Monat vor dem Französischen Generalstreik und den Fabrikbesetzungen vom Mai 1968 erklärten sie auf einer Versammlung in London, auf der Pierre Frank und Mandel sprachen, dass für 30 bis 50 Jahre in Frankreich und Westeuropa nichts passieren würde!
Sie hatten bevor de Gaulle 1958 an die Macht kam erklärt, dass das ein entscheidender Sieg der Reaktion sein würde, der der Niederlage des deutschen Proletariats durch Hitler gleichkäme!
Diese kleinbürgerliche Strömung schaute wie der Rest der Sekten auf andere Klassen als das Proletariat – die Studierenden, Kleinbürger*innen und Bäuer*innen – als der Grundlage für das Erreichen einer neuen Gesellschaft.
In einem Stadium übernahmen sie Illusionen in die Selbstreform der jugoslawischen, chinesischen und sogar der russischen Bürokratie! Sie schauten immer nach Abkürzungen und nach „Rettern“: Tito, Gomulka, Ho Tschi Minh, Castro, Ché Guevara, Mao, Chruschtschow, Dubček etc.
Alle Tendenzen machen Fehler, aber Fehler werden ein Verbrechen, wenn keine Analyse dieser Fehler gemacht wird und die angemessenen Folgerungen aus ihnen gezogen werden. Wenn ein Schnitzer nach dem anderen gemacht wird und über Jahrzehnte ein Zickzackkurs von Opportunismus zu Abenteurertum und zurück praktiziert wird, dann ist es keine Frage mehr von vereinzelten Fehlern, sondern einer organischen Tendenz, die unfähig zur Selbstreform und zur Übernahme richtiger marxistischer Politik ist.
Außer Demoralisierung, Zerfall und Verwesung ist nichts von den Sekten gekommen. Der Grund, warum der Marxismus in Großbritannien, auf Sri Lanka und in anderen Ländern einen gewissen Erfolg hatte, ist, weil er entschlossen den Sekten den Rücken zuwandte und zu den frischen Arbeiter*innen schauten, den frischen aktiven Arbeiter*innen in den Massenorganisationen: den Gewerkschaften, den traditionellen Arbeiter*innenmassenparteien und den Betrieben allgemein.
Junge Elemente der Sekten können möglicherweise auf der Grundlage der von den Marxist*innen erreichten Erfolge gewonnen werden: so war es in Sri Lanka, Großbritannien und anderen Ländern. Aber gewöhnlich erfordert es Jahre von neuer Schulung, um die Elemente aus den Sekten neu auszubilden, die falsch geschult wurden. Nur die jüngeren Elemente können auf diese Weise gerettet werden, auf der Grundlage, dass man ihnen in der Aktion die Überlegenheit der Ideen des Marxismus zeigt.
Fatal, Zeit mit den Sekten zu verwenden
Genau zu dieser Frage schrieb Engels an Bebel am 20. Juni 1873: „Wenn man sich wie Sie gewissermaßen in einer Konkurrenzstellung zum Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein befindet, so nimmt man leicht zu viel Rücksicht auf den Konkurrenten und gewöhnt sich, in allem zuerst an ihn zu denken. Nun ist aber sowohl der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein wie die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, beide zusammen, immer noch eine sehr kleine Minorität der deutschen Arbeiterklasse. Nach unserer Ansicht, die wir durch lange Praxis bestätigt gefunden haben, ist aber die richtige Taktik in der Propaganda nicht die, dem Gegner hier und da einzelne Leute und Mitgliedschaften abspenstig zu machen, sondern auf die große noch teilnahmslose Masse zu wirken. Eine einzige neue Kraft, die man aus dem Rohen heraus selbst herangezogen hat, ist mehr wert als zehn Lassallesche Überläufer, die immer den Keim ihrer falschen Richtung mit in die Partei hineintragen. Und wenn man die Massen nur bekommen könnte, ohne die Lokalführer, so ginge das noch. So aber muss man immer einen ganzen Haufen von solchen Führern mit in Kauf nehmen, die durch ihre früheren öffentlichen Äußerungen, wenn nicht durch ihre bisherigen Anschauungen gebunden sind und nun vor allem nachweisen müssen, dass sie ihren Grundsätzen nicht abtrünnig geworden, dass vielmehr die Sozialdemokratische Arbeiterpartei den wahrenLassalleanismus predigt. Das war das Pech in Eisenach, damals vielleicht nicht zu umgehen; aber geschadet haben diese Elemente der Partei unbedingt, und ich weiß nicht, ob diese auch ohne jenen Zutritt nicht heute mindestens ebenso stark wäre. Jedenfalls aber würde ich es für ein Unglück halten, wenn diese Elemente Verstärkung erhielten.“ (Marx Engels Werke, Band 33, S. 589 f.)
Es wäre für Marxist*innen fatal, Zeit mit den Sekten zu verschwenden. Viel mehr als zu Engels Zeit, als er der deutschen Sozialdemokratie den Rat gab, keine Zeit mit den Lassalleaner*innen zu verschwenden, sondern auf die Massenbewegung der Arbeiter*innenklasse zu schauen, bleibt es unvergleichbar wahr bezüglich der bedeutungslosen Sekten von heute, die keine Grundlage in der marxistischen Theorie haben, keine Massenunterstützung und völlig unfähig sind, eine lebensfähige Tendenz zu entwickeln. Die meisten der Elemente, die sie zusammengepackt haben, sind menschlicher Abfall. Die Geschichte zeigt, dass außerhalb der Arbeiter*innenbewegung nichts erreicht werden wird.
Nun fordert Genosse GM ein Kochbuch von Regeln, wie man die Kapitalist*innen stürzt. Wie Genosse Trotzki vor langer Zeit erklärte, gibt es kein Kochbuch mit Rezepten für diesen Zweck. Eine marxistische Position ist begründet auf der Grundlage der Arbeit von Marx, Engels, Lenin und Trotzki und die Arbeit der Marxist*innen in den letzten vier Jahrzehnten. Dieses Material sollten Genoss*innen wie GM studieren, wenn sie ein Verständnis der Taktiken haben möchten, die wir übernehmen sollten.
Der Aufstieg des Terrorismus in entwickelten kapitalistischen Ländern war eine Folge der falschen Schulung, die auf der einen Seite durch die bäuerlichen Guerilla-Massenbewegungen (die in manchen rückständigen Ländern eine gewisse Berechtigung haben) und auf der anderen Seite die Schwäche des Marxismus erzeugt wurde. Der Aufstieg des Stalinismus, die Verstärkung des Reformismus führte zum Anstieg der Verzweiflung von durchgedrehten kleinbürgerlichen Studierenden und Intellektuellen, die den „leichten“ und „heldenhaften“ Weg des Terrorismus einschlagen und in vielen Fällen falsch geschulte Arbeiter*innenjugendliche hinter sich herziehen. Aber wie Trotzki erklärte, sind Terrorist*innen nur Liberale mit Bomben. Auf dem Weg des Terrorismus kann man nicht zur sozialistischen Revolution kommen.
Nur die kleinbürgerlichen Mandelist*innen konnten ernsthaft die Machtübernahme diskutieren, ohne die Mehrheit der Arbeiter*innenklasse zu gewinnen. Es ist völlig lächerlich, sich vorzustellen, dass die Aufgabe der Schaffung von Massenparteien beginnen könne, bevor die Kader im Rahmen der Massenorganisationen der Arbeiter*innenklasse gesammelt worden sind.
Der skizzenhafte Umriss ist in anderem marxistischen Material ergänzt. Es ist nicht notwendig, hier weiter ins Detail zu gehen.
Das breite Panorama des Klassenkampfes wird in anderen Dokumenten und Berichten angezeigt. Wenn sich GM die Mühe machen würde, die Resolutionen der ersten vier Kongresse der Kommunistischen Internationale und die Arbeiten Lenins und Trotzkis zu lesen, würde er sehen, dass die Methode der Analyse und Perspektiven, die von der marxistischen Tendenz übernommen wurde, die einzige Methode ist, um den Weg für Kader zu bereiten. Auf der Grundlage von breiten Perspektiven ist es dann möglich, Strategie und Taktik zu entscheiden, die in jedem Land, wo Marxist*innen arbeiten, bewusst angewandt werden.
Die Sammlung von Kadern ist eine entscheidende Aufgabe, vor der die Marxist*innen aller Länder stehen. Überall, selbst in Sri Lanka, wo es eine Massenpartei gibt, ist es trotzdem notwendig, die Kader zu sammeln. In Sri Lanka sind die Marxist*innen über die Stufe einer kleinen Propagandagruppe hinausgegangen und viele wertvolle Lehren können von den Marxist*innen international gelernt werden, wie man eine Massenpartei baut, indem man am Klassenkampf teilnimmt und Massenunterstützung gewinnt. Natürlich muss man in allen Ländern am Klassenkampf teilnahmen. Zweihundert bis vierhundert Seiten könnte man den Erfahrungen widmen, die die marxistische Strömung in Großbritannien gemacht hat. Aber es reicht aus, sich bloß auf die anderen Dokumente zu beziehen, wo das über eine Reihe von Jahren hinweg entwickelt ist.
GM sagt: „Es gab keine Diskussion über die kurzfristige Strategie der Arbeiter*innenklasse bei der Machteroberung und dem Sturz der kapitalistischen Herrschaft. Es gab auch keine Diskussion der unabhängigen Linie, die in den verschiedenen Ländern bezüglich des Klassenkampfs dort verfolgt werden sollte.“ Darauf wurde in früherem Material ausreichend geantwortet und es ist nicht notwendig, weiter in irgendwelchen Details zu gehen.
Einheitsfront – Massenorganisationen für Massentätigkeit
Es ist wahr, dass die Aufgaben auf Sri Lanka andere sind als in anderen Ländern. In allen Ländern ist es notwendig, am Klassenkampf der Massen teilzunehmen, um ihre Unterstützung zu gewinnen. Aber es wird auf völlig andere Weise als bei isolierten Individuen oder einer kleinen Tendenz gemacht, sobald eine Partei geschaffen wurde.
Bei den jüngsten Kommunalwahlen in Großbritannien, die zu einem Sieg für die Labour Party im nationalen Maßstab führten, bekamen die einzigen angeblichen Arbeiter*innengruppierungen, die Kandidat*innen gegen die Labour Party aufstellten – die Kommunistische Partei, die Revolutionäre Arbeiter*innenpartei [Healyisten] und die winzige Revolutionäre Kommunistische Tendenz – lächerliche Ergebnisse.
Der Prozess der Veränderung und Entwicklung der Massenbewegung wurde nur von der marxistischen Tendenz erklärt. Wir sahen den Prozess 1968 in Frankreich nach dem großartigsten Generalstreik und Fabrikbesetzungen in der Geschichte der Arbeiter*innenklasse in irgendeinem Land. Ein Generalstreik, der etwa einen Monat dauerte und etwa 10 Millionen Arbeiter*innen umfasste. In diesen Ereignissen in Frankreich und auch in anderen Ländern waren und sind die Sekten unfähig, Unterstützung auf der Grundlage der Massenbewegung der Arbeiter*innenklasse zu gewinnen. Es wird in keiner Massenbewegung in keinem Land auf der Welt anders sein. Diese überhebliche, arrogante und unwissende Sekte der Mandelist*innen gab zur Zeit des Generalstreiks tatsächlich ein Flugblatt an die Arbeiter*innen in Frankreich heraus, das besagte, dass die Arbeiter*innen keine sozialistische Theorie verstehen könnten und die Studierenden bräuchten, um ihnen die Theorie zu erklären! Nur die Toleranz der Arbeiter*innenklasse bewahrte sie davor, die wohlverdiente Prügel zu bekommen. Diese falsche Theorie, die nach Verachtung für die Arbeiter*innenklasse stinkt, ist nur die andere Seite der Medaille ihrer Unterstützung für Stadtguerilla.
Die Mandelist*innen fantasierten nach den Besetzungen von 1968 über einen unmittelbaren neuen revolutionären Aufschwung, ohne zu erklären, dass die Arbeiter*innenklasse immer wieder durch die Erfahrung mit dem Verrat durch die bestehenden Massenorganisationen zu gehen habe, bevor sie sich einer neuen Organisation zuwenden würde. Beiläufig, selbst ein paar Tausend Leute sind keine Massenbasis, eine Massenbasis würde Hunderttausende Menschen umfassen. Das Ziel ist, zunächst Dutzende, dann Hunderte, dann Tausende und dann Zehntausende und Hunderttausende von Menschen zu gewinnen. Diese können nur in der Massenbewegung selbst durch die Erfahrung der Arbeiter*innenklasse plus die Ideen des Marxismus gewonnen werden. Diese beiden Sachen zusammen werden die Wirkung des Aufbaus der marxistischen Massenströmung haben.
In Frankreich erklärten die Sekten – und sie sind leider große Sekten – dass die Sozialistische Partei am Ende sei. Bei den Wahlen 1969 gewann die Sozialistische Partei nur 5 Prozent der Stimmen. Aber dreizehn Jahre später sehen wir den Sieg der Sozialistischen Partei bei den Präsidentschaftswahlen! Die Marxist*innen sagten jedoch eine neue Sammlung der Arbeiter*innenklasse um die Sozialistische Partei und in der Zukunft um die Kommunistische Partei voraus, solange keine marxistische Alternative geschaffen würde.
Genosse GM beschwert sich, dass alle anderen „marxistischen“ Organisationen als sektiererisch charakterisiert würden. Das ist völlig wahr. Die Marxist*innen bekennen sich bei diesem von GM vorgebrachten Vorwurf froh und begeistert für „schuldig“. Diese Organisationen werden zwischen Opportunismus und Sektierer*innentum hin und her pendeln, ohne die Massenbasis, die die Reformist*innen und Stalinist*innen besitzen. Sie sind völlig unfähig, Kader zu schulen, um den Weg für die Zukunft zu bereiten. Sie haben falsche Prinzipien, falsche Politik, falsche Strategie und falsche Taktik. Daher werden sie nie eine Massenbewegung schaffen, die eine bedeutsame Wirkung auf die Leben der Arbeiter*innenklasse in irgend einem Land haben könnte.
So weit die Sekten irgend eine Bedeutung im Rahmen von Gewerkschaften haben, wo zum Beispiel einzelne Arbeiter*innen, besonders in den Angestelltengewerkschaften von ihren Ideen vergiftet worden sind, schließen die Marxist*innen sie nicht aus allgemeiner Einheitsfrontarbeit in linken Oppositionsströmungen etc. aus. Glücklicherweise können sie nicht viel Schaden anrichten, weil die Marxist*innen sie allgemein isolieren können. Wo immer sie irgendwelchen Erfolg gehabt haben, war es verheerend für die Organisation eines organisierten linken Flügels in den Gewerkschaften. Aber wo es möglich ist, mit Ultralinken und Opportunisten dieser Art zum Nutzen irgendwelcher unmittelbaren Erfolge zusammenzuarbeiten, die für die Arbeiter*innenklasse erreicht werden können, wird das natürlich gemacht.
GM hat jedoch eine äußerst merkwürdige Idee von der Einheitsfront. Lenin und Trotzki erklärten, dass die Einheitsfront keine Front von bedeutungslosen Cliquen ist, wie die, die auf Sri Lanka bestehen und auf Sri Lanka, in Großbritannien und anderen Ländern leider eine Wirkung am Rande haben. Eine Einheitsfront ist ein Übereinkommen von Massenorganisationen für Massentätigkeitauf Seiten des Proletariats. Es ist bedeutungslos, wenn vorgeschlagen wird, dass winzige Organisationen wie diese, die niemanden vertreten als sich selbst, in eine Einheitsfront einbezogen werden sollten. In gewissem Sinne führen in Großbritannien und anderen Ländern mit reformistischen Massenorganisationen Marxist*innen einheitsfrontartige Arbeit im Rahmen der Massenorganisationen selbst durch. Wo die Sektierer*innen sich in die politischen Organisationen der Klasse verirren richten sie Schaden an, dem durch die Ideen und Tätigkeit der Marxist*innen entgegengewirkt werden muss. Diese haben sich auf der Grundlage der Erfahrung der letzten 45 Jahre den Ratschlag von Engels zu Herzen genommen, ihren Rücken den Sekten und ihr Gesicht der Arbeiter*innenklasse zuzuwenden.
Zu argumentieren, dass es Vereinbarungen mit den winzigen Organisationen geben solle, die für das Leben der Arbeiter*innenklasse keinerlei Bedeutung haben, und dass Tribune „nicht so wichtig“ sei, wie es GM macht, ist fast unglaublich. Tribuneist eine sehr wichtige linksreformistische Tendenz innerhalb der britischen Gewerkschaften und der Labour Party.
GM schreibt: „Die größte linke Partei in England ist die Socialist Workers Party. Abgesehen davon sind die hauptsächlichen linken Organisationen die KP, IMG, WRP. Abgesehen davon gibt es andere Organisationen. Innerhalb der Labour Party gibt es die Tribune-Gruppe. Sie ist eine sehr lose Gruppe. Sie sind auch groß. Als Organisation ist sie nicht sehr wichtig.“ Jede dieser Zeilen ist ein Fehler. Die SWP hat keinerlei Bedeutung für das Leben der Arbeiter*innenklasse. Die Kommunistische Partei ist viel größer. Wo immer es die SWP geschafft hat, Unterstützung innerhalb der Gewerkschaften und Betriebe zu bekomme, hat das immer in einer Katastrophe und einem Desaster für die Arbeiter*innen geendet. Deshalb hat sich die SWP in der letzten Periode keineswegs entwickelt, sondern wahrscheinlich ihre ganze betriebliche Basis verloren, während sich der Kampf der Arbeiter*innenklasse entwickelt hat. Die IMG, WRP und andere Organisationen wurden schon abgehandelt. Wir haben uns hauptsächlich auf die Mandelist*innen konzentriert wegen der Bedeutung, die diese Organisation in den Augen von GM einnimmt.
Wir werden auf die Lage in Irland detaillierter eingehen, weil sich hier die reaktionäre Haltung der Sekten und ihren Mangel an marxistischem Verständnis auf der einen Seite und die Notwendigkeit einer flexiblen marxistischen Herangehensweise auf der anderen Seite unanfechtbar zeigt. Außer auf Sri Lanka gibt es nirgendwo in der Welt eine revolutionäre Massenpartei. Es gibt reformistische und stalinistische Massenparteien und ohne die Gewinnung der aktiven Schichten dieser Parteien ist keine revolutionäre Arbeit von irgend welcher grundlegenden Bedeutung möglich. Leider gingen revolutionäre Gelegenheiten in Indien, Italien und Frankreich verloren wegen dem Fehlen eines marxistischen Kerns, der in den Massenorganisationen gearbeitet hätte oder sich auf die Massenorganisationen orientiert hätte, wo die Marxist*innen bürokratisch ausgeschlossen wurden.
„Geduldig erklären“
Wie kann GM erwarten, dass die aktiveren Massen sofort, ohne die Anleitung durch marxistische Kader und marxistische Tätigkeit, die reformistische Politik der Gewerkschaftsführer*innen auf der einen Seite und der Sozialistischen und Kommunistischen Parteien auf der anderen Seite verstehen. Wenn das für die aktiven Schichten der Arbeiter*innenklasse gilt, dann gilt das tausendmal mehr für die trägen Massen, die Reformismus und Stalinismus in den verschiedenen Ländern unterstützen. Ereignisse und Marxismus werden es langsamer oder schneller schaffen, die Grundlage für die Entwicklung einer marxistischen Tendenz in allen Massenparteien der Arbeiter*innenklasse zu legen. Die Arbeiter*innen in den Massenparteien und Gewerkschaften, die aktiven Arbeiter*innen und noch mehr die inaktiven Arbeiter*innen werden die kleinlichen Aktivitäten der Wirrköpfe nicht einmal bemerken, die eingebildete revolutionäre Parteien außerhalb der Massenbewegungen aufbauen!
Bevor man über revolutionäre Tätigkeit auch nur anders als theoretisch nachdenken kann, muss man die Kader des Marxismus sammeln, nach den Grundsätzen der Aktivität und des von den Marxist*innen skizzierten Materials.
GMs leblose Haltung zeigt sich zum Beispiel bei seiner Herangehensweise an die Labour Party in Südirland: „Die größte linke Partei ist die Labour Party (in Irland). Es gibt viel Bürokratie innerhalb der Labour Party. Sie heißt zwar Labour Party, ist aber keine in der Arbeiter*innenklasse verankerte revolutionäre Partei. Sie ist völlig reformistisch geworden. Während des Koalitionsregimes ist die Labour Party sehr unpopulär geworden.“ Zweifellos ist die Politik der Labour Party reformistisch, aber das hält sie nicht davon ab, die einzige Partei der Arbeiter*innenklasse von irgendwelcher Bedeutung in Südirland zu sein. Die Irische Kommunistische Partei ist eine winzige Sekte. Die politischen Sektierer*innen, die es gab, sind praktisch verschwunden, obwohl sie auch im Verlauf des letzten Jahrzehnts oder so Phantome von revolutionären Massenparteien erfunden haben.
Ein kleines bisschen Geschichte würde den Unterschied zwischen der marxistischen Herangehensweise auf der einen Seite und der Herangehensweise der Sekten und von GM auf der anderen Seite anzeigen. Die irische Labour Party beschloss 1970 prinzipiell an einer Koalitionsregierung teilzunehmen. Paddy Healy hatte damals eine Gruppe von etwa 75 Leuten im Rahmen der Labour Party gesammelt. Leider war Paddy Healy bei einer Reise nach Großbritannien in den sechziger Jahren von der Notwendigkeit der Arbeit innerhalb der irischen Jungsozialist*innen und der irischen Labour Party überzeugt worden. Und auf dieser Grundlage hatte er einen gewissen mäßigen Erfolg, weil es keine Alternative gab. Dann beschloss die Labour Party auf ihrer Konferenz 1970 in eine Koalition mit der rechten bürgerlichen Partei Fine Gael zu gehen. Wie die Sekten auf Sri Lanka 1964 erklärte Paddy Healy, dass dies eine Prinzipienfrage sei, griff die Führung der Labour Party als Verräter*innen an und verließ 1971 die Labour Party mit seinen 75 Mitgliedern. Jetzt ist Paddy Healy zu einer winzigen Sekte geworden, die sich im Schlepptau der Provisorischen IRA befindet. Die meisten der Unterstützer*innen, die er versammelt hat, sind in alle Winde verstreut.
Es war offensichtlich notwendig, die Koalition zu kritisieren, aber es war notwendig, mit der aktiven Basis der Labour Party durch die Erfahrungder Koalition zu gehen, bevor in Südirland irgend etwas erreicht werden konnte. Weil die wenigen Marxist*innen nicht mit den ultralinken Kinderkrankheiten der Sekten geschlagen waren, verstanden sie, dass es mit Lenins Worten notwendig war, den Mitgliedern der Labour Party „geduldig zu erklären“ und mit ihnen durch die Erfahrung zu gehen.
Leider sind Reformismus und Stalinismus eine lange Geschichte von Verrat über mehrere Jahrzehnt hinweg. Paddy Healy bildete sich ein, dass es einfach auf der Grundlage des jüngsten Verrats möglich wäre, eine revolutionäre Massenpartei in Irland auf der Grundlage „richtiger Prinzipien“ zu bauen. In der tatsächlichen Praxis führte es nur zum Zusammenbruch seiner Kräfte und natürlich seiner Illusionen. Die Tatsache, dass die reformistischen Organisationen zum Beispiel in Westdeutschland in einer Koalition mit bürgerlichen Parteien sind, bedeutet nicht, dass es möglich wäre, unmittelbar zum Aufbau einer revolutionären Massenpartei überzugehen, unabhängig davon, was in der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften passiert!
Reformismus und Stalinismus sind eine Geschichte von Verrat
Die Massen werden immer und immer wieder durch die Erfahrung gehen, bis die ersten Kader und dann eine Massentendenz gebaut sind. Nur mit der Hilfe einer solchen Massentendenz im Rahmen der Organisationen des Proletariats ist es möglich, eine lebensfähige Alternative zu den reformistischen Politiken der Sozialistischen und Kommunistischen Parteien zu bauen. Die Tätigkeit der Sekten hilft bei dieser Aufgabe keineswegs, sondern trägt bloß dazu bei, die weitgehend studentischen und Mittelschicht-Elemente, die sie für ihr Banner gewinnen, weiter zu verwirren und zu demoralisieren. Die Lehre von Sri Lanka, die Lehre von Irland und unzählbare andere Lehren zeigen an, dass es absolut entscheidend ist, Teil der organisierten Bewegung der Arbeiter*innenklasse zu bleiben, ohne die jede Tendenz zur Vergeblichkeit verurteilt ist.
Es ist ironisch, festzustellen, dass nach Berichten die Marxist*innen in der irischen Labour Party jetzt von einer kleinen Handvoll zu ein paar Hundert Unterstützer*innen geworden sind. Dies ist der Unterschied zwischen ihren Taktiken und den Taktiken aller anderen Tendenzen, die gegen die Marxist*innen sind.
Marxist*innen müssen die Masse der aktiven Schichten der Arbeiter*innenklasse in den Gewerkschaften und den Arbeiter*innenparteien von ihren Argumenten und durch die gemeinsame Erfahrung in den selben Massenorganisationen überzeugen. Winzige Organisationen außerhalb des Rahmens der Massenbewegung werden das Ohr der Massen nicht erlangen, die die Argumente, die sie vorbringen nicht vernehmen, geschweige denn auf sie hören werden.
Durch solche Aktivität kann man nicht nur die aktiven Schichten der Klasse, sondern auch die inaktiven Schichten der Klasse beeinflussen. Die Massen, besonders die Jugend, die zum politischen Leben erwachen, bewegen sich mit überwältigender Mehrheit zu den Massenorganisationen der Klasse. Sie werden die revolutionären Phantomparteien, die von den verschiedenen Sekten aufgebaut werden, nicht einmal bemerken.
Das Paradox ist, dass nicht nur die in der Bewegung aktiven Arbeiter*innen beeinflusst werden, sondern dass man, um unter den Arbeiter*innen außerhalb der Massenorganisationen aufzubauen, sie von innerhalb der Massenorganisationen der Klasse aus ansprechen muss!
Trotzkis Kommentare in der Periode vor dem Krieg sind von außerordentlicher Bedeutung in der Gegenwart. Er sagte, dass die Vorkriegstrotzkist*innen leider „außerhalb der Arbeiter*innenbewegung“ herangewachsen waren. Eine der größten Vorteile der gegenwärtigen Epoche ist, dass der Marxismus in Sri Lanka, in Großbritannien und in anderen Ländern als organischer Teil der Arbeiter*innenmassenbewegung herangewachsen ist.
Überall ist es notwendig, zu erfassen, dass den Sekten das elementare Verständnis dafür völlig fehlt, wie sie die Massen ansprechen können, weil ihnen die Erfahrung in der Massenbewegung fehlt. Es ist kein Zufall, dass alle Sekten ohne Ausnahme eine Verachtung für die Arbeiter*innenklasse haben.
Sie schreiben ihr eigenes Scheitern dem Bankrott der Arbeiter*innen und nicht ihrem eigenen Bankrott zu. Die marxistische Tendenz ist die einzige, die die Entwicklungen in China, Osteuropa, Äthiopien, Syrien und anderen Ländern erklärt hat. Sie sind die einzige Tendenz, die mit Stolz auf ihre Dokumente über 40 Jahre hinweg schauen kann. Sie können anders als die Sekten ihre alten Dokumente immer noch ohne rot zu werden veröffentlichen. Sie haben den bürgerlichen Bonapartismus, proletarischen Bonapartismus, die Frage des Guerillakampfes und aller in der Nachkriegsperiode beteiligten Klassenkräfte erklärt.
Die marxistische Tendenz hat die permanente Revolution unter modernen Bedingungen erklärt. Sie haben in Sri Lanka auf der Verbindung der Revolution auf Sri Lanka mit der indischen Revolution bestanden.
Die Sekten nehmen praktisch auf der Grundlage der Ideen des „Sozialismus in einem Lande“ teil. Sie haben bis heute nicht verstanden, dass sich eine sozialistische Gesellschaft anders als auf internationaler Grundlage nicht entwickeln lässt.
Das neue Dokument der Marxist*innen, das die Traditionen seiner Vorgänger fortsetzt, behandelt die Krise der drei Sektoren der Welt: der unterentwickelten Welt, der stalinistischen Welt und der entwickelten Welt. Hier ist eine Analyse der beteiligten Klassenkräfte und eine Erklärung, dass alle anderen Entwicklungen genau durch das Fehlen des subjektiven Faktors, die Schwäche des Marxismus bestimmt sind.
Von den unterentwickelten Ländern sagt GM: „Es gab keine Diskussion über die Koalitionserfahrung in Ländern wie Ceylon und die tiefe Krise der Koalitionsformationen international in dieser Periode“.
Man kann nicht alles in eine Diskussion packen. Es ist nicht notwendig, auf jedem Forum in die Fragen der Volksfrontpolitik zu gehen. Es wäre lächerlich, auf jedem Treffen genau die selben Dinge zu diskutieren. Trotzdem haben Marxist*innen eine Masse von Material über Volksfrontpolitik in Chile, Spanien und anderen Ländern erstellt und daher ist das Argument von GM zu dieser Frage völlig unrichtig.
Es ist wahr, dass mit der neuen Epoche des Niedergangs von Kapitalismus und Stalinismus, die sich im Weltmaßstab eröffnet hat, alle bürgerlichen Regime in der exkolonialen Welt betroffen sind: bonapartistische, demokratische, Klassenkoalitionen, konservative, Radikale und so weiter. Und im Fall von allen von ihnen hat nur die marxistische Tendenz eine Analyse gemacht und die Ereignisse erklärt.
GMs Aussage ist völlig unrichtig, dass „es keine Diskussion über die unmittelbaren Taktiken der Arbeiter*innenklasse bezüglich des Sturzes der kapitalistischen Regime und der Machtübernahme gab. Es gab nur eine Diskussion über den gegenwärtigen Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Aber es gab im Rahmen solch eines Zusammenbruchs keine Diskussion von revolutionären Interventionen – das heißt des subjektiven Faktors“.
Ereignisse plus Marxismus werden die Bewegung aufbauen
Das klingt tatsächlich wie ein schlechter Witz. Die ganze Diskussion der Marxist*innen während der letzten 45 Jahre ging darum, wie der subjektive Faktor aufgebaut wird. Eine „Partei“ auszurufen, bedeutet, wenn es keine Massenkräfte gibt, eine Partei in Worten auszurufen. Es ist völlig bedeutungslos, „die Partei auszurufen“. Wie die Erfahrung der Healyisten, Mandelisten, Samarakkodisten, der britischen SWP, Onkel Tom Cobbley und allen gezeigt hat, macht es die Lösung des Problems, Massenkräfte zu finden, überhaupt nicht leichter. Es verwirrt die Dinge im Gegenteil noch mehr. Wie lächerlich wären die Marxist*innen von Sri Lanka gewesen, wenn sie sich zu einer „Partei“ erklärt hätten, bevor sie die Masse der alten LSSP gewonnen hatten.
Es war und ist notwendig, in den wirklichen Prozessen einzugreifen, die auf der Welt stattfinden. Zuerst müssen Marxist*innen die objektive Lage des Kapitalismus beschrieben, die Aufgaben der Arbeiter*innenklasse und die wirklichen Prozesse, die in den Massenorganisationen der Klasse stattfinden. Es ist notwendig, da zu sein, wo die Massen sind, nicht bei den Mandels und all den anderen. In dieser Verbindung ist es interessant, festzustellen, dass Mandel 1965 die marxistische Opposition aus dem VS ausschloss, weil sie „eine wenig funktionierende Organisation“ haben. Zumindest wurde der Ausschluss so erklärt! Das ist der amüsanteste Witz von allen. Die Geschichte hat mit Mandel ein paar böse Witze gemacht. Er bildete sich ein, dass er eine Massenorganisation in Großbritannien hätte, weil er es Ende der sechziger Jahre geschafft hatte, eine Studierendenbewegung aufzubauen – nebenbei gesagt nicht auf der Frage von marxistischen Prinzipien, sondern rein auf der Frage der Opposition gegen den Vietnamkrieg. Jetzt ist die Mandel-Tendenz zerschlagen und in Unordnung, während die Marxist*innen nach allen Berichten überall Unterstützung aufbauen, besonders auf Sri Lanka und in Großbritannien.
Wie kann der Zusammenbruch des Kapitalismus das „Eingreifen des subjektiven Faktors“ bedeuten? Im Gegenteil ist der Zusammenbruch des Kapitalismus ein Mittel zur Schaffung des subjektiven Faktors und dann müssen die Kräfte auf dieser Grundlage intervenieren. Man schafft keine Massentendenz durch päpstliche Donnerschläge.
Leider machen sich Marxist*innen die Welt nicht, wie sie sie gerne hätten. Mit der Ausnahme von Sri Lanka existieren nirgendwo revolutionäre Massenparteien. Angesichts der Geschichte der letzten fünf oder sechs Jahrzehnte kann es sie auch gar nicht geben. Die revolutionäre Krise wirkt sich organisch auf die Massenbewegung und die aktiven Arbeiter*innen in den Sozialistischen Parteien, Gewerkschaften und Kommunistischen Massenparteien aus.
Marxist*innen erklärten die Krise in Italien, Frankreich, auf Sri Lanka, in Indien, Afrika, Asien, der Sowjetunion und anderen Ländern. Sie erklärten, wie man direkt eingreift, indem man sich nicht einbildet, dass es möglich sei, eine Bewegung außerhalb der Massenorganisationen selbst zu schaffen. In den letzten neun Monaten wäre es in Polen mit einem marxistischen Kern möglich gewesen, eine revolutionäre Massenpartei zu schaffen. In den letzten fünfzehn Jahren wäre es in Italien möglich gewesen, eine Massenbewegung zu schaffen, anfänglich im Rahmen der Gewerkschaften, der Kommunistischen Partei und der Sozialistischen Partei. Unter diesen Umständen hätten die Arbeiter*innen nach der Macht gegriffen.
Es ist keine Frage von Mystizismus, von Phrasen über die Schaffung einer Massenbewegung, der Schaffung revolutionärer Parteien und so weiter, sondern der Bereitung eines marxistischen Kerns auf der Grundlage von richtiger Theorie, richtiger Taktik, richtiger Strategie und richtigen Perspektiven, der später den Weg für die Massenbewegung der Klasse bereiten kann.
Selbstbestimmung für nationale Minderheiten
Nur die marxistische Tendenz hat eine richtige Haltung zur nationalen Frage in Irland, Sri Lanka, Indien und auf der ganzen Welt vorgebracht. Um das Problem Irland zu verstehen, ist es vielleicht notwendig, einige der grundlegenden Formulierungen des Marxismus in der nationalen Frage neu zu formulieren.
Aber gleichzeitig ist es nicht genug, die richtigen Ideen von Marx, Engels, Lenin und Trotzki nur zu wiederholen, es ist notwendig, von dem Schatz ihrer Arbeiten und natürlich dem marxistischen Material der letzten 50 Jahre ausgehend, „auszuweiten“, zu „vertiefen“, zu „intensivieren“ und zu „konkretisieren“. Die ganze Arbeit der Marxist*innen hat in der Konkretisierung der Arbeiten dieser großen Lehrer*innen bestanden.
Jeder Sektierer wäre eine marxistischer Meisterstratege, wenn es nur notwendig wäre, ein paar der Formulierungen des Marxismus wie Papageien zu wiederholen. Deshalb ist es notwendig, die Theorie des Marxismus auf der Grundlage der Massenbewegung und der Grundlage der Erfahrungen der Marxist*innen zu entwickeln
Auf der anderen Seite folgen die Sekten in einem Land nach den anderen den Spuren der kleinbürgerlichen Nationalist*innen, statt die Grundprinzipien des Marxismus zu entwickeln. Sie haben die Grundprinzipien nicht im Mindesten verstanden, auf die Lenins Politik in der nationalen Frage gegründet war. Einer von Lenins großen Beiträgen war seine Arbeit zum Selbstbestimmungsrecht aller Nationen, dem Recht der unterdrückten Nationen im Rahmen der verschiedenen Nationalstaaten auf Lostrennung.
Lenin legte jedoch strenge Bedingungen bei dieser Frage an. Eine nationale Minderheit stellt eine Nation dar, die das Selbstbestimmungsrecht hat, wenn sie in einem gewissen territorialen Gebiet eine Mehrheit hat, eine gemeinsame Sprache, eine nationale Kultur und Bewusstsein. Auf dieser Grundlage kämpfen wir für das Selbstbestimmungsrecht der Tamil*innen in Norden von Sri Lanka. So haben wir auf die gleiche Weise diese Haltung gegenüber den Bask*innen und Katalan*innen in Spanien und den Kurd*innen in den Gebieten der Türkei, des Irak und anderen Teilen des Nahen Ostens, wo sie eine Mehrheit bilden
Das Proletariat und die marxistische Tendenz müssen für das Selbstbestimmungsrecht kämpfen, aber gleichzeitig – nach den Worten Lenins – für die Einheit des Proletariats unter einem Banner, das unversöhnlich feindselig gegenüber dem Gift der Mentalität der kleinen Nationen und dem nationalen Chauvinismus ist. Die Mehrheit hat das Recht auf Lostrennung, wenn sie so entscheidet, wenn sie dafür stimmt. Aber Marxist*innen werden trotzdem in Großbritannien, auf Sri Lanka und in Spanien für die Einheit der Arbeiter*innenklasse und die Einheit des Landes auf sozialistischer Grundlage kämpfen, in Form einer Föderation oder Union. Die Entscheidung liegt freiwillig in den Händen der nationalen Minderheit selbst.
Diese wäre wahrscheinlich für eine Föderation von Ländern, auch wenn Engels und Lenin dies als eine ziemlich unbeholfene Staatsform betrachtet haben. Trotzdem würde die Bewegung auf Sri Lanka, in Pakistan, Bangladesch und in allen anderen Ländern nach diesen Prinzipien Erfolg haben.
Auch in Russland muss es unter der stalinistischen Tyrannei Selbstbestimmungsrecht für die Massen in der Ukraine, in Georgien, in Aserbaidschan und in anderen Gebieten geben, wo nationale Minderheiten von der großrussischen Bürokratie unterdrückt werden. Marxist*innen stehen für eine Unabhängige Sozialistische Sowjetukraine, mit der Idee, dass sie sich, sobald sie errichtet ist, auf der Grundlage eines demokratischen Sozialistischen Sowjetrussland mit anderen unabhängigen Sowjetstaaten zur Bildung einer Föderation Demokratischer Sozialistischer Sowjetstaaten verbinden würde.
Diese Lage hat sich nur entwickelt, wegen der großrussischen nationalen Unterdrückung der Nationalitäten.
Diese Haltung zur Nationalen Frage hindert Marxist*innen nicht daran, für eine Demokratische Sozialistische Föderation Asiens, Europas, Afrikas oder Lateinamerikas zu stehen, die alle in einer Sozialistischen Weltföderation verbunden sind – dem Endziel, zumindest so lange Staaten weiterhin bestehen.
Diese dynamische und dialektische Vorstellung der nationalen Frage wurde von Lenin und Trotzki vertreten.
Lenin stand jedoch unflexibel für die Einheit der Arbeiter*innenorganisationen, für die Einheit des Proletariats und der Gewerkschaften in einer Organisation überall im russischen Reich. Zum Beispiel stand der selbe Lenin, der unflexibel für das Selbstbestimmungsrecht stand, trotzdem genauso unflexibel für eine marxistische Organisation der Sozialdemokratischen Arbeiter*innenpartei Russlands der georgischen, lettischen, ukrainischen, russischen und tatarischen Arbeiter*innen. Zum Beispiel lehnte Lenin eine getrennte Organisation der Jüd*innen ab, obwohl er die Autonomie der jüdischen Massen in kulturellen Fragen akzeptierte.
Das steht in völligem Kontrast zu der monströsen Stellung der Mandelist*innen und anderer Sekten in Amerika, Großbritannien und den anderen Ländern, die getrennte Organisationen für Frauen, Schwarze und Chicanos errichten, mit getrennten Fraktionen in den Gewerkschaften und sogar ihren eigenen politischen Parteien! All dies angeblich im Namen Lenins und Trotzkis, die solche Formationen als völlige Scheußlichkeiten betrachten würden, besonders da sie in praktisch allen Fällen Organisationen des Kleinbürger*innentums und überhaupt nicht Organisationen der Arbeiter*innen sind. Das ist eine völlige Karikatur der Ideen von Marx und Lenin in der nationalen Frage. In jeder Branche müssen die Arbeiter*innen in einer Gewerkschaft und einer Arbeiter*innenpartei organisiert sein. Wenn es geschichtlich eine Trennung von reformistischen und stalinistischen Parteien gibt, müssen die Marxist*innen das Vorhandensein getrennter Parteien nach diesen Prinzipien in gewissen Ländern akzeptieren. Dort stellen sie die Idee der Einheitsfront zwischen diesen Parteien im Kampf für die Ziele und Interessen der Arbeiter*innenklasse auf. In der Tätigkeit der Marxist*innen in allen Ländern ist es nicht möglich, den subjektiven Faktor zu schaffen, von den GM gesprochen hat, außer durch Massenbewegungen.
Nebenbei ist GMs Behauptung völlig unwahr, dass die Gewerkschaften in Irland oder England nicht an die Labour Party angeschlossen seien. In der Tat sind sowohl in der irischen Republik als auch Großbritannien die hauptsächlichen Industriegewerkschaften an die jeweiligen Labour Parties angeschlossen. Im Fall von Großbritannien und teilweise auch Irland sind die Labour Parties eine Schöpfung der Gewerkschaften! Ohne Gewerkschaften hätte es weder in Großbritannien noch in Irland eine Labour Party gegeben.
Es ist ziemlich interessant, festzustellen, dass in Großbritannien die SWP, Bernadette Devlin und andere forderten, dass britische Truppen 1969 nach Nordirland geschickt werden sollten, um die Katholik*innen zu schützen! Es ist eine geschichtliche Tatsache, dass natürlich die marxistische Tendenz die einzige Tendenz in Großbritannien und Irland war, die die Sendung britischer Truppen zum „Schutz der Katholik*innen“ ablehnte und eine Arbeiter*innenalternative aufstellte.
Die mechanische Wiederholung richtiger Ideen führt zu unrichtigen Schlussfolgerungen und unrichtigen Politiken. Um die irische Frage zu verstehen, müssen wir sie geschichtlich verstehen. Lenin und Trotzki lehnten die Teilung Irlands im Interesse des britischen Imperialismus kategorisch ab. Diese Teilung wurde unternommen, um die soziale Revolution zu unterbrechen, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in Irland entwickelte. Auf die gleiche Weise lehnten die Marxist*innen die Teilung des lebendigen Körper Indiens durch die britischen Imperialisten 1947 ab und lehnten nach dem Zweiten Weltkrieg die Teilung Palästinas nach den selben Prinzipien unversöhnlich ab. Die Politik des britischen Imperialismus war immer eine Teile-und-Herrsche-Politik.
Erbe des britischen Imperialismus
Nehmen wir das Beispiel Indiens, wo die Pandschabis, die genau die selbe Nation und das selbe Volk waren und genau die selbe Sprache sprechen, 1947 auf der Grundlage der Diktate des britischen Imperialismus auf ein muslimisches Pakistan und ein hinduistisches Indien aufgeteilt wurden. Diese zwei Nationen aus genau dem gleichen Volk mit zwei verschiedenen Religionen wurden künstlich geteilt. Diese Spaltung wurde durch die Vertreibung von zig Millionen in der größten Bevölkerungsverschiebung in der Geschichte und dem Abschlachten von Millionen in blutigen religiösen Konflikten herbeigeführt. Der britische Imperialismus hatte Indien Hunderte Jahre lang beherrscht, indem er Hindus und Muslime künstlich spaltete. Jetzt schufen sie einen muslimischen Pandschab und ein muslimisches Bengalen als wackelige Strukturen. Dem muslimischen Pandschab wurde eine muslimische Bourgeoisie aufgepfropft, die es vor der Bildung Pakistans nicht gegeben hatte. Die Bengalis wurden auch entlang von religiösen Linien geteilt, aber hier beherrschten natürlich die pandschabischen Oberherren die Bengalis genauso wie die Sindhis, Pathanen, Belutschen in Westpakistan.
Die Spaltung fand auf albtraumartige Weise statt mit dem Massaker von Millionen und dem Austauschen von zig Millionen Menschen. Marxist*innen lehnten die reaktionäre Politik des Teile und Herrsche und die Schaffung des theokratischen Staates Pakistan unversöhnlich ab. Aber wenn jetzt die Hindus von Bangladesch und die Hindus des pakistanischen Pandschab Vereinigung mit den indischen Bengalis und den indischen Pandschabis auf der Grundlage von Stadtguerilla, einem sogenannten nationalen Befreiungskrieg verlangen würden, würden Marxist*innen einen solchen Krieg ablehnen.
Marxist*innen sind für ein sozialistisches Pakistan mit vollem Selbstbestimmungsrecht für die Belutschen, die Sindhis und die Pathanen, die von der neuen Herrenrasse der pandschabischen Moslems unterdrückt sind. Marxist*innen waren für die Selbstbestimmung der Bengalis in Bangladesch [als es bis 1971 zu Pakistan gehörte].
Aber es wäre völlig reaktionär und würde nach hinten losgehen, eine Politik der Zwangsföderation auf der Grundlage von Hinduforderungen in Bangladesch und dem Pandschab zu übernehmen.
Es wäre völlig unmöglich für die indische Bourgeoisie, den Subkontinent wiederzuvereinigen, obwohl es ihr Traum ist. Nur die mit marxistischer Politik bewaffnete Arbeiter*innenklasse wäre in der Lage, den Subkontinent auf der Grundlage einer Sozialistischen Föderation Pakistans, einer Sozialistischen Föderation Indiens und der Verbindung von beiden zu einer Sozialistischen Föderation des Indischen Subkontinents wiederzuvereinigen. Aus diesem Blickwinkel wäre es unwichtig, ob die sozialistische Revolution in Indien oder in Pakistan beginnt. Sie hätte eine ungeheure Anziehungskraft auf die Massen im jeweils anderen Land.
Es sind jetzt mehr als 50 Jahre seit der Teilung von Irland und es ist genauso wie bei Indien und Pakistan nicht möglich, genau die selbe Haltung und die selbe Politik zu übernehmen, die Marxist*innen zur Zeit der Teilung Irlands gehabt hätten. Es gibt eine Million Protestant*innen und eine halbe Million Katholik*innen in Nordirland, die beide überwiegend zur Arbeiter*innenklasse gehören.
Um die Lage in Irland zu verstehen, müssen wir bemerken, dass die nationale Herkunft der Katholik*innen und Protestant*innen verschieden sind, anders als die Lage im Pandschab und Bengalen, wo es nur ein religiöser Unterschied ist. Die Protestant*innen im Norden von Irland stammen von Siedler*innen aus England und Schottland ab. Die Katholik*innen stammen von den einheimischen Ir*innen ab, die vom britischen Imperialismus über einen Zeitraum von etwa 700 Jahren unterdrückt wurden. Es würde zu viel Raum erfordern, in die Details der Geschichte von Irland zu gehen, aber das ist die Lage.
Die Lage im Norden ist heute völlig anders, als sie zur Zeit der Teilung war. Teilweise auf der Grundlage der Manipulation von Verwaltungseinteilungen und teilweise auf der Grundlage der künstlichen Spaltung des Landes und der verschiedenen Provinzen von Irland wurde im Norden eine protestantische Mehrheit hingedeichselt. Im Norden bildet die protestantische Bevölkerung zwei Drittel der Bevölkerung. Und anders als die Pandschabis und Bengalis sind die überwältigende Mehrheit der Protestant*innen Industriearbeiter*innen, genauso wie die überwältigende Mehrheit der Katholik*innen in Nordirland Industriearbeiter*innen sind.
Es hat natürlich zweifellos jahrzehntelang eine nationale Unterdrückung der katholischen Minderheit im Norden gegeben. Genauso wie die nationale Unterdrückung der Hindus sowohl in Bangladesch als auch Pakistan weitergeht. Jahrzehntelang wurden die Katholik*innen in gewissem Umfang diskriminiert, hauptsächlich bei Fragen von Arbeitsplätzen und Wohnungen. Die Entwicklung während der letzten 12 Jahre in Irland lag an der Einschüchterung und offenen Herrschaft durch die Protestant*innen im Norden mit der sogenannten protestantischen „Vorherrschaft“.
Marxist*innen waren gegen die Teilung Irlands und waren für die Einigung des Land. Aber solch eine Einigung ist unmöglich auf der Grundlage eines bürgerlichen Südirlands. GM hat die elementare Lehre des von Trotzkis Theorie der permanenten Revolution vergessen. In der modernen Epoche ist die Bourgeoisie völlig unfähig zur Durchführung der Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution. Nach der Theorie des Trotzkismus kann in Ländern, wo das Proletariat eine entscheidende Rolle spielt, nur das Proletariat die Aufgaben der bürgerlich-demokratischen Revolution durchführen und dann die sozialistische Revolution durchführen. Jetzt hat sich geschichtlich seit dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, dass unter gewissen Bedingungen die Bäuer*innenschaft und das Kleinbürger*innentum die bürgerlich-demokratische Revolution teilweise in karikierter Form durchführen und dann zu einem Teil der sozialistischen Aufgaben übergehen kann. Aber dies führt nur zu deformierten Arbeiter*innenstaaten, wie wir es in China, Vietnam, Äthiopien, Kuba und den anderen Ländern des proletarischen Bonapartismus sehen.
Die irische Bourgeoisie ist völlig unfähig zur Einigung Irlands. Südirland ist in den Augen der protestantischen Massen im Norden ein von Pfaffen beherrschtes Regime mit minderwertigen Sozialleistungen, höherer Arbeitslosigkeit, ohne Recht auf Empfängnisverhütung, auf Abtreibung und Ehescheidung. Es hat keinerlei Anziehungskraft für die protestantischen Massen. Sie erkennen, dass sie in einem bürgerlichen vereinigten Irland eine unterdrückten Minderheit würden, wenn es eine Vereinigung des Landes gäbe, so wie die Katholik*innen eine unterdrückte Minderheit im Norden sind.
Die größte Ironie der Haltung der Sekten, die GM widerspiegelt, ist, dass die geschichtlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und militärstategischen Gründe für die Teilung Irlands durch die britische Bourgeoisie seit langem verschwunden sind. Der britische Imperialismus hätte in Wirklichkeit gern ein vereinigtes Irland! Britisches Kapital beherrscht die Wirtschaft des Südens wie es die Wirtschaft des Nordens beherrscht. Auf der Höhe der Unruhen in Nordirland sahen wir die symbolische Vereinigung der Börsen von Südirland und Großbritannien. Der britische Imperialismus hat eine erdrückende wirtschaftliche Vorherrschaft sowohl über Nordirland als auch über Südirland.
Der strategische Grund für die Beibehaltung der Kontrolle über den Norden – Furcht vor einem Krieg mit Deutschland und die folgliche Notwendigkeit, sich eine Marinebasis im Norden zu sichern – ist jetzt verschwunden. Auf jeden Fall würde die Vereinigung mit dem Süden jetzt Basen sowohl im Norden als auch im Süden sichern!
Tatsächlich wäre es wirtschaftlich sinnvoll, wenn Großbritannien und Irland wirtschaftlich vereinigt würde, da sie jetzt beide in der Europäischen Gemeinschaft sind.
Zusätzlich ist Nordirland jetzt eine ungeheure Belastung für die britische Staatskasse. Die Truppen, die im Norden stationiert werden müssen, kosten den britischen Kapitalismus 1,2 bis 1,5 Milliarden Pfund. Es gibt auch Zahlungen für Sozialleistungen und Arbeitslosenunterstützung, die die Kosten leicht verdoppeln.
Der britische Imperialismus hat kalt alle Möglichkeiten und Vorteile einer Einigung Irlands berechnet und abgewogen.
Sie hätten nicht nur gern eine Vereinigung Irlands, sondern sie würden auch gerne ihre Truppen abziehen und Irland seinem Schicksal überlassen, wie sie zum Abzug aus Ägypten, Aden [Südjemen], Indien, Afrika und aus anderen Teilen der Welt gezwungen waren. Die Tribute, die sie aus diesen Ländern ziehen, sind die Kosten nicht wert. Der britische Imperialismus würde gerne seine Truppen abziehen. Warum macht er es dann nicht?
Der Grund ist, dass es unmöglich wäre, das zu machen, ohne ein Massaker an den Katholik*innen im Norden hervorzurufen. Das Schicksal Irlands wäre das Schicksal des Libanon. Auf die gleiche Weise, wie es da einen Kampf zwischen den Christ*innen und Muslim*innen als Folge der Politik des Teile und Herrsche des französischen Imperialismus gab, so leidet Großbritannien jetzt unter den Wirkungen der drei Jahrhunderte langen künstlichen Schaffung von Sektierer*innentum in Nordirland.
Die nationale Frage und die Permanente Revolution
Es gibt 100.000 bewaffnete Protestant*innen. Zusätzlich gibt es die Royal Ulster Constabulary, die die bewaffnete Polizei ist, und auch das Ulster Defence Regiment, die beide überwiegend aus Protestant*innen bestehen. Bei einem britischen Abzug unter den gegenwärtigen Bedingungen, würde es eine massive Zerstörung geben, die zu einem unmittelbaren Bürgerkrieg und einem Wegschieben der irischen Armee führen würde. Es wäre eine ähnliche Lage wie die, die sich in Palästina entwickelte, als der britische Imperialismus sich aus der Kolonie zurückzog und den Araber*innen und Jüd*innen erlaubte, die Frage mit Waffengewalt zu klären. Trotz der Tatsache, dass die Armeen des ganzen arabischen Nahen Ostens verwendet wurden, um die Israelis zu zerschlagen, gingen die Israelis bekanntlich siegreich aus dem Konflikt hervor. Als eine Folge eines Abzugs aus Irlands gäbe es wahrscheinlich keine Vereinigung des Landes, sondern zwei Militärdiktaturen, eine protestantische Militärdiktatur im Norden und eine katholische Militärdiktatur im Süden.
Wenn wir auf der anderen Seite den Ursprung der Provisorischen IRA [Provisionals, Provos] und die Kämpfe untersuchen, den sie geführt hat, dann werden wir sehen, dass sie nichts mit der marxistischen Herangehensweise an die nationale Befreiung zu tun hat.. Die Bürgerrechtsbewegung begann 1968/69 ohne sozialistische Losungen und rein auf der Grundlage enger demokratischer Rechte. Als Folge konnte sie nicht die Unterstützung der protestantischen Arbeiter*innen im Norden gewinnen. Sie appellierte auf keine Weise an deren materielle Interessen. Nebenbei wurden in diesem späten Stadium Gesetze eingeführt, die es für Arbeitgeber*innen in Nordirland völlig illegal machen, irgend einen Teil der Bevölkerung zu diskriminieren. Natürlich geht es um die Diskriminierung protestantischer Arbeitgeber*innen gegen katholische Arbeiter*innen.
Die Provisionals begannen als Abspaltung von der IRA. Die IRA war von einer pro-stalinistischen Tendenz übernommen worden. Die Provisionals stellten einen nationalistischeren und reaktionäreren Teil dar, der von der Offiziellen IRA wegbrach. Weil es damals einen enorme Bewegung der Arbeiter*innen in Südirland gab, brachten kapitalistische Politiker*innen im Süden, besonders der frühere Ministerpräsident Haughey und Nial Blaney Geld des Großkapitals im Süden zusammen, um eine bewaffnete IRA-Kampagne im Norden zu finanzieren. Hunderttausende Pfund wurden aufgebracht. Dies war als bewusste Ablenkung vom sozialistischen Kampf beabsichtigt, der von den Arbeiter*innen im Süden damals mit größeren Streiks geführt wurde, als man sie in Irland in seiner ganzen Geschichte gesehen hat. Die eine Bedingung, die das Großkapital stellte, war, dass der Kampf auf den Norden beschränkt sein und nicht auf den Süden ausgeweitet werden sollte.
Die Provisionals begannen ihren Kampf auf der Grundlage der „Stadtguerilla“ Aus einem marxistischen Blickwinkel ist dies der Gipfel der Verrücktheit. Ein paar Auserwählte, eine Elite, unternimmt im Namen der Massen die „Befreiung Irlands“. Marxist*innen haben immer gegen die Sekten erklärt, und anscheinend ist es notwendig, die Lehre für GM zu wiederholen, dass Guerillakrieg die Waffe der Bäuer*innenschaft und des Lumpenproletariats ist, nie der Arbeiter*innenklasse.
Marxist*innen gehen immer von der Grundlage der Schulung und Organisierung des Proletariats aus, damit es als Masse zum Sturz des Kapitalismus schreitet. Nur auf diese Weise kann die Massenbewegung der Arbeiter*innenklasse durch ihre Kämpfe die Gesellschaft umgestalten und eine neue Gesellschaft schaffen. Wie Marx, Engels, Lenin und Trotzki erklärten, organisiert der Marxismus die bewusste Bewegung der Masse der Arbeiter*innen, wobei ein großer Teil in Aktion tritt, besonders die Jugend, der aber die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit der Arbeiter*innenklasse hat. Nur auf diese Weise kann die sozialistische Revolution erreicht werden.
In Irland, im Norden und Süden, ist die Arbeiter*innenklasse die überwältigende Mehrheit. Im Norden sind die Mehrheit protestantische Arbeiter*innen, aber es gibt auch eine Minderheit von katholischen Arbeiter*innen. Die Arbeiter*innenklasse ist in beiden Gebieten von Irland jetzt die überwältigende Mehrheit. Das liefert die Grundlage für die sozialistische Revolution, die der einzige Weg ist, auf dem die Vereinigung Irlands erreicht werden kann. Eine Vereinigung würde vom Blickwinkel eines Vereinigten Sozialistischen Irlands, das mit einem Sozialistischen Großbritannien verbunden ist, ausgehen.
Wie die Marxist*innen in Bezug au Sri Lanka erklärten, wäre es für das Proletariat von Sri Lanka unmöglich, die Macht ohne die Hilfe, die Unterstützung und den Sieg der Arbeiter*innen auf dem Festland des indischen Subkontinents zu erreichen. Andernfalls wäre die Revolution auf Sri Lanka zur Zerstörung durch die Intervention durch die Truppen des indischen Kapitalismus verurteilt. Auf die gleiche Weise wäre es unmöglich, ein sozialistisches Irland zu errichten ohne die aktive Unterstützung und Bewegung der britischen Arbeiter*innen in Form von Sympathie und später von Taten. Daher verstehen die Marxist*innen die Notwendigkeit nicht nur eines Vereinigten Sozialistischen Irlands, sondern eines Sozialistischen Irlands, das mit einer Sozialistischen Föderation von Britannien verbunden ist.
Stadtguerilla ist die moderne Form des kleinbürgerlichen Wahnsinns, der aus der Schwäche des Marxismus und wegen des Verrats des Reformismus und Stalinismus entsteht. Trotzki folgerte, dass wegen der Stärke der Kommunistischen Internationale, als sie noch eine revolutionäre marxistische Internationale war, terroristische Organisationen nicht entstehen würden. Das Scheitern der Kommunistischen Internationale und auch die Wirkungen der Guerillakriege, die in Vietnam und in China siegreich waren, haben die kleinbürgerlichen Studierenden und Intellektuellen dazu geführt, die Abkürzung der Stadtguerilla zu gehen. Sie möchte die Bewegung des Proletariats durch die Bewegung einer Elite ersetzen, die für das Proletariat die Arbeit macht.
In Argentinien ging die mandelistische ERP vom Blickwinkel dieser Verrücktheit aus und setzte sich selbst an die Stelle der Arbeiter*innenklasse. Diese kriminelle Politik kann der mandelistischen sogenannten Internationale nie vergeben werden. Statt sich auf die Arbeiter*innenklasse in Argentinien zu stützen, die bei mehreren Gelegenheiten an Generalstreiks teilnahm, versuchten sie, ihre Bewegung an die Stelle der Bewegung der Arbeiter*innenklasse zu setzen. Als Folge wirkten sie bei der Vorbereitung des schließlichen Sieges der Generäle und der Militärdiktatur in Argentinien mit. Ihr Teil an dem Verbrechen liegt vor dem Richterstuhl der Geschichte. In Uruguay unterstützen sie die Tupamaros auf die gleiche Weise und halfen als Folge, auch in Uruguay den Weg für die Militärdiktatur zu bereiten. Sie müssen die Verantwortung dafür übernehmen, so weit sie die Dummheit der kleinbürgerlichen Tupamaros unterstützten, die sich so verhielten. Da sie völlig unfähig waren, die Mehrheit der Arbeiter*innenklasse zu organisieren und zu gewinnen, versuchten sie ihre Bewegung an die Stelle der Bewegung der Arbeiter*innenklasse zu setzen und bereiteten den Weg für eine Katastrophe in vielen Ländern Lateinamerikas.
In Irland spalteten sich die Provos wenigstens als Gefangene der irischen Geschichte von der Offiziellen IRA. Wir können die Gründe für ihre Handlungen verstehen, trotzdem sind sie aus dem Blickwinkel der Wirkungen, die sie auf den Kampf der Arbeiter*innen sowohl in Nord- als auch Südirland und auf den Kampf der Arbeiter*innen in Großbritannien haben, verurteilt.
Während Marxist*innen gegen diese Perversion der Stadtguerilla in Irland, Argentinien, Indien und wo immer sie verwendet wird, kämpfen, kann den Sekten ihr Verbrechen der Unterstützung der Stadtguerilla in diesen und anderen Ländern nie vergeben werden. Ländliche Guerilla macht in Ländern, in denen die Bäuer*innenschaft die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung darstellt, wenigstens einen gewissen Sinn. Aber Stadtguerilla, Terrorismus in den Städten, was von allen Sekten unterstützt wurde, ist aus dem Blickwinkel des Marxismus der völlige Wahnsinn.
Die Sekten erzeugten in Argentinien eine Katastrophe, jetzt wollen sie die selbe Rolle in Irland spielen. Glücklicherweise haben sie in Irland nicht einmal die Unterstützung bekommen, die sie in Argentinien hatten. Sie sind in Großbritannien eine vernachlässigbare Kraft und existieren sowohl in Süd- als auch Nordirland kaum. Was sie einmal an Kräften gehabt haben, ist als Ergebnis ihrer Dummheit vergeudet worden.
Das schlimmste Schicksal, das sie erleiden könnten, wäre, wenn sie mächtig genug wären, einen Abzug der britischen Truppen zu ihren Bedingungen zu erreichen. Ihre Unterstützung für die Provisorische IRA hatte in Glasgow und anderen Städten hatte die Wirkung, dass die lange verloschene Glut des religiösen Sektierer*innentums, das es in der Vergangenheit gab, wieder entfacht wurde. Der Protestantische Oranier-Orden, den es in Nordirland gibt, existierte auch in Großbritannien. In der Tat prahlte Baldwin, der Tory-Führer*innen der zwanziger Jahre, einmal, dass mindestens ein Drittel der Sitze im Parlament von Oranier-Stimmen beherrscht würden. Das ist gerade wegen der Entwicklung der Arbeiter*innenbewegung und der Arbeiter*innenklasse in Großbritannien verschwunden.
Die Sekten fordern den unmittelbaren Abzug der Truppen aus Irland. Die Ironie ist, dass die Provisionals keinen unmittelbaren Abzug fordern! Die Provisionals verstehen sehr gut, dass das zu einer völligen Katastrophe für sie führen würde. Deshalb sollen ihnen ihre Feinde entgegenkommen! Sie fordern keinen Truppenabzug, sondern einen „stufenweisen Abzug“ der Truppen, der über eine Reihe von Jahren stattfinden soll, so dass ihnen das Land gegen die Wünsche der Mehrheit der Protestant*innen übergeben werden könnte. Das ist natürlich völlig unmöglich.
Tatsächlich „überprovoen“ die Sekten die Provos! Unter diesen Umständen kann man sie nicht als ernsthafte Menschen betrachten, die die Ideen das Marxismus und ein Verständnis für die Lage zum Ausdruck bringen, das sich in Irland entwickelt hat.
Die Provisionals waren gezwungen, sich gezielt auf die Ideen des religiösen Sektierer*innentums, auf eine Spaltung zwischen Katholik*innen und Protestant*innen zu stützen. In den frühen Stadien der Unruhen in Irland gab es im Ardoyne-Gebiet von Belfast gemeinsame Patrouillen von katholischen und protestantischen Arbeiter*innen und Vertrauensleuten, um sicherzustellen, dass keine Konflikte zwischen den Religionsgruppen aufkamen. Die Provisionals töteten gezielt ein paar der Vertrauensleute, um diese Klasseneinheit gezielt zu zerbrechen und einen Kampf zwischen den Religionsgruppen im Ardoyne-Gebiet zu provozieren. Sie zündeten gezielt protestantische Arbeiter*innenwohnungen in oder bei katholischen Wohngebieten an. Dies rief eine Bevölkerungsverschiebung hervor, die größer ist als irgendwann in Nachkriegseuropa. Das wurde von den Provisionals mit Befriedigung gesehen, weil sie sichere Häfen wollten. So entfachten die Provisionals gezielt die religiöse Spaltung, um für sich und ihre Stadtguerilla sichere Häfen zu bekommen.
Die ganze Geschichte zeigt den Wahnsinn von Guerillakriegen auf dieser Grundlage. Selbst wenn eine Mehrheit der Katholik*innen im Norden und nicht eine kleine Minderheit der Bevölkerung aktiv am Kampf der Provisionals teilnehmen würde, wäre es nicht möglich, einen Sieg zu erringen. Ein Guerillakrieg kann nicht siegen, wenn er nicht die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung hat. Der Grund für das Scheitern der Guerillakampagne in Malaysia [in den 1950er Jahren] war, dass sich der britische Imperialismus auf die Malay*innen und Inder*innen stützte und sie gegen die hauptsächlich chinesischen Guerillas ausspielte. Die chinesischen Guerillas fanden nur in den chinesischen Gebieten von Malaysia Massenunterstützung und wurden als Folge von den Kräften des Imperialismus in die Flucht geschlagen. In China und natürlich in Vietnam hatten sie die Unterstützung der überwältigenden Mehrheit der Bäuer*innenschaft in ihrem Kampf und waren daher siegreich, indem sie sich auf die bäuerlichen Massen stützten. Wie Mao erklärte, müssen die Guerillaeinheiten wie Fisch im Wasser arbeiten, wobei die Bevölkerung insgesamt Unterstützung gibt. Das hat natürlich wichtige soziale Folgen, die in den vielen Dokumenten der Marxist*innen erklärt wurden. Selbst wenn ein Guerillakrieg wie in Vietnam und China erfolgreich ist, kann er nur zu einem Regime des monströs deformierten proletarischen Bonapartismus und überhaupt nicht zu einer Arbeiter*innendemokratie führen, die den Weg zum Sozialismus bereitet.
Wie jedoch die ganze Geschichte zeigt, kann Stadtguerilla nicht erfolgreich sein. Seinem ganzen Charakter nach kann sie nur dabei helfen, den Militärapparat des bürgerlichen Staates ungeheuer zu stärken und den Zusammenbruch der Kräfte vorzubereiten, auf die der es abgesehen hat, wie das Beispiel von Argentinien, Uruguay und anderen Ländern zeigt.
Da die Provisionals sich selbst in Großbritannien frustriert fühlten und ein beschränktes Verständnis der sozialen Folgen hatten, die das mit sich bringen würde, begannen sie eine Bombenkampagne in Großbritannien. 1974 zum Beispiel legten sie Bomben in zwei Birminghamer Kneipen und töteten 19 Arbeiter*innen, sowohl irische als auch englische. Eine Welle des Abscheus verbreitete sich in der Arbeiter*innenklasse in Großbritannien und Irland. Es führte dazu, dass religiöse Konflikte aufkamen, wo es in Großbritannien seit Generationen keine gegeben hatte. Nur die Disziplin der Arbeiter*innen und das Eingreifen der Vertrauensleute in vielen Fabriken in Birmingham verhinderte physische Kämpfe. Ein paar Kämpfe zwischen irischen Arbeiter*innen und britischen Arbeiter*innen fanden statt, aber glücklicherweise stellten die klassenbewussten Vertrauensleute die Ordnung wieder her und verhinderten, dass als Folge der Bombenanschläge tatsächlich ein Pogrom gegen die irischen Arbeiter*innen stattfand.
Marx hatte schon die Dummheit der Clerkenwell-Bomben 1867 durch die Vorläufer*innen der Provisionals, die Fenier*innen, erklärt. Das war wenigstens kein Bombenattentat auf unschuldige Männer, Frauen und Kinder, sondern ein Versuch, ein Gefängnis aufzusprengen und irische Gefangene zu befreien. Aber selbst dies wurde von Marx verurteilt, der an Engels am 14. Dezember 1867 schrieb: „Dieser letzte Fenianexploit [Heldentat der Fenier] in Clerkenwell ist eine große Dummheit. Die Londoner Massen die viel Sympathie mit Irland gezeigt haben, werden dadurch wild gemacht und der Regierungspartei in die Arme geworfen. Man kann nicht erwarten, dass die Londoner Proletarier sich zu Ehren von Fenian emissaries [Kundschaftern] in die Luft sprengen lassen.“ [Marx Engels Werke, Band 31, S 409]
Die IMG und die IRA
Wenn Marx in so streitbaren Ausdrücken die Clerkenwell-Bomber verurteilte, was hätte er heute über die monströsen Verbrechen der Provisionals sowohl in Nord- und Südirland als auch Britannien gesagt? Die Sekten bringen es in der hohen Kunst, sich Freunde zu verschaffen und Menschen zu beeinflussen, zur Meisterschaft! Natürlich im entgegengesetzten Sinne! Reine Verzweiflung führte dazu, dass die Provisionals diese Bombenkampagne unternahmen.
Der Birminghamer Kneipen-Bombenanschlag machte den britischen Mandelist*innen, der IMG, ungeheure Schwierigkeiten. Sie gaben schnell eine Erklärung ab, in der sie versuchten, ihre frühere Unterstützung für die IRA zu leugnen. Die IMG-Zeitung erklärte, dass „die IMG nie die IRA materiell, finanziell oder mit anderen Mitteln unterstützt hat und es auch nicht tut“ (Red Weekly, 5. Dezember 1974). Aber tatsächlich hat sich die IMG 1971 immer mehr der Provisorischen IRA genähert, nachdem sie vorher 1970 Illusionen in die sozialistischen Phrasen der zum Stalinismus neigenden Offiziellen IRA hatte. Die damalige IMG-Zeitung Red Mole spiegelte diese Entwicklung durch eine Reihe von Schlagzeilen wider wie „Unterstützt die bewaffneten Aktionen des irischen Volkes“ (23. März 1971) „Für die IRA (August 1971), „Solidarität mit der IRA!“ (20. Oktober 1971) und schließlich „Sieg der IRA“ (15. November 1971) 1972 handelten sie praktisch als Sprecher*innen für die IRA, zum Beispiel war die Hauptschlagzeile auf der ersten Seite vom 7. August 1972 von Red Weekly: „IRA: Wir werden bleiben und wir werden siegen“. Selbst wenn sie nach den Bombenanschlägen von Birmingham gezwungen waren, sich von den Provisionals zu distanzieren, weigerte sich die IMG, den Bombenanschlag vollständig zu verurteilen und sagte, es sei bloß „ein tragischer Irrtum“ (Red Weekly, 5. Dezember 1974)
Es ist interessant, den Abscheu festzuhalten, den diese Bombenanschläge nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Nord- und Südirland hervorriefen. Zum Beispiel weigerten sich die Arbeiter*innen auf dem Dubliner Flughafen im Süden, die Särge von IRA-Bombern zu verladen, die bei Attentatsversuchen in Coventry und Birmingham getötet worden waren. Es gibt in Irland eine Tradition, die Toten pfleglich zu behandeln, aber sie weigerten sich, diese Leichen zu verladen. Und diese Haltung auf Seiten der Flughafenarbeiter*innen in Dublin wurde von der Arbeiter*innenklasse in ganz Großbritannien und Irland allgemein geteilt. Sie boykottierten die Särge der IRA!
In Nordirland selbst ermordete die Provisorische IRA im Januar 1976 als Vergeltung für den Mord an fünf Katholik*innen durch paramilitärische protestantische Eifererbanden in Bessbrock zehn protestantische Arbeiter*innen, die in einem Minibus von der Arbeit in der Fabrik heimfuhren. Als Antwort gab es Streiks nicht nur von protestantischen, sondern auch von katholischen Arbeiter*innen aus Protest gegen sektiererische Kämpfe.
Im Norden von Irland sind die Gewerkschaften die einzigen Organisationen, die nicht religiös gespalten sind und protestantische und katholische Arbeiter*innen vereinigen. Dies sind die einzigen nichtsektiererischen Organisationen und wo immer es Streiks von katholischen oder protestantischen Arbeiter*innen gegeben hat, konnte religiöses Sektierer*innentum nicht hineingetragen werden. Sie haben im Gegenteil einander unterstützt. Zum Beispiel gab es einen Streik der Milchmänner und ein katholischer Arbeiter wurde beim Streikpostenstehen von einem protestantischen religiösen Sektierer in den Fuß geschossen. Da gab es einen Streik durch protestantische Arbeiter*innen in einen nahe gelegenen Molkerei als Demonstration von Klasseneinheit gegen diesen sektiererischen Angriff auf einen Gewerkschaftskollegen. Die Belfaster Busfahrer*innen haben an vielen Streiks teilgenommen, immer wenn Busbeschäftigte von einer der sektiererischen Gruppen ermordet wurden.
Die Praxis ist der entscheidende Test. Die Sekten sind in Irland in Stücke gegangen, während die marxistische Tendenz beschränkte, aber wesentliche Unterstützung sowohl in Nord- als auch Südirland aufgebaut hat auf der Grundlage ihrer Taktik, Strategie und Ideen.
Die IRA wäre schon vor langer Zeit zusammengebrochen, wenn nicht die Dummheit des britischen Imperialismus wäre. Im Januar 1972, als die Unterstützung für die Provisionals dahin schwand, führte der Mord an dreizehn Arbeiter*innen durch Fallschirmjäger in Derry zum Generalstreik im Süden und dem Niederbrennen der britischen Botschaft in Dublin. Es gab den Provisionals eine neue Atempause für eine Reihe von Jahren.
Ebenso ist das Thema der Gefangenenrechte, das die Marxist*innen sowohl in Großbritannien als auch in Irland leidenschaftlich aufgegriffen haben, ein Thema, auf dessen Grundlage es die Provisionals geschafft haben, im Verlauf der letzten paar Jahre eine instabile Unterstützung aufrechtzuerhalten. Die letzte Tory-Regierung gestand unter Minister Whitelaw den Gefangenen im Maze-Gefängnis in Irland praktisch einen politischen Status zu. Das wurde als Ergebnis des Hungerstreiks auf Seiten der Gefangenen dort gewährt. Es war eine Dummheit von gewissen rechten Labour-Ministern, Roy Mason und Merlyn Rees, diesen Sonderstatus 1976 wieder zurückzunehmen, was den Provos eine Thema gab, um Unterstützung unter der Bevölkerung aufzubauen.
Die südirische Bourgeoisie entschärfte das Thema im Süden, ohne den politischen Status offen anzuerkennen, indem sie den Gefangenen das Recht gewährte, ihre eigenen Kleidung zu tragen, sich zu versammeln, ihr eigenes Essen zu haben, wenn sie das wünschten, und so weiter. Als Ergebnis schwand die Unterstützung für die Provisionals in Südirland dahin.
Die Gefangenen im Maze-Gefängnis im Norden begannen einen Protest, indem sie sich weigerten, Gefängniskleidung zu tragen. Als die Wärter sich weigerten, sie ohne Gefängniskleidung zur Toilette gehen zu lassen, antworteten sie mit dem „schmutzigen Protest“, das heißt, sie urinierten in ihre eigenen Zellen, schmierten Exkremente an die Wände der Zellen als Druck auf die Wärter. Das zeigte erneut die Dummheit und den Mangel an taktischem Gespür bei den Provos, weil ein Streik mit diesem Charakter einen gewissen Widerwillen im Süden, im Norden und in Großbritannien statt Unterstützung für die Provos hervorrufen würde.
Die Marxist*innen unterstützten die Forderung nach Gefängnisreform, aber erklärten, dass dies zweifellos eine dumme Taktik war. Die Provisionals arbeiteten ihre Taktiken nicht aus; nach 4½ Jahren stolperten sie in die aus ihrem Blickwinkel richtige Taktik in dieser Frage. Sie begannen im März 1981 einen Hungerstreik mit Bobby Sands und indem sie es als humanitäre Frage nutzten, bekamen sie Unterstützung. Es waren möglicherweise 100.000 auf der Beerdigung von Bobby Sands, der als Folge des Hungerstreiks starb. Das führte zweifellos wie der Mord an 13 Arbeiter*innen in Derry 1972 erneut zu einer vorübergehenden Belebung des nationalistischen Eifers. Aber jetzt ist trotz mehreren Toten als Ergebnis des Hungerstreiks die Unterstützung für den Protest auf ein jämmerliches Niveau gefallen. Die nationale Frage, der Unterschied der nationalen Herkunft der Katholik*innen und Protestant*innen und die Unterdrückung der Katholik*innen, die während der letzten fünf oder mehr Jahrzehnte stattgefunden hat, haben offensichtlich die Spaltung der Katholik*innen und Protestant*innen unterstrichen.
In jedem Fall hat die Taktik der Provisionals dazu geführt, dass sich de Kluft zwischen protestantischen und katholischen Arbeiter*innen im Norden erweitert hat. Es ist völliger Wahnwitz, es für möglich zu halten, die Protestant*innen in die Einheit mit einem kapitalistischen Südirland hineinzubomben und hineinzumorden.
Lenin erklärte immer, dass Klassenfragen wichtiger sind als nationale Fragen, obwohl es Lenin war, der die richtige marxistische Position bezüglich der Unterstützung der nationalen Befreiungskämpfe ausarbeitete.
Nur der Marxismus kann die protestantischen Arbeiter*innen gewinnen
Die Aufgabe von Marxist*innen ist, das Bewusstseinsniveau der Massen und zuallererst der fortgeschrittenen Arbeiter*innen auf die Höhe der Aufgaben zu heben, die von der Geschichte gestellt werden.
Marxist*innen dürfen sich nicht durch geschichtliche Episoden beeinflussen lassen. Sie müssen verstehen, dass die Hauptaufgabe der Aufbau des Marxismus in Großbritannien, Irland und der ganzen Welt ist. Das kann nur auf der Grundlage des Hochhaltens der Klassenfragen und nicht auf ihrer Unterordnung unter rein nationale Fragen gemacht werden, nicht indem man sich von sentimentalen Haltungen zur Frage der Nationalität einfangen lässt und Marx’ Klassenanalyse auf dieser Grundlage fallen lässt. Die selbe Geschichte, die den Provos ihre Basis gegeben hat, verurteilt sie auch zur Niederlage, wegen ihrer Unfähigkeit, das Vertrauen der Protestant*innen im Norden zu gewinnen.
Nur Marxist*innen im Norden und Süden Irlands und in Großbritannien können den Teufelskreis von Unterdrückung, Bedrückung und nationalistischem Gegensatz durchbrechen, indem sie die Massen der Arbeiter*innenklasse zu den Fragen vereinigen, die in Wirklichkeit die Probleme des Nationalismus unterstreichen – die Fragen von Arbeitsplätzen, Wohnungen, schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen und so weiter.
Irland kann nur unter einem sozialistischen Banner vereinigt werden. Es wird nur auf der Grundlage eines Vereinigten Sozialistischen Irlands verbunden mit einem sozialistischen Großbritannien vereinigt werden.
Das kann nur durch die bewusste Bewegung der Arbeiter*innenklasse im Norden und Süden von Irland zu Fragen, die die Arbeiter*innen betreffen, erreicht werden. Eine Bewegung in Richtung der sozialistischen Revolution im Süden Irlands oder eine Bewegung in Richtung der sozialistischen Revolution in Großbritannien wird ungeheure Auswirkungen im Norden von Irland haben und die sektiererische Spaltung überwinden. Auch wenn die Provisionals es geschafft haben, die Kluft zwischen Katholik*innen und Protestant*innen im Norden zu vertiefen, werden sie mit ihrem sektiererischen Wahnsinn keinen Erfolg haben.
Ein vereinigtes sozialistisches Irland hätte keinen Erfolg, wenn es nicht auf einer Klassenbasis die Unterstützung der britischen Arbeiter*innenklasse mit und ohne Uniform gewinnen würde.
Als die Soldaten ursprünglich in den Norden von Irland kamen, hatten sie Sympathie mit der katholischen Bevölkerung des Nordens. Es wäre unmöglich gewesen, sie auf die Weise besonders gegen die katholische Bevölkerung zu verwenden, wie das später geschehen ist, wenn es nicht die Kampagne von individuellen Morde gegeben hätte, die von der IRA auf der Grundlage der Stadtguerilla geführt wurde. Ein Klassenappell im Norden von Irland, eine Bewegung der Masse der Arbeiter*innenklasse in Demonstrationen und so weiter auf der Grundlage der Ideen des Sozialismus, die an die Arbeiter*innen in Uniform appelliert hätte, hätte zweifellos bedeutet, dass es für die Imperialist*innen unmöglich gewesen wäre, Truppen in Nordirland einzusetzen. So wird das Schicksal Irlands vom Schicksal Großbritanniens bestimmt und das Schicksal Großbritanniens vom Schicksal der Arbeiter*innen in Irland selbst, wie es Lenin und Trotzki vor langem erklärten.
Die Frage einer Arbeiter*innenverteidigungskraft, die von GM nicht aufgeworfen wird – außer, dass er unrichtig sagt, dass die Marxist*innen fordern, dass eine Arbeiter*innenverteidigungskraft errichtet werden solle, bevor es eine Forderung nach einem Truppenabzug aus dem Norden geben solle – behält in dieser Hinsicht weiterhin eine ungeheure Bedeutung. Die erste bewaffnete Arbeiter*innenverteidigungskraft in der Geschichte wurde tatsächlich in Irland gebildet. Anscheinend ist sich GM dieser Tatsache nicht bewusst. Sie begann mit der irischen Gewerkschaft Transport and General Workers Union. Sie erwuchs aus der Notwendigkeit, sich im Streik 1912 in Dublin gegen Streikbrecher zu verteidigen, Beiläufig gesagt, hatte dieser Streik die überwältigende Unterstützung der Arbeiter*innen in Großbritannien.
Klassenaktion hat immer eine Solidaritätsbewegung im Norden, im Süden und in Großbritannien selbst hervorgerufen. Wir haben die Dummheit insbesondere der IMG, die tatsächlich die Idee vertreten, dass die Protestant*innen ins Meer getrieben werden sollten, dass die Protestant*innen im Norden nicht für den Sozialismus gewonnen werden können. Als ob es möglich wäre, nationale Einigung oder einen Sieg der sozialistischen Revolution ohne die Unterstützung der Masse der protestantischen Arbeiter*innen im Norden ebenso wie im Süden zu erreichen. Tatsächlich ist die Idee, dass die Einheit zwischen protestantischen und katholischen Arbeiter*innen nicht möglich sei, völlig falsch. Bei vielen Gelegenheiten während der Geschichte der vergangenen 50 Jahre gab es gemeinsame Kämpfe der protestantischen und katholischen Arbeiter*innen, spontanen Ausdruck von Unterstützung, selbst von Solidarität, einschließlich während dem Verlauf der Kampagne der Provisionals während der letzten 12 Jahre.
Die Idee der Arbeiter*innenverteidigungskraft entspringt natürlich aus der Lage, die im Norden selbst besteht. Zum Beispiel zog zu der Zeit, als der Tod von Bobby Sands näherkam, die Furcht vor religiösen sektiererischen Angriffen in den katholischen Gebieten die Bevölkerung zu den Provisionals und die Furcht vor Angriffen durch die IRA zog die Protestant*innen hinter die UDA und die protestantischen paramilitärischen Organisationen in ihren Gebieten.
Die einzigen unbewaffneten Organisationen in Nordirland sind die der Arbeiter*innenklasse. In dieser Lage ist es klar, dass die Furcht der protestantischen und katholischen Arbeiter*innen vor sektiererischen Angriffen nur durch die Organisation einer Verteidigung durch die Gewerkschaften beruhigt werden könnte, die Protestant*innen und Katholik*innen verbinden würde. Solche ein Verteidigungskraft würde im Fall eines erzwungenen britischen Abzugs – der unter solchen Umständen nur auf der Grundlage der Bewegung hin zum Sozialismus sowohl im Norden als auch im Süden unternommen werden könnte – die Solidarität der katholischen und protestantischen Arbeiter*innen garantieren, die wiederum auch die Unterstützung der britischen Arbeiter*innen in Uniform garantieren würde. Sie mögen den Job nicht, den sie in Irland machen müssen und wären nur zu dankbar, wenn die Aufgabe der Verteidigung gegen sektiererische Angriffe von den irischen Arbeiter*innen auf der Grundlage der Einheit von protestantischen und katholischen Arbeiter*innen unternommen würde. So ergibt sich die Notwendigkeit von Verteidigungskräften aus der Lage des sektiererischen Konfliktes selbst.
In Russland wurden die Verteidigungsorganisationen der Bolschewiki gebildet, als Versuche der zaristischen Kräfte gemacht wurden, Pogrome gegen Jüd*innen zu organisieren. Eine bewaffnete Verteidigungskraft wiederum würde erfolgreich den Weg für die sozialistische Revolution in Irland bereiten. Die Tatsache, dass die politischen Sekten die Idee einer nichtsektiererischen gewerkschaftlichen Verteidigungskraft ablehnen, zeigt ihren völligen Mangel an Verständnis für die Geschichte der Arbeiter*innenklasse nicht nur in Irland, sondern auch international. Es ist bedauerlich, dass GM reaktionären Ideen dieser Art Glauben schenkt.
Dieses Dokument hat die Hauptfragen nur gestreift und die Lage in Nordirland ziemlich ausführlich behandelt, um den Genoss*innen international einen Hintergrund zu geben, um die Lage in Irland zu erklären und zu zeigen, wie er die Haltung des Marxismus gegenüber den Sekten veranschaulicht.
George Edwards, Juni 1981
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