[14. November 1933, eigene Übersetzung des englischen Textes, „Nach den britischen Kommunalwahlen“]
Britische Sektion
Werte Genossen,
die Kommunalwahlen in England sind insofern äußerst wichtig, als sie symptomatisch sind für das kolossale Wachstum der Labour Party und den Rückgang zumindest des relativen Einflusses der ILP und der Kommunistischen Partei. In einer Lage, die für ihren revolutionären Flügel außerordentlich günstig ist, wird die Komintern nicht stärker, sondern schwächer. Dies ist kein nationales, sondern ein internationales Phänomen. Die Wahlen in Norwegen und der Schweiz zeigen die gleiche Tendenz. Diese Tatsachen bestätigen voll und ganz die Diagnose, die wir nach dem Sieg des Faschismus in Deutschland gestellt haben. Die Komintern geht viel schneller zugrunde als die Parteien der Zweiten Internationale, was durchaus verständlich ist, wenn man bedenkt, dass der direkt revolutionäre Ausweg aus der Lage in Deutschland in Frage gestellt ist. Die Sozialdemokratie erlebt zur Zeit einen weiteren Zustrom von Neumitgliedern. Am Ende werden diese frischen Massen die Sozialdemokratie von innen heraus sprengen und den Grundstein für den Aufbau einer wirklich revolutionären Partei legen. Doch damit dies geschehen kann, wird der linke Flügel, angefangen bei den Bolschewiki-Leninisten, eine korrekte Politik haben müssen.
Die sogenannte britische kommunistische Partei ist eine Leiche, alles, was sich an sie bindet, wird zum Verwesen verurteilt sein. Soweit wir feststellen können, ist die ILP zunehmend von dieser Gefahr bedroht. Anstatt sich der Labour Party zuzuwenden, hat sie sich der Komintern zugewandt.
Man kann freilich einwenden, dass die ILP erst kürzlich von der Labour Party losgebrochen ist und dass wir dies als einen Schritt nach vorn bewertet haben. Das ist absolut richtig! Und natürlich schlagen wir keineswegs vor, dass die ILP jetzt in die Labour Party zurückkehrt und sich deren Disziplin unterwirft.
Eine solche Politik wäre ein völliger Verrat an den revolutionären Aufgaben, vor denen das britische Proletariat steht. Aber es ist völlig klar, dass die ILP nur dann in der Lage sein wird, ernsthafte revolutionäre Arbeit zu leisten, wenn sie zu einem Hebel des revolutionären Einflusses auf die Massen innerhalb der Labour Party und der Gewerkschaften wird.
Es sollte klar sein, dass eine Verbindung zwischen der ILP und der Kommunistischen Partei unter den gegenwärtigen Bedingungen die letztere nicht retten, sondern die sichere Zerstörung der ersteren bewirken wird. Die Führung der Komintern hat die Lektion der jüngsten großen Ereignisse nicht verstanden und ist nicht in der Lage, sie zu verstehen. Die stalinistische Bürokratie schenkt den großen historischen Aufgaben, die die Gewinnung der proletarischen Mehrheit erfordern, im Grunde genommen nicht einmal mehr Beachtung. Diese Bürokraten, die um ihre Posten und ihre Gehälter kämpfen, sind nur darauf bedacht, irgendwie ihren Lebensunterhalt zu sichern, indem sie der ILP hundert oder tausend Arbeiter wegschnappen. Die unmittelbare Aufgabe der Bolschewiki-Leninisten besteht darin, die ILP von der Komintern ab- und der Labour Party zuzuwenden. Dies kann jedoch nicht geschehen, ohne dass wir selbst eine klare und eindeutige Position in der Frage der Kommunistischen Partei einnehmen. Deshalb sind wir gespannt darauf, von Ihnen zu erfahren, welche Schlussfolgerungen Ihre Organisation für ihre eigene Tätigkeit aus den jüngsten Kommunalwahlen gezogen hat.
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