Lynn Walsh: Weltwirtschaft: Krise der Boss*innen, Arbeiter*innen zahlen

[Eigene Übersetzung des englischen Textes in The Socialist, Nr. 510, 15. November 2007]

Baut eine sozialistische Alternative auf

Die globale Wirtschaft ist in tiefen Schwierigkeiten. Als die Subprime-Hypothekenkrise im August die Finanzmärkte traf, wurde sie von den Koryphäen der City als bloße Delle abgetan, die schnell überwunden sein würde. Aber die langen Schlangen vor der Bausparkasse Northern Rock waren ein Symptom für kommende noch schlimmere Dinge.

Lynn Walsh

Der Präsident der spekulativen privaten Beteiligungskapitalfirma Blackstone sagte kürzlich: „Das Schwarze Subprime-Loch erscheint tiefer, dunkler und beängstigender als sie dachten.“ Die Kreditklemme beißt immer mehr in die Gesamtwirtschaft und bedroht die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Europa und andere Länder mit wirtschaftlicher Rezession.

Einige der größten Banken und Finanzhäuser der Welt wurden von massiven Verlusten getroffen, das Ergebnis ihrer rücksichtslosen Spekulationen auf dem US-Markt für risikoreiche Hypotheken, dem sogenannten Subprime-Sektor. Die gemeldeten Verluste belaufen sich bereits auf insgesamt rund 60 Milliarden Dollar. Aber das sind Peanuts im Vergleich zur Schätzung der Royal Bank of Scotland: „Diese Kreditklemme wird, wenn alles vorbei ist, Verluste in Höhe von 250 bis 500 Milliarden Dollar bedeuten.“

„Na und?“, mögen manche sagen. „Einige der superreichen Spekulant*innen bekommen ihre gerechte Strafe. Sie haben es verdient, sich die Finger zu verbrennen.“ Und es ist wahr, die Banken und Hedgefonds, die mit riskanten Hypothekenanleihen spekuliert haben, verdienen alles, was ihnen widerfährt. Aber nach all ihren Verlusten werden die Bankchef*innen und Hedgefonds-Manager*innen immer noch superreich sein.

Zum Beispiel hat die mächtige Citibank kürzlich Subprime-Verluste in Höhe von 11 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Doch der Vorstandsvorsitzende „Chuck“ Prince ist mit einer Abfindung von 40 Millionen Dollar (19 Millionen Pfund) sowie Vergünstigungen wie einem persönlichen Assistenten, einem Chauffeur usw. gegangen. Stan O’Neal, Chef der Investmentbank Merrill Lynch, hat gerade eine Abfindung von 161 Millionen Dollar erhalten, nachdem er für Subprime-Verluste in Höhe von 8,4 Milliarden Dollar verantwortlich war!

Das Problem ist, dass die riesigen Verluste der Banken sich im Laufe der Zeit auf die arbeitenden Menschen auswirken werden. Über die Investmentbanken haben viele Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften in toxische Subprime-Hypotheken investiert. Wenn die Verluste durchschlagen, werden sie unweigerlich den Wert der Renten der Arbeiter*innen verringern. Einige Fonds könnten pleite gehen.

Die Lage wurde im Londoner „Evening Standard“ (9. November) gut zusammengefasst. Unter der Überschrift „Otto Normalverbraucher wird die Zeche für Subprime zahlen” schrieb Anthony Hilton: „Es ist so ziemlich die goldene Regel der Finanzmärkte, dass wenn Verluste zu tragen sind, sie von der Öffentlichkeit und nicht von den Fachleuten getragen werden sollten”.

Als zum Beispiel Northern Rock zu sinken begann, griffen die Bank of England und die Regierung mit 35 Milliarden Pfund Steuergeldern ein, um die Direktor*innen vor ihrer gierigen, kurzsichtigen Politik zu retten. Aber nicht nur die riskanten Subprime-Kredite verursachen Probleme.

Aufgrund der Immobilienpreisblase und der durch sie geschaffenen riesigen Last durch Hypothekenschulden eskaliert die Zahl der Zwangsvollstreckungen in England und Wales. In der ersten Hälfte des Jahres 2007 wurden rund 14.000 Häuser zwangsvollstreckt, verglichen mit 10.800 in der ersten Hälfte des Jahres 2006.

Banken und andere Geldverleiher*innen haben die Menschen dazu gedrängt, immer mehr Schulden zu machen, um ihre Kaufkraft zu steigern. Für immer mehr Menschen wird dies unhaltbar.

Der Präsident des Inkassoverbandes, der derzeit Forderungen in Höhe von über 21 Milliarden Pfund einzieht, sagte kürzlich: „Die Inkassobranche ist im vergangenen Jahr rasant gewachsen. Sie wird durch den zugrunde liegenden Kreditboom angetrieben, aber die Krise auf den Finanzmärkten hat die Lage verschlimmert.“ („Financial Times“, 13. November)

Da sich die Warnungen auf den Finanzseiten der großen Zeitungen nun bestätigen, wird die Mehrheit der Menschen in der Gesellschaft – und nicht die superreiche Minderheit – zunehmend gezwungen sein, die Folgen zu tragen. Die arbeitenden Menschen müssen gegen dieses System, den Kapitalismus, kämpfen, der seine Krisen periodisch auf ihren Schultern ablädt, und eine sozialistische Alternative aufbauen.


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