Ted Grant: Stalinismus in der Nachkriegswelt

[Juni 1951, eigene Übersetzung aus dem Nachdruck in The Unbroken Thread]

Der Zweite Weltkrieg endete in einem komplexen und völlig unvorhergesehenen Kräfteverhältnis zwischen den Nationen und zwischen den Klassen. Er endete im Sieg von zwei kontinentalen Mächten auf der Weltarena, dem US-Imperialismus und der russischen Bürokratie. Das wurde der vorherrschende Faktor im Weltmaßstab: die Teilung der Welt in zwei konkurrierende Blöcke. Zum ersten Mal in der Geschichte wurden die großen Mächte Europas auf zweitrangige Positionen herabgestuft; Frankreich, Deutschland, Italien, wurden besiegt und England wurde eine zweitrangige Macht. Japan wurde auf den Status eines besetzten Gebiets herabgestuft, dem alle seine Kolonien und Einflussbereiche genommen wurden. Der Kampf zwischen den Klassen kann nur vor dem Hintergrund dieses entscheidenden Konflikts der Ära verstanden werden.

Der Niedergang des Kapitalismus spiegelte sich vor allem in der Schwächung des Imperialismus und der Aufwallung der Massen in Asien, mit der revolutionären Welle in West- und Osteuropa wider. Die Aufwallung der Massen in Asien im Kampf für nationale Befreiung zwang die Briten, sich aus Indien, Birma und Ceylon [Sri Lanka] zurückzuziehen und in ein anderes Verhältnis zur nationalen Bourgeoisie dieser Länder zu treten.

Der niederländische Imperialismus war gezwungen, sich aus Indonesien zurückzuziehen und zu einem Kompromiss mit der einheimischen herrschenden Klasse zu kommen. In Indochina bemüht sich der französische Imperialismus seit dem Krieg vergeblich, den nationalen Befreiungskampf niederzuhalten. In Malaya ist britischer Imperialismus mit allen ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht in der Lage gewesen, den Kampf der malaiischen Völker für Unabhängigkeit zu besiegen. In China hat der amerikanische Imperialismus einen unvergleichlichen Rückschlag erlitten. Trotz des verschwenderischen Gießens von Munition und Zubehör zur Hilfe für das altersschwache Tschiang-Kai-schek-Regime, sind die Kräfte des chinesischen Großgrundbesitzes, Kapitalismus und Imperialismus, vertreten durch die korrupte Kuomintang-Clique, in das Meer getrieben worden und behalten nur eine zerbrechliche Stellung auf der Insel Formosa [Taiwan], geschützt nur vom Meer und jetzt von der amerikanischen Marine.

Korea ist in russische und amerikanische Einflussbereiche geteilt, was die Schwäche des Imperialismus im ganzen Fernen Osten aufdeckt. Ohne das direkte Eingreifen des amerikanischen Imperialismus wäre der koreanische Tschiang Kai-schek so ruhmlos wie das Regime Tschiang selbst zusammengebrochen. Bestenfalls wird der amerikanische Imperialismus in der Lage sein, eine Stellung nach einem langatmigen Kampf zu halten, und amerikanische Kräfte werden wie die der Franzosen in Indochina und der Briten in Malaya festgenagelt werden, selbst im Falle eines vollständigen Sieges im Süden. Dies ist der Maßstab des Niedergangs der alten Beziehungen des Kapitalismus und Imperialismus der Vergangenheit. Der Kapitalismus verfault an seinem schwächsten Punkt.

In Europa entwickelte der Sieg Russlands im Krieg und die Aufwallung der Massen, die der Niederlage deutsch-italienischen Faschismus folgten, auch eine gewaltige revolutionäre Welle, die drohte, den Kapitalismus vom gesamten Kontinent wegzufegen. Jedoch hatte der Sieg Russlands im Krieg komplizierte und widersprüchliche Folgen. Vorübergehend, aber dennoch für eine ganze Geschichtsperiode, ist der Stalinismus gewaltig gestärkt worden. Trotz Zerstörung und Blutvergießen, denen Russland ausgesetzt war, die es in einem erschöpften und schwachen Zustand hinterließen (während der angloamerikanische Imperialismus während des Krieges kaum berührt worden war und unwesentliche Verluste an Ressourcen und Menschen erlitt – Amerika hatte die Spitze seiner militärischen und wirtschaftlichen Macht erreicht), waren die Imperialisten wegen der Stimmung der Völker und dem Kräfteverhältnis der Klassen im Weltmaßstab machtlos, gegen Russland zu intervenieren.

Intervention sogar in dem Maßstab, der dem Ersten Weltkrieg folgte, war unmöglich. Im Gegenteil waren die Alliierten gezwungen, die russische Vorherrschaft in Osteuropa und Teilen Asiens zu schlucken, die sie sogar dem reaktionären Zarismus nie zugestanden hätten. Die russische Bürokratie hatte die Herrschaft über die Region erreicht, über die wildesten Träume des Russlands unter dem Zaren hinaus.

Der Prozess, durch den der Kapitalismus in Osteuropa gestürzt und der Stalinismus ausgedehnt wurde, fand auf eigenartige Weise statt. Das Vakuum in der Staatsmacht in Osteuropa nach der Niederlage des Nazis und ihrer Quislinge wurde durch die Kräfte der erobernden Roten Armee gefüllt. Die schwache Bourgeoisie dieser Gebiete war weitgehend ausgelöscht, als Quislinge des deutschen Imperialismus aufgesogen worden oder zu Juniorpartnern der Nazis während der Jahre des Krieges herabgestuft worden. Sie waren in Osteuropa sogar schon vor dem Krieg verhältnismäßig schwach gewesen, da die Staaten dieser Region weitgehend Halbkolonien der großen Mächte nach dem Vorbild der südamerikanischen Staaten waren. Die Vorkriegsregime litten unter einer chronischen Krise wegen der Balkanisierung der Region und der Unfähigkeit der herrschende Klasse, die Probleme selbst der bürgerlich-demokratischen Revolution zu lösen. Sie waren fast alle schwache Militär- und Polizeidiktaturen ohne irgendwelche wirklichen Wurzeln unter den Massen.

Der Sieg Russlands während des Krieges rief ohne Zweifel eine Aufwallung unter den Massen hervor, entweder schnell oder in einigen Ländern um eine Zeit verzögert. Die sozialistische Revolution stand auf der Tagesordnung. Dieses war nicht nur für die Bourgeoisie sondern auch die stalinistische Bürokratie gefährlich. Die Bürokratie erreichte ihre Ziele, indem sie geschickt zwischen den Klassen manövrierte und sie auf typisch bonapartistische Weise manipulierte. Der Trick war, eine „Volksfront“ zwischen den Klassen zu bilden und eine Regierung der „nationalen Konzentration“ zu bilden. Jedoch hatte diese „Volksfront“ eine andere Basis und andere Ziele im Blick als die „Volksfronten“ der Vergangenheit.

In Spanien war das Ziel der „Volksfront“, die Macht der Arbeiter und den embryonalen Arbeiterstaat zu zerstören, indem sie die Arbeiterrevolution zerstörte. Dies wurde durch die Bildung eines Bündnisses mit der Bourgeoisie oder vielmehr dem Schatten der Bourgeoisie erzielt und erdrosselte die Kontrolle, die die Arbeiter in den Fabriken und in der bewaffneten Arbeitermiliz errichtet hatten und stellte den kapitalistischen Staat unter der Herrschaft der Bourgeoisie wieder her. Als Folge dieser Politik gab es gegen Ende des Krieges eine Militär- und Polizeidiktatur auf beiden Seiten der Front.

Das Ziel der Koalition mit der gebrochenen Bourgeoisie oder ihrem Schatten in Osteuropa war etwas anderes als das der Rückgabe der Kontrolle an die Kapitalistenklasse. Bei früheren „Volksfronten“ war die wirkliche Staatsmacht – bewaffnete Formationen von Menschen, Polizei und Staatsapparat – fest in den Händen der Bourgeoisie mit den Arbeiterparteien als Anhängsel. In Osteuropa war mit der einen oder anderen wichtigen Variante die wirkliche Macht, das heißt Kontrolle über die bewaffneten Formationen von Menschen und den Staatsapparat in den Händen des Stalinisten. Die Bourgeoisie nahm die Stellung des Anhangs ohne wirkliche Macht ein. Warum dann die Koalition? Sie diente als Deckmantel, unter dem eine feste Staatsmaschine nach dem Moskauer Modell konstruiert und gefestigt werden konnte.

Die Bourgeoisie wurde von der Bürokratie verwendet, um die durch den Sieg der roten Armee und die Ereignisse des Krieges geweckten Arbeiter am Erreichen der sozialistischen Revolution nach dem Vorbild des Oktobers zu hindern. Die Bürokratie spielte die Bourgeoisie im Namen der Einheit gegen die Arbeiterklasse aus. Sie manipulierte mit bonapartistischen Manövern die tastenden Bestrebungen der Arbeiter, Kontrolle in den Fabriken zu errichten.

Indem sie Bodenreform einführten und die Großgrundbesitzerklasse enteigneten, sicherten sie vorläufig die Unterstützung oder Einwilligung der Bauern. Nachdem sie einen starken Staat unter ihrer Kontrollegefestigt und aufgebaut hatten, gingen sie dann zum nächsten Stadium über. Sie mobilisierten die Arbeiter und wandten sich gegen die Bourgeoisie, die sie nicht mehr als Gegengewicht gegen die Arbeiter und die Bauern benötigten und enteigneten sie schrittweise. Die Bourgeoisie war ohne die Unterstützung des äußeren Imperialismus zu entscheidendem Widerstand unfähig. Ein totalitäres Regime, das sich mehr und mehr dem Moskauer Modell nähert, ist stufenweise eingeführt worden. Nach der Beseitigung der Bourgeoisie und dem Beginn einer Industrialisierung im großen Maßstab, hat sich die Bürokratie gegen die Bauern gewandt und mit dem Weg der Kollektivierung der Landwirtschaft begonnen.

Der Fall Jugoslawiens

In Jugoslawien und in China war das Muster der Ereignisse etwas, aber nicht grundlegend anders als die Entwicklungen in Osteuropa. Nach der Unterjochung Jugoslawiens durch die Kräfte des deutschen Imperialismus begann sich ein Kampf für nationale Befreiung gegen den fremden Unterdrücker zu entwickeln. Dies hatte eine breite Basis wegen der Traditionen Jugoslawiens und der Kämpfe seiner Völker gegen türkische Herrschaft und die Österreich-Ungarns vor dem Ersten Weltkrieg.

Dies führte zu einem Bauernkrieg und einem Guerillakampf in den Bergen. Unter „normalen“ Bedingungen hätte solch ein Kampf nur im Sieg der Bourgeoisie und einer möglichen Bodenreform enden können, selbst wenn er erfolgreich zu Ende geführt worden wäre. Aber die vorherrschenden Faktoren unserer Epoche liegen im Sieg des „Oktobers“ und der Verzerrung der Revolution durch die Bürokratie. Einerseits der Hintergrund eines starken „Arbeiterstaats“ (wenn auch in degenerierter Form) und andererseits der fürchterliche Zerfall des Kapitalismus-Imperialismus im Weltmaßstab und die Unfähigkeit der örtlichen Bourgeoisie zur Lösung eines einzigen der nationalen oder demokratischen Probleme, vor denen das Land steht, dienten dazu, die Massen in Richtung der sozialistischen Revolution zu stoßen. Wieder führt die Verzerrung der Revolution zu einer merkwürdigen Deformation des Kampfes auf Seiten der örtlichen Agenturen des Stalinismus.

Die Bauern können keine unabhängige Rolle spielen. Sie müssen der einen oder anderen der Grundklassen in der modernen Gesellschaft folgen. Im Unterschied zur klassischen marxistischen Theorie der Vergangenheit, fing der Kampf damit an, dass kleine Teile der Arbeiter unter stalinistischer Führung in die Berge gingen und die Bauern in einem Krieg für nationale Befreiung organisierten. Die überwältigende Mehrheit der Truppen der Partisanen-Befreiungsarmee bestand aus Bauern. Ihre Natur enthüllte sich im Bürgerkrieg, der sogar unter der Besatzung anfing, mit [Tschetnik-Führer] Mihailović, der die Kapitalisten und obere Mittelschicht (oder eher den Rest, der sich nicht völlig dem deutschen Imperialismus verkauft hatte) vertrat. Die bonapartistische Bürokratie stützte sich auf die Bauern und führte den Kampf unter dem Deckmantel einer nationalen „Volksfront“ ähnlich denen, die später in Osteuropa errichtet wurden. Abgesehen von den großen Städte waren gegen Ende des Krieges große Gebiete unter der Kontrolle Titos, wenn auch die Unterstützung der Roten Armee notwendig für die Eroberung Belgrads war.

Jedoch entwickelten sich die Ereignisse in Jugoslawien nach einem anderen Muster als die in Osteuropa. In den anderen Ländern Osteuropas waren die Partisanenkämpfe in den meisten Fällen entweder schwach, fast nicht vorhanden oder in einem embryonalen Stadium, als die Rote Armee ankam. In denen, wo ein Massenwiderstand auftrat, gab es spezielle Umstände, die in Jugoslawien nicht existierten.

Der wichtige Unterschied zwischen Jugoslawien (und China) und dem Rest Osteuropas liegt in der Tatsache, dass Tito und die jugoslawischen Stalinisten eine Staatsbasis vor der Ankunft der Roten Armee hergestellt hatten. Sie hatten die Unterstützung der großen Mehrheit der Massen im revolutionären Kampf, den sie aufgenommen hatten. So konnte der Versuch der russischen Bürokratie, feste Kontrolle herzustellen auf erfolgreichen Widerstand von Seiten der JugoslawInnen treffen. Sie waren nicht so abhängig von Moskau wie die anderen Satellitenparteien.

In der Sowjetunion selbst entstanden unvermeidlich Widersprüche zwischen den nationalen Republiken und der stalinistischen Bürokratie wegen der großrussischen Tendenzen der Zentralisierung und der bürokratischen Unterdrückung im Interesse der Moskauer Clique. In der Ukraine, in Georgien, in Aserbaidschan, in der Wolgadeutschen Republik entwickelte sich Opposition gegen die nationale Unterdrückung, in allen Republiken Russlands gegen diese erstickende wirtschaftliche und kulturelle Unterdrückung. In der Ukraine entwickelte sich die Unterdrückung besonders, so dass Trotzki die Losung einer unabhängigen sozialistischen Sowjetukraine aufwarf. Die Opposition der Massen der Republik war so, dass die handverlesene stalinistische Führung gesäubert und getötet werden musste, um die Herrschaft der Bürokratie zu festigen.

Bis zu diesem Tag bleibt die nationale Frage eine Schlüsselfrage im Kampf gegen die Bürokratie. So musste Stalins Tendenz, Osteuropa durch bevorzugende und erpresserische Verträge in ein Lehen der russischen Bürokratie zu verwandeln und die Interessen der Wirtschaft in diesen Ländern den wirtschaftlichen Notwendigkeiten der Moskauer Bürokratie unterzuordnen, Opposition unter den Massen zu wecken, die ein Echo sogar in den herrschenden stalinistischen Parteien hervorrufen musste. Auf diesem Boden musste der Bruch zwischen Moskaus stalinistischem Regime und dem jugoslawischen stalinistischen Regime stattfinden. An diesem Thema konnte die jugoslawische Bürokratie, wegen ihrer unabhängigen Staatsbasis und ihrer Massenunterstützung, den Kreml erfolgreich herausfordern.

Sogar gegen die grausame Kominform-Blockade konnten sie erfolgreich ein instabiles Gleichgewicht halten, paradoxerweise wegen der Spannung zwischen Ost und West. Es ist die nationale Frage, die die Grundlage des jugoslawischen Widerstandes erklärt. Die jugoslawische Bürokratie möchte die Stellung eines Juniorpartners bewahren, statt ein Marionettenstaat von Moskau zu sein. Wo die ukrainischen und georgischen Bürokraten nicht Erfolg haben konnten, hatten sie die Möglichkeit.

In den anderen Staaten Osteuropas wurde die Opposition nach ähnlichen Prinzipien wie die Opposition in den nationalen Staaten innerhalb der Sowjetunion behandelt. Die führenden Elemente wie Gomulka, Rajk, Kostov wurden hingerichtet oder eingesperrt und die Staatsmaschine wurde von oben bis unten gesäubert, um sie als ergebenes Hilfsmittel von Moskau auf Linie zu bringen. Der Versuch in Jugoslawien endete jedoch mit der Verhaftung und Einsperrung von Moskaus stalinistischen Agenten Žujović und Hebrang.

Bedeutet der Bruch von Tito mit Stalin, dass das jugoslawische Regime aufhört, stalinistisch zu sein? Das Regime bleibt das einer jugoslawischen Variante des russischen Stalinismus. Stalinismus bedeutet ein totalitäres Regime mit einer privilegierten bürokratischen Kaste, die auf die wirtschaftliche Basis des Arbeiterstaates aufgedrückt wird. Mit diesem oder jenem Unterschied, mit dieser oder jener Variation ähnelt das Regime in Jugoslawien dennoch dem von Russland, gerade wie das Regime Dollfuß im kleinen Österreich dem von Hitler und Mussolini ähnelte.

Genauso wie es möglich ist, dass es verschiedene faschistische Regime in verschiedenen Ländern gibt, so kann es unter den gegebenen Bedingungen verschiedene stalinistische Regime geben, verschiedene bürgerlich-demokratische Staaten und verschiedene Formen von der Norm entsprechenden Arbeiterstaaten.

Die entscheidenden Erwägungen bei unserer Kennzeichnung eines Regimes sind: erstens die gesellschaftlichen Grundmerkmale … Arbeiterstaat, kapitalistischer Staat, Feudalstaat, Sklavenstaat usw. Zweitens, aber immer noch von entscheidender Bedeutung ist sein politischer Überbau. Im Fall von kapitalistischen Staaten gibt es … faschistisch, demokratisch, imperialistisch, kolonial usw., im Fall eines Arbeiterstaates … bürokratisiert oder Arbeiterdemokratie. Auf dieser Grundlage bleibt Jugoslawien ein deformierter Arbeiterstaat. [Marxisten unterstützen den Kampf der jugoslawischen Massen gegen] chauvinistische nationale Unterdrückung durch die russischen Bürokratie, gerade wie wir den Kampf der Ukraine oder Polens für Freiheit von der Herrschaft Moskaus unterstützen.

In Jugoslawien selbst muss die Vierte Internationale für den Sturz der jugoslawischen Bürokratie durch eine politische Revolution kämpfen. Die Forderungen dieser politischen Revolution werden dafür sein, dass die Kontrolle durch ein Regime der Arbeiterdemokratie in die Hände der Massen kommt, als Minimum mit dem Recht für alle Tendenzen der Arbeiterklasse, am ganzen politischen Leben frei teilzunehmen, Beseitigung der Privilegien der Bürokratie, Wiederherstellung des Streikrechtes usw.

Das jugoslawische Regime bleibt in seinem Erscheinungsbild und Methoden mehr auf dem Pfad des Stalinismus als des revolutionären Marxismus. Der Druck des Stalinismus zwingt die jugoslawische Bürokratie, umfangreiche Anleihen bei der marxistischen Kritik an Stalin zu machen. Gesten in Worten nach links verwandeln das Regime nicht mehr in das eines gesunden Arbeiterstaats als die manchmal richtige stalinistische Kritik an Reformismus und Kapitalismus sie (die stalinistische Bürokratie) zu einer echten marxistischen Strömung macht. Auch die jugoslawische Bürokratie bleibt in einem ähnlichen Sinne wie der Stalinismus eine zentristische Strömung.

Diese Bürokratie ist frischer als die Moskaus. Sie hat wahrscheinlich eine größere Massenunterstützung unter den Werktätigen. Der Fünfjahresplan hat, wie der Russlands in seinen frühen Stadien, die enthusiastischen Unterstützung der Massen hervorgerufen, die glauben, dass sie Sozialismus aufbauen. Dennoch ist die Differenzierung bereits so groß wie in Russland in den frühen Jahren des Fünfjahresplans. Das grundlegende Erscheinungsbild der regierenden Clique zeigt sich an der Tatsache, dass sie mit der Theorie des Sozialismus in einem Lande verheiratet ist – obwohl die Grundlage im kleinen Jugoslawien im Vergleich mit den enormen Ressourcen Russlands ein noch niedrigeres Niveau hat.

Die Jugoslawen werden durch den Hass der Bürokratie im Osten und des Kapitalismus-Imperialismus im Westen gehemmt; sie balancieren unsicher auf diesem Gegensatz, um sich zu erhalten. Das Utopische ihrer Position zeigt sich bei den ersten Scharmützeln im Kampf zwischen den USA und der UdSSR. Die jämmerliche Kapitulation vor dem westlichen Imperialismus, die in der Forderung nach Vermittlung der Vereinten Nationen in Korea enthalten war, ist das beste Zeichen für den nichtmarxistischen Charakter der jugoslawischen Bürokratie.

Sie stützen sich nicht auf den Internationalismus und können nur wie die anderen kleinen Nationen zwischen den mächtigen Mächten von Russland und Amerika rückwärts und vorwärts trippeln, ohne die Möglichkeit einer unabhängigen Rolle. Nur eine internationalistische Position würde sie vor der unrühmlichen Rolle retten, die Jugoslawien in den Vereinten Nationen (UNO) spielt.

Zickzacks nach links, wie die stalinistischen Zickzacks nach links – in Worten – können nicht die grundlegenden Verhältnisse in Jugoslawien ändern. Die wirtschaftliche Basis Jugoslawiens – ein rückständiges Land, nicht viel mehr entwickelt als Russland vor seiner Industrialisierung – erzeugt die unerbittlichen Folgen der Bürokratisierung, die sich in Moskau entwickelte.

Mit krampfartigen Schwankungen nach rechts und links, wird die wirtschaftliche Tendenz bei gleichen Ursachen gleiche Wirkungen haben. Das jugoslawische Regime wird sich immer mehr dem von Moskau nähern.

Stalinismus in China

Die eigenartige Verbindung der Kräfte, die zum Sieg des Stalinismus in Osteuropa führten, arbeiten in Asien auf die gleichen Ergebnisse hin. In China haben wir ein hervorragendes Beispiel dieses Ergebnisses der Vielfältigkeit von geschichtlichen Faktoren. Die Niederlage der Revolution von 1925-27 (wegen der Fehler des Stalinisten), die jede Aussicht auf Erfolg gehabt hatte, veranlasste die stalinistische Führung und die Kader, die sie halten konnte, die Städte zu verlassen und in die Berge zu gehen, um sich auf den Bauernkrieg zu stützen – ein Krieg, der in der langen Geschichte Chinas viele Präzedenzfälle hatte.

Der Niedergang und der Zerfall des Militär- und Polizeiregimes der Kapitalisten und Großgrundbesitzer zeigte sich in seiner völligen Unfähigkeit, ein einziges von Chinas Problemen in der Periode 1924-45 zu lösen. Weit verfaulter als das zaristische Russland, selbst in seiner schlimmsten Zeit, entfremdete es sich fast die gesamte Bevölkerung, abgesehen von der kleinen Clique Tschiang Kai-scheks an der Spitze.

Es gab niemanden, der es in der Stunde der Gefahr wirklich verteidigen wollte. In der selben Periode machte es der fürchterliche Zerfall des Imperialismus nach dem zweiten Weltkrieg den Imperialisten unmöglich einzugreifen. 1925-27 hatte der britische Imperialismus auf eine „Beleidigung der Flagge“ geantwortet, indem er die Haupthäfen Chinas mit seinen Kriegsschiffen bombardierte. Dies mit Zustimmung der Labour- und Gewerkschaftsführer. 1949 war das Kräfteverhältnis so, dass die Imperialisten mit Freude das Wegschleichen des Kriegsschiffs „Amethyst“ aus den Gewässer des Jangtse priesen! So hat sich das Kräfteverhältnis geändert. Die amerikanischen Imperialisten griffen mit riesigen Lieferungen an Waffen, Geld und Munition ein, um der korrupten Bande von Tschiang Kai-schek zu helfen, der Nachschub fiel fast jedes Mal in die Hände der chinesischen Roten Armee.

Diese Faktoren hatten, zusammen mit der Tatsache, dass sie das mächtige Russland als Nachbarn hatten, alle ihre Wirkung auf die Entwicklung der Lage in China. Unter „normalen“ Bedingungen hätte der Bauernkrieg in China wie all diese Kriege in der Vergangenheit geendet, oder die Führung der chinesischen Bauern wäre mit den kapitalistischen Elementen in den Städte verschmolzen und die bäuerlichen Massen hätten gemerkt, dass sie verraten sind. Die Revolution hätte einen kapitalistischen Charakter angenommen.

Jedoch mussten alle oben aufgezählten Faktoren ein anderes Ergebnis haben als im Voraus vorausgesehen werden konnte. Ohne Russland als Nachbarn, ohne die Degeneration des russischen Regimes als weiteren Faktor, ohne den kompletten Zusammenbruch des Regimes in China, in dem die alte herrschende Klasse sich so mitleiderweckend überlebt hatte, ohne die Degeneration der internationalen stalinistischen Bewegung, ohne die extreme Schwäche der echten marxistischen Strömung, ohne die Schwäche des Imperialismus im Weltmaßstab, hätten die Ereignisse in China wie in ganz Asien eine andere Wendung genommen: entweder in Richtung einer proletarischen Revolution gemäß der Norm (mit allen seinen internationalen Auswirkungen mit der Verbreitung der Revolution in Europa und der Welt) oder dem Sieg der kapitalistischen Konterrevolution. Dies wären die Alternativen gewesen.

Die Geschichte ist jedoch voll von unerschöpflichen Varianten, die nicht im Voraus vorausgesehen werden können. Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum [Goethe, Faust I] … Alle diese komplizierten Faktoren haben zusammen dazu geführt, dass die Revolution auf andere Weise erreicht wurde, als die Theorie vorher gezeigt hatte. Mao und die chinesische Rote Armee verwendeten (mit einer vielleicht sogar noch populäreren und größeren Massenbasis als sie Tito hatte) die gleiche Technik wie in Jugoslawien, mit der Massenbewegung der Bauern als ihrer Basis … und führten einen revolutionären Krieg um den Boden. Die Armeen der Kuomintang-Clique schmolzen weg. Hier war ein Bauernkrieg in der klassischen revolutionären Tradition. Die bonapartistische Clique des Stalinismus stützte sich fest auf das Streben der Bauernschaft nach Land. Sie führten den Bauernkrieg und gewannen die mächtige Unterstützung der Massen. Hier haben wir eine eigenartige Variante der permanenten Revolution [wo eine siegreich Bauernarmee] von Ex-Marxisten [geführt wurde].

Wegen der Krise des Regimes und der Lähmung der Bewegungen in den Städten durch den Stalinismus schufen sich Mao Tse-tung und die anderen stalinistischen Führer eine unabhängige Basis in der Bauernarmee; das klassische Werkzeug des Bonapartismus. Aber in Übereinstimmung mit der Epoche und den bereits vollständig behandelten verschiedenen Faktoren konnte es nicht enden wie normalerweise ein Bauernkrieg, unabhängig von der Massenbewegung in den Städten, enden würde. Nachdem Mao Tse-tung und seine Gruppe die Städte erobern konnte, mit mindestens der passiven Einwilligung der Arbeiterklasse und der städtischen kleinbürgerlichen Massen, konnte sie auf bonapartistische Weise zwischen den Klassen balancieren.

Die bonapartistische Bürokratie begann mit der stufenweisen Beseitigung der Großgrundbesitzer im ganzen Gebiet, das sie erobert hatten (nach den Ausgangsstadien der Bewegung sorgte die Bürokratie dafür, keine unabhängige Bewegung entweder der Bauern oder der Arbeiter zu haben, die nicht von ihr selbst direkt nutzbar gemacht und gesteuert werden könnte), und beschlagnahmten sofort, was sie „bürokratischen Kapitalismus“ nannten, d.h. die Schlüsselzentren der vorhandenen Schwerindustrie und Finanz, und konnte zwischen den Klassen manövrieren. Während einer vorübergehenden Periode und als Hilfe bei der Festigung des Aufstiegs und der Kontrolle der bürokratischen Kaste, haben sie Handels- und Industriekapitalismus in einer Neo-NEP zugelassen.

Sie werden zwischen den Klassen manövrieren und sich eine feste und starke Staatsmaschine herstellen. Sie stützten sich mal auf die Bauern, mal auf die Arbeiter, dann auf die Bourgeoisie, um verschiedene Zwecke zu erreichen, und manövrierten zwischen ihnen als „Schiedsrichter“ und Regler der Beziehungen zwischen den Klassen. Unvermeidlich werden sie zur Beschlagnahmung des Privateigentums in der Industrie und dann in einem späteren Stadium zur Enteignung auch der Bauernschaft weitergehen, nach dem Modell Russlands und Osteuropas. Wegen der Schwäche und der Ohnmacht der Bourgeoisie, die keine historische Perspektive und keine historische Mission durchzuführen hat, wird sie mit vergleichbarer Mühelosigkeit beseitigt werden. Mao wird sich auf die Arbeiter stützen, um Schläge gegen die Bourgeoisie auszuteilen, wie es Stalin zur Zeit der Beseitigung des Kulaken und „NEP-Leute“ machte.

Eine stalinistische Bürokratie kann nicht die Teilung der Macht mit der Bourgeoisie zulassen, weil dies sie schwächen und auf eine untergeordnete Marionettenrolle reduzieren würde, mit der entsprechenden Verminderung des Einkommens, der Macht und der Privilegien. Die Bauern, die zum Finden eines anderen Weges unfähig sind, werden gnadenlos unterdrückt werden. Stufenweise wird ein totalitärer Staat errichtet werden, der sich mehr und mehr dem von Moskau nähert. Nachdem sie sich für eine Weile auf die Arbeiter stützten, um die Kapitalisten zu beseitigen und ihre Herrschaft zu festigen, müssen sie sich gegen die Arbeiterklasse wenden und alle Elemente der Arbeiterdemokratie zerschlagen, die im Prozess vorhanden sein mögen oder sich entwickeln können.

Vor dem Stalinismus in China liegt eine lange Perspektive der Macht trotz der gesellschaftlichen Krämpfe und der Wachstums- und Festigungskrisen. Er ist wegen der Entwicklung der Industrie und der Einigung Chinas zum ersten Mal und auf dieser Grundlage verhältnismäßig fortschrittlich, die einen enormen Antrieb zur Entwicklung der Produktivkräfte gibt. Lediglich aufgrund der chinesischen Bedingungen können sie ihre Herrschaft für eine lange Zeit beibehalten. Sie werden in der nächsten Periode die Kontrolle immer mehr festigen. Die Faktoren, die dafür sorgen, sind der endlose Krieg und Bürgerkrieg, an dem China in den letzten zwei Jahrzehnten teilgenommen hat, die Müdigkeit des Volks, das Frieden verlangt, die verhältnismäßig fortschrittliche Rolle, die sie in China spielen und der Mangel an jeder möglicher Alternative auf chinesischer Grundlage allein. Alle diese Faktoren verstärken die Rolle des chinesischen Stalinismus gewaltig.

Natürlich können Ereignisse in China durch Entwicklungen in Westeuropa, in Amerika und in Russland beschleunigt oder verzögert werden. Dies bleiben die entscheidenden Bereiche der Welt. Eine erfolgreiche proletarische Revolution im Westen, die einen Arbeiterstaat nach der marxistischen Norm erzeugt, würde selbstverständlich eine Wiederbelebung der Revolution in China ergeben und den Weg für eine gesunde Entwicklung durch die Beschleunigung der politischen Revolution eröffnen. Aber wenn man die chinesischen Kräfte als Grundlage nimmt, ist es klar, dass Mao wie Stalin die Kräfte entwickelt, die seine Maschine künftig stürzen werden.

Die verhältnismäßig anspruchslose Verwaltung wird ohne Kontrolle durch die Massen immer korrupter werden. Staatsmacht ist eine mächtige Ansteckungs- und Krankheitsquelle. Die bürokratische Kaste wird sich immer mehr über das Volk erheben, ihre Trennung von den Massen erhöhen, und den scharfen Hass der Massen erregen.

Wegen der Geschichte Chinas, seiner Traditionen und seiner schrecklichen Rückständigkeit, wird der chinesische Stalinismus allein mit eigenen Kräften unvermeidlich eine noch ungeheurere Unterdrückungsmaschine als die des Stalinismus in Russland entwickeln. Die bürokratische Kaste, die sich dort herauskristallisiert, wird nur durch Gewalt entfernt werden. Die neue politische Revolution wird zur Einrichtung einer gesunden Arbeiterdemokratie führen, aber auf einer höheren industriellen Grundlage. Langfristig wird das Schicksal Chinas, wie das des ganzen Ostens durch das Schicksal der Revolution in Osteuropa und in Amerika bestimmt werden.

Das Regime Mao Tse-tungs wird höchstwahrscheinlich in Konflikt mit der stalinistischen Bürokratie in Russland geraten, weil es eine unabhängige Basis hat. Nach der Erfahrung mit Jugoslawien war die Bürokratie widerstrebend gezwungen, die Volksrepublik China als Juniorpartner statt schlichtweg als Satelliten oder eine Moskauer Provinz zu behandeln. Trotz der Bemühungen, dies zu vermeiden, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Mao Tse-tung in einem späteren Stadium wegbricht und eine unabhängige Rolle spielt, wenn vorteilhafte Bedingungen von Großbritannien und Amerika erreicht werden können. So ist es in diesem Sinne für Moskau schwierig, wenn nicht unmöglich, direkte Herrschaft oder Vorherrschaft beizubehalten, sobald eine unabhängige Grundlage errichtet ist.

Stalinismus in Westeuropa

Das Resultat des Krieges und des nationalen Befreiungskampfes, der allgemeine Ekel der Massen, das Verrotten des kapitalistischen Systems, das zwei Weltkriege hervorgerufen hat, die Niederlage des Faschismus und der Sieg Russlands im Krieg … alles führte unvermeidlich zu einer mächtigen revolutionären Welle in ganz Westeuropa. Die tragische Sache war, dass während die revolutionäre Welle nach dem Ersten Weltkrieg durch den Reformismus aufgehalten wurde, es nach dem Zweiten Weltkrieg der Stalinismus war, der den westeuropäischen Kapitalismus von der Zerstörung rettete.

Insbesondere in Frankreich und in Italien wurden die Kommunistischen Parteien die vorherrschende Kraft innerhalb der Arbeiterklasse und mit ihrer Kontrolle der Gewerkschaften und anderer Massenorganisationen des Proletariats, mit einem mächtigen Apparat und einer Maschine, waren die stalinistischen Parteien organisatorisch weit stärker, als Bolschewismus überhaupt vor der russischen Revolution gewesen war. Die Möglichkeit, die Macht friedlich oder fast friedlich zu nehmen, hatte ihre Wurzeln in der Lage. Aber infolge der diplomatischen Weltlage des Stalinismus und seiner Furcht vor den Massen verrieten sie die erste revolutionäre Welle in den Volksfront-Koalitionen, die sie bildeten. Mit dieser mächtigen Hilfe durch den Stalinismus und die übliche Rolle der Sozialdemokratie und dank der Unterstützung des mächtigen amerikanischen Imperialismus, hat der verfallende Kapitalismus in Europa es geschafft, sich zu erholen. Mit der Unterstützung der Marshallplan-Hilfe und der erstaunlichen Erholungsfähigkeit der modernen Produktion, hat es der kränkliche Kapitalismus geschafft, sich und die produktive Maschinerie wiederherzustellen. In dieser Lage, mit dem Vorübergehen der ersten revolutionären Welle, hat der Stalinismus im offenen Kampf zwischen amerikanischem Imperialismus und stalinistischer Bürokratie, im Interesse letzterer, eine Reihe von unverantwortlichen Abenteuern unternommen, ohne irgendeine reale Perspektive außer der Schwächung Westeuropas im Interesse der Bürokratie.

Die Welle von unverantwortlichen Streiks, ohne eine klare Perspektive eines Kampfes um die Macht, schaffte es, das Proletariat zu erschöpfen und zu frustrieren. Diese Politik half der Bourgeoisie, nachdem sie sich von den ersten revolutionären Schocks erholt hatte, bei der Wiederherstellung ihrer Staatsmaschine, obwohl ihre Festigkeit eher scheinbar als wirklich ist. Die Krise der Regime in Westeuropa zeigt sich am besten in den Lagen in Frankreich und Italien.

In diesen Ländern ist die Krise der Sozialdemokratie die klarste Widerspiegelung davon. Trotz des Versagens des Stalinismus bei der Machtübernahme hat das Proletariat eine Spaltung in der Sozialistischen Partei in Italien und eine chronische Krise in der SFIO in Frankreich erzeugt. Es gibt ein Wegbröckeln der Unterstützung der Arbeiter und der Stalinismus bleibt trotz seiner Verbrechen und Verluste in der letzten Periode wegen der Verzweiflung der Arbeiter die Massenpartei der Arbeiterklasse. Dies ist so gerade wegen dem Fehlen einer revolutionären Massenalternative.

Jedoch hat die Rüstung des Stalinismus mit der Erfahrung der Arbeiter, einschließlich der Tito-Bewegung, zwar Dellen erhalten, trotzdem wurde den stalinistischen Kräften bis jetzt kein entscheidender Schlag versetzt. Wie die Wahlen in Frankreich und Italien gezeigt haben, behalten sie noch die Unterstützung der grundlegenden Schichten der Arbeiterklasse. Angesichts einer wirtschaftlichen Krise kann sich der Stalinismus erholen und sogar Unterstützung durch weitere Teile der Arbeiter und des Kleinbürgertums gewinnen, die sie in der Vergangenheit nicht beeinflusst haben. Der Hauptteil der Arbeiter in diesen Ländern hat noch viele Illusionen in den Stalinismus als revolutionärer Kraft; Illusionen, die durch die „linke“ Linie der Stalinisten in den letzten Jahren verstärkt worden sind. Ein langer Prozess von Desillusionierung wird notwendig sein, bevor die Arbeiterklasse den wirklichen Charakter des Stalinismus verstehen kann.

Es ist unter bestimmten Bedingungen theoretisch möglich, dass die Stalinisten in diesen Ländern sogar an die Macht kommen könnten. Wenn sie das machen, könnten sie die Macht nicht über eine lange Periode behalten und müssten in jedem Fall in Konflikt mit der Moskauer Bürokratie kommen. Ob sie schnell in Konflikt mit Moskau kommen oder nicht, ein sofortiger Differenzierungsprozess von oben bis unten würde innerhalb der Kommunistischen Partei beginnen. Was auch immer das Ergebnis der Spaltungen in der KP wäre, die entstehen würden, die Stalinisten könnten wahrscheinlich die Macht nicht über einen längeren Zeitraum behalten.

Spanien

Der krampfartige Charakter der gegenwärtigen Epoche und die Unmöglichkeit einer langen Stabilisierung des Kapitalismus wird nicht nur durch die Schwäche des Imperialismus und das nationale Erwachen Asiens, sondern auch durch die zerbrechlichen Grundlagen des wirtschaftlichen Aufschwungs und der relativen Ruhe in Westeuropa aufgedeckt. Das spanische Problem erhebt sich erneut zur Schlüsselfrage für Europa und für das Schicksal der Weltarbeiterbewegung.

Es ist zwölf Jahre her, seit die spanischen Arbeiter wegen der Fehler und Verbrechen der Arbeiterbewegung, besonders der Stalinisten, in einen schrecklichen Bürgerkrieg verwickelt wurden.

Jetzt hat der Zerfall und die Korruption des Regimes solch ein Ausmaß erreicht, dass das Erwachen der Arbeiter bereits begonnen hat. Das faschistische Militär- und Polizeiregime kann keines der Probleme der schwachen und rückständigen spanischen Wirtschaft lösen und verschärfte sie in enormem Grad. Das Regime in seiner Ineffizienz, Zwecklosigkeit und Fäulnis, das auf einem Bündnis aus Kirche, Grundbesitzern, Armee und Industriellen beruht, ähnelt mehr der Rolle der Tschiang-Clique als irgend einer europäischen Regierung. Wie der Zarismus hat es aufgehört, eine Massenbasis innerhalb der Bevölkerung zu haben.

Alle Schichten der Bevölkerung, alle Gesellschaftsklassen, fühlen die Krise des Regimes und fangen an, nach einem Ausweg zu suchen. Der Faschismus kann sich, sobald er errichtet ist, nur wegen der Atomisierung, Trägheit, Verzweiflung, Apathie und Gleichgültigkeit der Massen halten. Die Erholung der Solidarität, Initiative und Tätigkeit der Arbeiterklasse kann den Anfang seines Untergangs bedeuten. So kennzeichnen die Streiks in Barcelona und im Baskenland den Beginn der neuen spanischen Revolution. Der Prozess der Geschichte der Revolution, 1939 durch die Intervention der brutalen faschistischen Ferse unterbrochen, fängt von neuem an. Das faschistische Regime ist dem Tode geweiht. Die einzige Frage ist die des Tempos der Ereignisse, in denen seine Zerstörung stattfindet.

Der Anfang des Endes für Mussolini wurde durch die Streiks der italienischen Arbeiter gekennzeichnet – ein paar Monate später fiel er. Die Ereignisse in Spanien, sind wie die Italiens eine Antwort auf die Skeptiker, die nur die monolithische Stärke eines totalitären Regimes sahen, und weise die Unmöglichkeit seines Sturz durch die inneren Kräfte des Landes selbst predigten. Italien war für sie kein überzeugendes Beispiel wegen der Niederlagen des Regimes im Krieg, aus dem sie die Ursachen des Zusammenbruchs des faschistischen Systems ableiteten.

Die Friedenszeitkrise des Franco-Regimes liefert eine niederschmetternde Widerlegung dieser undialektischen Denkmethode. Die gleiche Schule der Gesellschafts„philosophie“ verbeugt sich verzweifelt vor dem Phänomen des totalitären Stalinismus.

Langfristig wird das Eingreifen der russischen Arbeiter eine Lähmung des stalinistischen Regimes erzeugen, die weit jämmerlicher und hilfloser als die kommende Todeskrise des Franco-Regimes ist. Die allmächtige und allgewaltige Bürokratie (die in den immerwährenden Säuberungen und Unterdrückungen des Regimes enthüllt, dass ihre Kastenherrschaft eine ständige Krise ist) wird in ihrer Stunde der Prüfung unter den Hammerschlägen der Arbeiter ohnmächtig einstürzen. Vermutlich wird die Stunde ihres Zusammenbruchs mit Streiks nach ähnlichem Muster wie in Spanien und Italien anfangen.

Wie durch die Theorie auf der Grundlage der geschichtlichen Erfahrung festgestellt wurde, werden die Bedingungen der Revolution jetzt unter den Schlägen der erwachenden spanischen Arbeiterklasse sichtbar. Die dem Untergang geweihte herrschende Klasse fängt unter dem Druck der rumorenden sozialen Unzufriedenheit unten an, sich an der Spitze zu spalten.

Sie wünschen, den Arbeiter und Bauern einige Reformen und Zugeständnisse zu gewähren, die die Grundlage des gesellschaftlichen Regimes intakt lassen werden. So war es im dem Untergang geweihten zaristischen Regime. Aber jeder Versuch, der Bewegung von unten durch die Wiederherstellung der überlebten Monarchie oder ähnliche Manöver vorzubeugen, wird bloß die Bewegung beschleunigen, die sie so fürchten.

Die unerträgliche gesellschaftliche Spannung spiegelt sich in diesem Versuch auf Seiten seiner Hauptbegünstigten, Großgrundbesitzer, Kirche, Armee und Industriellen, wider, der Vergeltung zu entgehen, die sie beim Sturz des Regimes von den Händen der lange leidenden Massen fürchten. Aber ob diese Komplotte, die zu den Massen unten durchsickern, erfolgreich sind oder nicht, sie können der anschwellenden revolutionären [Flut] nur zusätzlichen Antrieb geben.

Die herrschende Klasse sucht einen Fluchtweg. Die meisten Schichten der Mittelschicht schwanken von oben bis unten oder zeigen sogar offene Sympathie für den Kampf der Arbeiter. Das Regime kann hier keine Unterstützungsbasis finden.

Zuletzt enthüllen die großartigen Streiks der Arbeiter unter solch ungünstigen Bedingungen noch einmal die Fähigkeit zur Aufopferung, Ausdauer und Kampf, die die heldenhaften spanischen Arbeiter in den revolutionären Kämpfen zwischen 1931-37 in so großem Maß zeigten.

Ja! Die Bedingungen für die Revolution sind vorhanden! 1936 zeigten trotz der Sabotage der Arbeiterführung die spanischen Arbeiter ihre Bestrebungen zur sozialistischen Revolution durch ihre Taten und Aktivität. Ohne das ungünstige internationale Umfeld und die Intervention Hitlers und Mussolinis wäre es vermutlich sogar 1936 trotz der kriminellen Politik ihrer Führung den Arbeiter möglich gewesen, Franco zu besiegen. Ohne ausländische Hilfe, ohne die marokkanischen Truppen und die „Nichteinmischung“ des stalinistischen Russlands und der kapitalistischen „Demokratien“ in den frühen entscheidenden Stadien wäre Francos Triumph schwierig, wenn nicht unmöglich gewesen.

Jetzt ist die Degeneration der spanischen herrschende Klasse unter dem Franco-Regime weiter gegangen. Der Wunsch der Massen nach einer sozialistischen Änderung ist verstärkt worden. Sie werden sich nicht lange mit bloß oberflächlichen Änderungen und Verbesserungen abspeisen lassen. Besonders da nur eine grundlegende soziale Revolution auch nur anfangen kann, die Probleme der spanischen Nation zu lösen.

Inzwischen wird Spanisch-Marokko, statt ein Reservoir für Francos Sturmtruppen zu sein, höchstwahrscheinlich von der Rebellion beeinflusst werden, sobald eine Massenbewegung auf dem Festland anfängt. Der internationalen Bourgeoisie wäre es unmöglich, sich durch direkte Intervention einzumischen. Wenn Großbritannien es schwierig findet, eine bewaffnete Intervention gegen Persien [den Iran] durchzuführen, wäre es bei Spanien unmöglich.

Die Intervention amerikanischer Dollars hätte höchstwahrscheinlich keine vielversprechenderen Ergebnisse als die unter schlechten Vorzeichen stehende Hilfe für die dem Untergang geweihte chinesische Clique im Pazifik.

Die Fortsetzung der 1939 gebrochenen Revolution, verspricht ziemlich die Rückkehr zu einem neuen 1936, unter noch günstigeren Bedingungen national und international. Aber 1936 bedeutet eine Aufwallung der Arbeiter, die auf die Machtübernahme gerichtet ist. Eine Aufwallung, in der die Arbeiter schnell unter günstigen Bedingungen lernen werden und in der die bittere Erfahrung der Vergangenheit den Willen der Arbeiter verstärken und härten wird. Nur die stalinistische Konterrevolution rettete den spanischen Kapitalismus. Aber sie hatten mit dieser Rolle (wenn wir die Politik von POUM, Anarchisten und Linkssozialisten beiseite lassen) nur wegen dem Einfluss Russlands und der Lieferung von Waffen und anderen lebenswichtigen Materialien durch Russland Erfolg. Die stalinistische und bürgerliche Konterrevolution war (trotz des Fehlens einer marxistischen revolutionären Partei) nur wegen der oben skizzierten Bedingungen erfolgreich.

Heute sind die Bedingungen für sie viel ungünstiger. Die Bourgeoisie würde bei einer neuen Aufwallung von 1931-36 so sehr eine Null und ein Spielball der Ereignisse wie 1936. Die Stalinisten würden höchstwahrscheinlich trotz ihrer unverzeihlichen Verbrechen und Verrätereien in der Revolution noch einmal eine mächtige Kraft, aber auf keinen Fall eine entscheidende werden. Alle linken Parteien und Organisationen würden als Massenkräfte wieder entstehen: CNT, UGT, POUM und Sozialistische Partei.

Unter diesen Umständen wäre die Möglichkeit für die schnelle Schaffung einer revolutionären Massenpartei vorhanden. Aber es ist theoretisch nicht ausgeschlossen, dass der Druck der spanischen Arbeiter mit der unvermeidlich stürmischen Initiative der Massen CNT, POUM und Linkssozialisten dazu drängen könnte, die Macht in ihre eigenen Hände zu nehmen. Unter diesen Bedingungen könnte eine neue Version des Pariser Kommune in Spanien folgen.

Eine spanische Kommune wiederum wäre von entscheidender Weltbedeutung. Es könnte der Anfang der Umgruppierung der Weltarbeiterbewegung sein. Die Abspaltung von Cucchi und Magnani in Italien, eine Abspaltung in Frankreich und die Schaffung einer titoistischen kommunistischen Partei in Deutschland sind bereits Symptome einer positiven Krise innerhalb des Stalinismus in Westeuropa. Gegenwärtig waren sie wegen der Machtlosigkeit und des praktischen Nichtvorhandseins einer revolutionären marxistischen Strömung hauptsächlich aus fortschrittlichen und reaktionären Elementen gemischt. In Frankreich und Italien haben der kalte Krieg und die krasse Enthüllung der KPen als Werkzeuge der Außenpolitik des Kreml dieses Resultat erzeugt.

Wegen des Versagens beim Ziehen klarer internationalistischer und sozialistischer Schlussfolgerungen – statt auf der Position des Burgfriedens zu stehen – waren sie zur Sterilität verurteilt und haben die stalinistischen Kräfte weitgehend intakt gelassen.

Aber eine Kommune in Spanien hätte völlig andere Ergebnisse. Sie würde die KPen in Westeuropa von oben bis unten spalten. Sie würde eine Gärung und Differenzierung in der Sozialdemokratie in Westdeutschland und der Labour Party in Großbritannien sowie anderen sozialistische Parteien in Westeuropa erzeugen.

Sie könnte ein neues Kapitel im Wiederaufleben der Arbeiterbewegung auf neuen Grundlagen kennzeichnen. Sie würde den Anfang vom Ende des Stalinismus in der westlichen Arbeiterbewegung kennzeichnen. Es wäre der Anfang vom Ende für den Stalinismus in Osteuropa, Russland und Asien. Es wäre der Beginn des Zusammenbruchs des Kapitalismus im Westen. Auf dieser Grundlage könnte sie in einigen Jahren nach anfänglicher Verwirrung und Durcheinander zur Wiederherstellung der Weltarbeiterbewegung auf marxistischen Grundlagen führen.

Großbritannien und Amerika

Sowohl in Großbritannien als auch Amerika bleibt der Stalinismus als schwache Kraft, die kaum in die Massen eingedrungen ist … bis jetzt. Im Fall von Großbritannien wird dies in hohem Grade durch geschichtliche und moralische Faktoren bestimmt. Der gewaltige Reichtum des britischen Kapitalismus, in Verbindung mit der Geschicklichkeit der herrschenden Klasse im Betrug einerseits und ihrer Fähigkeit zum Rückzug und Kompromiss im Augenblick der Gefahr andererseits, haben dem britischen Kapitalismus in der Vergangenheit eine feste Stellung geschaffen. Obwohl die vorherrschende Stellung des britischen Imperialismus jetzt Geschichte geworden ist und Großbritannien zurück in die Reihe der zweitrangigen Mächte gestoßen worden ist, hat es dennoch (zusammen mit der Unterstützung von Amerika) genügend Reichtum aufgehäuft, um die britischen Kapitalisten zu befähigen, bis zu einem gewissen Grad von ihren Fettreserven zu leben. Gleichzeitig haben die Krise des Kapitalismus im Weltmaßstab; der Ansturm des Stalinismus in Asien und Europa; der Vertrauensverlust der herrschende Klasse in die altehrwürdige Herrschaftstradition; die Notwendigkeit eines kühnen Programm, wenn Großbritannien sich erneuern soll; die Radikalisierung der Arbeiterklasse: all dies hat zu einer Lage geführt, in der die Labour-Regierung in der ersten Amtszeit ein radikales Reformprogramm und die Verstaatlichung der vom britischen Kapitalismus ruinierten Industrien weitgehend durchgeführt hat. All dies hat die entscheidenden Teile der Arbeiter in der Arbeiterbewegung, vor allem die organisierte Arbeiterklasse, fest hinter der Labour-Regierung gesammelt. Letztere musste eine Periode von Konterreformen einführen wegen der Notwendigkeiten des kalten Krieges und der zunehmenden Rüstungslast, deren Hauptgewicht Arbeiter und Mittelschicht aufgebürdet wurde. Die Unterstützung von Teilen der Mittelschicht und rückständigen Arbeiter ist vielleicht abhanden gekommen, trotzdem bleibt gegenwärtig der Kern der Arbeiterklasse hinter der Labour-Führung.

Zusätzlich waren die über einen langen Zeitraum genährten Traditionen der Arbeiterklasse in Großbritannien, zusammen mit der sogar noch tiefgreifenderen Tradition der Demokratie in den Reihen der Arbeiterbewegung wegen dem langwierigen Kampf für politische und Gewerkschaftsrechte im letzten Jahrhundert zusätzliche Faktoren, welche die Arbeiter vom Stalinismus abstoßen. Immer mehr Berichte über die stalinistischen Methoden in Osteuropa und Russland, die barbarischen Übergriffe der Stalinisten bei der Erledigung von Angelegenheiten, der Mangel an demokratischen Rechten, Sklavenarbeit, Konzentrationslager und die ganze totalitäre Einrichtung des Stalinismus, die von der kapitalistischen und sozialdemokratischen Presse zynisch wiederentdeckt wurden, haben vor dem oben skizzierten Hintergrund die Massenanziehungskraft der Stalinisten weiter geschwächt. Die Taktiken des Stalinismus im kalten Krieg, die von der herrschenden Klasse und den Labour-Führern geschickt verwendet wurden, haben die Masse der Arbeiterklasse von der KP weiter entfremdet.

Der Stalinismus hat es jedoch trotz aller dieser Hindernisse geschafft, einen gewaltigen Apparat zu behalten, der zwar geschwächt ist, aber in die Gewerkschaften eindringen und infolge der kämpferischen und aufopferungsvollen Arbeit der Basis einige der Schlüsselstellungen erlangen konnte.

Ob der Stalinismus einen wichtigen Teil der britischen Arbeiterklasse für sein Banner gewinnen kann, wird von einer Reihe von Faktoren abhängen. Mächtiger Fortschritt des Stalinismus in Europa würde ihnen unvermeidlich helfen, Unterstützung in Großbritannien zu gewinnen. Kämpfe im großen Maßstab in Frankreich und Italien könnten die Massen in Richtung des Stalinismus stoßen. Dabei wird unter den Krisenbedingungen, die dem Wiederbewaffnungsboom folgen werden – wenn er nicht im Krieg endet – ein wichtiger Teil der Arbeiter in eine stalinistische Richtung gedrängt. Dennoch wird die Frage, ob sie vorherrschende Tendenzen werden, von der Wirkung abhängen, die solche Rückwirkungen in der Arbeiterbewegung haben.

Ereignisse im In- und Ausland werden große Teile der Arbeiter in der Labour- und Gewerkschaftsbewegung nach links drücken. Der bewussteste Teil wird nach einem revolutionären Weg suchen, der vom abstoßenden Totalitarismus des Stalinismus verschieden ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Masse der Labour Party, einschließlich eines wichtigen Teils ihrer Führung, weit in eine revolutionäre Richtung gestoßen wird. Neue Strömungen werden innerhalb der Labour Party erwachsen; es ist möglich, dass der rechte Flügel isoliert wird und durch die Welle der Ereignisse zum ersten Mal ein Feld für das Eindringen von marxistischen Ideen im Massenmaßstab geschaffen wird.

In dieser Lage wird die Möglichkeit bestehen, große Teile, wenn nicht vorherrschende Gruppen innerhalb der Labour Party für das Banner der revolutionären sozialistischen Demokratie zu gewinnen. Die demokratischen Traditionen in Großbritannien stellen ein kostbares Erbe dar, das zur Vorbereitung der Umgestaltung von der kapitalistischen Demokratie zur Sowjetdemokratie verwendet werden kann, einer Umgestaltung durch revolutionären Kampf. Wenn es der revolutionäre Marxismus nicht schafft, das Ohr der Massen zu gewinnen, dann wäre eine Wendung zum Stalinismus mangels einer anderen Alternative praktisch unvermeidlich. Jedoch sind die Möglichkeiten des revolutionären Weckens der britischen Massen enorm. Ereignisse werden wichtige Lehren erteilen.

Der Stalinismus hat heute weniger Anziehungskraft als früher. Bevor sie den Kniffen des Stalinismus zum Opfer fallen, werden die Massen immer wieder versuchen, alternative Ausdrucksmittel in der Arbeiterbewegung zu finden. Die Verzögerung der Ereignisse und die lange Verspätung der Entwicklung einer revolutionären Massenbewegung in Großbritannien bilden unter den gegebenen Bedingungen einen glücklichen historischen Zufall.

In Amerika hat die Arbeiterklasse politisch nicht mit den alten kapitalistischen Parteien gebrochen. Diese Rückständigkeit liegt an einer Vielzahl von historischen Faktoren: dem Reichtum Amerikas, seiner historischen Frische, der gigantischen produktiven Wirtschaft, dem hohen Lebensstandard der Arbeiter, usw. Diese historische Rückständigkeit kann durch einen Sprung nach vorn in der nächsten Epoche umgewandelt werden. Die Kampfkraft der amerikanischen Arbeiter, wie sie sich auf dem Gewerkschaftsfeld und in den Streikkämpfen widerspiegelt, lässt eine ähnliche Militanz auf dem politischen Feld ahnen, sobald der Bankrott des amerikanischen Kapitalismus sich offensichtlich gezeigt hat. Die Wirtschaftskatastrophe 1929-33 war nur eine Generalprobe für den wirtschaftlichen Blizzard, der Amerika in der kommenden Epoche erfassen wird. Die größte kapitalistische Macht von allen wird die mitleiderweckendste Hilflosigkeit angesichts des Zusammenbruchs ihres Systems enthüllen. Unter diesen Bedingungen würde die Radikalisierung und das Erwachen der amerikanischen Arbeiter mit großer Geschwindigkeit stattfinden. Wie die Bewegung der Industriegewerkschaften, die der Weltwirtschaftskrise folgte, würde auch die Wendung zu unabhängiger Politik vonstatten gehen. Die Schwäche des Stalinismus als fünfte Kolonne des russischen Totalitarismus ist gegenwärtig offensichtlich.

Jedoch unter den Bedingungen der Krise ist es sogar in Amerika möglich, dass sie wachsen werden. Aber die Masse der amerikanischen Arbeiter wird sich zuerst in Richtung unabhängiger Politik bewegen. Möglichkeiten für die Schaffung einer revolutionären Massentendenz sind da, die gegen Reformismus, kapitalistische Politik und Stalinismus kämpft.

Die Schaffung einer revolutionären Massenpartei in irgend einem wichtigen Land auf der Welt, selbst ohne die Eroberung der Macht, kann der Anfang vom Ende für den Stalinismus im Weltmaßstab sein: zuerst in den Ländern, in denen sie nicht völlige Macht haben, dann in den Ländern unter der totalitären Ferse.

Westdeutschland

Westdeutschland ist auch ein entscheidendes Gebiet, in dem der Stalinismus verhältnismäßig schwach ist. Die Erfahrung der deutschen Massen mit der barbarisierten stalinistischen Armee und die Erfahrung Ostdeutschlands haben die Massen mangels einer Alternative zurück zur Sozialdemokratie gestoßen. Der Abscheu gegen den Stalinismus war so, dass im Unterschied zu Italien die diskreditierte Sozialdemokratie zur überwiegend vorherrschenden Tendenz unter den Massen geworden ist. Dies kann jedoch nur während der Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs so sein, die durch die Marshallplan-Hilfe und den Aufbau der ruinierten Wirtschaft erzeugt wird, die dem Krieg gefolgt sind. Die Sozialdemokratie war gezwungen, sogar jetzt eine radikale Haltung anzunehmen. Die bittere Erfahrung der deutschen Arbeiter mit dem Monopolkapital, das die Nazis finanzierte und ihre Bewegungen und Rechte zerstörte, hat einen tiefgreifenden Eindruck auf das Bewusstsein der deutschen Werktätigen gehabt.

Diese Erfahrung spiegelt sich in der Kampfbereitschaft der Gewerkschaftsbewegung wider, die gleiche Rechte in den Vorständen in der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet gewann. Es spiegelte sich früher in den Streiks gegen die Wiederbelebungsversuche der Nazis wider.

Die deutschen Arbeiter haben die Sozialdemokratie wegen ihres heftigen Abscheus gegen die stalinistische Reaktion unterstützt. Jedoch im Falle einer Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit (in einem ähnlichen Maßstab wie vor Hitler), in Westdeutschland auf der einer Seite, während es in Ostdeutschland weiter Vollbeschäftigung gäbe, hätte dies ohne Zweifel eine gewaltige Wirkung unter den deutschen Massen. Es gäbe Möglichkeiten für den Stalinismus, Einfluss zurückzugewinnen. Weit wichtiger wäre jedoch die radikalisierende Wirkung, die solch eine Lage auf der Sozialdemokratie und die Gewerkschaftsbewegung hätte, die bereits in eine halb-zentristischen Richtung neigen. Revolutionäre Strömungen würden innerhalb der Reihen der Sozialdemokratie plötzlich entstehen.

Auf die eine oder andere Weise würden zentristische und andere linke Gruppierungen innerhalb ihrer Reihen geschaffen. Entweder würde eine revolutionäre Tendenz eine Mehrheit innerhalb der Reihen der Sozialdemokratie gewinnen oder sie würde in Stücke fallen. Es gäbe Möglichkeiten für die Revolutionierung der deutschen Massen, gegen kapitalistische Demokratie auf der einen Seite und stalinistischen Totalitarismus auf der anderen: für eine sozialistische Sowjetdemokratie, wie von der Russischen Revolution versprochen wurde. Nur so könnten die Massen daran gehindert werden, aus bloßer Verzweiflung in die Hände des Stalinismus zu fallen.

Die Lage in Russland

Das bemerkenswerteste Phänomen beim Versuch, die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Wirklichkeiten in Russland neu zu bewerten liegt in der Tatsache, dass im Wesentlichen die Analyse, die von Trotzki gemacht wurde, keiner grundlegenden Änderung bedarf.

Die gewaltigen Vorteile des Staatseigentums (als der wirtschaftlichen Übergangsform der künftigen Gesellschaft) haben sich noch einmal im Wiederaufbau gezeigt, der dem Zweiten Weltkrieg folgte. Obwohl Russland das verwüstetste Land war, hat seine Geschwindigkeit der Neuausrüstung im Verhältnis zu seinem Produktionspotential die des Westens bei weitem übertroffen. Dank der Errungenschaften der Fünfjahrespläne ist ihre Erholung weit schneller als 1920-29 gewesen. Anscheinend hat die Geschwindigkeit der Erholung noch einmal die Vorhersagen der Bürokraten überstiegen.

Die Idee, dass die landwirtschaftlichen Genossenschaften tendenziell in die Brüche gehen und dass dies auf der Grundlage einer geschwächten Sowjetunion (im Krieg) der Ausgangspunkt für die Wiederherstellung des Kapitalismus in Russland sein könnte, wurde durch die wirtschaftlichen Entwicklungen als falsch enthüllt. Es stimmt, dass wegen dem Kriegsbedarf an Material wie Panzern usw. die Produktion der Traktoren und anderer landwirtschaftlicher Maschinerie verhängnisvoll fiel, und folglich erschienen, zumindest oberflächlich, bestimmte Tendenzen, die dieser Ansicht Nachdruck verliehen. Aber wie auf der Grundlage einer nüchterneren Einschätzung vorausgesagt wurde, wurde diese Tendenz sehr schnell umgekehrt. Die Räder des Fortschritts können nicht so leicht zurückgedreht werden. Die Landwirtschaft folgte der Wiederbelebung der Industrie unmittelbar, und hat neue Schritte in Richtung immer größerer Zentralisierung und zur weiteren Entwicklung von Kollektiven zu Riesenkollektiven gesehen. In gewissem Sinne stellt dies die ersten Anfänge der Industrialisierung der Landwirtschaft dar. Wie immer bei stalinistischen Maßnahmen hat dies einen widersprüchlichen Inhalt in dem es einerseits eindeutigen Fortschritt in der Entwicklung der Landwirtschaft kennzeichnet und den zerstreuten Charakter der Bauernschaft beseitigt und sie in „Agrostädten“ zusammenfasst; wobei diese Maßnahme mit typischer bürokratischer Brutalität durchgeführt wurde. Andererseits liegt das Ziel der Bürokratie beim Durchführen dieser Maßnahme (neben ihrem wirtschaftlichen Aspekt) in der besseren Kontrolle und Bevormundung der Bauern durch die vertrauten Methoden des stalinistischen Apparats.

Der Krieg und die Nachkriegsperiode zeigte Russland als führende europäische Industriemacht mit einer dynamischen wirtschaftlichen Basis und mit durch vier Fünfjahresplänen in beträchtlichem Ausmaß verbesserter Technik. Die 20 Jahre des Industriewachstums in Russland entsprächen im Training und in der Technik einem Jahrhundert „normaler“ kapitalistischer Entwicklung.

So wurde die russische Wirtschaft vollständig umgewandelt. Sogar auf dem Gebiet der Präzisionsarbeit wie bei Düsenflugzeugen schneiden die russischen Produkte im Vergleich zu den besten von Großbritannien und Amerika gut ab. Während des Krieges zeigte sich russische Technik als gleichauf mit dem Westen, wie die Produktion von Artillerie und Panzern zeigte. Mit der Vollendung des neuen Fünfjahresplans erscheint die Sowjetunion ohne Zweifel als die größte Industriemacht, die Europa je hatte und übersteigt das mächtige industrielle Deutschland bei weitem. Jedoch ist es nicht der geschwächte Kapitalismus Europas, mit dem die Sowjetunion konkurriert, sondern der mächtige Koloss jenseits des Atlantiks; gegen Amerika ist nicht nur Russland, sondern die kombinierte Wirtschaft Europas zwergenhaft.

Die russische Wirtschaft jedoch entwickelt sich noch auf widersprüchliche Weise. Die modernste Technik läuft noch Hand in Hand mit den primitivsten Produktionsformen (Sklavenarbeit usw.). Das spiegelt sich wider in der Tatsache, dass die Produktion in Russland pro Kopf noch extrem niedrig ist, weit niedriger als in Westeuropa.

So entwickelt sich die russische Gesellschaft sogar im wirtschaftlichen Bereich schmerzlich und in Widersprüchen.

Bei der Ausweitung ihrer Basis in Osteuropa ging die Bürokratie blind und empirisch vor. Was die Bürokratie betrifft, ist die Zerstörung des Kapitalismus und die Ausdehnung des Staatseigentums in keinerlei Weise durch die Notwendigkeiten des Sozialismus oder die Interessen der Arbeiterklasse bestimmt. Wie eine herrschende Kaste oder Klasse ist die Bürokratie nur an der Aufrechterhaltung und an der Ausdehnung ihrer eigenen Macht, Privilegien, Einkommen und Prestige interessiert. Am Anfang plünderten sie kurzsichtig Osteuropa und entfernten Maschinerie und Rohstoffe für die sofortigen und dringenden Bedürfnisse der russischen Wirtschaft. Jetzt integrieren sie Osteuropa zum Zweck der Entwicklung im Interesse der russischen Wirtschaft und der russischen Bürokratie. So wurde die wirtschaftliche Basis über die Grenzen des engen Horizonts des russischen Staates selbst hinaus ausgedehnt. Dies gibt ohne Zweifel der Entwicklung der russischen Wirtschaft einen Antrieb wegen der Arbeitsteilung und den industriellen Ressourcen, den Arbeitskräften usw., die Osteuropa besitzt. Gleichzeitig unterstützt es Handel zwischen Russland und seinen Satelliten und der westlichen Welt zugunsten der Bürokratie.

Nichtsdestotrotz dient Osteuropa mit allen diesen hinzugefügten wirtschaftlichen Ressourcen als wirtschaftliche und politische Ergänzung zur russischen Wirtschaft und nicht als grundlegende Hinzufügung. Es bleibt weiterhin der russischen Wirtschaft selbst untergeordnet.

Die Bürokratie wird von der Furcht vor einem neuen Weltkonflikt in Anspruch genommen. Nach der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs sehen sie mit bösen Vorahnungen einem Angriff der Festung des Weltkapitalismus entgegen, gleichzeitig ziehen sie in den letzten Jahren Vorteil aus der extremen Schwäche und Ungewissheit der kapitalistischen Welt, indem sie an seinen Randgebieten zugreifen – Korea, Indochina usw. Nachdem der amerikanische Widerstand härter geworden ist, neigt die Bürokratie einem Kompromiss zu. Beide Seiten fürchten unter den gegenwärtigen Bedingungen das Greifen zu den Waffen wegen der verhängnisvollen Konsequenzen, die folgen würden; kurz gesagt, die Gefahr für die Zivilisation, der Unvermeidlichkeit eines endlosen militärischen Konflikts und Kampfs, der einer zwischen der eurasischen Landmasse und der amerikanischen Landmasse werden würde; die Gefahr der politischen Revolution in Russland und in Europa und der sozialen Revolution in Amerika.

Während die wirtschaftliche Basis ausgedehnt wurde, hat sich die neue Aristokratie in immer größerem Maße über das Niveau der Massen gehoben. Die Kluft zwischen den Werktätigen und der Bürokratie hat fantastische Stufen erreicht. Gleichzeitig erzwingen die Notwendigkeiten der Industrialisierung und das höhere Qualifikations- und Technikniveau eine stufenweise, wenn auch langsame Erhöhung des Lebensstandards. Ohne Zweifel hat es eine Verbesserung im Lebensstandard über das schreckliche Niveau gegeben, auf das er Ende des Krieges gefallen war. Dennoch legt die Bürokratie, der das Missverhältnis zwischen russischer und amerikanischer Industrie Angst macht, immer noch das Hauptgewicht auf die Entwicklung der Schwerindustrie. Die Verbrauchsgüterindustrien hinken im Verhältnis weit hinterher. Bei Wohnungsbau, Nahrung, Kleidung liegt Russland als Ganzes noch näher am Niveau Asiens als der westlichen Welt.

Die wachsenden Widersprüche in Russland zwingen die Bürokratie, die Weltlage zu verwenden, um die Möglichkeiten der Opposition in Russland zum Schweigen zu bringen. Die Übel der russischen Gesellschaft werden wegerklärt unter dem Deckmantel der Drohung des Angriffs des westlichen Imperialismus und von der Furcht vor der Wiederherstellung des Kapitalismus durch äußere Intervention. Die weißgardistischen Marionetten des amerikanischen Imperialismus (Kerenski und Co) mit ihrem Programm und Politik der Wiederherstellung des Privateigentums im Falle eines Sieges des Westens im Krieg spielen der Bürokratie in die Hände und diese Drohung dient als mächtiges Mittel, durch das die Massen niedergehalten werden können.

Dennoch fahren die Widersprüche trotz aller Unterdrückungen fort, in der russischen Gesellschaft zum Ausdruck zu kommen. Symptomatisch dafür sind die wiederkehrenden Säuberungen, besonders in Osteuropa und in den nationalen Republiken. Die jüngste ist die Entfernung des gesamten Zentralkomitees Usbekistans und Aserbaidschans und die weitreichende Säuberung in der Ukraine. Die nationale Frage bleibt ein ständiges Geschwür der Unzufriedenheit in der russischen Gesellschaft. Gleichzeitig erhöht die Zunahme des Proletariats wegen der wirtschaftlichen Erfolge und der Industrialisierung der Landwirtschaft die mächtige Kraft der Arbeiterklasse. [Die Bürokratie kann] es mit der Hilfe des [Geheimdienst] MWD vorübergehend schaffen, das Proletariat in einem Zustand erzwungener Uneinigkeit angesichts der ständig steigenden Macht des Monsterstaats zu halten. Aber Bonapartismus bleibt weiterhin ein Regime der ständigen Krise. Das instabile Kräfteverhältnis, das Ersticken aller Initiative und Kultur im Rahmen des Polizeistaats, die völlige Bevormundung und der Mangel an Demokratie werden alle immer mehr in Konflikt mit den Notwendigkeiten der Wirtschaft selbst kommen. Trotz der wirtschaftlichen Erfolge wirkt die Ineffizienz und das Schmarotzertum der Bürokratie als ein relatives Hindernis der Entwicklung der russischen Wirtschaft. Befreit von diesem Albdruck wären auf einer weit harmonischeren Grundlage sogar noch größere wirtschaftliche Erfolge möglich.

Wie lang die Bürokratie andauern wird, kann jedoch nur durch Ereignisse im In- und Ausland bestimmt werden. Revolution im Westen würde Rückwirkungen im Osten verursachen. Jedoch könnten Entwicklungen in Russland selbst, sogar ohne Revolution im Westen, den Sturz der Bürokratie verursachen. Die nie endenden Säuberungen zeigen die Möglichkeiten einer Umwälzung in der Bürokratie unter dem Druck der Massen. Irgend ein Ereignis, wie der Tod Stalins, könnte einen Kampf zwischen verschiedenen Cliquen innerhalb der Bürokratie auslösen (dies scheint allerdings im gegenwärtigen Stadium unwahrscheinlich) und dies könnte den Weg für das Betreten der politischen Bühne durch die Massen öffnen.

Langfristig wird die Massenbewegung von unten ihre Wirkung auf die hierarchische Struktur der Bürokratie haben. Unzufriedenheit an der Basis erzeugt schließlich Spaltungen an der Spitze. Das Beispiel Spaniens zeigt, trotz seiner verschiedenen Gesellschaftsstruktur, wie ein totalitäres Regime durch die Massenbewegung plötzlich erschüttert werden kann. Sobald sie anfängt, könnte sie in Russland einen größeren Schwung bekommen als in Spanien.

Der Zeitmaßstab ist unbestimmt, Jahre, möglicherweise Jahrzehnte. Dies wird geschichtlich durch die Verknüpfung der verschiedenen beteiligten Faktoren entschieden.

Der totalitäre Staat wird unvermeidlich in einer Sackgasse landen. Die letzte Stunde der Bürokratie wird kommen. Unerbittlich wird sich die politische Revolution entwickeln. Es wird eine Rückkehr zur Arbeiterdemokratie geben, aber auf einem höheren Niveau. Jedoch werden die Entwicklungen bei einer anderen Lage national und international stattfinden. Das Schicksal der russischen Revolution ist jetzt mehr denn je mit dem Schicksal der Weltrevolution verbunden. Revolution in Russland würde unmittelbar Revolution im Westen erregen und umgekehrt. Die Möglichkeiten sind in der nächsten geschichtlichen Epoche vielfältig. Vor dem Hintergrund des Weltzerfalls des Kapitalismus ist die Rückkehr zum Privateigentum in Russland mit internen Mitteln äußerst unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich. Äußere amerikanische Intervention könnte solch eine Restauration erleichtern.

Trotz der Überkrustung der Eroberungen des Oktobers mit der stalinistischen Reaktion, wodurch nur die grundlegende Wirtschaftsstruktur bleibt, liefert die Lebensfähigkeit des Staatseigentums und der Planung das Skelett, auf dem das Fleisch des Sozialismus gebaut werden wird. Auf dieser Grundlage ist der Stalinismus als Schmarotzerauswuchs, der weggefegt werden wird, dem Untergang geweiht und der Sozialismus wird langfristig die Oberhand bekommen.

Allgemeine Folgerungen und Perspektiven

So sind die Möglichkeiten im Weltmaßstab mit einem weitergehenden Zerfall und Zusammenbruch des Weltkapitalismus-Imperialismus vielfältig. Der kalte Krieg zwischen West und Ost ist in Wirklichkeit ein Ausdruck der Sackgasse des Weltkapitalismus und der Unmöglichkeit der Bourgeoisie, einen Ausweg zu finden. Eine lange Periode des Kampfs zwischen Stalinismus und Kapitalismus und der Arbeiterklasse gegen beide eröffnet sich. Die Scharmützel in Korea und anderen Randgebieten der Welt markieren einerseits den Niedergang des Imperialismus, aber auf der anderen Seite die Unwahrscheinlichkeit, dass der amerikanische und Weltimperialismus in einer Reihe von Jahren versucht, seine Probleme durch Waffengewalt zu lösen. Trotz der Vorbereitung gegen stalinistische „Aggression“ und „Versklavung“ im Vergleich mit der sogenannten „freien Welt“, existieren dennoch die politischen Vorbedingungen für Krieg bis jetzt nicht.

Die Arbeiterklasse in Westeuropa und der angelsächsischen Welt ist nicht besiegt worden oder bevormundet. Krieg würde fast unvermeidlich den Zusammenbruch von Westeuropa und die vereinigte Einnahme von vielleicht ganz Asien und ganz Europa unter der Herrschaft des Kreml bedeuten. Ein endloser Krieg zwischen den Kontinenten böte die Aussicht eines Krieges, den keine Seite zu gewinnen hoffen könnte. Ein Krieg, der den Ruin der gesamten Weltwirtschaft und den möglichen Zusammenbruch der Zivilisation bedeuten würde. Er würde einen Abnutzungskrieg bedeuten, der sich von einem lediglich militärischen Standpunkt möglicherweise über Jahrzehnte hinziehen würde, ein Krieg in dem es keine Sieger gäbe und der revolutionäre Krämpfe gegen das vergebliche und sinnlose Gemetzel erzeugen würde, das mit ihm verbunden wäre. Nur die Niederlage der Arbeiterbewegung in Westeuropa, Großbritannien und Amerika und die Festigung der Reaktion auf ihren Knochen könnte für den Imperialismus eine feste Grundlage bereiten, Krieg zu führen. Viel wahrscheinlicher wird der Wiederbewaffnungsboom in finanzieller und wirtschaftlicher Katastrophe enden, obwohl selbstverständlich Krieg nicht ausgeschlossen ist. Die westliche Welt bleibt weiterhin die entscheidende Arena, die das Schicksal des Planeten entscheiden wird.

Für den Marxismus kann weder Pessimismus noch fadenscheiniger Optimismus eine Rolle bei der Bestimmung der Analyse von Ereignissen spielen. Die erste Notwendigkeit ist das Verständnis der Bedeutung des Zusammentreffens der geschichtlichen Kräfte, die zur gegenwärtigen Weltlage führen.

Der Sturz des Stalinismus in den Gebieten, in denen er Einfluss hat, wird höchstwahrscheinlich ein langfristiger Prozess sein. Es ist wahr, dass der Stalinismus ein Regime der permanenten Krise bleibt. In ihm ist das Element des Sozialismus in der Staatswirtschaft im ständigen Widerspruch zum bonapartistischen Staatsapparat und zur privilegierten Kaste, deren Interessen er dient. So hat das Regime des Stalinismus in Russland selbst eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Cäsarismus des alten Rom in der Epoche des Verfalls des Reichs, sogar mehr als der Bonapartismus bürgerlichen Ursprungs. Dadurch hat er eine starke Ähnlichkeit mit dem Faschismus. Langfristig ist das Regime der bonapartistischen Autokratie mit der wirtschaftlichen Basis unvereinbar, die durch die Oktoberrevolution ins Leben gerufen wurde. Das ist die Quelle der ständigen Krämpfe und der ständigen Entfernung von Beamten durch den unersättlichen Moloch im Kreml. Die Siege des Stalinismus können nur eine Vorbereitung für seinen Sturz sein. Aber dies ist nur so aus einem langfristigen Blickwinkel. Ohne Zweifel ist der Stalinismus während einer vorübergehenden Periode gestärkt worden.

Die Geschichte hat Entwicklungsnuancen im Übergang von einer Wirtschaft zu anderen gezeigt. Vor unseren Augen haben wir eine weitere reiche Lehre in der Tatsache, dass sogar die größten historischen Genies nicht eine Blaupause für die Änderung von einer Gesellschaft zur anderen erstellen können. Nur die allgemeinen Gesetze können im Voraus ausgearbeitet werden. Dem Übergang von der Sklaverei zum Feudalismus ging eine lange Epoche des Cäsarismus in altem Rom voran; der Übergang von Feudalismus zum Kapitalismus sah auch das Regime der absoluten Monarchie. In der frühen Periode der bürgerlichen Herrschaft folgte eine lange Geschichtsepoche der Militär- und Polizeidiktatur. Jedoch fanden neue Revolutionen für politische Demokratie statt, bevor das volle Potential der kapitalistischen Produktion verwirklicht werden konnte. Diese waren eine absolute Notwendigkeit für ein volles Blühen der Produktivkräfte sogar auf einer kapitalistischen Basis. Ohne Demokratie wäre die Entwicklung der modernen Zivilisation gehemmt und eingeschränkt worden.

Infolge des Aufstiegs des Stalinismus wurde die Revolution im Westen verzögert. Wegen der Entwicklung der Revolution in einem rückständigen Land und dem Scheitern ihrer Ausdehnung in hochentwickelte Länder im Westen, war eine Periode von Bonapartismus historisch unvermeidlich. Dies wiederum entfesselt neue historische Kräfte.

Die Bürokratie, die aus der Rückständigkeit und den Niederlagen des Proletariats heraus erwuchs, war, sobald sie ihre Vorherrschaft hergestellt hatte, nicht bereit, ihre Stellung aufzugeben, sogar sobald ihre vorübergehende Rolle erfüllt war.

So findet in einem Teil von Asien, Osteuropa und Russland der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus in Formen statt, die nicht von Marx oder Lenin vorhergesehen werden konnten. Jedoch kann die Aufgabe der Emanzipation der Arbeiterklasse nur durch die Arbeiterklasse selbst bewusst durchgeführt werden. Die Bürokratie hat ihr eigenen Ziele, Absichten, und Interessen (insbesondere ein Eigeninteresse an Staatsherrschaft) und wie die bonapartistischen Cliquen in der Periode des bürgerlichen Aufstiegs können sie nicht anders als durch Gewalt beseitigt werden. Gleichzeitig ist für die volle Entwicklung der Produktivkräfte und für einen Übergang zum Sozialismus die Abschaffung des Staates und aller Formen der Bürokratie wesentlich. Für ein volles Blühen der Produktivkräfte, braucht der Sozialismus und genauso der Übergang zum Sozialismus weit mehr als der Kapitalismus (der bis zu einem gewissen Grad durch das Mittel des Markts geregelt und folglich automatisch kontrolliert und entwickelt wird) direkte Teilnahme und demokratische Kontrolle der Planung im Produktionsprozess durch die Massen selbst.

Ohne Demokratie verstopfen bürokratische Auswüchse und Hindernisse die volle harmonische Entwicklung der Produktivkräfte. Unvermeidlich muss der proletarische Bonapartismus – Stalinismus – der proletarischen Demokratie Platz machen, wie die bürokratische Autokratie gestürzt wurde und einer höheren politischen Form der bürgerlichen Herrschaft Platz machte. In jenen Bereichen, in denen sich der Stalinismus in Form von proletarischem Bonapartismus ausgedehnt hat, wird das Proletariat mit der neuen politischen Revolution zahlen müssen, bevor der Aufstieg zum Sozialismus wirklich angefangen werden kann. Der Stalinismus kann nur während einer längeren oder kürzeren Periode ein vorübergehendes Hindernis in der Entwicklung der Arbeiterklasse in Richtung Sozialismus bleiben.

„Alle Wege führen zum Kommunismus“ ist gegenwärtig der zuversichtliche Schlachtruf des Stalinismus. Sie haben mehr Recht als sie denken. Entweder durch eine gesunde proletarische Revolution in einem führenden Land des Westens oder, wenn der Stalinismus seinen Einfluss ausdehnt, durch unvermeidliche politische Revolution gegen den Stalinismus, wird der Weg für das Erklingen seiner Totenglocke bereitet.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert