Leo Trotzki: Brief an Walter Held

[4. Juni 1933. Eigene Rückübersetzung der französischen Übersetzung, Über die deutsche Zeitung]

Werter Genosse Held!

Wir haben gestern die imposante Nr. 6 erhalten und sind sehr zufrieden damit. Die österreichische Beilage ist ein bemerkenswerter Anfang. Der Artikel Strassers ist das eigentliche Juwel dieser Nummer. Wir müssen den Autor unbedingt für unsere Presse gewinnen. Im Übrigen ist der Rest der Ausgabe gut. Ihr Artikel hat mir sehr gut gefallen. Wenn Sie mehrere Notizen von mir haben, rate ich Ihnen, zumindest bei den weniger wichtigen meine Unterschrift zu streichen, damit die Nummer nicht so „trotzkistisch“ aussieht. Die Informationen und Briefe auf der letzten Seite tragen viel dazu bei, der Zeitung Leben zu verleihen, Es gibt leider nicht genug davon. Ich habe mit Bedauern festgestellt, dass es in dieser Ausgabe keine Leserbriefe gibt.

Mein Text über die SAP wurde in Paris längst ins Deutsche übersetzt und ist nun in Berlin und im ganzen Land bei unseren Genossen bekannt. Ich glaube, er wird im nächsten Bulletin erscheinen. Von nun an werden Sie alles auf Deutsch haben, da der Genosse hier auf der Stelle aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt.

Seit über einer Woche haben wir nichts von Otto bekommen. Der Genosse Anton beschwert sich auch, dass er nichts Neues hat. Ich habe den Eindruck, dass die Dinge mit der Korrespondenz nicht gut laufen, und, ich wiederhole es zum hundertsten Mal, für eine Zeitung in der Emigration ist sie das Wichtigste. Wenn Otto und Sie einmal pro Woche einen Rundbrief in mehreren Exemplaren schreiben und diesen dann an alle interessierten Genossen und auch an die deutschsprachigen Sektionen schicken würden, würde die Verbindung zwischen uns durch diese Notiz viel inniger werden, und das würde sich auch auf materieller Ebene niederschlagen.

In der Schweiz geht es mit Bringolfs Leuten nicht so schnell, wie viele gehofft hatten, aber im Grunde ist es gut. Es scheint sogar, dass die internen Differenzen zwischen unseren Genossen aufgehört haben, sich zu verschärfen.

Haben Sie sich direkt an Strasser gewandt, oder wurde das von unseren österreichischen Genossen erledigt? Denken Sie nicht daran, an Sternberg zu schreiben und ihn zu bitten, „Unser Wort“ eine wirtschaftliche Studie über die Lage in Deutschland zu geben? Es scheint mir, dass es sehr klug wäre, auch eine persönliche Bresche in die Mauer der SAP zu schlagen.


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