[eigene Übersetzung des englischen Textes in The Socialist, No. 525, 19 March 2008]
Ein Dokumentarfilm (60 Min.), Regie: John Gianvito (Vertigo 2008)
Rezensiert von Lynn Walsh
Dies ist eine Pilgerreise zu Friedhöfen, Gräbern, Denkmälern und Gedenktafeln, die an Pionier*innen, Märtyrer*innen und unzählige anonyme Kämpfer*innen der US-Arbeiter*innenbewegung erinnern. Einige dieser Denkmäler wurden erst vor kurzem wiederentdeckt und restauriert.
Wir besuchen das Denkmal für das Ludlow-Massaker, das an das Massaker an 45 streikenden Bergarbeitern und ihren Frauen und Kindern durch die Nationalgarde von Colorado erinnert.
Dort befindet sich das Grab von Anna LoPizzo, einer Streikenden, die während des großen Brot-und-Rosen-Streiks in den Textilfabriken von Lawrence getötet wurde.
Andere Denkmäler zeugen von der gewaltsamen Unterdrückung, angewandt von den US-Boss*innen und dem Staat, die stets bereit sind, Sheriffs, Pinkertons, Mörder*innen, Agents Provocateurs und Schläger*innen einzusetzen.
Es gibt Denkmäler für die Aktivist*innen Joe Hill, Emma Goldman, Eugene Debs, Malcolm X, Cesar Chávez und viele andere.
Die einzige Musik auf der Tonspur ist ein Ausschnitt von Paul Robeson, der mit seiner tiefen Bassstimme singt: „Ich träumte, ich sah Joe Hill letzte Nacht, lebendig wie du und ich“ und damit den unerschrockenen Gewerkschaftsorganisator der „Wobblies“ feiert, der wegen einem erfundenen Mordvorwurf angeklagt und hingerichtet wurde. „,Ich bin nie gestorben‘, sagte er.“
Aufnahmen von frischen Gräbern von Irak-Kriegsveteran*innen und am Ende von Antikriegsdemonstrationen erinnern uns daran, dass die Geschichte wieder einmal einen Gang zurückschaltet. Dies ist nicht der History Channel, der vergangene Ereignisse zu einem eingefrorenen „Erbe“ verarbeitet. Die Wiederentdeckung vergangener Kämpfe ist ein Vorgriff auf künftige Kämpfe.
Gianvito stützt sich auf Bilder und Metaphern. Es gibt keine Erzählung und nur minimale textliche Informationen. Es ist eher eine poetische Elegie als eine erzählende Geschichte.
Das „Profitmotiv“ wird durch das kontinuierliche, unpersönliche Dröhnen der Fahrzeuge auf den Autobahnen angedeutet. Der „flüsternde Wind“ ist der Geist der Freiheit, der die Bäume auf den Waldfriedhöfen bewegt. Die Pionier*innen und Märtyrer*innen liegen in unruhigen Gräbern.
Funktioniert das? Obwohl der Film anfangs seltsam ist, fand ich ihn sehr bewegend. Die chronologische Reise von einer historischen Markierung zum nächsten hat eine kumulative Wirkung. Sie erinnert an die reiche Tradition der Arbeiter*innenkämpfe in den USA: Kämpfer*innen für Arbeiter*innenrechte, Frauenrechte, für die Bewegungen der amerikanischen Ureinwohner*innen, der Afroamerikaner*innen und der Latin@s, die alle Teil des Kampfes für die „Emanzipation der arbeitenden Menschen“ waren, wie es auf einem Grabstein heißt.
Aber ich bin mir nicht sicher, welche Auswirkungen dies auf diejenigen haben wird, die von diesen Kämpfen noch nichts erfahren haben.
Gianvito hat gesagt, er hoffe, dass die Zuschauer*innen dazu angeregt werden, Howard Zinns große Volksgeschichte der Vereinigten Staaten zu lesen, die sein eigener Ausgangspunkt ist.
Vielleicht wäre es gut, wenn nach einer Vorführung ein Gespräch und eine Diskussion über die Menschen und Ereignisse, auf die sich der Film bezieht, stattfinden würde.
Interview mit John Gianvito: www.cinema-scope.com/cs32/int_sicinski_gianvito.html
Der Film wird am 13. März auf dem Bradford International Film Festival gezeigt.
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