[eigene Übersetzung des englischen Textes, in The Socialist, Nr. 889, 4. April 2018]
Lynn Walsh
Lorraine Dardis, ein Gründungsmitglied unserer US-Gesinnungsgenoss*innen, jetzt bekannt als Socialist Alternative, ist im Alter von nur 53 Jahren auf tragische Weise gestorben. Sie führte einen entschlossenen Kampf gegen einen bösartigen, aggressiven Hirntumor, wurde aber schließlich besiegt.
Sie starb friedlich am 22. März. Selbst für diejenigen, die seit langem von ihrer Krankheit wussten, einschließlich ihrer Eltern, war ihr Tod ein tiefer Schock.
Lorraine hatte herausragende Fähigkeiten, und es gab noch viel, viel mehr, was sie erreichen wollte. Sie war eine wunderbare Person, eine wahre Freundin für viele Genoss*innen und Freund*innen. Sie hatte die außergewöhnliche Gabe, innerhalb weniger Minuten mit Menschen in Kontakt zu treten – manchmal wurden daraus lebenslange Freund*innen.
Gleichzeitig war Lorraine eine stählerne Klassenkämpferin, die nie ans Aufgeben glaubte. Sie wird sehr vermisst werden – aber nie vergessen.
Internationalistin
Lorraine entwickelte schon in jungen Jahren eine internationalistische Einstellung. Ihr Vater, aus einer Arbeiter*innenfamilie in Newark, New Jersey, war bei der Armee. Die Familie zog regelmäßig von einem Stützpunkt zum anderen in den USA und in Westdeutschland um. Ihre Mutter ist aus Frankreich.
Lorraines Einstieg in die antikapitalistische Politik kam durch die internationale Friedensbewegung. Sie brach ihr Studium an der Universität Boston ab, um die Frauen-Friedenscamps bei den Atomstützpunkten Greenham Common und Faslane im Vereinigten Königreich zu besuchen. Später reiste Lorraine durch Europa und traf Menschen in Irland, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland.
Nach ihrer Rückkehr nach Boston arbeitete sie in verschiedenen schlecht bezahlten Jobs. Sie beteiligte sich an einigen der Kämpfe einer kämpferischen Ortsgruppe der United Autoworkers Union, die eine Vielzahl von Arbeitsplätzen organisierte. Bei einem dieser Jobs lernte Lorraine Jeff und Martha kennen, die an der Gründung einer US-Organisation arbeiteten, die mit dem Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI) zusammenarbeiten sollte.
Lorraine war mehr als bereit für eine solche Organisation. In der Tat beklagte sie sich darüber, dass man sie nicht früher einbezogen hatte. Für den Rest ihres aktiven politischen Lebens widmete sie ihre beträchtlichen Talente dem Aufbau der Socialist Alternative und des CWI.
Lorraine trat der Organisation 1985 bei, ein Jahr vor der Gründungskonferenz. Als Labor Militant gegründet wurde, half sie bei der Herausgabe der Zeitung. Sie war eine unerschrockene Zeitungsverkäuferin. Später arbeitete sie hauptamtlich für die Partei in Chicago und Boston.
Damals war der Beitritt zu unserer Organisation ein großer Schritt. Es gab nicht mehr als etwa 40 Mitglieder (mit vier oder fünf Ortsgruppen) in einem riesigen Land. Das politische Klima war nicht günstig. Ronald Reagan war 1981 zum Präsidenten gewählt worden, der eine Politik des ultrafreien Marktes verfolgte und eine Offensive gegen die Gewerkschaften startete.
Lorraine war von unseren sozialistischen Zielen begeistert, und ihr Engagement und ihre Begeisterung inspirierten andere. Kürzlich schrieb sie: „Nachdem ich bereits eine Reihe politischer Gruppen mit unterschiedlichen Herangehensweisen und Grundsätzen kennengelernt hatte, fühlte ich mich zu [der späteren] Socialist Alternative aus zwei Hauptgründen hingezogen: Ihre Unterstützung für die Schaffung einer echten demokratisch geführten und von der Basis kontrollierten sozialistischen Gesellschaft auf internationaler Ebene und ihre mitgliederbasierte, demokratische und antibürokratische Struktur und Arbeitsweise.“
Lorraine glaubte leidenschaftlich, dass Marxist*innen an vorderster Front für die tatsächliche Gleichheit der Frauen und für eine sozialistische Politik zum Schutz der natürlichen Umwelt kämpfen sollten.
Obwohl sie in den letzten Jahren nicht aktiv sein konnte, war sie überglücklich über die Erfolge der Socialist Alternative in Seattle und Minneapolis. Sie fühlte, dass das Wachstum der Mitgliederzahlen und der breite Einfluss der Socialist Alternative die undramatische Pionier*innenarbeit der 1980er und 1990er Jahre rechtfertigten.
Die vielen Beileidsbekundungen, die bereits eingegangen sind, zeugen von Lorraines außergewöhnlichen Qualitäten. Hartnäckig in der Verteidigung politischer Ziele, war sie gleichzeitig eine sehr gesellige, ungewöhnlich sympathische Person, sehr loyal zu ihren vielen Freund*innen. Sie hatte einen fröhlichen Sinn für Humor. Niemand, der sie traf, wird sie vergessen.
Im Januar 2014 erhielt Lorraine die Diagnose, dass sie nur noch 12 bis 18 Monate zu leben habe, und war fest entschlossen, gegen den bösartigen Hirntumor (Glioblastoma multiforma) zu kämpfen. Ihr wurde gesagt, dass er zwar behandelbar, aber unheilbar sei. Ihre Strategie war es, durchzuhalten, bis ein Heilmittel gefunden würde. „Ich bin eine Kämpferin“, sagte sie: „Ich werde nicht aufgeben.“
Kämpferin
Strahlentherapie, Chemotherapie und Lorraines Entschlossenheit hielten den Tumor drei Jahre lang in Schach. Dann begann er wieder zu wachsen, und die Chemotherapie wurde immer wirkungsloser. Dennoch weigerte sie sich, den Kampf aufzugeben. Erst in den letzten Tagen gab sie mir gegenüber zu: „Vielleicht schaffe ich es nicht“. Keiner hätte härter oder länger kämpfen können.
Ich habe mein Bestes getan, um objektiv zu sein, aber ich muss ein persönliches Interesse bekunden. Lorraine und ich sind seit über 20 Jahren zusammen. Im Jahr 2000 zog sie nach London, damit wir zusammen leben konnten. Sie war meine beste Freundin, vertrauenswürdige Genossin, weise Ratgeberin, meine Inspiration, die Liebe meines Lebens.
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