Leo Trotzki: Brief an Natalia Sedowa

[3. Oktober 1933, eigene Übersetzung der französischen Übersetzung]

3. Okt[ober 1933] Natalotschka, ich habe Dir seit etwa drei Tagen nicht mehr geschrieben, teils weil ich auf Briefe von Dir wartete, teils weil ich auf Dich selbst wartete, teils wegen des Artikels, den ich gerade fertigstellen wollte. Ich weiß nicht, was die Jungen dazu sagen werden (sie sind in der Mehrzahl zu schnelle Leser), aber mir scheint, dass der Artikel gelungen ist…

Heute, nach dem Mittagessen (um 1 Uhr), habe ich von Dir gleich zwei Briefe erhalten, den vom 29. September und den vom 1. Okt[ober], mit, als Beilage, zwei Karten. Danke, Natalotschka! Um nicht zu vergessen: Otto hat aus der Tschechoslowakei Fotografien und ein Medikament für mich nach Paris gebracht. Niemand soll die Fotografien stehlen oder die Medizin verlegen (sie ist sehr wichtig!). Ich werde Ljowa übrigens noch einmal darüber schreiben. Ich brenne nicht darauf, den Arzt in P[aris] zu besuchen, ganz im Gegenteil. Ich habe nur eine Sorge, nämlich die, hier so schnell wie möglich zu liquidieren, um J. und V. zu befreien! Wenn Henri früher kommt, umso besser! Das Wetter hier bleibt herrlich: warm (ich trage Stoffkleidung und habe die Fenster offen), ruhig. Von Zeit zu Zeit fällt ein Regen, der ganz und gar ein Sommerregen ist. Ich will hier noch den Artikel über den Roman von Malraux schreiben (vor der Abreise).

In den letzten Tagen habe ich die Briefe beantwortet, ich habe viel geschrieben, aber es gibt trotzdem noch viele Briefe, die ich nicht beantwortet habe. Die Korrespondenz erschreckt mich durch ihre Dimensionen. Und sie fängt gerade erst an …

Ich hatte Henri gebeten, einen Friseur hierher zu bringen, dann hatte ich meine Meinung geändert, jetzt zögere ich. Auf jeden Fall wäre es gut, ein Haarfärbemittel zu haben.

Vielleicht kannst du, Natalotschka, Ljowa oder Henri etwas zu diesem Thema raten.…

Morgen soll es Besuch geben: Vereeken, allein oder mit jemandem. Und der Schweizer Genosse (entweder Mann oder Frau) wollte Anfang Okt[ober] kommen. Die anderen später. Ich will jetzt noch ein Rundschreiben für das Plenum diktieren.

Zufällig geht man bald zur Post, und ich möchte noch einen Brief an Ljowa diktieren. Verzeih mir, Liebling, wenn dieser Brief so schnell ist, ich wollte dir angesichts der dreitägigen Unterbrechung einfach nur sagen, wie es mir geht; und ich hätte nicht besser schreiben können, denn ich habe den ganzen Tag mit einigen Unterbrechungen geschrieben.

Mach’s gut, wir sehen uns bald, sehr bald.

Ich umarme dich.

Dein

L.


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