Leo Trotzki: Brief an den New Leader

[2. Oktober 1933, eigene Übersetzung des englischen Textes, „Um Missverständnisse auszuräumen“]

Herausgeber

The New Leader

Werte Genossen,

Im „Daily Worker“ vom 14. September fand ich den Brief des Genossen C.A. Smith, der die ILP gegen die Anschuldigung verteidigt, ihre Delegierten hätten in Paris am Aufbau einer Zweieinhalbten Internationale teilgenommen. Ich habe keinerlei Grund, mich in den Kern dieser Polemik einzumischen. Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass aus dem Brief des Genossen Smith die Schlussfolgerung gezogen werden könnte, dass in Paris tatsächlich der Grundstein für eine Zweieinhalbte Internationale gelegt wurde, wenn auch ohne Beteiligung der ILP. Ich halte es für notwendig, alle Missverständnisse auszuräumen, die die Leser des New Leader in dieser Hinsicht haben könnten.

Es stimmt, dass bestimmte Organisationen, die eine Zwischenposition zwischen der Zweiten und der Dritten Internationale einnehmen, wie die Norwegische Arbeiterpartei, die französische PUP, die italienischen Maximalisten und andere, an der Pariser Konferenz teilgenommen haben. Aber genau alle diese Organisationen haben sich gegen die neue Internationale ausgesprochen. Für die Schaffung der neuen Internationale, nicht einer Zweieinhalbten, sondern einer Vierten Internationale, waren die folgenden Organisationen: die Internationale Linke Opposition, die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) Deutschlands und zwei niederländische Parteien, die Unabhängige Sozialistische Partei und die Revolutionäre Sozialistische Partei.

Ich fordere die Leser des „New Leader“, aber auch die Leser des „Daily Worker“ auf, sich mit der Erklärung der genannten Organisationen „Über die Notwendigkeit und die Prinzipien einer neuen Internationale“ vertraut zu machen. Ich werde hier nur einen Absatz (Nr. 8) von elf zitieren.

„Bereit zur Zusammenarbeit mit allen Organisationen, Gruppen und Fraktionen, die sich in der Tat vom Reformismus oder vom bürokratischen Zentrismus (Stalinismus) zur revolutionären marxistischen Politik hin entwickeln, erklären die Unterzeichneten zugleich, dass die neue Internationale keinerlei Versöhnlertum gegenüber dem Reformismus und Zentrismus dulden kann. Die notwendige Einheit der Arbeiterbewegung kann nicht durch eine Vermanschung der revolutionären mit der reformistischen Auffassung und auch nicht durch eine Anpassung an die Stalin-Politik, sondern nur durch eine Überwindung der Politik der beiden bankrotten Internationalen erreicht werden. Soll die neue Internationale ihren Aufgaben gerecht werden, so darf sie keinerlei Abweichung von den revolutionären Grundsätzen in der Frage des Aufstandes, der proletarischen Diktatur, der Sowjetform des Staates usw. zulassen.“

Abschließend erlaube ich mir zu sagen, dass die Internationale Linke Opposition (Bolschewiki-Leninisten) viel weiter vom Zentrismus (d.h. von Zweieinhalblerei) entfernt ist als die gegenwärtige barbussisierte Komintern.

Mit revolutionären Grüßen,

L. Trotzki


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