IV. Lage der Dinge bei dem Ausbruche der Reformation; Luther, Müntzer; der Hutten-Sickingensche Putsch

Die allgemeine Gärung hatte um das Jahr 1517 eine Höhe erreicht, dass es nur eines äußeren Anlasses bedurfte, um eine gewaltsame Explosion herbeizuführen. Unzufriedenheit und Missbehagen hatten alle Kreise ergriffen. Jedermann fühlte, dass man vor einer großen Wendung der Dinge stehe, und Jeder sah, je nachdem er durch eine Wandlung zu gewinnen oder zu verlieren hatte, mit Hoffnung oder mit Furcht der Zukunft entgegen.

Die Reichsgewalt war in Wahrheit nur noch ein Schatten Kaiser Maximilian, der Anfangs versucht hatte, sie wieder zu Macht und Ehren zu bringen, musste bald erkennen, dass seine Kraft allzu schwach war, die widerstrebenden Mächte und Interessen zu überwältigen. Er tat, was so viele seiner Vorgänger in der Kaiserwürde auch getan, er benutzte seine Stellung als Kaiser, um seine Hausmacht zu vergrößern.

Die Ohnmacht und Zerfahrenheit des Reichs um jene Zeit war so groß, dass das auf dem Reichstag zu Worms 1495 eingesetzte Reichskammergericht, das Anfangs in Speyer seinen Sitz hatte, und erst 1690, in Folge der beständigen Einfälle der Franzosen in die Pfalz, nach Wetzlar verlegt wurde, jahrelang nicht in Tätigkeit treten konnte und dann einige Mal wieder seine Tätigkeit einstellen musste, weil das nötige Geld nicht vorhanden war, um die Räte zu bezahlen.

Maximilian selbst trieb die Pflichtvergessenheit so weit, dass er dem König Heinrich VIII. von England die Reichsverweserschaft gegen Geld anbot. Als er 1519 starb, entstand bei der Neuwahl ein förmlicher Schacher um die Krone. Heinrich VIII. von England, Franz I. von Frankreich und Karl V., der Erbe der Habsburgischen Länder und König von Spanien, bewarben sich gleichzeitig um die deutsche Kaiserwürde und suchten durch Bestechungen die Stimmen der Fürsten sich zu erkaufen. Franz I. ließ es sich drei Millionen Goldkronen kosten und unter den Herren, die an seiner goldenen Angel hingen, befanden sich Ulrich von Württemberg, Franz von Sickingen und der Kurfürst Joachim von Brandenburg, ein Hohenzoller. Kart V. trug, teils weil er, obgleich von Geburt und Erziehung ein Spanier, von Geblüt ein Habsburger war, teils weil der einflussreiche Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, dem man ebenfalls die Krone angeboten, der sie aber ausgeschlagen hatte, sich für ihn entschied, den Preis davon. Karl V. kostete der Handel 850.000 Gulden und von dieser Summe erhielten nachweislich der Erzbischof von Mainz 100.000, der Erzbischof von Köln 53.000, der Erzbischof von Trier 40.000, die „Leute“ des Königs von Böhmen 41.000, der Kurfürst von der Pfalz 37.000, der Markgraf Kasimir von Ansbach, ebenfalls ein Hohenzoller, die gleiche Summe. Das Übrige wurde an die kleineren Herren verteilt. Die scheußliche Korruption in den höchsten Kreisen des Reiches wird durch diese Vorgänge genügend bloßgelegt.

Die weltlichen und geistlichen Landesherren hatten ihre Gedanken nur darauf gerichtet, wie sie die kaiserliche Macht lahm legen, ihr Land vergrößern und aus ihren Untertanen möglichst viel Steuern und Abgaben pressen könnten, um ihrem Luxus und ihrer Verschwendung zu frönen und ein möglichst großes Söldner- und Beamtenheer erhalten zu können. Zwar standen ihnen sogenannte Landstände, ähnlich wie dem Kaiser die Reichsstände zur Seite, aber die Interessen dieser Landstände waren mit denen der Fürstenmacht eng verknüpft. Das galt von vornherein von dem Adel und der Geistlichkeit, die ihre Vertreter entsandten, und in vielen Fällen auch von den Vertretern der Städte. Letztere wurden nicht von der Bürgerschaft gewählt, sondern gingen aus der Ehrbarkeit hervor und waren in der Regel die ersten Magistratspersonen, die Bürgermeister. Von einer so zusammengesetzten Vertretung konnte der gemeine Mann nichts erwarten. Nahmen sich die Vertreter des dritten Standes, der Städte, die ja auch viel armes Volk in ihrer Mitte hatten und deren Interessen mit denen des Adels und der Geistlichkeit vielfach im Widerstreit lagen, einmal des geringen Mannes an, so wurden sie durch die beiden anderen Stände überstimmt. Jedenfalls konnte der Landesherr stets darauf rechnen, für alle Fragen die dem Interesse der Masse der Bevölkerung entgegen waren, die Majorität der Stände auf seiner Seite zu haben.

Wir sehen, dass die Elemente, welche im Mittelalter die „Volksvertretung“ bildeten, sich heute in unsere ersten Kammern geflüchtet haben, wo sie noch nach Kräften den Fortschritt der Zeit zu hemmen suchen, und in diesem Bestreben allerdings mehr wie billig durch die Halbschürigkeit unserer liberalen Bourgeoisvertreter in den sogenannten Volkskammern unterstützt werden.

Die Landstände hatten namentlich die Steuern zu bewilligen; insoweit nun die eigenen Einnahmen, welche sie von ihren Hörigen und Leibeigenen erpressten, durch die Landesteuern nicht geschmälert wurden, bewilligten sie mit vollen Händen. Geistlichkeit und Adel selbst waren steuerfrei, alle Lasten wälzten sie auf den Bauern und Bürger ab. Und diese Lasten wurden nicht nur täglich größer in Folge der Verschwendungssucht, der Mätressen- und Günstlingsherrschaft, sie steigerten sich auch mit der immer weiteren Ausdehnung des neuen Kriegswesens. Das Aufkommen der Feuerwaffen hatte die ganze Kriegsführung revolutioniert. Die verschiedenen Feld- und Belagerungsgeschütze, die an und für sich schon kostspielig waren, verlangten auch eine besondere, damals sehr kostspielige Bedienung, die Büchsenmeister, die für ihre Kunst sich gut bezahlen ließen. Das alles verschlang große Summen, die durch neue Auflagen gedeckt wurden. Der schwere Geschütztransport vermehrte die Fronfuhren und Handdienstleistungen. Die um jene Zeit erfundenen Handbüchsen waren eine zu vortreffliche Waffe, um nicht rasche Verbreitung zu finden, sie steigerten die Ausgaben; dazu kamen endlich der Sold und die Ausrüstung der Söldnerheere, die schon damals anfingen, den Charakter der stehenden Heere anzunehmen. Alle diese Lasten und Geldausgaben mussten für eine auf einer Stufe mäßiger agrikoler und gewerblicher Entwicklung stehende Bevölkerung enorm sein. Wie es außerdem noch mit der Rechtspflege, dem Maß und Gewicht beschaffen war, welcher Willkür der gemeine Mann durch hohe und niedere Beamte Preis gegeben war, ist bereits früher bei Schilderung der Zustände in Württemberg ausgeführt worden; wir brauchen hier nur daran zu erinnern.

Es dürfte nicht überflüssig sein, hier auch die zahllosen Leistungen der Bauern um diese Zeit, die neben den Leistungen für den Landesherrn aus dem grundherrlichen Verhältnis entsprangen, aufzuführen. Diese Leistungen hatten ihren Ursprung teils im kirchlichen Verbande des Besitztums, teils im Gemeindeverbande, teils in Schutz- und Vogteiverhältnissen, teils auch in gewissen Rechten, die auf dem einzelnen Besitztum ruhten. Sie wurden in Geld oder auch in Naturalien geleistet, so in Vieh, Viehhäuten, Geflügel, Fleisch, Getreide, Öl, Eiern, Wein, Malz, Bier, Honig, Wachs, Käse, Flachs, Garn, Heu etc. und hießen das mortuarium (Sterbfall, Todfall, Hauptrecht, Besthaupt), Handlohn, Grundzinsen, die verschiedener Art waren, Renten, Gülten und Zehnten. Daneben bestanden die Fronden. Starb der Bauer, so musste der Sterbfall, d.h. das beste Kleid und das beste Haupt Vieh, oder eine entsprechende Geldentschädigung an den Grundherrn gegeben werden. Der Erbe des Verstorbenen, oder der, in dessen Hände sein Besitztum überging, musste zum Antritt den Handlohn geben. Dann folgten die Zinse. Als Zeichen des Leibeigenenstandes gab er ein Huhn, das Fastnachtshuhn, Halshuhn, Haupthuhn oder Leibhuhn hieß, oder er gab eine Abgabe an Geld unter dem Namen Leibgeld, Leibbede, (Leibschilling, Leibpfennig, Leibzins. Die Schutzpflichtigen der Kirche gaben eine jährliche Abgabe an Wachs auf den Altar, die der weltlichen Herren Gowhühner, Herdhühner, Rauchhühner) Vogt- und andere Hühner. Der Laubhühnerzins wurde für die Erlaubnis, Laub und Streu im Walde zu sammeln, der Holzhühnerzins für die Erlaubnis im Wald Leseholz suchen zu dürfen, erhoben. Die Erlaubnis der Weide erforderte den Weidhühnerzins, für den mündig gewordenen Sohn war der Bubenhühnerzins zu leisten usw.

Außerdem gab es den großen Zehnten, unter den man alles zählte, was mit dem Pfluge bearbeitet wurde; zum großen Zehnten gehörte auch der Wein- und Heuzehnten; ferner den kleinen Zehnten, der von allen anderen Früchten zu geben war; den Blutzehnten, der das zum Gute gehörige Vieh und Geflügel betraf, als Fohlen, Kälber, Lämmer, Böckchen, Ferkel, Gänse, Hühner, Enten und selbst Bienen. Manche Güter gaben den vierten und sechsten, andere erst den zehnten Teil an die Kirche und den neunten an den Landesherrn.

Zu diesen Abgaben, die willkürlich erhöht und vermehrt wurden, sobald irgend ein außergewöhnliches Ereignis eintrat, kamen die Fronden, die in gemessene, d.h. in regelmäßig wiederkehrende Dienste, und in ungemessene geteilt waren, und unentgeltlich geleistet werden mussten. Zu den Fronden gehörte die Bestellung der gutsherrlichen Äcker, Jagd, Forst, Bau-, Wachtfronden usw. Eine andere Fronde war die Burgveste, die in den Arbeiten zur Unterhaltung der Burgen und Vesten bestand. Hatte der Grundherr eine schwere Fehde, so erhob er eine besondere Steuer; geriet er in Gefangenschaft, mussten seine Bauern das Lösegeld aufbringen; hatte er eine Tochter auszustatten oder einen Sohn zum Ritter zu schlagen, so mussten die Bauern herhalten. Das geschah bei allen Familienereignissen, mochten diese freudiger oder trauriger Art sein. Machte der Grundherr eine Reise an den Hof des Landesherrn oder des Kaisers, oder empfing er Besuche, der Bauer wurde vermittelst extraer Abgaben von diesen Vorgängen auf dem Laufenden erhalten.

Als Graf Kraft VII. von Hohenlohe 1472 von Götz von Adelsheim das Schloss und Dörfchen Pfedelbach kaufte, wurden im Kaufkontrakt folgende jährliche Gülten festgestellt: Heller und Käsegült im Betrag von 489 Schilling Pfennig; 211 Sommerhühner à 4 Pf.; 27½ Gänse à 14 Pf.; 1110 Eier, 4 St. 1 Pf.; 68 Fastnachtshühner à 8 Pf.; 12 Kloben Flachs à 16 Pf.; 1714 Sri Öl à 45 Pf.; 9 Weihnachtshühner à 8 Pf.; 2 Herdhühner à 8 Pf.; für Mist 2 Schilling Pfennig; 41 Malter 212 Sri Korn, je 3 Malter zu 2 fl.; 27 Malter 312 Sri Dinkel, je 5 Malter zu 2 fl.; 33 Malter 6 Sri Hafer, je 5 Malter zu 2 fl.; 5 Malter Weidehaber; 19 fl. für Keller und Gültewein und 20 fl. von der Schäferei. Man beachte den hohen Wert des Geldes zu jener Zeit. Dazu kamen nun noch die vielen Fronden und etwaige Extraabgaben, und dieses war die jährliche Leistung eines einzigen kleinen Dörfchens.

Dem Wachstum der Fürsten an Macht und Ansehen, an Unumschränktheit und Willkür, stand das Sinken des Adels gegenüber. Der Adel stand zum größten Teil schon unter der Botmäßigkeit der Fürsten, nur ein kleiner Teil des mittleren Adels war noch reichsunmittelbar; aber auch seine Macht war im Abnehmen. Die neue Kriegführung hatte, wie schon bemerkt, die Stärke des Adels gebrochen, das mit der Feuerwaffe ausgestattete Fußvolk verdrängte seine Wichtigkeit als schwere Reiterei, das Geschütz hatte die Uneinnehmbarkeit seiner Burgen vernichtet; der ewige Landfriede, beschlossen auf dem Reichstag zu Worms 1495, der ihm bei Strafe bis zu 2000 Mark Gold das Fehderecht verbot, hatte ihm die am reichlichsten fließende Einnahmequelle verstopft. Was sollte er anfangen, wenn ihm das Rauben und Plündern der Kaufmannsgüter und die Brandschatzungen der Städte entgingen? Freilich würde er sich wenig an den Reichsbeschluss gestoßen haben, denn die Reichsbeschlüsse waren da, um nicht gehalten zu werden. Aber die gänzlich veränderte Zeit, die Fürstenmacht, die Städtemacht, die Feuerwaffen hinderten ihn, sein gewohntes Handwerk fortzusetzen, oder erschwerten es ihm wenigstens ungemein. Eine andere Ursache des Sinkens seiner Macht war der geringe Bodenwert, im Verhältnis zu den steigenden Preisen der Kleider und Waffen, aller Luxusbedürfnisse und jener feineren Genüsse, welche der Handel und Verkehr jener Zeit bereits den Reichen zugänglich machte und die der Ritter gleich dem reichen Städter besitzen und genießen wollte, weil sein Rang- und sein Standesstolz ihm verbot, hinter jenem zurückzubleiben.

Der Grund und Boden wirft weit geringeren Nutzen ab als der Handel; schlechte Bewirtschaftung und der Hochmut, der den Ritter abhielt sich selbst mit der Bewirtschaftung seiner Güter zu befassen, verminderten diesen geringen Nutzen noch. Erbteilungen schmälerten häufig das Besitztum; das Aufkommen des römischen Rechts machte gelehrte Richter notwendig, und da der Adel zum Lernen zu stolz und zu faul war, musste er Stellen in der Staatsverwaltung preisgeben, die er früher unbestritten inne gehabt und die ihm große Vorteile abgeworfen. Die Folge war, dass er seine Bauern immer ärger drücken musste, dass jedes Mittel ihm recht war, das ihm momentan zu Geld verhalf und ihn in den Stand setzte, das gewohnte Lotterleben fortzuführen.

Da häufig aber alles Schinden seiner Bauern ihm nicht die benötigten Einkünfte verschaffte, fiel er dem Geldverleiher in die Hände, der, mochte er nun Jude, Stadtbürger oder Klosterherr sein, ihm enorme Zinsen abverlangte und sein Besitztum in Beschlag nahm, wenn er die eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllen konnte. Wie schwer solche Verpflichtungen wurden, kann man daraus entnehmen, dass zu jener Zeit der Morgen mittelmäßigen Landes circa 4 Gulden, ein gewöhnliches Frauenkleid aber 9 – 10 Gulden kostete. Und welche Ansprüche bei wohlhabenden Bürgern allein der Frauenputz hervorrief, lehrt eine den Kleiderputz beschränkende Verordnung des Magistrats zu Regensburg, die vorschreibt, dass eine Frau oder Jungfrau nicht mehr haben dürfe als: „zwei Perlengebinde in die Haare zu 12 fl.; ein Kränzlein von Gold und Perlen, nicht über 5 fl.; Schleier nicht mehr als drei für eine Person zu 8 fl., nur eine Unze Goldes in jedem; seidene Fransen an den Kleidern aber nicht von Perlen und Gold; ein Collier von Perlen, nicht über 5 fl.; eine Perlenbrust, nicht über 12 fl.; zwei Reihen Perlen um die Ärmel, das Lot zu 5 fl., ein goldenes Kettlein 15 fl.; ein Halsband 20 fl. Außer dem Braut- oder Ehering andere Ringe nicht über 24 fl. zusammen; 3 – 4 Paternoster zu 10 fl.; höchstens 3 Gürtel von Seide à 4 fl.; Röcke soll keine über 8 haben, nicht mehr als 6 lange Mäntel, 3 Tanzkleider und nur 3 Ärmel in einem geflügelten Rocke.“ Das hier Angeführte galt als eine Beschränkung des Luxus und richtete sich erst gegen eine Seite desselben, und doch repräsentierte die Toilette einer Frau mindestens 700 fl., was einem Ackerbesitz von 180 Morgen gleich kam. Ähnlich wie die Frauen trieben die Männer aus dem reichen Bürgerstande Luxus; da waren Gürtel, Messer und Schwerter mit Silber eingelegt, die Kleiderstoffe von Sammet oder Atlas, Umschläge und Fütterung bei Mänteln und Röcken von seinem Pelzwerk, die Hemden von Seide mit Goldborten auf den Falten, die Kleider mit Silber und Gold oder Perlen gestickt. Auch wurde großer Luxus in der häuslichen Einrichtung getrieben, namentlich in silbernen Geschirren aller Art.

Wie wollte der niedere Adel solchem Aufwand die Wage halten? Als er noch die Möglichkeit besaß, durch die Wegelagerei den reichen Stadtherrn um einen Teil seines Guts zu bringen, da war noch goldene Zeit für ihn. Kein Wunder, dass er, der nach seiner Meinung durch die Geburt so hoch über dem reichen Stadtbürger stand, diesen aus tiefster Seele hasste. Diesen sah er in steigendem Wohlleben, sich in zunehmender Dürftigkeit.

Und wie groß diese Dürftigkeit war, die oft in größte Armut ausartete, das mögen folgende aktenmäßig festgestellte Fälle lehren, die konstatiert wurden, als 1525 die Herzoge von Bayern den Adel des Landes zur Unterstützung wider die Bauern aufforderten. Da hieß es: Oswald Hirschauer zu Gersdorf ist ein Witwer mit 3 kleinen Kindern, mit vielen Krankheiten beladen und bezieht nur 14 fl. jährlicher Gült. — Dankwart Kinperger zu Kinperg ist mit Unvermögen an Gut und Leibesschwachheit beladen, auch ist ihm seine Hausfrau wieder davongelaufen. — Erasem Reigher zu Lankwart bittet um Gotteswillen, ihm als einem armen Edelmann die Rüstung nachzusehen, die nicht in seinem Vermögen sei; er ist daheim in einem Bauernhaus und behilft sich daselbst mit Armut; mit 25 fl. jährlicher Gült müssen er, seine schwangere Hausfrau und noch 3 Personen leben. – Ulrich von Haslang zu Haslangkreut ist seit 5 Jahren krank, hat weder Knechte noch Pferde. Jörg Spanagls zu Kesching Pferde sind an den Augen verdorben und gar erblindet, andere aber kann er nicht zuwege bringen. Wolfgang Auer zu Straubing hat ein klein Gut und behilft sich allein seines Hofbaus mit Weib und Kindern. – Diese Liste könnte noch sehr verlängert werden, die angeführten Fälle mögen genügen.

In ganz anderer Lage wie der niedere Adel befand sich die Geistlichkeit. Sie hatte es von jeher verstanden, die Lehre von der Verächtlichkeit der irdischen Güter sich zunutze zu machen und hatte immer mehr Reichtümer aufgespeichert. Vom Papste bis hinab zu den Bettelmönchen, die in jener Zeit sich wie Heuschrecken vermehrt und zu einer wahren Landplage geworden waren, verstand es die kirchliche Hierarchie meisterhaft, die Autorität, die sie im Volke genoss, auszubeuten. Deutschland besaß im Mittelalter den traurigen Ruhm, der ergiebigste Boden in der ganzen Christenheit für Papsttum und Pfaffentum zu sein. Nirgends waren die Klöster so zahlreich, die Kirchen und Stifter so gut situiert, und aus keinem Lande bezogen Papst und Kardinäle so reichliche Einkünfte wie aus Deutschland. Der Ablass der Sünden gegen Geld, eine Einrichtung, die lange zuvor bestand, ehe Luther auftrat, brachte jährlich dem päpstlichen Hofe enorme Summen ein. Der Franziskaner Samson, der Hauptablasshändler in der Schweiz war, rühmte sich laut, er habe binnen 18 Jahren 1,800.000 Dukaten für die päpstliche Kasse erobert. In der Stadt Frankfurt allein betrugen in einem einzigen Jahre die Ablass- und Jubelgelder 1500 Goldgulden.

Cäsar Borgia, der Sohn jenes Scheusals, das unter dem Namen Alexander VI. den päpstlichen Stuhl zu Ende des 15 Jahrhunderts inne hatte, pflegte nach einer in Orgien verlebten Nacht zu sagen: „Pah! ich habe erst einen Teil der Einnahmen für deutsche Sünden verzehrt.“ Es ist bezeichnend für das Treiben in Rom, dass zur Zeit des Papstes Julius III. dort 40.000 Freudenmädchen existierten, die für die Ausübung ihres Handwerks dem Papste besondere Abgaben zu entrichten hatten, die dieser wiederum als Einnahmequellen den Günstlingen und Pfründnern zuwies. Auch in Deutschland gab es Frauenhäuser unter geistlicher Kontrolle und Abgabenpflicht. Noch häufiger aber war es, dass die Geistlichkeit die im Mittelalter seitens der meisten Stadtverwaltungen methodisch eingerichteten öffentlichen Frauenhäuser ganz öffentlich besuchte, so dass z.B. der Magistrat von Eichstädt den Geistlichen verbieten musste, nach Abends 8 Uhr noch ein Freudenhaus zu betreten.

Eine andere wichtige Einnahme des päpstlichen Stuhles waren die sogenannten Annatengelder, die ein ins Amt neu eintretender Bischof oder Abt zahlen musste. Diese Gelder bezahlte aber der Bischof nicht aus seinem oder der Kirche Vermögen, sondern legte sie auf seine Untertanen um. Sie betrugen 10.000, 15.000 und 20.000 fl. für jeden Fall und mussten oft in kurzen Zeiträumen mehrmals aufgebracht werden, weil die Geistlichen, die zu solchen Stellungen gelangten, meist schon alte Männer waren und in kurzer Zeit starben. So hatte das Bistum Mainz binnen sieben Jahren dreimal 20.000 Gulden und das Bistum Passau binnen acht Jahren dreimal 15.000 Gulden zu entrichten.

Im Mittelalter ging im Volksmund durch ganz Deutschland ein hübsches Reimsprüchlein, das die Gier Roms nach Geld also verspottete: Die römische Kurie nimmt als Zoll von ihren Schafen die Woll; hat einer zu geben, dann darf er leben und bei der Kurie bleiben; doch gewiss vertreiben sie ihn nach Haus, wenn sein Geld ist aus. Mit dem Dekret geht er fort, aber sein Geld ist dort.

Wie der Papst, so trieben es seine Untergebenen. Die bischöflichen Höfe galten für die glänzendsten und üppigsten aller Fürstenhöfe; was an raffiniertem Luxus und Schwelgerei jene Zeit erdacht, war dort zu finden. Sie beuteten ihre Untertanen mit derselben und oft mit größerer Schamlosigkeit und Härte aus wie die weltlichen Fürsten. Ihrem Beispiel folgten die zahlreichen Stifter und Klöster, die alle Mittel und alle Gewalt anwandten, die ihre Stellung in jener unwissenden und abergläubischen Zeit ihnen über die Massen an die Hand gab, um sie zu immer neuen Opfern anzuspornen. Da gab es neben dem großen und kleinen Zehnten, Opferungen, Beicht-, Wallfahrt- und Gnadenbildergelder, Fegefeuer und Totenmessen, Brautgeläute, Kirchgang der Wöchnerinnen und wie sonst alle die Verrichtungen hießen, für die man dem gläubigen geängstigten Volke den letzten Heller aus der Tasche stahl. Einen besonderen Zweig pfäffischer Ausbeutung bildete die Fabrikation der Reliquien, die zu Hunderttausenden angefertigt und zu hohen Preisen verkauft wurden. Hand in Hand mit diesen Betrügereien ging die Fälschung von Urkunden, die massenhaft vorkam. Die Unwissenheit auf der einen, die Zügellosigkeit und Niederträchtigkeit auf der anderen Seite hatte namentlich unter den Mönchen um jene Zeit eine Höhe erreicht, die den allgemeinsten Anstoß erregte und sie zum besonderen Gegenstand des Volkshasses machte. Der Prior des Klosters zu Mecheln erklärte offen: „Was sich ein Mönch herauszunehmen wagt, das auszudenken würde der Teufel selbst sich schämen und rot werden.“

Die Zügellosigkeit, Gewissenlosigkeit und Schwelgerei der Geistlichkeit untergrub ihre Achtung bei dem Volke und gebar einen Hass, der um so größer war, weil ihre Lehren mit ihrem Lebenswandel im grellsten Widerspruche standen; ihr Reichtum erweckte den Ärger und den Neid des Adels und selbst der Fürsten; ihre Unwissenheit die notwendige Folge eines in Schlemmerei versunkenen Standes störte ihren Einfluss auf die öffentlichen Angelegenheiten und machte sie um so verächtlicher, je mehr die Bildung im Allgemeinen stieg und unabhängig von der Geistlichkeit ein Gelehrtenstand sich bildete, der mit den wirksamsten Waffen sie bekämpfte und die Stütze ihrer Macht die geistige Gewalt — ihr raubte.

Eine Ausnahme von dem Hass und der Verurteilung, welche die Geistlichkeit im Allgemeinen traf, machte ein kleiner Teil derjenigen, die das eigentliche Pfarramt in den Städten und Dörfern versahen. Es waren dies Männer, deren materielle Stellung in der Mehrzahl keine günstige, häufig eine ärmliche war; die im täglichen Verkehr mit ihren Pfarrangehörigen die Leiden des Volkes kennen gelernt, als Ratgeber in seinen Nöten angerufen wurden, und die, durch den Vergleich ihrer Tätigkeit und ihres Einkommens mit dem faulen Leben und dem Überfluss der Prälaten, Stiftsherren und Mönche missgestimmt, mit dem bedrängten Volke sympathisierten. Sie waren hauptsächlich das Element, in dem Anfangs Luther, später Müntzer, seine festesten Stützen fand. Sie stellten sich als Führer in Städten und Dörfern an die Spitze der Bewegung, kämpften mit Mut und Ausdauer für ihre Überzeugungen und die Sache des Volkes, legten durch Erduldung schwerer Strafen und harter Verfolgungen Zeugnis für ihre Überzeugungstreue ab und besiegelten dieselbe in nicht geringer Zahl mit dem Tode.

In den Städten hatten, wie schon hervorgehoben wurde, die Geschlechter das Heft in der Hand, selbst da, wo es der Bürgerschaft gelungen war, einen Teil des Rats aus ihrer Mitte zu ergänzen. In vielen Städten aber hatten die Geschlechter, unterstützt von den Landesherren, die bürgerlichen Ratsmitglieder wieder gänzlich verdrängt. Die fortgesetzte Verschleuderung des städtischen Vermögens, das Verprassen des städtischen Einkommens, Willkür in der Verwaltung und in der Rechtspflege, beliebige Auflegung neuer Abgaben und Steuern, Verweigerung jeder Rechenschaftsablage hatten die größte Unzufriedenheit wach erhalten. Wie es die Patrizier trieben, dafür kann als Beispiel Erfurt dienen, wo der Rat ohne Wissen der Gemeinde die riesige Summe von 600.000 Gulden Schulden gemacht, die jährlich allein 30.000 Gulden an Zinsen erforderten. Diese Lotterwirtschaft kam erst an den Tag, als das Gerücht umging: der Bürgermeister habe Schloss und Flecken Kappendorf um 8000 Gulden an Sachsen versetzt, was sich als Wahrheit herausstellte. Das war den Bürgern doch zu stark, sie ermannten sich und hingen den Bürgermeister als Hauptmissetäter an den Galgen.

Die Oppositionspartei in den Städten, repräsentiert durch die eigentlichen Bürger, war wie unsere heutigen Liberalen, die ja ihre echten Söhne sind, nicht eben weitgehend in ihren Forderungen. Zu der Forderung einer gänzlichen Beseitigung des Vorrechts der Geschlechter verstieg man sich in nur wenig Städten und sie fand immer starke Gegnerschaft. Man begnügte sich zu fordern, dass der Gemeinde die Kontrolle über die Stadtverwaltung eingeräumt und ein Teil der Ratsmitglieder aus den Zünften gewählt werde. Aber diese gemäßigten Forderungen wurden überall von den Geschlechtern und ihrem Anhang hartnäckig zurückgewiesen, und wenn ihnen einmal nach hartem Kampf ein Zugeständnis entrissen war, wurde es meist in Bälde wieder zurückgenommen.

Ein anderer Gegenstand heftiger Angriffe der bürgerlichen Opposition waren die in allen Städten zahlreich eingenisteten Stifter und Klöster. Neben dem faulen, üppigen und grundliederlichen Leben ihrer Insassen, das der Bürgerschaft ein Ärgernis war, und das sie oft mit der Ehre ihrer Frauen und Töchter bezahlen mussten, besaßen die Geistlichen die Steuer- und Abgabenfreiheit; sie genossen ihre besondere Gerichtsbarkeit, so dass mit den gerechtfertigtsten Klagen ihnen nicht beizukommen war, und dann verursachten sie durch den Verkauf der Erträgnisse ihrer Güter und Zehnten einem Teile der Bürgerschaft eine schädliche und nachteilige Konkurrenz. Die bürgerliche Opposition war darum auf die geistlichen Pfründner nicht minder schlecht zu sprechen, wie der Adel, und war herzlich gern geneigt, ihrer Schmarotzerexistenz ein Ende zu machen. Man begreift, dass bei dieser Stimmung das Auftreten Luthers ungeteiltesten Beifall finden musste.

Neben diesen Leuten der satten Tugend und zahlungsfähigen Moral, die als honette Bürger mit den Patriziern nur die Herrschaft teilen wollten, um, einmal ans Ruder gekommen, die Lasten ebenso wie jene von sich auf Andere abzuwälzen, gab es einen dritten Teil in der Stadtbevölkerung, dessen Lebensstellung von jener der Bauern zwar verschieden war, den aber doch mit ihnen ein gemeinsames Interesse gegen die Patrizier und die behäbigen Bürger verband. Dies war der ärmere und arme Teil der Stadtbewohner, der von den beiden anderen Teilen über die Achsel angesehen wurde und von keinem etwas erhoffen durfte. Er bestand aus armen und verarmten Bürgern, den sogenannten unehrlichen Gewerben und Schutzverwandten, die vom Bürgerrecht ausgeschlossen waren, ferner den Handwerksgesellen, namentlich solchen, denen in Folge gänzlicher Mittellosigkeit die Aussicht zum Meister- und Bürgerwerden erschwert war, den Tagelöhnern und Knechten, überhaupt jener fluktuierenden Bevölkerung, die ohne bestimmten Erwerb sich nährte, wie die Gelegenheit sich bot. Es wäre zu viel gesagt, wollte man behaupten, dass in dieser letzten Klasse, diesem Sammelsurium von Elementen, ein bestimmtes Klassenbewusstsein vorhanden gewesen wäre. Dazu waren die Verhältnisse noch zu unentwickelt, die Elemente zu roh. Ohne bestimmte Ziele und Organisation, war dieser dritte Teil, der eigentliche Plebs, überall dabei und voran, wo es sich um einen Krawall oder eine Revolte handelte. Darunter gab es natürlich auch Gesindel, das nur an Plünderung und momentanes Wohlleben dachte. Das Lumpenproletariat ist kein Produkt der Neuzeit, es hat sich in letzterer nur vorzugsweise entwickelt. Dieser niedere Teil der städtischen Bevölkerung, der dem Landvolk am nächsten stand, sympathisierte mit ihm und bildete seine Hauptstütze in den Städten. Diesem Teil der Stadtbevölkerung dienten als Führer jene wenigen Elemente aus den höheren bürgerlichen Kreisen, die entweder mit seiner und der Bauern Hilfe eine verloren. gegangene Position wieder zu gewinnen hofften, oder die ihr Idealismus trieb, eine radikale Umgestaltung aller Verhältnisse zu versuchen.

Die Unzufriedenheit der mittleren und unteren Klasse der Stadtbevölkerung wurde endlich noch genährt durch den starken Wucher, den die Reichen mit den Lebensbedürfnissen, den ausländischen Waren, den Rohmaterialien und dergleichen trieben. Es waren die großen Handelsgesellschaften, die Fugger zu Augsburg an der Spitze, die den Handel monopolisierten und die Preise diktierten. Letztere waren in wenig Jahren bei vielen Dingen um mehr als das Dreifache gestiegen, so dass was früher 18 Kreuzer kostete, jetzt einen Gulden kostete. Zu dieser unverhältnismäßigen Preissteigerung trug allerdings auch die Entwertung der edlen Metalle bei, in Folge der großen Zufuhr derselben aus dem am Ende des vorhergehenden Jahrhunderts neu entdeckten Amerika. Und diese Preissteigerungen mussten um so fühlbarer werden in einem Zeitpunkt, wo die Blüte der Gewerbe schon bereits sehr merklich zu sinken begann.

So musste die Stimmung in den Städten eine aufgeregte, eine der Umänderung der Verhältnisse günstige sein, wenn auch über die Art und das Maß dieser Umänderung die Ansichten je nach der Lebenslage der einzelnen Schichten sehr verschieden waren.

Viel schlimmer als die Lage des unbemittelten Mannes in den Städten, war die der Bauern auf dem Lande. Alle anderen Stände drückten auf sie; sie waren die breite Unterlage, auf welcher der ganze Schichtenbau der Gesellschaft sich erhob. Jeder der herrschenden Stände suchte sich an den Bauern zu halten, ihm das Mark aus den Knochen zu saugen und von ihm den Beutel sich zu füllen.

Bei den herrschenden Ständen war kein Zweifel darüber, dass die Lage der Bauern unerträglich geworden und der Unmut und die Unzufriedenheit täglich wuchsen. Statt nachzugeben, wurden die Stränge nur fester angezogen. Verordnungen wurden erlassen, wodurch das Verabreden und Versammeln von Bauernschaften verboten, die uralte Freiheit, Gemeinden zu halten, eingeschränkt oder gänzlich untersagt, die Volkslustbarkeiten, wie Kirchweihen, Freischießen, Zunftgelage, Hochzeitsfestlichkeiten usw., welche Gelegenheit zum Meinungsaustausch geben konnten, durch schikanöse Bestimmungen erschwert oder unmöglich gemacht wurden. Wie gewöhnlich glaubte man durch solche lächerlichen Mittel den Geist des Aufruhrs, der in der Zeit und den Verhältnissen lag, bannen zu können; sie steigerten nur die Erbitterung. Sobald die geeignete Stunde kam, stand Alles in Flammen. Und diese Stunde kam bald und der Anstoß dazu wurde von einer Seite gegeben, von welcher man ihn am wenigsten erwartet und von welcher man das schließliche Resultat nicht gewollt.

So verschiedenartig die Interessen waren, welche die oppositionellen Elemente der mittelalterlichen Gesellschaft vertraten und zur Geltung zu bringen suchten, in Einem stimmten sie überein, in dem Hass gegen die Pfaffen und das Pfaffenregiment. Gegen sie war der niedere Adel eingenommen, der sie um ihren Reichtum beneidete und nach ihren Gütern lüstern war; gegen sie war die bürgerliche Opposition erbittert, die ihre Lebensweise ärgerte, die an den kirchlichen Abgaben eine unnütze Last und in der Menge der Feiertage und zahlreichen kirchlichen Vorschriften eine Hemmung des Verkehrs und des Erwerbs erblickte; gegen sie endlich war der Bauer aufs Höchste aufgebracht, den sie den Gehorsam, die Unterwerfung, die Enthaltsamkeit und Entsagung lehrten, während sie selbst das Gegenteil von alle diesem taten und ihm dabei das Fell über die Ohren zogen. Aber wenn die Opposition in dem Kampf gegen den Stand einig war, so war sie es nicht in dem schließlichen Ziel. Adel und Bürger wollten reformieren, die Güter der Geistlichkeit für sich verwenden, die schreiendsten Missbräuche in den kirchlichen Einrichtungen beseitigen, aber den Stand selbst als solchen unangetastet lassen, ihm seine Herrschaft und Privilegien auf kirchlichem Gebiet erhalten. Anders die Bauern und die radikale Partei in den Städten. Sie verlangten die Aufhebung des Kircheneigentums zum allgemeinen Nutzen, die Herstellung der Gleichheit wie im Urchristentum, die Abschaffung aller Frondienste, Zinsen, Steuern und Abgaben nicht nur an die Kirche, sondern konsequent auch an die weltlichen Herren. Es waren also sehr materielle Interessen, die alle Parteien der Opposition gegen die Geistlichkeit aufsässig machten und die sie veranlassten, auf das gegebene Signal gegen letztere Sturm zu laufen.

Tüchtig vorgearbeitet wurde dem Sturm, wie schon bemerkt, durch die Schriften der Humanisten, die weit verbreitete und gierig verschlungene satirische Literatur, die zahlreichen Flugblätter, in denen mit größter Kühnheit dem Bestehenden zu Leibe gegangen wurde, endlich durch die Predigten einer Anzahl Geistlichen, die von dem revolutionären Fluidum, das die ganze Atmosphäre jener Zeit erfüllte, getränkt und kühn gemacht, bisher für unantastbar gehaltene Lehren anzweifelten, die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern für notwendig erklärten.

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Die nächste äußere Veranlassung zum Ausbruch der Bewegung, und zwar zunächst gegen die Geistlichkeit, war das Auftreten des päpstlichen Ablasshändlers Tetzel. Dieser war 1517 in die Nähe von Wittenberg gekommen, wo er von Stadt zu Stadt, von Ort zu Ort umherzog und gegen Geld im Namen des Papstes Ablass für alle Sünden verkaufte. Luther, der zu jener Zeit Professor in Wittenberg war, hatte sich seit Jahren schon, gleich wie viele andere Männer, mit theologischen Studien über das Wesen und die Verfassung der Kirche befasst und war zu Ansichten gekommen, die in mancherlei Beziehung von dem Bestehenden abwichen. Eine Reise, die er 1510 als Angehöriger des Wittenberger Augustinerklosters nach Rom gemacht, hatte ihm zu seinem Schrecken gezeigt, wie es am Sitz der Christenheit mit Sitte und Moral beschaffen war. Voll Zorn und Abscheu kam er zurück, aber er blieb stumm und setzte seine Studien nur noch eifriger fort. Das skandalöse Auftreten Tetzels ließ ihn nicht länger schweigen. Am 31. Oktober 1517 schlug er die berühmten 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg an, worin er nicht gegen den Ablass an sich, sondern nur gegen den öffentlichen Ablasshandel und andere Missbräuche, aber noch in sehr milder Sprache auftrat.

Der Schritt machte gewaltiges Aufsehen. Professoren und Studenten wie die Bürger von Wittenberg klatschten ihm Beifall, selbst der Kurfürst von Sachsen, sein Landesherr, trat auf seine Seite. Die blinde Wut der Päpstlichen über Luthers Kühnheit, brachte die Lawine ins Rollen. Luther wurde weiter getrieben. Seine resultatlosen Verhandlungen mit dem päpstlichen Legaten, Kardinal Kajetan, 1518 in Augsburg, die Disputation zwischen ihm und Karlstadt auf der einen und dem Dr. Eck auf der anderen Seite, 1519 in Leipzig, führten endlich zum offenen Bruch mit dem Papsttum. Heftige Angriffe der Päpstlichen erweckten den Zorn Luthers, der jetzt mit dem ganzen Ungestüm und der Derbheit seines Naturells auf Papst- und Mönchtum losfuhr und dafür den jubelnden Beifall aller oppositionellen Elemente in Deutschland, d.h. des größten Teiles der Nation, erntete. „Weil alle Bischöfe und Doktoren stille schwiegen und Niemand der Katze die Schelle umbinden wollte, so ward der Luther ein Doktor gerühmt, dass noch einmal Einer gekommen wäre, der drein griff,“ so schrieb er mit vielem Selbstgefühl. Von allen Seiten kamen Beifallsschreiben, die ihn ermunterten fortzufahren, er könne der Unterstützung des Volkes sicher sein. 1519 schrieb er: „Wenn der Römlinge rasend Wüten einen Fortgang haben sollte, so dünkt mich, es wäre schier kein besserer Rat und Arznei, ihm zu steuern, denn dass Könige und Fürsten mit Gewalt dazu täten, sich rüsteten und diese schädlichen Leute, so alle Welt vergiften, angriffen, und einmal des Spiels ein Ende machten mit Waffen, nicht mit Worten. So wir Diebe mit Strang, Mörder mit Schwert, Ketzer mit Feuer strafen, warum greifen wir nicht vielmehr an diese schädlichen Lehrer des Verderbens, als Päpste, Kardinäle, Bischöfe, und Geschwären des römischen Sodoma mit allerlei Waffen und waschen unsere Hände in Blut?“ Das waren sehr revolutionäre Worte und ein Teil seiner Anhänger fasste sie nicht bloß als Worte, die nur gegen das Papsttum gerichtet waren, auf, sie gingen weiter und meinten: was dem Papsttum recht, müsse für Fürsten und Herren, die es in ihrer Art nicht besser machten, nur billig sein. Luthers Ansicht war das allerdings nicht. Die Unterstützung, die ihm der Kurfürst von Sachsen gewährte, den großen Anhang, den er im Adel und namentlich im Bürgertum gefunden, ließen es ihm rätlich erscheinen, einzulenken und den ganzen Kampf als einen rein geistigen und zwar speziell kirchlichen hinzustellen. Er begriff, dass wenn er seine Lehre auch auf das Weltliche anwende, der gemeine Mann gegen seine Unterdrücker sich erheben müsse. Luther erklärte darum laut und nachdrücklich, dass seine Lehre mit materiellen und politischen Dingen nichts zu tun habe, dass er das Verhältnis der Untertanen zu ihren Herren nicht anzutasten beabsichtige. Das war teils Beschränktheit, teils aber auch Berechnung von ihm, und das letztere vielleicht mehr wie das erstere. Er fühlte, dass die Unterstützung der Fürsten, der Beifall des Adels und des wohlhabenden Bürgertums in dem Augenblick ihm und seiner Sache verloren gehen würde, wo er den religiösen Kampf zu einem politischen und sozialen erweiterte. Dass der religiöse Kampf für die genannten Stände selbst nur ein politischer und sozialer war, und dass sie ihn nur unterstützten, weil sie materielle Vorteile dabei zu gewinnen hofften, sah er damals wenigstens nicht ein, und hätte er es eingesehen, er würde schwerlich anders gehandelt haben. Er war trotz seines in Worten sehr heftigen und anscheinend revolutionären Auftretens eine durchaus konservative Natur, die über eine mäßige Reform hinauszugehen unfähig war. So fiel ihm die Wahl, die er bei dem Auftreten Müntzers und einiger seiner eigenen bisherigen Anhänger zwischen Adel und Bürgertum auf der einen und der Masse der Bevölkerung auf der anderen Seite zu treffen hatte, nicht schwer. Er entschied sich für Erstere.

Als ihn im folgenden Jahre, 1520, der Papst in den Bann tat, zeigte sich seine Schwenkung nach rechts aufs Allerdeutlichste, indem er eine Schrift, betitelt „An den Adel deutscher Nation“, herausgab, worin er diesen um Hilfe gegen Papst und Klerisei anrief. Einmal auf diesem Abwege angekommen, gab es für ihn kein Halten mehr, er wurde konsequent weiter getrieben. Er erklärte sich jetzt nicht allein gegen jede gewaltsame kirchliche Änderung aus dem Volke heraus, er sah nicht nur bereits mit sichtlichem Missbehagen die im Volke entstandene Aufregung sich täglich mehren und immer deutlicher die Absicht sich kundtun, die religiöse Reform zu einer politischen und sozialen Revolution zu machen, er erklärte sich auch gegen jeden gewaltsamen Versuch zu einer Kirchen- und Reichsreform, wie sie der niedere Adel unter der Leitung von Hutten und Sickingen beabsichtigte.

Sein Auftreten auf dem Reichstag zu Worms 1521 hatte ihn auf die Höhe seines Ruhmes gestellt; der simple Augustinermönch war eine Macht geworden, um deren Beistand und Gunst Hohe und Niedere buhlten. Ein Teil der Fürsten hatte klar begriffen, welche Vorteile eine Kirchenreform im Sinne Luthers für ihre Macht und ihren Beutel haben müsste; eine Konfiskation der geistlichen Stifter und Klöster, nach deren Reichtum sie lange lüstern waren, bot sich hier bequem dar und unter den. Formen eines wohltätigen christlichen Werks. Jenen Teil der Fürsten hatte Luther gewonnen, und diese Stütze machte ihn nur noch reaktionärer.

Wie selbst geistliche Fürsten ihren Vorteil in der Reformation zu finden hofften, zeigte sich einige Jahre später bei dem Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg, der mit der den Hohenzollern angeborenen Gabe, stets bei der Hand zu sein, wo es etwas zu fischen gibt, mit Luther Unterhandlungen wegen Übertritts zur neuen Lehre anknüpfte, um dann eine Umwandlung des geistlichen Bistums in ein weltliches erbliches Fürstentum vorzunehmen. Dieser Plan wurde dadurch vereitelt, dass der Erzbischof durch seine schöne Mätresse, die er zärtlich liebte, sich davon abbringen ließ. Die Mätresse, eine Bürgerliche, fürchtete, dass der Erzbischof als weltlicher Fürst heiraten und sie verstoßen werde.

Während nun das ungeheure Aufsehen, das Luthers Auftreten auf dem Reichstage zu Worms gemacht, und der Beifall, den es gefunden, von Hunderten geschickter und von Freiheitsdrang glühender Köpfe ausgebeutet wurde und die Gärung eine Höhe erreichte, die einen gewaltsamen Ausbruch nicht mehr zweifelhaft ließ, war der, welcher einen so mächtigen Anstoß gegeben, entschlossen, die Revolution um jeden Preis zu verhindern.

Die Reichsacht, die schließlich von der Majorität des Reichstags zu Worms über Luther ausgesprochen worden war, hatte den Kurfürsten von Sachsen veranlasst, ihn heimlich auf die Wartburg bringen zu lassen und dort verborgen zu halten. Während dieses Aufenthalts wurden selbst Luthers intimste Anhänger von dem allgemeinen Strom ergriffen und weiter gerissen, als es ihm, der sich schon für unfehlbar hielt, angemessen und zweckmäßig schien. Luther verließ plötzlich die Wartburg und eilte nach Wittenberg, das drohende Unheil abzuwenden. Dort trat er mit der Rücksichtslosigkeit und dem Eifer eines auf dem Wege zum Apostatentum begriffenen Mannes gegen seine eigenen Freunde und Anhänger auf. Er bekämpfte nicht bloß seine bisherigen Freunde, er verleumdete und beschimpfte sie auch und wandte seinen ganzen Einfluss an, sie aus Amt und Brot zu bringen und hilflos ins Elend zu stoßen. Im Laufe der Jahre wurden Hunderte seiner ehemaligen Anhänger, die Geistliche waren, gezwungen, seinem reaktionären Eifer zu weichen. Die meisten von ihnen wurden treue Stützen der Revolution und zogen lehrend und predigend von Ort zu Ort. Er leistete in diesem Falle sehr gegen seinen Willen der Revolution einen großen Dienst.

Als endlich trotz seines Abratens und trotz förmlicher Lossage 1523 Hutten und Sickingen ihren Zug gegen die Fürsten, aber schlau berechnet zunächst gegen den Erzbischof von Trier, unternahmen, lies Luther es jetzt nicht bloß ohne Tadel geschehen, er hieß sogar das bisher eifrig bekämpfte Unternehmen gut, weil es gegen einen seiner Todfeinde ging. Er schrieb: „Wenn die geistlichen Fürsten nicht hören wollen Gottes Wort, sondern wüten und toben, mit Bannen, Brennen, Morden und allem Übel, was begegnet ihnen billiger, denn ein starker Aufruhr, der sie von der Welt ausrotte? Und dessen wäre nur zu lachen, wo es geschähe.“ Schließlich forderte er „ein jeglicher Christ solle dazu helfen mit Leib und Gut, dass ihre Tyrannei ein Ende nehme und fröhlich den Gehorsam gegen sie mit Füßen treten, als Teufels – gehorsam.“

Hier billigte also Luther den Aufruhr ganz offen, er forderte sogar dazu auf, aber genau zu derselben Zeit verhielt er sich ganz entgegengesetzt zu dem Auftreten Müntzers, und schämte sich selbst nicht, seinen größten Feind, den Herzog Georg von Sachsen – den einzigen Fürsten, den er nach seinem eigenen brieflichen Geständnis neben dem damaligen Kurfürsten von Brandenburg für fähig und bereit hielt, die Reichsacht an ihm zu vollziehen, wenn er ihm in die Hände fiele, aufzufordern, Müntzer aus seinen Landen zu jagen, was er schließlich auch erlangte. Wir werden später darauf zurückkommen. Luthers damaliges Verhalten gleicht Haar um Haar dem Verhalten unserer heutigen Liberalen. Sie waren Revolutionäre, so lange sie unterdrückt wurden; dann, als sie in die Kammern zugelassen waren, wurden sie „gesetzliche Opponenten“ und „Vertreter der Volksrechte“, so lange die Regierungen nicht nach ihrer Pfeife tanzten; heute aber, wo sie in der Macht sind und sehen, dass das arbeitende Volk in ihrer Welt nicht die beste der Welten erkennt und sich herausnimmt, seine eigene Meinung zu haben, da sind sie wütende Reaktionäre und gemeine Verfolger. So war es auch mit Luther. Für sich und seine Anhänger verlangte er jedes Recht und jede Freiheit, und tat den Mund gar sehr auf, wo man Anstand nahm, seinem Verlangen nachzukommen; da regnete es Verfluchungen und Schimpfworte. Für die aber, welche über ihn hinausgingen, schrie er nach Polizei, Gefängnis und Verbannung, nach Unterdrückung und Vernichtung ihrer Schriften. Die Zensur fand an ihm und Melanchthon ihre eifrigsten Verteidiger, natürlich nur für die Schriften ihrer Gegner.

Luthers Zorn gegen die demokratische Bewegung artete in vollständigen Paroxysmus aus, als er sah, dass dieselbe trotz seines heftigen Dagegenpredigens und Schreibens an Tiefe und Umfang immer mehr zunahm. Voll Zorn darüber trat er 1524 eine Reise nach Thüringen und Sachsen an, um durch seinen persönlichen Einfluss und seine Popularität: „die teuflischen und aufrührerischen Schwarmgeister“ auszutreiben. Aber er musste zu seinem Schrecken und seiner Beschämung erkennen, dass sein Einfluss, seitdem er reaktionär geworden, dahin war. Seine Predigten, obgleich zahlreich besucht, fanden keinen Anklang, die eifrigsten Anhänger von ehemals behandelten ihn mit Kälte; in Orlamünde, wo er einstmals mit Begeisterung aufgenommen worden war, steinigte man ihn sogar, er musste fliehen, um der Wut des Volkes zu entrinnen.

Den gedrückten Bauern rief er um jene Zeit zu: sie sollten nur dulden! „Leiden, leiden, Kreuz, Kreuz, ist des Christen Recht und kein anderes.“

Dem Seelenheil des gemeinen Mannes sei eine schwere Last von Arbeit und Entbehrung dienlich, er würde sonst allzu üppig,“ so lehrte und schrieb der arme Bergmannssohn, der einstmals selbst sein Brot mit Singen vor den Häusern hatte erbetteln müssen, jetzt wo er ein feister Pfaff und großer angesehener Herr geworden war, der sich gut Essen und Trinken vortrefflich schmecken ließ und Küche und Keller stets gefüllt hatte. Von ihm rührt ja der bekannte schöne Vers her: Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, bleibt ein Narr sein Leben lang.“*) Er liebte diese Dreiheit nicht nur, er hatte auch die Gelegenheit und die Möglichkeit, sie nach Lust und Bedarf zu genießen; gute Freunde von ihm wussten nicht genug zu rühmen, wie vortrefflich des Dr. Martinus Luther Tisch und Weine seien.

Zufolge seiner reaktionär politischen Stellung kehrte er auch die reaktionär religiöse, d.h. die wahre Natur des Christentums immer mehr heraus. Auf die Bibel gestützt, predigte er mit allem Nachdruck die Lehre von der Demut, der Selbstverachtung und Selbsterniedrigung, vom blinden Gehorsam gegen die von „Gott“ eingesetzte Obrigkeit und donnerte mit dem geübtesten Kapuziner um die Wette „gegen die verfluchte Hure Vernunft, auf welche die Schwärm geister pochen.

Aus Furcht vor dem Aufstand der Bauern ging Luther in seinem reaktionären Eifer immer weiter, er wurde der wahre Hohepriester der Lehre vom beschränkten Untertanenverstand, ein ergebenes Werkzeug der Fürstengewalt. Wenn er dabei zeitweilig auch den Fürsten zu Leibe ging und sie als Leute bezeichnete, „die man vor Zeiten Buben hieß, jetzt aber christliche gehorsame Fürsten heißen müsste,“ so geschah dies nur, weil ein Teil derselben seinen religiösen Ansichten sich nicht anschloss, sondern im konservativen Interesse es für besser hielt, an den alten Glaubensformen festzuhalten. Die Lehren, die er predigte, konnten gleichwohl das konservativste Gemüt beruhigen. Da hieß es: der Geist muss sich, ohne den geringsten Widerstand zu versuchen, geduldig schinden und drücken lassen: weltliche Dinge gehen ihn nicht an, er lässt vielmehr rauben, nehmen, drücken, schinden, schaben, fressen und toben wer da will denn er ist ein Märtyrer auf Erden. Das Herz ist immer fröhlich bei den Christen, obwohl sie an Leib, gut und ehre äußerlich leiden müssen um Christo willen. Wo die Christenheit ist da muss es Blut kosten oder sind nicht rechte Christen. Es sind nicht Weideschaf, sondern Schlachtschaf, immer eins nach dem anderen hin. So ist das Ansehen des christlichen Lebens nichts denn Schwachheit, Tod und Sünde.“ Und an einer anderen Stelle seiner Schriften sagt er: Wollen wir nun auch den christlichen und evangelischen recht sagen, denn so ihr euch rühmet und gerne höret, dass man euch Christen nenne, Und dafür wolltet gehalten sein. So werdet ihr ja auch leiden, dass man euch euer Recht fürhalte. Höret nun zu liebe Christen, euer christlich Recht. So spricht euer oberster Herr Christus, des Namen ihr führet. Matth. 5: Ihr sollt dem Übel nicht widerstehen, Sondern wer dich zwinget eine Meile Wegs mit dem gehe zwei Meilen. Und wer dir den Mantel nimmt, dem lass auch den Rock, Und wer dich auf den einen Backen schlägt dem halt den anderen auch dar. Also spricht auch St. Paulus, Röm. 12: Rächet euch selbst nicht meine liebsten sondern gebt Raum dem Zorn Gottes. Item so lobet er auch die Korinther dass sie gerne leiden, So jemand sie schlägt oder raubt. Item 1 Kor. 6 strafet er sie, dass sie ums Gut rechteten und nicht das Unrecht litten. Nu sehet ihr wie weit euch die falschen Propheten davon geführt haben; Und heißet euch noch dazu Christen, So sie euch ärger denn die Heiden gemacht haben … Denn an diesen Sprüchen greift ein Kind wohl, das christlich Recht sei, nicht sich sträuben wider Unrecht, nicht zum Schwert greifen, nicht sich wehren, nicht sich rächen, sondern dahin geben Leib und Gut, dass es raube, wer da raubet. Leiden, leiden, Kreuz, Kreuz, ist der Christen Recht und kein anderes.“ Und in seiner Kirchenpostille lehrte er: „die Obrigkeit müsse den Pöbel, Herrn Omnes, treiben, schlagen, würgen, henken„ brennen, köpfen und radbrechen, dass man sich fürchte und das Volk also im Zaum gehalten werde.“

Als 1525 die Bauern zum Losschlagen fertig und bereit waren und ihre zwölf Artikel entworfen hatten, sandten sie ihm dieselben gutmütig zur Begutachtung ein; sie konnten noch immer nicht glauben, dass der Mann, der so herzhaft dem Papst und zu Worms Kaiser und Reich gegenüber getreten, der selbst ein Sohn des Volkes war und seine Leiden kannte, feindlich gegen sie gesinnt sein sollte. Luther verwarf die Artikel. Er bemerkte z.B. zu Artikel zwei, der von der Aufhebung des Zehnten handelte: Der Zehnten gehört der Obrigkeit. Zu Artikel drei, der von der Aufhebung, der Leibeigenschaft sprach: Abraham hatte auch Knechte. Zu den Artikeln 4-11, die von der Jagd- und Fischerei-Gerechtsame, dem freien Holzungsrecht, der Abschaffung der Gülten, Bezahlung der geleisteten Dienste, ordentlichem Recht und Gericht, der Abschaffung des Todfalls usw. handelten, das seien Rechtsfragen, die ihn nichts angingen. Da die Bauern trotz seines Abmahnens aufstanden, veröffentlichte er eine Schrift: „Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern“, in der es unter anderem hieß: „Man soll sie zerschmeißen, würgen und stechen heimlich und öffentlich, wer da kann, wie man einen tollen Hund totschlagen muss.“ Und den Fürsten schrie er zu, als wenn diese einer solchen Anfeuerung noch bedurft hätten: Darum liebe Herren, loset hie, rettet hie, helfet hie, erbarmt euch der armen Leute. Steche, schlage, würge hie wer kann. Bleibst Du darüber tot, wohl Dir, seligeren Tod kannst Du nimmermehr überkommen, denn Du stirbst im Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls.“ Und sein Freund, der Schleicher Melanchthon, sekundierte fistelnd: „Es sei ein Frevel und Gewalt, dass die Bauern nicht wollten leibeigen sein. Das wehre dem Glauben nicht, Christus rede selbst von geistlicher Freiheit, so dass ein Christ die Leibeigenschaft fröhlich tragen könne.“ Als nun Luther das Rachegericht der Bauern bei Weinsberg zu Ohren kam, ergriff ihn ein neuer Zornesausbruch. Er schrieb darauf an seinen Freund Dr. Rühle: „man muss die Bauern alle umbringen: Der Herr wird die Unschuldigen schon erretten, tut er es nicht, so sind sie gewiss nicht unschuldig, sondern sie haben zum wenigsten geschwiegen und gebilligt.**) Cibus, onus et virga asino, (dem Esel, Futter, Last und die Peitsche). In einen Bauern gehört Haberstroh, sie hören nicht das Wort und sind unsinnig, so müssen sie die virgam, die Büchse, hören und geschieht ihnen Recht. Lasset nur die Büchsen unter sie sausen, sie machen’s sonst tausendmal ärger.“***)

Die Haltung Luthers gegen die revolutionäre Partei erklärt, warum unsere heutigen Bourgeois ihn noch immer als Heros verehren; sie sehen in ihm ihr Vor- und Spiegelbild. Luther predigte die Glaubens- und Gewissensfreiheit so lange, bis er sie für sich und seinen Anhang erreichte, dann wurde er der grimmigste Verfolger jeder anderen Meinung; genau so handeln unsere Bourgeois heute. Als die Bauernrevolution ausbrach, warf er sich der Reaktion und den Fürsten in die Arme und verband sich selbst mit den Päpstlichen zur Abschlachtung des Volks; Ähnliches geschieht heute seitens unserer Liberalen, die sich mit den Pfaffen und der Feudalpartei gegen die Proletarier verbinden und alle Grundsätze mit Füßen treten, die sie einst hoch und teuer zu verteidigen geschworen. Die Parteien geben ihre Grundsätze preis, wenn sie beginnen, ihren Interessen zu schaden; das ist die Erklärung für so viel Wortbruch und Charakterlosigkeit.

Luther als den Vertreter der freien Forschung betrachten, das kann nur ein Ignorant oder ein Lügner; sein ganzes Leben von 1521 an war ein beständiger Kampf gegen die freie Forschung, die Gedanken- und Pressefreiheit. Sebastian Brandt hatte Recht, wenn er unmutig ausrief: „Selbst im Papsttum sei man freier gewesen;“ und Ludwig Börne hat sicher nicht Unrecht, wenn er sagt: „Vor Luther fand man bei den Deutschen nur die Knechtschaft, Luther stattete sie auch noch mit der Knechtsgesinnung aus.“

War Luther der Vertreter der gemäßigten Reformbestrebungen des behäbigen Bürgertums und der Freund der pfaffenfeindlichen Adelspartei, so war Müntzer der echte Vertreter der revolutionären Schicht des Volkes, der Bauern und der niederen Städtebevölkerung. Thomas Müntzer wurde in den Jahren 1490-93 – das Jahr ist nicht genau bekannt zu Stolberg am Harz als Kind ziemlich wohlhabender Eltern geboren. Eine nicht erwiesene Erzählung behauptet, Müntzers Vater sei von den Grafen von Stolberg wegen irgend eines Vergehens gehenkt worden und aus Rache über diesen Schimpf sei Müntzer in die extreme Richtung hineingetrieben worden. Es ist hierfür nicht der geringste Beweis vorhanden, noch lässt irgend eine Äußerung oder eine schriftliche Bemerkung Müntzers auf einen solchen Vorgang schließen. Über Müntzers Jugend und Erziehung fehlen alle Nachrichten; man vermutet, dass er in Leipzig oder Wittenberg studiert habe. Noch sehr jung hatte er den Doktorgrad erhalten und galt als ein sehr eifriger und tiefer Kenner der heiligen Schriften, stand aber, gleich vielen seiner Alters- und Studiengenossen, mit seinen Ansichten im Gegensatz zu dem Wesen und Lehrbegriff der herrschenden Kirche.

Noch blutjung, kaum zwanzig Jahre alt, ward er Lehrer an der lateinischen Schule zu Aschersleben, dann zu Halle, und stiftete hier gegen den 1513 verstorbenen Ernst II., Erzbischof von Magdeburg und Primas von Deutschland, einen geheimen Bund, um die Christenheit zu reformieren.“ Schon dieses Unternehmen zeigt die selbstständige und revolutionäre Richtung seines Charakters. Von Halle kam er 1515 als Propst an das Nonnenkloster zu Frohsa bei Aschersleben, 1517 als Lehrer an das Martinigymnasium zu Braunschweig. Aber auch hier ging er „seines unruhigen Geistes“ wegen bald wieder weg und brachte einige Zeit bei einem Freunde in Aschersleben und bei seiner Mutter in Stolberg zu. An letzterem Orte hielt er „etliche, nicht wenige, gar herrliche, schöne und christliche Predigten, darin das Geringste nicht zu tadeln gewesen, wiewohl er zuletzt einmal auf den Palmsonntag eine Predigt getan, welche verständigen Leuten allerlei Nachdenkens gemacht,“ so schreibt ein Zeitgenosse von ihm. Anfangs 1519 war er wieder in Leipzig bei dem Buchführer Kristein auf der Herberge, von wo aus er sich an einen Freund nach Wittenberg um eine Stelle wandte. Es scheint, dass er während der Disputation Karlstadts und Luthers mit Dr. Ed in Leipzig war, wie aus einer Stelle seiner im Jahre 1524 gegen Luther veröffentlichten Schutzrede zu entnehmen ist. Aber noch in demselben Jahre wurde er Beichtvater der Bernhardinernonnen im Kloster Beuditz vor Weißenfels. Über seinen dortigen Aufenthalt sagt Luther von ihm: „wie er Morgens habe den Nonnen müssen die Frühmesse halten, da sei er oft unwillig gewesen und habe die Worte der Wandlung außen gelassen und eitel Brot und Wein behalten; wollt dazu noch gar wohl getan haben und rühmte sich zu Allstedt und sprach: Ja! solcher ungeweihter Herrgötter habe ich wohl bei 200 gefressen.“

1520 trat Müntzer das Predigtamt an der Marienkirche zu Zwickau an, wo er gleich von vornherein so entschieden gegen das Pfaffentum und namentlich die dort hausenden reichen Bettelmönche auftrat, dass er sie sämtlich sich zu Feinden machte und ein heftiger Kampf zwischen ihm und ihnen entbrannte. In seiner ersten Predigt am Himmelfahrtstage sagte er: „die Mönche hätten Mäuler, dass man wohl ein Pfund davon abschneiden könne und behielten doch Mauls genug.“ Ferner: „die Heuchler alle machen um ein Stück Brot die Seelen lebendig, die nicht leben, und fressen mit ihren langen Gabeln die Häuser der Witwen, indem sie bei den Sterbenden nicht auf den Glauben sondern auf Befriedigung unersättlichen Ehrgeizes gehen.“ Die Bettelmönche spien Feuer und Flamme gegen Müntzer, liefen von Haus zu Haus und suchten die Bevölkerung wider ihn aufzuhetzen. Einer der Mönche, Bruder Tiburtius von Weißenfels, predigte wider Müntzer: „Die neuen Prädikanten predigen nichts als Evangelium aber sehr schlecht, weil sie dadurch den Satzungen der Menschen widersprechen, welche doch ganz vorzüglich beobachtet werden müssen; dem Evangelio müsse Vieles hinzugefügt werden; man müsse nicht in einem weg nach dem Evangelio leben, wäre die Armut evangelisch, so dürften die Könige usw. nicht der Schätze der Welt sich bemächtigen, müssten vielmehr, wie die Seelenhirten arm und Bettler sein.“ Solcher Gegner wurde Müntzer leicht Herr.

Anfangs war Müntzer mit Luthers Auftreten einverstanden, selbst von Zwickau aus richtete er noch Briefe an ihn. Aber bald kam über ihn der Zweifelsgeist. Luther hielt an den Glaubenslehren der Kirche und der Bibel fest, Müntzer ging das nicht weit genug; er betrachtete die Bibel als Menschenwerk, die mittelst der Vernunft ausgelegt werden müsse. Die unmittelbare göttliche Erleuchtung jedes Einzelnen durch den Glauben, das allein sei das Wahre. „Können wir nicht irren, wenn wir Christus und die Apostel für göttlich halten weil sie selbst sagen, dass sie es sind? und um der Wunder willen, die sie selbst von einander erzählen? und wenn wir wieder diese Erzählungen für wahrhaft halten, eben um der Göttlichkeit der Erzähler willen, die wir erst auf diese Erzählungen gebaut haben? Haben doch die Türken auch ein Buch, worin sie das Wort Gottes zu lehren glauben, und worin Wunder die Menge sind, an die sie so fest glauben, als wir an die Wunder des neuen Testaments. Wo ist nun der Beweis, dass ihre Lehre die falsche sei, die unsere aber wahr?“ so frug er. Von Luther sagte er: „Die Gewalt des Papstes, den Ablass, das Fegefeuer, die Seelenmessen und andere Missbräuche verwerfen, wäre nur halb reformiert. Man müsse die Sache mit mehr Eifer angreifen. … Luther sei ein untüchtiger Reformator, ein Weichling der dem zarten Fleische Kissen unterlege, er erhebe den Glauben zu sehr und mache aus den Werken zu wenig. …“

Müntzer hatte sich frühe schon der Mystik in die Arme geworfen, die seiner poetisch-exzentrischen Natur sehr zusagte. Er studierte mit Eifer die Schriften des Abts Joachim, der im 12. Jahrhundert in Italien gelebt und als Prophet“ verehrt wurde, und die Schriften Taulers, welcher in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Straßburg gelehrt. Nach diesen Lehren war das eigentliche Kirchentum unnütz, der Priesterstand zu verwerfen, Jeder, der von Gott erleuchtet sei, solle das Predigtamt übernehmen. Es werde das Zeitalter des Geistes kommen und mit ihm die Liebe, die Freude und die Freiheit. Das Evangelium des Buchstabens sei etwas Zeitliches, seine Form etwas Vergängliches, Vorübergehendes, das Evangelium des Geistes sei das wahre Evangelium. Die Söhne des Geistes bedürften nicht mehr der Vermittlung durch den Priester- und Lehrstand, der Geist werde ihr Lehrer sein, die innere Offenbarung die Stelle der äußerlichen Autorität vertreten.

Demgemäß lehrte Müntzer: Christus habe nicht die Auserwählten, sondern die Pharisäer auf die Schrift gewiesen, jene ( die Auserwählten) könnten den wahren Glauben haben, wenn sie auch von der Bibel nichts gesehen und gehört hätten, ja selbst wenn sie unter Heiden geboren und erzogen seien und lebten. Über die Kindertaufe spricht er sich sehr drastisch aus: „Die alte Kirche hat nicht Kinder getauft, Christus und die Apostel auch nicht. … Wenn da unsere Seligkeit dran gelegen wäre, so wollten wir einen honigsüßen Christum annehmen und uns lieber mit gutem Malvasier und Wein denn mit Wasser begießen lassen in solchem Unverstand. Die rechte Taufe ist nicht vorhanden, darum ist der Eingang zur Christenheit zum viehischen Affenspiel geworden … Ich bitte alle buchstäbische Christen, dass sie mir anzeigen, wo es in den heiligen Buchstaben steht, dass ein unmündiges Kind getauft sei. …“ Diese Lehren sind es wohl, die veranlassten, dass Müntzer zu den Wiedertäufern gerechnet und als ihr Haupt angesehen wurde. Es ist aber nirgends erwiesen, dass er sich ihnen angeschlossen oder Erwachsene getauft habe. Die Strömung der Zeit riss ihn mehr und mehr auf das politisch-agitatorische Gebiet.

Wie bei allen Mystikern und Schwärmern, welche das Christentum seit seinem Bestehen aufzuweisen hat, waren es die Propheten des alten Testaments, namentlich Jeremias, und im neuen Testament die Offenbarung Johannis, auf die sie ihre Lehren begründeten und stützten. Bei dem Feuertemperament Müntzers fanden die schwärmerischen Lehren der Mystiker leicht Eingang. Der Geist revolutionärer Gärung, der sein Zeitalter ergriffen und die ganze gesellschaftliche Atmosphäre durchtränkt hatte, ließ ihm die Zeit gekommen erscheinen, wo eine Umgestaltung aller Verhältnisse im Sinne eines auf Freiheit und Gleichheit beruhenden Gottesreiches möglich sei.

Dem Streit Müntzers in Zwickau mit den Mönchen gesellte sich ein anderer mit einem warmen Anhänger Luthers, dem Prediger Egranus, hinzu. Dadurch wurde der Bruch mit den Wittenbergern beschleunigt. Durch diese Kämpfe ward Müntzer stark auf die Seite einer Sekte gedrängt, die zu jener Zeit unter dem Namen der Wiedertäufer in der Zwickauer Gegend sich offen aufgetan und viel Anhang gefunden hatte.

Die Wiedertäuferei war eine Auferstehung der schwärmerischen Sekten in anderer Form, die sich seit der Niederwerfung der Hussiten im benachbarten Böhmen, in Franken, Thüringen und Sachsen im Geheimen erhalten hatten. Die Geißler oder Kreuzbrüder, wie sie früher hießen, waren wegen ihres Glaubens und der damit verbundenen sozialen und politischen Ziele Jahrzehnte lang auf das Heftigste verfolgt worden. Viele ihrer Glaubensgenossen hatte man in Nordhausen, Aschersleben, Sangerhausen und anderen Orten als Ketzer verbrannt. Scheinbar waren ihre Lehren im Volke verschwunden und untergegangen, aber als die Reformation ausbrach und überall ein freierer Geist sich regte, kamen auch diese alten schwärmerischen Lehren wieder zum Vorschein. An der Spitze der Wiedertäufer-Sekte in Zwickau standen Niklas Storch und Max Thomä, zwei Tuchmacher, und Max Stübner von Elsterberg, ein Gelehrter, der in Wittenberg studiert hatte. In ihren Versammlungen, die besonders die Leineweber, Tuchmacher und Bergknappen besuchten, predigten sie von der nahen Verwüstung der Welt, von einem einbrechenden Strafgericht, das alle Unfrommen und Gottlosen austilgen, die Welt mit Blut reinigen und nur die Guten übrig lassen werde; dann werde das Reich Gottes auf Erden beginnen und Eine Taufe und Ein Glaube sein.“ Nach Art religiöser Fanatiker hatten sie Gesichte und Träume, verfielen in Krämpfe und Zuckungen und erteilten Traumdeutungen und Weissagungen. Müntzer ließ sich von den Propheten der Wiedertäufer nicht täuschen, aber er fand in ihnen geeignete Werkzeuge, kühne und verwegene Männer, die von ihrer Überzeugung begeistert waren und bei den vielen Berührungspunkten, die seine Lehre mit der ihren hatte, bereit waren, sich ihm anzuschließen und mit ihm zu kämpfen. Müntzer nahm auf der Kanzel für ihren Propheten Niklas Storch offen Partei und rühmte von ihm, er verstehe die Bibel besser als alle Pfaffen und habe in Wahrheit den heiligen Geist. Diese Inschutznahme der Wiedertäufer und die fortgesetzten Streitigkeiten mit den Geistlichen brachten Müntzer bei dem Zwickauer Rat in Misskredit. Ein Auflauf, den er gegen einen der Pfaffen erregt hatte, verwickelte ihn in eine Untersuchung bei dem Offizialen zu Zeitz. Eine Meuterei, welche die Knappen in einem Eckhaus der Burggasse sollten gesponnen haben, welcher der Rat aber zuvor kam, ward ihm ebenfalls, obgleich mit Unrecht, in die Schuhe geschoben. Er verließ Zwickau und wandte sich nach Prag. Hier, in der ehemaligen Hauptstadt der Hussiten, hoffte er einen guten Boden für seine Lehre und sein Wirken zu finden. Die Zwickauer Vorgänge, das fortgesetzte Studium über die traurige Lage des unterdrückten Volkes, welche er in der Zwickauer Gegend in engem Umgang mit demselben gründlich kennen gelernt, hatten seinen Hass gegen weltliche und geistliche Gewalten nur noch mehr entflammt. Im Pfaffentum sah er „die alte Tyrannei, die im Namen Christi die Welt tyrannisiere, wie sie es früher im Namen des heidnischen Aberglaubens getan.“ Die Fürsten und weltlichen Herren erschienen ihm als Tyrannen, als „hochmütige, die sich übermenschlich dünken“, sie waren die feindlichen Mächte, die dem Gottesreich auf Erden, dem ewigen Evangelium, dem Heile entgegen seien, es hemmten, die Menschheit ihrem Eigennutze, ihren Wollüsten, ihren Launen opferten, sie auf jede Art missbrauchten und in der Entwicklung ihrer Kräfte, im Genuss ihres menschlichen Daseins hinderten.“

In Prag angekommen, ließ er ein Pamphlet „wider die Papisten“ anschlagen, das mit den Worten begann: Ich Thomas Müntzer von Stolberg, der ich nebst dem gewünschten und vortrefflichen Streiter Christi, Joh. Hus, die hellen Posaunen mit einem neuen Gesang erfüllen will … ich sage und bekenne, dass ich über Alle, die zu meiner Zeit gelebt, ernsteren Fleiß angewendet, bis ich eine völligere und seltene Wissenschaft des unüberwindlichen, heiligen christlichen Glaubens zu erlangen gewürdigt würde …“ Er entwickelte dann seine Lehre und erging sich in heftigen Angriffen wider die Geistlichkeit, die ihre Lehren „als behende Diebe und grausame Räuber aus der Bibel gestohlen haben Sie (die Pfaffen) sollten als eine eherne Mauer vor das Volk Gottes sich stellen gegen die Lästerer. Aber sie sind es, welche diesen Gräuel aushauchen, darin leben und ihn herauskotzen … Daher sie zur Strafe des Volkes sind geweihet ihrem Vater dem Teufel, welcher nebst ihnen das lebendige Wort Gottes nicht hört. Joh. und Jes. 24 Hos. 14. Denn sie sind Götzen den Teufeln sehr ähnlich. Zach. 11 das ist, damit ich’s kurz sage, sie sind verdammte Leute.“ Nichts sei dem heiligen Geist mehr zuwider als die „unnützigen“ Priester der Christen. Die Satzung der H. Mutter der Kirche befestigt selbst die öffentliche Hurerei der Seelen. Der päpstische und hölzerne römische Bischof macht in seinem babylonischen Hurenhause Schlüsse. Auf diese Weise werden unsere Widersacher nur noch ärger verstockt.“ Die Kirche, sagt er, sei eine Jungfrau gewesen, nach dem Tode der Apostel sei sie aber unter dem Handel der treulosen Opferpfaffen geschändet und befleckt dargestellt worden. Dann fordert er „seine geliebten böhmischen Brüder“ auf, sich ihm wider ihre „Messpfaffen“ anzuschließen, sie würden eben so große Ehre und Ruhm durch ihn erwerben, als Schmach und Hass bei den Romanisten. Die Kirche bete nicht einen stummen Gott an, sondern den lebenden und redenden. „So ich lügen werde in dem lebendigen Worte Gottes, welches heute hervorgeht aus meinem Munde, so will ich des Jeremias Last tragen und stelle mich selbst dar, mich zu übergeben den Schmerzen des gegenwärtigen und des ewigen Todes.“

Sicher war es eine kühne Tat, in einem Lande, in dem der Katholizismus wieder zur unumschränkten Herrschaft gelangt war, eine solche Sprache wider die Geistlichkeit und die Kirche zu führen. Sein Auftreten in Böhmen widerlegt am besten die Anschuldigungen Derer, die ihm Feigheit vorwerfen wollen. Müntzer fand aber mit seinen Lehren in Böhmen keinen Anklang. Nachdem er sich längere Zeit dort aufgehalten und vergebliche Bemühungen gemacht, musste er, behördlich gezwungen, das Land verlassen. Ende 1522 kam er nach Allstedt in Thüringen, wo er Prediger wurde. Hier nahm er sofort eine gründliche Reformation des Gottesdienstes vor. Die lateinische Sprache wurde gänzlich verbannt, alle biblischen Bücher wurden vorgelesen und darüber gepredigt. Seine Predigten fanden solchen Beifall, dass die Einwohner von Mansfeld, Sangerhausen, Frankenhausen, Querfurt, Halle, Aschersleben und anderen Orten sich in Menge dazu einfanden. Luther ärgerte sich sehr über den Zulauf, den Müntzer fand; nicht weniger ärgerte er sich über die Änderungen im Gottesdienste, mit denen Müntzer ihm zuvorgekommen war. In kindischem Trotze äußerte er:„wiewohl ich’s vorhatte das Aufheben abzutun, so will ich’s doch nicht tun, zu Trotz und wider noch eine Weile dem Schwärmergeist. … Ehe ich dem seelmörderischen Geist wollte ein Haar breit oder einen Augenblick weichen, unsere Freiheit zu lassen, ich wollte eher noch morgen so ein gestrenger Mönch werden, und alle Klosterei so fest halten, als ich je getan habe.“ Beschränkter und trotzköpfiger kann man wohl kaum sein

Im Anfang seines Allstedter Wirkens wandte sich Müntzer auch an die Fürsten zu Sachsen und forderte sie auf, seine Lehre zu unterstützen. Da diese aber keine Lust hierzu bezeigten, wandte er sich um so eifriger an das Volk.

In Allstedt gründete er einen geheimen Bund, dessen Programm war: Herstellung des neuen Gottesreichs in brüderlicher Gleichheit und Freiheit. Alle kirchlichen Einrichtungen, die mit dem ursprünglichen Christentum nicht harmonierten, und dahin gehörte das gesamte Priesterwesen, sollten beseitigt werden; alle Herrschaft sollte ein Ende haben, alle Arbeit wie die Güter sollten gemein sein und einem jeden nach Notdurft und Gelegenheit gegeben werden. Ganz Deutschland, die ganze Christenheit sollte zum Kampfe für die Gründung dieses Reiches eingeladen werden, auch die Fürsten und Herren von dieser Einladung nicht ausgeschlossen sein; weigerten sie sich, solle man sie vertreiben und totschlagen.

Müntzer sandte, um seinen Bund nach Kräften auszudehnen, überallhin Boten, die Verbindungen anknüpfen und Gesinnungsgenossen anwerben mussten. Er selbst predigte im Sinne seines revolutionären Programms und suchte ebenso durch den Druck von Schriften zu wirken. In Eilenburg hielt er sich in der Person des Nikolaus Widemar einen eigenen Drucker.

Die erste Wirkung seiner Predigten war die durch seine Anhänger erfolgte Niederbrennung der Kapelle zu Mellerbach, eines bei Allstedt gelegenen Wallfahrtsortes. Auf die Seitens seines Rentmeisters erfolgte Anzeige forderte Herzog Johann von Sachsen die Allstedter Behörden zur Verantwortung nach Weimar. Diese aber folgten nicht, sondern verteidigten sich durch einen von Müntzer geschriebenen Brief, in dem sie ausführten: was wider den Teufel zu Mellerbach geschehen, sei recht und dem Evangelium gemäß und sie erböten sich an Leib und Gut zu leiden was man ihnen auferlege, aber den Teufel von Mellerbach würden sie nicht anbeten, noch die, welche ihn zerstört überantworten.

Bald darauf hielt Müntzer eine Predigt vor den Fürsten von Sachsen im Schlosse zu Allstedt, wohin diese gekommen waren, um sich durch den Augenschein von dem Stand der Dinge zu überzeugen und den Aufruhr zu dämpfen. In dieser Rede sagte er unter anderem: die Fürsten sollten die Abgötterei ausrotten und das Evangelium mit Gewalt einführen. Für seine Ansicht, dass man die gottlosen Regenten, sonderlich Pfaffen und Mönche töten solle, die das heilige Evangelium Ketzerei schalten, berief er sich auf die Aussprüche Jesu, Luc. 19., Math. 18, und auf den Apostel Paulus. Die Gottlosen hätten kein Recht zu leben, außer was ihnen die Auserwählten gönnen wollten. Wo die Fürsten die Gottlosen nicht vertilgten, werde ihnen Gott ihr Schwert nehmen. Die ganze Gemeinde habe die Gewalt des Schwerts, und der wolle das Regiment selber haben, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben sei. Alle Winkel seien voll eitel Heuchler und keiner so kühn, dass er die rechte Wahrheit sagen möchte. „Die Grundsuppe des Wuchers, der Dieberei und Räuberei sind unsere Fürsten, nehmen alle Kreatur zum Eigentum, die Fische im Wasser, die Vögel in der Luft, das Gewächs auf Erden muss alles ihr sein. Jes. V darüber lassen sie dann Gottes Gebot ausgehen unter die Armen und sprechen: Gott hat geboten, du sollst nicht stehlen, es dienet aber ihnen nicht. So sie nun alle Menschen verursachen, den armen Ackersmann, Handwerksmann, und alles was da lebet schinden und schaben. Mich. III so er sich dann vergreift an dem allergeringsten so muss er henken. Da sagt dann der Doktor Lügner Amen. Die Herren machen das selber das ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht weg tun, wie kann es in die Länge gut werden. So ich das sage werde ich aufrührerisch sein, wohl hin. Ihr allerteuersten liebsten Regenten lernt euer Urteil recht aus dem Munde Gottes und lasst euch eure heuchlerischen Pfaffen nicht verführen, und mit gedichteter Geduld und Güte aufhalten..…“

Müntzer hatte diese Predigt drucken lassen und das war für Luther Veranlassung, seinerseits mit einer heftigen Schrift: „Brief an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührerischen Geist“, wider Müntzer hervorzutreten und die Fürsten aufzufordern, ihm „stracks“ das Land zu verbieten. Die nächste Folge war, dass Müntzers Drucker des Landes verwiesen und Müntzer selbst verboten wurde, etwas drucken zu lassen, worüber er sich in einem Brief an die Fürsten lebhaft beschwerte. Kurz darauf wurde der Bund von einem Eingeweihten verraten und Müntzer deswegen nach Weimar aufs Schloss zum Verhör vorgeladen. Bevor er der Aufforderung Folge leistete, gab er in Mühlhausen eine heftige Schrift wider Fürsten und Pfaffen heraus, betitelt „Thomas Müntzer mit dem Hammer“. Darin schrieb er: „Lieben Gesellen lasst uns das Loch weit machen auf, dass alle Welt sehen und greifen möge was unsere großen Hansen sind die Gott also lästerlich zum gemalten Männlein gemacht haben. … Eine eiserne Mauer wider die Könige, Fürsten und Pfaffen und wider das Volk ist dargestellt. Sie mögen streiten, der Sieg ist wunderlich zum Untergang der starken gottlosen Tyrannen. … Die ganze Welt muss einen großen Puff aushalten, es wird ein solch Spiel angehen, dass die Gottlosen vom Stuhl gestürzt, die Niedrigen aber erhöht werden.“

Müntzer verteidigte sich tapfer gegen die Anschuldigungen auf dem Schlosse zu Weimar. Dr. Strauß und den Barfüßern, die sich mit ihm vor den Fürsten disputierten, erklärte er rund heraus: „Wenn die Lutherischen nichts anders ausrichten wollten, als dass sie Mönche und Pfaffen vexierten, so hätten sie es besser gleich unterwegs gelassen.“ Eine Antwort, die sicher auch heute noch für Viele, die sich über kirchliche Dinge streiten, passt. Das Resultat des Verhörs war, dass Müntzer des Landes verwiesen wurde. Am 15. August siedelte er nach Mühlhausen über, ließ aber Weib und Kind – in Allstedt hatte er sich verheiratet und war ihm ein Sohn geboren worden – einstweilen bei guten Freunden dort zurück. Kaum vernahm Luther von dieser Übersiedelung, so schrieb er in seiner denunziatorischen Wut an den Mühlhauser Rat: „er wolle treulich raten sich vor ihm (Müntzer) und seiner Lehre zu hüten. Er habe ja nun an vielen Orten sonderlich zu Zwickau und jetzt zu Allstedt bewiesen, was er für ein Baum sei, da er keine andere Früchte trage denn Mord, Aufruhr und Blutvergießen anzurichten.“

Dieser Hass Luthers gegen Müntzer, der sich in dieser Denunziationswut Luft machte, zeigt, wie sehr er Müntzer fürchtete. Müntzers revolutionäre Energie, die Furchtlosigkeit, womit er für seine Überzeugungen eintrat, der Eifer, womit er Tag und Nacht sich der Sache des Volkes hingab, die glühenden Farben, womit er in seinen Predigten das Unrecht der Herren geistlichen und weltlichen Standes zu schildern wusste, alles dies hatte ihm bei dem gemeinen Mann eine große Popularität erworben. Fast täglich liefen bei Luther Nachrichten aus den verschiedensten Orten ein, wie Müntzers Ansehen wachse, und dass zum Teil seine ehemals getreuesten Anhänger, so weit sie den Volkskreisen angehörten, von ihm abfielen und zu Müntzer übergingen. Aber auch solche, die als leitende Persönlichkeiten an den einzelnen Orten wirkten, namentlich Geistliche, waren, als sie das reaktionäre und intolerante Gebaren Luthers sahen, diesem ab- und Müntzer zugefallen.

Müntzer blieb Luther auf seine giftigen Angriffe und Denunziationen nichts schuldig. In Briefen und Predigten rückte er dem „sanftlebigen Fleisch zu Wittenberg“, wie er ihn mit Vorliebe nannte, zu Leibe, und zwar in den derbsten und gröbsten Ausdrücken, die jener durch Eleganz des Ausdrucks nicht verwöhnten Zeit zu Gebote standen.

Als Müntzer nach Mühlhausen kam, war dort die Aufregung unter der Bevölkerung schon eine große. Es war gegen Ende August 1524. Die Gärung hatte in ganz Deutschland nahezu ihren Siedepunkt erreicht. Die Mühlhauser Bürgerschaft hatte, wie die anderer Städte, sowohl über das geistliche Treiben wie über ihren Rat, der ganz aus den Geschlechtern zusammengesetzt war, zu klagen. In Mühlhausen war schon ein Jahr zuvor, im August 1523, ein Mönch mit Namen Heinrich Pfeiffer, ein Mann von bedeutenden Fähigkeiten, eines Sonntags auf offener Straße auf einen Eckstein getreten und hatte gegen Klerisei, Mönche und Nonnen gepredigt. Er hatte großen Beifall und mächtigen Zulauf gefunden. Der erschreckte Rat, der für die Ruhe der Stadt und für seine Privilegien in großer Sorge war, lud ihn zur Verantwortung vor sich. Nach der Predigt leistete Pfeiffer der Aufforderung Folge, aber die versammelte Menge begleitete ihn und das schüchterte den Rat ein, er wagte nichts gegen ihn zu unternehmen. Pfeiffer wurde kühner; er fuhr fort, von seiner steinernen Kanzel herab zu predigen und der Zulauf ward immer größer. Der Rat forderte ihn abermals vor; Pfeiffer verlangte sicheres Geleit; der Rat verweigerte es. Jetzt ließ Pfeiffer nach einer neuen Predigt die versammelten Tausende zum Evangelium schwören und forderte sie gleichzeitig auf, Waffen zu holen und nach dem Marienplatze zu kommen. Das Volk folgte, kam mit den Waffen auf dem angegebenen Platze zusammen und wählte dort acht aus seiner Mitte, die vom Rat freies Geleit für Pfeiffer verlangen sollten.

Der Rat war in großen Nöten, der größte Teil der Bürgerschaft. hing den Neuerungen an und sie hatte Grund dazu. Unter den Tausenden von Bürgern gab es nur 96 Männer, die in Wahrheit freie Bürger sich nennen konnten. Das waren die Herren des Rats, die aus den Patriziern sich ergänzten. Der Rat herrschte unumschränkt, die Bürgerschaft hatte zu gehorchen. Diesem Zustand drohte die religiöse Aufregung gefährlich zu werden. Der Rat gab scheinbar nach, um die Massen zu besänftigen; bald darauf gelang es ihm, Pfeiffer aus der inneren Stadt zu verdrängen; er musste sich in die Vorstadt St. Nicolai zurückziehen. Pfeiffer warf sich jetzt offen auf die politische Agitation, aber er trat noch sehr gemäßigt auf. Der Rat wies ihn aus. Gestützt durch seinen starken Anhang in der Bürgerschaft gelang es ihm, gegen Ende des Jahres 1523 wieder in die Stadt zu kommen; er setzte seine agitatorische Tätigkeit fort. Aber im August 1524 musste er abermals die Stadt verlassen. Das veranlasste ihn, seine Taktik zu ändern. Bisher hatte er nur die Interessen der Bürgerschaft verfochten; da diese ihn zweimal im Stich gelassen und ihre Unzuverlässigkeit damit bewiesen, trat er jetzt für die Interessen der Vorstadtbewohner und der Bauern ein. Die Bauern der zur Stadt gehörigen zahlreichen Dörfer, bei einem Aufstand vom Rat gegen die Vorstädter zu Hilfe gerufen, machten, statt zu folgen, mit letzteren gemeinsame Sache. Sie legten dem Rate zwölf Artikel vor, die Pfeiffer ihnen entworfen, welche ihre Forderungen enthielten. Die zwölf Artikel, die nicht mehr vorhanden sind, waren wahrscheinlich gleichlautend mit denen, die im Frühjahr 1525 die bei Frankenhausen unter Müntzer versammelten Bauern aufstellten, und sie waren allem Anschein nach das Urbild für die berühmten zwölf Artikel der Oberdeutschen Bauern, die wir später kennen lernen werden.

Pfeiffers Partei in der Bürgerschaft hatte Ende August 1524 in der inneren Stadt einen Sieg erfochten, aber einen Monat später erhob sich der Anhang des Rats von neuem. Diesen Umschlag scheint die Ankunft Müntzers herbeigeführt zu haben. Müntzer wandte sich an die untere Schicht der Bevölkerung, die Armen. Das trieb einen großen Teil der Anhänger Pfeiffers, die ehrbare Bürger waren, dem Rat in die Arme. Der ehrsame Bürger wollte von den revolutionären Bestrebungen Müntzers nichts wissen, lieber hielt er es mit der Reaktion. Ganz wie heute. Der Rat siegte. Müntzer, der kaum fünf Wochen in der Stadt war, wurde ausgewiesen, dasselbe geschah kurz darauf zum dritten Male Pfeiffer.

Pfeiffer und Müntzer gingen jetzt nach Süddeutschland, zunächst nach Nürnberg. In Nürnberg und ganz Franken hatten die neuen Ideen schon tiefe Wurzel geschlagen. Die Aufregung der Bevölkerung war allgemein. In der in der Nähe von Nürnberg gelegenen Stadt Forchheim war es bereits zu einem offenen Aufstand gekommen, auch in Nürnberg gärte es. Müntzer fand durch ihm vorausgegangene Anhänger den Boden in Nürnberg geebnet und zahlreichen Anhang. Seine Gesinnungsgenossen forderten ihn auf, in der Stadt zu predigen; er schlug dies ab. Über die Gründe hierfür sprach er sich in einem Briefe an seine Freunde in Allstedt also aus: „Ich wollt ein fein Spiel mit den von Nürnberg angerichtet haben, wenn ich Lust hätte Aufruhr zu machen, wie mir die lügenhaftige Welt Schuld gibt, aber ich will alle meine Widersacher wohl mit Worten so feig machen; dass sie es nicht werden verleugnen. Viele vom N. Volk rieten mir zu predigen, da antwortete ich: ich wäre um deswillen nicht hinkommen, sondern mich durch den Druck zu verantworten. Da das die Herren erfuhren, klungen ihnen die Ohren, denn gute Tage tun ihnen wohl, der Handwerksleute Schweiß schmeckt ihnen süß, gedeihet aber zur bitteren Galle. Es wird da kein Bedenken oder Spiegelfechterei helfen, die Wahrheit muss hervor. …“ In demselben Briefe bittet er um eine Zehrung „es sei was es wolle. Aber wenn ihr euch daran ärgern sollt, will ich keinen Heller haben.“ Die Schrift, von welcher er in seinem Briefe spricht, dass er sie in Nürnberg wolle drucken lassen, war gegen Luther gerichtet und betitelt: Hoch verursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose sanftlebende Fleisch zu Wittenberg, welches mit erklärter Weise durch den Diebstahl der heiligen Schrift die erbärmliche Christenheit ganz jämmerlich besudelt hat.“ Von allen Schriften Müntzers ist diese unzweifelhaft die heftigste. Er war auf Luther, und mit Recht, erbittert, weil dieser ihn bei den Fürsten von Sachsen unausgesetzt angeschwärzt, seine und seines Druckers Ausweisung herbeigeführt hatte und ihn überall hin verfolgte. Darüber griff er ihn an. Auch verteidigte er sich in dieser Schrift gegen den ihm von Luther gemachten Vorwurf: er habe keinen Mut, offen ihm gegenüber Rede und Antwort zu stehen und seine Lehre zu verteidigen. Luther hatte nämlich Müntzer früher einmal aufgefordert, nach Wittenberg in seine Wohnung zu kommen und sich vor ihm zu verteidigen. Darauf war Müntzer natürlich nicht eingegangen und hatte ihm geantwortet: er sei bereit, ihm gegenüber offen vor allem Volk seine Sache zu verteidigen, nicht aber auf seiner Stube zu Wittenberg.

Luther hatte seinen Vorwurf der Feigheit gegen Müntzer in dem Briefe an die Fürsten von Sachsen also begründet: Ich erbiete mich Ew. Fürstl. Gnaden, ist’s Not, so will ich an den Tag geben wie es mir und zwischen diesem Geist in meinem Stüblein gegangen ist, daraus Ew. Fürstl. Gnaden und alle Welt spüren und greifen soll, dass dieser Geist gewiss ein lügenhafter Teufel sei, und demnach ein schlechter Teufel. Er will nicht im Winkel für zweien oder dreien Antwort geben. Was ist das für ein Geist der sich für zweien oder dreien fürchtet, und eine gefährliche Gemeinde nicht leiden kann. Ich will dies sagen. Er riecht den Braten, er ist einmal oder zwei vor mir zu Wittenberg in meinem Kloster auf die Nasen geschlagen, darum grauet ihm vor der Suppen, und will nicht stehen, denn da die Seinen sind, die ja sagen zu seinen trefflichen Worten.“ Auf die Behauptung von dieser angeblichen Zusammenkunft, von der Luther spricht, antwortet Müntzer nun in seiner Schutzrede geradezu: Dass du sagst wie du mich ins Maul geschlagen hast, redest du die Unwahrheit. Ja du leugst in deinen Hals. Spieß tief, bin ich doch in 6 oder 7 Jahren nicht bei dir gewesen.“ Darnach hatte also Luther die Unwahrheit geschrieben.

In der mehrerwähnten Nürnberger Schrift fährt Müntzer mit ausgesuchter Grobheit gegen Luther los, und nennt ihn einen allerehrgeizigsten und verschmitzten Schriftgelehrten, hochfärtigen Narren, hochgelehrten Buben, ausgeschämten Mönchen, Doktor Lügner, Doktor Ludibrii, schmeichelnden Schelm zu Wittenberg, Wittenbergischen Papst, tückischen Kolkraben, stolzen aufgeblasenen tückischen Drachen, Jungfer Martin, die keusche babylonische Frau, des Teufels sicherlichen Erzkanzler usw. Auf die Stelle im Briefe Luthers an die Fürsten zu Sachsen, seine Ausweisung betreffend, antwortet Müntzer: „Er schreibt, das Predigen soll man mir nicht wehren, aber darauf sehen, dass der Geist zu Allstedt die Faust still halte. Es nimmt mich Wunder, wie es der ausgeschämte Mönch tragen kann, dass er also gräulich verfolgt wird bei dem guten Malvasier und bei dem Hurenköstlein … Sie sollen mich lassen predigen, mir das nicht verbieten, aber die Hand soll ich still halten auch im Druck zu schreiben.“

„Du weißt wohl wen du sollst lästern, die armen Mönche, Pfaffen und Kaufleute können sich nicht wehren, darum hast du sie wohl zu schelten. Aber die gottlosen Regenten soll Niemand richten ob sie schon Christum mit Füßen treten … Du solltest deine Fürsten auch bei der Nasen rucken, sie haben’s wohl höher verdient, denn vielleicht die anderen; was lassen sie abgehen von ihrer Schinderei und Zinsen? Doch dass du die Fürsten gescholten hast, kannst du sie wohl wieder gut machen, du neuer Papst, schenkest ihnen Klöster und Kirchen, da sind sie mit dir zufrieden.“

Luther hatte sich in seinem Brief auch gerühmt, dass er in Leipzig, in Augsburg und Worms vor seinen Gegnern gestanden und Müntzer vorgeworfen, er habe sich in den Winkel verkrochen. Hierauf erwiderte er: „Du kommst am Ende, wie du zu Leipzig vor der allergefährlichsten Gemeinde gestanden. Was willst du die Leute blind machen. Dir war sehr wohl zu Leipzig, fuhrest du doch mit Nägelkränzlein zum Tor hinaus, und trunkest des guten Weins zum Melchior Lother. Dass du aber zu Augsburg warst möchte dir zu keiner Gefährlichkeit gereichen, Staupicianum Oraculum+ stand hart bei dir, er mochte dir helfen.“

„Dass du zu Worms vor dem Reich gestanden bist, Dank hab der deutsche Adel, dem du das Maul also wohl bestrichen hast, und Honig gegeben. Denn er wähnte nicht anders, du würdest mit deinen Predigten böhmische Geschenke geben, Klöster und Stifte, welche du jetzt den Fürsten verheißest. So du zu Worms hättest gewankt, wärest du eher erstochen vom Adel worden denn los gegeben, weiß doch ein jeder.“ Über Luthers Gefangennehmung im Thüringer Wald durch den Kurfürsten von Sachsen, äußert sich Müntzer also: „Du ließest dich durch deinen Rat gefangen nehmen und stelltest dich gar unleidlich. Wer sich auf deine Schalkheit nicht verstünde, schwüre wohl zu den Heiligen, du wärest ein frommer Martin. Schlaf sanft, liebes Fleisch. Ich rieche dich lieber gebraten und deinen Trotz durch Gottes Grimm im Hafen oder Topf beim Feuer. Jer. I., denn in deinem eigenen Söttlein sollte dich der Teufel fressen. Ez. 23. Du bist ein eselich Fleisch, du würdest langsam gar werden, und ein zähes Gericht werden deinen Milchmäulern.“

Auch Luthers Lehre greift Müntzer in dieser Schrift an: „Noch bist du verblendet, und willst doch auch der Welt Blindenleiter sein, und willst es Gott in den Busen stoßen, dass du ein armer Sünder, und ein giftiges Würmlein bist mit deiner beschissenen Demut. Das hast du mit deinem fantastischen Verstand angerichtet aus deinem Augustino, wahrlich eine lästerliche Sache vom freien Willen, die Menschen frech zu verachten. Du hast die Christenheit mit einem falschen Glauben verwirrt und kannst sie, da die Not her gehet, nicht berichten. Darum heuchelst du den Fürsten. Du meinst aber es sei gut worden, so du einen großen Namen überkommen hast. …“ Zum Schlusse heißt es: Doktor Lügner, du tückischer Fuchs, du hast durch deine Lügen das Herz der Gerechten traurig gemacht, den Gott nicht betrübet hat, damit du gestärket hast die Gewalt der gottlosen Bösewichter, auf dass sie ja auf ihrem alten Weg blieben. Darum wird dir’s gehen wie einem gefangenen Fuchs. Das Volk wird frei werden und Gott will allein Herr darüber sein.“

Müntzer hat unzweifelhaft in dieser Schrift Luthers Stellung zu Fürsten und Adel und seine zweideutige Haltung gegen das Volk mit großer Schärfe und sehr richtig gekennzeichnet, viel richtiger als sie mancher unserer heutigen Geschichtsschreiber beurteilt. Die Schrift musste nicht allein Luther, sondern auch allen seinen Freunden höchst unangenehm sein, und er hatte deren in Nürnberg im Rat und in der Bürgerschaft sehr viele und mächtige. Der Nürnberger Rat beeilte sich denn auch, die Schrift zu konfiszieren und nahm sie bis auf wenige Exemplare weg, die seinen Händen entgingen und in die Öffentlichkeit gelangten. Außerdem ließ er Müntzers Drucker ins „Lochgefängnis“ werfen und wies Müntzer, nebst zweien seiner Anhänger, Heinrich Schwerdfisch, unter welchem Namen wahrscheinlich Pfeiffer sich dort aufhielt, und Martin Reichard, einen durch Luther aus Jena vertriebenen Prediger, der erst vor Kurzem mit Weib und Kind nach Nürnberg gekommen war, aus der Stadt.“

Müntzer begab sich von Nürnberg nach dem oberen Rhein; er kam nach Basel, wo er öffentlich predigte; nach dem Klettgau, wo er im Dorfe Griesen einen mehrwöchentlichen Aufenthalt nahm, dem Hegau, der Markgrafschaft Stühlingen, ins Züricher Gebiet und ins Elsass; durchwanderte den Schwarzwald und Oberschwaben, überall Verbindungen anknüpfend und zum Aufstand schürend. Müntzer verbrachte über drei Monate in den oberen Landen. In die Zeit seines dortigen Aufenthalts fällt das erste Bekanntwerden der zwölf Artikel, für deren Verfasser er – mit Unrecht – lange gehalten wurde. Auf dem Rückwege nach Mühlhausen wurde er im Fuldaischen, wo er unter den Bauern Propaganda machte, mit mehreren der letzteren verhaftet und in den Turm zu Fulda gelegt. Er wurde aber bald darauf wieder freigelassen, weil man ihn nicht erkannte. Nach Mühlhausen zurückgekommen, wohin Pfeiffer schon vor ihm zurückgekehrt war, wurde er von seinen Anhängern sehr warm empfangen. Die Stimmung war eine günstigere geworden und hier legte er mit Pfeiffer frische Hand an das Werk, bei dem wir ihn später wiederfinden werden.

* * *

Der Bauernrevolution voraus ging eine Bewegung, die wir in der Überschrift dieses Abschnitts als den Hutten-Sickingenschen Putsch bezeichnen; man könnte sie eben so gut die Adelsrevolte nennen. Die mittelalterliche Gesellschaft barg so verschiedene streng gesonderte Standesinteressen in ihrem Schoß, dass es nicht Wunder nehmen darf, wenn jeder Stand, der sich für benachteiligt hielt, die revolutionäre Strömung, welche das erste Viertel des sechzehnten Jahrhunderts durchzog, in seinem Interesse auszubeuten suchte. Nachdem die vereinzelten Bauernaufstände vor Beginn der Reformation niedergeschlagen waren, war es der niedere Adel, der nach Luthers Auftreten zuerst auf die Bühne trat und jetzt gegen die Fürsten das Beispiel nachahmte, das die schwäbischen und oberdeutschen Bauern einige Jahre zuvor durch ihre Empörung wider ihn, die Geistlichkeit und die Fürsten gegeben hatten. Bei den Bauern sah er diesen Schritt als Majestätsverbrechen und Hochverrat an und war eifrig dabei, sie blutig niederzuschlagen, seine eigene Empörung erschien ihm als eine schöne und heroische Tat. Jede Klasse hält für gut und edel was ihr nützt.

Die Stellung, welche der niedere Adel zur Zeit der Reformation in Deutschland inne hatte, ist oben dargelegt worden. Die Macht der Territorialfürsten, weltlicher wie geistlicher, hatte seine Stärke gebrochen, sein Ansehen und sein Einfluss sanken immer mehr. Die Macht der Fürsten schwächte aber auch die Reichsgewalt und drückte sie zu einer leeren Form herab. Wollte der Adel seine frühere Stellung wieder erobern, konnte er es nur durch die Herstellung einer starken Reichsgewalt. Diese bedingte die Beseitigung der Fürsten. Dies war keine leichte Aufgabe und schwerlich mit Zustimmung der Reichsgewalt, die selbst große fürstliche Besitzungen besaß und die damals das mächtigste Fürstenhaus in Händen hatte, zu erreichen.

Die Kaiser, die fast durchgängig, seit dem Beginn des Reichs, aus den mächtigen Fürstenhäusern gewählt worden waren, hatten es in den meisten Fällen als ihre Hauptaufgabe angesehen, die Kaisermacht zur Stärkung ihrer Hausmacht zu benutzen. Die Hauptschuld an diesem Streben lag in der Wählbarkeit der Kaiser. Weil Keiner die Sicherheit hatte, die Kaiserkrone auf seine Nachkommen zu vererben, lag ihm naturgemäß das Hausinteresse näher wie das Reichsinteresse.. Es lag darum auch nahe, dass kein Kaiser die Hand bieten würde zur Schwächung oder gar Beseitigung der Fürsten zu Gunsten der Reichsgewalt, wenn ihm nicht zugleich auch die erbliche Kaiserwürde zufiel. Deutschland also hätte werden müssen, was Frankreich und England schon damals waren, eine einheitliche zentralisierte Monarchie mit einem einzigen Oberhaupt an der Spitze. Eine Erbmonarchie zu gründen lag aber wieder nicht im Willen und Interesse des Adels, denn dann würde der König oder Kaiser ihn bald in dieselbe Abhängigkeit von sich gebracht haben, in welche der Adel sich gegenüber den Fürsten befand. Sein Ideal war gänzliche Unabhängigkeit und Gleichheit seiner Standesgenossen; eine Adelsrepublik. Der Monarch an der Spitze sollte sein Werkzeug sein.

Die Macht des Adels allein war zu einem solchen Schritte nicht stark genug; er musste sich nach Bundesgenossen umsehen und diese gaben allenfalls die Städte ab. Letztere aber lagen seit Jahrhunderten mit dem Adel in Streit und Fehde. Der Adel war der echte Vertreter des feudalen Prinzips, die Städte beruhten auf dem Prinzip freier bürgerlicher Entwicklung. Das waren Gegensätze, die sich ausschlossen. Der eine Stand repräsentierte die Reaktion, der andere den Fortschritt, eine Versöhnung war nach Lage der Dinge nicht möglich. Gleichwohl schien es als die Reformation ausbrach, dass eine Verständigung und ein Zusammengehen herbeizuführen sei. In der Bekämpfung der Geistlichkeit sympathisierten Adel und Städte, beiden lag daran, den Einfluss des Papstes aus Deutschland zu verbannen. Beide waren interessiert, die Macht und den Einfluss der Pfaffen zu brechen. Dem Adel gelüstete nach den reihen Gütern der Geistlichkeit, die Bürger wollten ihr keine Abgaben mehr geben, sie als herrschenden Stand abschaffen und das faule Klosterwesen aufheben. Auch hatten die Städte gleich dem Adel ein Interesse an einer einheitlichen Reichsgewalt, denn das eifrigste Streben der Fürsten war, die Städte unter ihre Botmäßigkeit zu bringen. Andererseits aber gebot das Interesse der Städte, durch die neue politische Organisation nicht den Adel zu stärken, der unzweifelhaft jede Kräftigung seinerseits zu ihrer Schwächung benutzt haben würde. Der Adel hasste die Städte, und das wussten letztere sehr wohl, weil sie es hart genug empfunden hatten. Dies waren nicht zu vermittelnde Gegensäge und der Verlauf der Adelverschwörung gegen die Fürsten wird zeigen, dass sie an diesem Interessengegensatz zu Grunde ging.

Der Mann, welcher als der geistige Träger der Adelsbestrebungen im idealen Sinne betrachtet werden muss, der eifrig und aufrichtig an einer Versöhnung der beiden Stände, Adel und Bürgertum, arbeitete und die Bewegung mit genialer Geschicklichkeit zu einem guten Ende zu führen suchte, ist Ulrich von Hutten. Hutten stammte aus einem mächtigen reichsfreien Adelsgeschlecht in Franken. Zum Geistlichen bestimmt, entrann er 1504 als sechzehnjähriger Jüngling dem verhassten Stande durch die Flucht aus dem Kloster. Die Folge war, dass ihn sein erbitterter Vater verstieß. Jahre lang trieb er sich in ganz Deutschland umher, erst hielt er sich in Köln auf, dann ging er nach Erfurt, Gotha, Wien, 1511 nach Italien. Aber obgleich höchst leichtsinnig, um nicht zu sagen genial liederlich, und in Folge davon mit einer gefährlichen Krankheit behaftet, warf er sich mit Eifer auf die humanistischen Studien. Schon vor Luther opponierte er in einer heftigen Schrift wider den Ablass und die Korruption am päpstlichen Hofe. Luthers Auftreten 1517 legte er Anfangs wenig Bedeutung bei, er hielt seinen Streit mit der Kirche für Pfaffengezänk, das die Herren unter einander ausmachen möchten. Aber im nächsten Jahre schon wurde er anderer Meinung und ergriff auf dem Reichstag zu Augsburg 1518 offen Partei für Luther, dessen reformatorisches Auftreten ihm von großer Bedeutung für eine politische Umgestaltung, wie er sie träumte, zu sein schien. Im folgenden Jahre (1519) starb sein Vater, er sollte das väterliche Erbe übernehmen, aber er verzichtete darauf, um als freier Mann sich gänzlich seinen politischen Reformplänen widmen zu können. In demselben Jahre zog er mit dem schwäbischen Bunde und einer Anzahl anderer Fürsten und Herren gegen Herzog Ulrich von Württemberg zu Felde, der einige Jahre zuvor seinen (Huttens) Bruder, unter dem nichtigen Vorwand, Ehebruch mit seiner Gemahlin begangen zu haben, meuchlerisch ermordet hatte. Bei dieser Gelegenheit lernte er Franz von Sickingen kennen, in dem er den geeigneten militärischen Führer und Verfechter seiner Pläne zu erkennen glaubte. Sickingen war ein Ritter vom echten alten Schlage, tapfer und verwegen und ein geschickter Feldherr. Wegen seiner Tapferkeit und seines Feldherrntalents war er im ganzen Reiche berühmt und gefürchtet, er war Feldhauptmann in kaiserlichen Diensten. Hutten und Sickingen verständigten sich rasch. Hutten nahm auf der Ebernburg bei Kreuznach, Sickingens eigentlicher Residenz, seinen Wohnsitz, und hier wurden nun die Pläne zu einer Reorganisation des Reichs und der Wiederherstellung der Adelsmacht geschmiedet. Auch wurde dort eine Druckerei, eine Geschützgießerei und eine Pulverfabrik errichtet; drei wichtige und für die Verwirklichung der Pläne unumgänglich notwendige Dinge.

Ulrich von Huttens Programm war: Gründung der deutschen Reichseinheit unter dem Kaiser als Oberhaupt, durch Beseitigung der Fürsten und der Herrschaft der Geistlichkeit; Einziehung der geistlichen Güter; Trennung von Rom und Aufrichtung einer deutschen Nationalkirche; Beseitigung des römischen Rechts. Der Adel sollte wieder wie ehemals in der Urzeit unmittelbar und reichsfrei sein, als die eigentliche Stütze und der Repräsentant der Nationalmacht gelten. Einer aus dem Adel sollte an die Spitze des Reiches gewählt werden und dies sollte und konnte wohl auch kein anderer sein als Franz von Sickingen.

Dieser letztere Plan war sicher nicht von Anfang an entworfen, er entstand wohl erst, als man erkannte, dass Kaiser Karl V. kein Verlangen trug, sich auf Reformpläne irgend einer Art, seien sie kirchliche oder politische, einzulassen. Der Plan gelangte auch nicht in die Öffentlichkeit, er war nur den Eingeweihtesten bekannt, die alle Ursache hatten, ihn geheim zu halten. Das Bekanntwerden desselben hätte ohne weiteres die Städte und nicht weniger die Bauern, auf die man schließlich gleichfalls rechnete, zum Feind des Unternehmens gemacht, denn Sickingen hatte vor noch nicht vielen Jahren im Bunde mit einer Anzahl seiner adeligen Genossen, trotz ewigem Landfrieden und schwäbischem Bund, das Faustrecht ausgeübt. Er war bei aller Popularität, die er als Kriegsmann genoss, nicht der Mann, der ein Kaiser für Bürger und Bauern hätte sein können.

Der niedere Adel war ganz in der Stille in einen großen Bund zusammengetreten, der sich bis nach Böhmen erstreckte und Sickingen als sein Haupt anerkannte. Ulrich von Hutten verfasste unterdes auf der Ebernburg Flugschriften und Broschüren, mit denen er die Lande überschwemmte und für seine und seiner Freunde Pläne Propaganda machte. Den Hass gegen die kirchlichen Zustände, der in ihm selbst glühte, wusste er geschickt auszubeuten, auch schilderte er in seinen Schriften vortrefflich die traurige Lage, die Ohnmacht und Zerrissenheit Deutschlands. Luthers sich zu vergewissern, schien ihm sehr wichtig. 1520 schrieb er den ersten Brief an ihn, worin er ihn ermunterte festzustehen und ihm zurief: „Verfechten wir die gemeine Freiheit, befreien wir das unterdrückte Vaterland!

Es ist das Bestreben aller Klassen und Parteien, die nach der Herrschaft trachten, ihre Bestrebungen mit denen des Volkes zu identifizieren, ihre Interessen als die allgemeinen Volksinteressen darzustellen; dasselbe geschah jetzt auch von Seiten Huttens und seiner Freunde. Indes, so viel Wahres sie auch über die geistliche Wirtschaft, die faulen Reichszustände und den Druck der Fürsten sagen mochten, von einer Befreiung des Bauern aus seiner Knechtschaft war keine Rede, und ebenso wenig ward den Bürgern die Rolle klar, die sie in der künftigen Adelsrepublik spielen sollten. Für die letzteren war eine Verbesserung durch den Adel nicht zu hoffen, und die Bauern begriffen, dass sie günstigsten Falls nur den Herrn wechselten. Bei beiden Ständen erweckten die Schriften keine Begeisterung für das Adelsunternehmen, so trefflich und geschickt sie geschrieben waren.

Hutten war es, der 1521 auf dem Reichstag zu Worms, als die Feinde Luthers mit dem Plane umgingen, nach Erklärung der Reichsacht ihn sofort festzunehmen und unschädlich zu machen, einen Maueranschlag anheften ließ, in dem damit gedroht wurde, dass 400 Ritter und 8000 Bauern geschworen, Luther zu schützen, und der mit dem Drohruf schloss: Bundschuh! Bundschuh! Bundschuh! Dieser Vorgang war es, auf den Müntzer in seiner !Schutzrede“ wider Luther anspielte.

Der Schreckschuss hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Im folgenden Jahre verfasste Hutten eine Flugschrift unter dem Titel der „Neukarsthans“ mit angehängten Glaubensartikeln „so Junker Helfrich, Reiter Heins und Karsthans mitsamt ihrem Anhang hart und fest zu halten beschworen haben.“ Diese Schrift, sehr populär gehalten und in flammenden Worten den Druck schildernd, den Fürsten und Pfaffen auf die Bauern ausübten, sollte letztere zum Bündnis mit dem niederen Adel bestimmen. Sie verfehlte aber ihren Zweck. Der Bauer ließ sich das Loshauen auf Fürsten und Pfaffen gefallen und freute sich darüber, aber er wusste nur zu gut, dass der Adel als Dritter im Bunde zu jenen gehörte. Viele Adelige wurden auch durch diesen Appell an die Bauern zurückgeschreckt, es leuchtete ihnen ein, dass das Beispiel des Aufruhrs, welches sie den Bauern gaben, von diesen nachgeahmt und gegen sie angewendet werden könnte. Hutten suchte auch Luther für den Kampf des Adels zu gewinnen, dieser schrak davor zurück und ließ ihm durch Melanchthon in ihrer beider Namen abschreiben.

Im August 1522 hielten die eingeweihten Adeligen eine Zusammenkunft in Landau ab, in welcher der Bundesvertrag unterzeichnet wurde. Man beschloss, den Feldzug gegen den Erzbischof von Trier zu eröffnen. Dieser Plan war schlau berechnet; man konnte hoffen, die weltlichen Fürsten dadurch zu täuschen, indem man den Kampf als einen Kampf gegen die geistlichen Fürsten ausgab. Luther ließ sich auch hierdurch bestechen; er, der Anfangs vom Kampfe nichts wissen wollte, war hoch erfreut, als er sah, dass er einem seiner Todfeinde galt. Wie er sich darüber äußerte, wurde bereits angeführt.

Unter einem nichtigen Vorwand übersandte Franz von Sickingen dem Fürsten und Erzbischof von Trier, nach Raubritter-Art, einen Fehdebrief und fiel darauf Anfang September 1522 mit 5000 Mann Fußvolk, 1500 Reisigen und reichlichem Geschütz in das Gebiet des Erzbischofs ein. St. Wendel wurde durch Sturm genommen; am 7. September stand er vor Trier. Er hatte auf Einverständnis mit einem Teil der Bevölkerung gerechnet und gehofft, durch Verteilung der reichen Vorräte des Klosters St. Marimin als Beute an seine Truppen deren Mut und Anhänglichkeit heben zu können. Der Erzbischof kam ihm zuvor und steckte das Kloster in Brand; die Stadt besetzte er eiligst durch seine Reisigen, welche die Mauern und Türme verteidigten und die Sickingensche Partei in der Stadt niederhielten. Sickingen war genötigt, die Stadt zu belagern, worauf er nicht gerechnet hatte.

Jetzt zeigte sich aber auch, dass die Fürsten sehr wohl wussten, was für sie auf dem Spiele stand. schon am 8. September hatte der bayrische Kanzler Eck seinem Herzog geschrieben: „Sickingen wird einen Pöbelaufstand erheben. Täglich kommen Kundschafter, dass einem Bundschuh gleich sieht. Sollte dann ein Bundschuh erstehen und der gemeine Mann überhand nehmen, so würden die rheinischen Fürsten das Morgenmahl, die anderen Fürsten das Nachtmahl und der gemeine Adel den Schlaftrunk bezahlen.“ Kaum war die Kunde von Sickingens Tat ruchbar geworden, so erhoben sich die Fürsten. Der Erzbischof von Köln hinderte die Adeligen des Niederrheins, Sickingen zu Hilfe zu ziehen; der Landgraf von Hessen überfiel einen Zug Braunschweiger Ritter und deren Reisige, nahm den Führer gefangen und veranlasste die Söldner, in seine Dienste zu treten; und ebenso zog der Kurfürst von der Pfalz, Sickingens ehemaliger Freund und Gönner, mit einem starken Heere gegen ihn. Dieser Übermacht gegenüber musste Sickingen sich zurückziehen; er versuchte Kaiserslautern zu nehmen, und als dies misslang, entließ er den größten Teil seines Heeres und warf sich in seine Burgen. Die verbündeten Fürsten, die jetzt ein Heer von weit über 30.000 Mann vereinigt hatten, rückten zunächst gegen die Burgen seiner Verbündeten und eroberten sie. Der Erzbischof von Mainz, welcher aus Hass gegen den Erzbischof von Trier Sickingen Vorschub geleistet, wurde um 25.000 Gulden gebrandschatzt.

Der unglückliche Anfang des Unternehmens hatte die verbündete Ritterschaft in Franken, Thüringen und Schwaben abgeschreckt, die meisten fanden es für klug, sich ruhig zu verhalten. Gegen Sickingen war am 8. Oktober die Reichsacht ausgesprochen worden; im April des nächsten Jahres rückten die Fürsten mit ihrem Heere vor seine Burg Landstuhl in der Pfalz, die er in guten Verteidigungszustand gesetzt und worin er sich zu halten hoffte, bis Hutten, der nach Oberschwaben und der Schweiz geeilt war, ihm Hilfe brächte. Die Belagerung begann, die Mauern leisteten dem schweren Geschütz der Fürsten schlechten Widerstand. Sickingen selbst wurde tödlich verwundet, indem eine Karthaune das Verteidigungsgerüst an dem er gerade lehnte, zerstörte und ihn gegen einen spitzigen Balken schleuderte. Er musste am 7. Mai Landstuhl übergeben. Als die Fürsten die Burg und sein Gemach betraten, lag er bereits im Sterben, wenige Augenblicke darauf verschied er. Charakteristisch für den Landgrafen von Hessen, später einer der Hauptverteidiger des Protestantismus, ist, dass er die Unverschämtheit hatte, an den Sterbenden die Frage zu richten: wo er seine Schätze versteckt habe. Die passende Antwort fehlte nicht.

Ulrich von Hutten irrte elend und gebrochen, von seiner Krankheit gepeinigt, von Ort zu Ort in der Schweiz umher und starb wenige Monate später, erst 35 Jahre alt, auf der Insel Uffnau im Zürichsee. Seine ganze Hinterlassenschaft bestand in – einer Feder.

So war der Versuch des niederen Adels, das Reich auf einer anderen, seinem Interesse entsprechenden Grundlage zu errichten, gescheitert. Er hatte nicht lange Zeit, über seine Niederlage nachzudenken, denn schon erhoben sich drohend und immer drohender die Anzeichen eines Sturmes, der seine ganze Existenz in Frage stellte; und um dem Untergang zu entgehen, musste er sich jetzt mit Jenen aufs Innigste verbinden, die er soeben noch bekämpft und zu stürzen versucht hatte.

*) Wem fällt hier nicht der verstorbene preußische Kultusminister v. Mühler und sein hübsches Gedicht ein: Grad aus dem Wirtshaus komm‘ ich heraus.

**) Luther gebrauchte hier dieselbe Redensart, welche der päpstliche Legat bei der Erstürmung von Becières im Albigenserkrieg (s. oben) äußerte, als die Landsknechte ihn frugen, wie man die Gläubigen von den Ketzern unterscheiden könne.

***) Gegenüber der Knechtsseligkeit und Bedientenhaftigkeit der beiden „Reformatoren“ klingt merkwürdig anders, was sieben bis acht Jahrzehnte später einige Vertreter des Jesuitenordens über die Rechte der Untertanen bezüglich eines tyrannischen Fürsten und die Volkssouveränität äußern. Der Jesuit Bellarmin sagt: „Soll die menschliche Gesellschaft vollkommen sein, muss die Gesamtheit das Recht besitzen, sich selbst zu erhalten … Es hängt von dem Übereinkommen ab, ob sie Könige oder Konsuln oder andere Obrigkeiten über sich setzt. Daraus folgt nun, dass wenn ein genügender Grund vorliegt, die Menge ein Königreich in eine Aristokratie oder Demokratie, oder auch umgekehrt umwandeln kann, wie es die Römer getan haben.“ Mariana erörtert die Vorteile und Nachteile der Erblichkeit der Fürstenwürde und fragt: Was ist verderblicher, was scheußlicher als dem Spiel des Glücks einen Staat überlassen? Als einen Jüngling von bösen Sitten, einen Knaben, der oft noch in der Wiege wimmert, an die Spitze eines Reiches zu stellen, ihnen Heere, Provinzen und Schätze unterzuordnen?“ Er fährt fort: „Gelingt es nun nicht einen Fürsten durch gute Erziehung zu bessern, so muss man, meines Erachtens ihn absetzen und einen anderen an seine Stelle erheben … Wie ein wildes Tier muss er durch die Geschosse Aller angegriffen werden, da er unmenschlich und ein Tyrann geworden ist.“ Er lehrt ferner die unbeschränkte Volkssouveränität; des Volkes Wille sei allein der maßgebende Wille, der Wille und die Macht des Königs sei dem Volkswillen untergeordnet. „Das Volk kann den König zwingen die Gesetze zu erfüllen die es erlassen hat und es hat das Recht den Ungehorsamen, wenn nötig, vom Throne zu stürzen und mit dem Tode zu bestrafen, wie wir ihm eben eingeräumt haben.“ Weiter erörtert Mariana die Frage: Darf man einen Tyrannen töten?“ und er beantwortet diese Frage dahin: Der Staat habe dem König die Macht übertragen, er könne also auch den König vor seinen Richterstuhl laden. In Griechenland seien die Tyrannenmörder des höchsten Lobes würdig erachtet worden. „Nehme man, dass ein Tyrann einem reißenden und wütenden Tiere gleicht, welches allenthalben Verwüstungen anrichtet, raubt, brennt und mordet. Soll man darüber wegsehen? Soll man es nicht vielmehr loben, wenn Jemand mit Gefahr seines Lebens den Staat von ihm errettet? Man darf behaupten, dass gegen den Tyrannen die Geschosse Aller gerichtet werden müssen, als gegen ein grausames Ungeheuer, das sich auf die Erde gelegt hat um zu würgen, so lange es die Glieder regen kann. Wenn du siehst dass dir die teure Mutter oder Gattin vor deinen Augen misshandelt wird und du eilst ihr nicht zu Hilfe, so verdienst Du den Tadel schmachvoller Feigheit und Gottlosigkeit, und das Vaterland, dem wir mehr als den Eltern schuldig sind, solltest du der Quälerei eines Tyrannen preisgeben dürfen? Fort mit solchen Frevel, mit solcher Feigheit!“ Er schließt: „In der Tat würde es vortrefflich mit den Angelegenheiten der Menschen stehen, wenn es viele Männer mit starker Brust gäbe, die sich nicht fürchten Leben und Glück für die Rettung des Vaterlandes einzusetzen … In der Tat ist es ein heilsamer Gedanke, wenn die Fürsten sich überzeugen, dass, falls sie den Staat unterdrücken und sich durch Laster und Schändlichkeiten unerträglich machen, sie in einer solchen Lage leben, dass ihre Ermordung nicht nur für recht, sondern selbst für lobenswert und rühmlich gilt.“ Wilhelm Rainold, ebenfalls ein Jesuit, spricht sich über das nämliche Thema in ähnlicher Weise aus: Eine bestimmte Regierungsform habe weder Gott noch die Natur angeordnet, sondern nur der Wille, die Willkür und die freie Einsetzung der Völker. Wenn einige gegen den Willen des Volks durch Gewalt, List und böse Künste die Herrschaft an sich gerissen wie Pisistratus, Nearch, Dionysius, Gelo und so viele andere, so haben die Philosophen und Gesetzgeber solche immer als grausame Tyrannen und Gewalthaber verabscheut und verdammt, und durch ausgesetzte Ehren und Belohnungen jeden Bürger aufgefordert, sie zu ermorden. Mögen wir nun nach dem rechten Ursprung der Herrschaft forschen oder die verschiedenen legitimen Regierungsformen betrachten, so muss man immer auf das Ansehen der Gesamtheit und des Volks als auf ihre wahre und eigentliche Quelle zurückkommen.“ Das sind Sätze die diametral denen Luthers und Melanchthons gegenüberstehen; ihr Wert wird auch dadurch nicht vermindert, dass es Jesuiten sind, die sie lehrten, die ihre bestimmten Absichten hatten, warum sie so radikal sprachen.

+ Anspielung auf den gelehrten Johann v. Staupiz, der Generalvikar des Augustinerordens und ein Gönner Luthers war. Es wurde behauptet, dass Luther von Staupig durch Ratschläge und Weisungen kräftig unterstützt werde und dieser eine leitende Gewalt über ihn habe. Deshalb nannte Müntzer Staupig Luthers Orakel. Staupig starb 1524 in Diensten des Erzbischofs von Salzburg.


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