[Veröffentlicht in „La Vérité“ am 2. November 1034, eigene Übersetzung des französischen Textes]
Kein Arbeiter-Pazifismus
Um kämpfen zu können, müssen die Instrumente und Mittel des Kampfes erhalten und gestärkt werden: die Organisationen, die Presse, die Versammlungen etc. All dies bedroht der Faschismus direkt und unmittelbar. Er ist noch zu schwach, um direkt in den Kampf um die Macht einzusteigen, aber er ist bereits stark genug, um zu versuchen, die Arbeiterorganisationen Stück für Stück zu zerschlagen, seine Banden in seine Angriffe zu stürzen und in den Reihen der Arbeiter Niedergeschlagenheit und mangelndes Vertrauen in ihre eigenen Kräfte zu säen. Darüber hinaus findet der Faschismus unbewusste Helfer in all jenen, die den „physischen Kampf“ als unzulässig und aussichtslos bezeichnen und von Doumergue die Entwaffnung seiner faschistischen Garden fordern.
Bildet eure Kampfabteilungen
„Le Populaire“ und vor allem „L’Humanité“ schreiben jeden Tag: „Die Einheitsfront ist eine Barriere gegen die Faschisten“, „Die Einheitsfront wird nicht zulassen“, „Die Faschisten werden nicht wagen“. Das sind alles Phrasen. Den sozialistischen und kommunistischen Arbeitern muss unverblümt gesagt werden: Erlaubt nicht, dass euch oberflächliche und verantwortungslose Journalisten und Schönredner mit Phrasen einlullen. Es geht um unsere Köpfe und um die Zukunft des Sozialismus. Wir sind nicht diejenigen, die die Bedeutung der Einheitsfront leugnen. Wir forderten sie, als die Führer der beiden Parteien gegen sie waren. Die Einheitsfront eröffnet enorme Möglichkeiten. Aber nicht mehr. Für sich genommen entscheidet die Einheitsfront nichts. Nur der Kampf der Massen entscheidet. Die Einheitsfront wird sich als eine große Sache erweisen, wenn kommunistische Abteilungen den Sozialisten zu Hilfe kommen und umgekehrt, im Falle eines Angriffs auf „Le Populaire“ oder „L’Humanité“. Aber dazu müssen zunächst einmal proletarische Kampfabteilungen existieren, ausgebildet, geübt und bewaffnet. Und wenn es keine Verteidigungsorganisation, d.h. keine Volksmiliz gibt, können „Le Populaire“ und „L’Humanité“ so viele Artikel über die Allmacht der Einheitsfront schreiben, wie sie wollen, beide Zeitungen werden dem ersten gut vorbereiteten Angriff der Faschisten wehrlos gegenüberstehen. Wir beabsichtigen, die „Argumente“ und „Theorien“ der Gegner der Volksmiliz, die in beiden Arbeiterparteien sehr zahlreich und einflussreich sind, einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
Wir brauchen Massenselbstverteidigung und keine Miliz, sagt man uns oft. Aber was ist diese Massenselbstverteidigung? Ohne eine Kampforganisation? Ohne spezialisierte Kader? Ohne Waffen? Die Verteidigung gegen den Faschismus den unorganisierten, unausgerüsteten, unvorbereiteten, sich selbst überlassenen Massen zu überlassen, hieße, eine noch viel niederträchtigere Rolle als die von Pontius Pilatus zu spielen! Die Rolle der Miliz zu leugnen, hieße, die Rolle der Avantgarde zu leugnen. Wozu also eine Partei? Ohne die Unterstützung der Massen ist die Miliz nichts. Aber ohne organisierte Kampfabteilungen wird auch die heldenhafteste Masse von den faschistischen Banden nach und nach zerschlagen. Die Miliz der Selbstverteidigung gegenüberzustellen, ist absurd. Die Miliz ist das Organ der Selbstverteidigung.
Über den „provokativen“ Charakter der Miliz.
„Zur Organisation der Miliz aufzurufen“, sagen einige ihrer Gegner, die gewiss nicht ernst zu nehmen und nicht ehrlich sind, „ist Provokation.“ Das ist kein Argument, sondern eine Beleidigung. Wenn die Notwendigkeit, die Arbeiterorganisationen zu verteidigen, aus der gesamten Situation hervorgeht, wie kann man dann nicht zur Bildung von Milizen aufrufen? Vielleicht will man damit sagen, dass die Gründung von Milizen die Angriffe der Faschisten und die Unterdrückung durch die Regierung „provoziert“? Dann ist das ein absolut reaktionäres Argument. Die Verfechter des Liberalismus haben den Arbeitern immer gesagt, dass sie durch ihren Klassenkampf die Reaktion „provozieren“…
Die Reformisten wiederholten diese Anschuldigung gegen die Marxisten, die Menschewiki gegen die Bolschewiki. Diese Anschuldigungen laufen letztlich auf den tiefen Gedanken hinaus, dass, wenn die Unterdrückten sich nicht bewegten, die Unterdrücker nicht gezwungen wären, sie zu schlagen. Das ist die Philosophie Tolstois und Gandhis, aber keineswegs die Philosophie von Marx und Lenin. Wenn die „Humanité“ ebenfalls die Doktrin des „Nichtwiderstands gegen das Böse durch Gewalt“ entwickeln will, muss sie als Symbol nicht mehr Hammer und Sichel, die Embleme der Oktoberrevolution, sondern die fromme Ziege nehmen, die Gandhi mit ihrer Milch nährt.
Die Arbeiter müssen sich bewaffnen, bevor sie geschlagen werden
„Aber die Bewaffnung der Arbeiter ist nur in einer revolutionären Situation angebracht, von der klar ist, dass sie noch nicht existiert.“ Dieses tiefgründige Argument bedeutet, dass die Arbeiter sich schlagen lassen sollen, bis die Situation revolutionär wird. Genau jene, die gestern die „dritte Periode“ predigten, wollen nicht sehen, was dennoch vor ihren Augen geschehen ist. Die Frage der Bewaffnung selbst ist in der Praxis nur aufgetaucht, weil die „normale“, „friedliche“ und „demokratische“ Lage einer unruhigen, kritischen und instabilen Lage gewichen ist, die sich sowohl in eine revolutionäre als auch in eine konterrevolutionäre Lage verwandeln kann. Diese Alternative hängt vor allem von der Antwort auf diese Frage ab: Werden sich die fortgeschrittenen Arbeiter einen Schlag nach dem anderen ungestraft gefallen lassen, oder werden sie auf jeden Schlag mit zwei Schlägen antworten, den Mut der Unterdrückten heben und sie um sich versammeln? Eine revolutionäre Lage fällt nicht vom Himmel. Sie entsteht durch die aktive Teilnahme der revolutionären Klasse und ihrer Partei.
Die Miliz als Instrument einer richtigen Politik.
Die französischen Stalinisten behaupten nun, dass die Miliz das deutsche Proletariat nicht vor der Niederlage bewahrt habe. Gestern noch leugneten sie die Niederlage in Deutschland und behaupteten, die Politik der deutschen Stalinisten sei von Anfang bis Ende richtig gewesen. Heute sehen sie die Ursache allen Übels in der deutschen Arbeitermiliz, der Rotfront. So fallen sie von einem Fehler in einen anderen, entgegengesetzten und nicht weniger monströsen. Die Miliz an sich löst die Frage nicht. Man braucht eine richtige Politik. Und die Politik der Stalinisten in Deutschland – Denunzierung des „Sozialfaschismus“ als „Hauptfeind“, Organisation der Spaltung der Gewerkschaften, Flirts mit den Nationalisten, Putschismus – führte fatalerweise zur Isolierung der proletarischen Avantgarde und zu ihrem Zusammenbruch.
Allein die Organisation der Miliz wird Terrorismus und Anarchismus verhindern
Es ist eine Dummheit zu behaupten, dass die Milizorganisation von sich aus auf den Weg des Abenteuers führe, den Feind provoziere, den politischen Kampf durch den physischen Kampf ersetze etc. All diese Phrasen sind nichts anderes als politische Feigheit. Die Miliz als solide Organisation der Avantgarde ist in der Tat das sicherste Mittel gegen Abenteuer, gegen individuellen Terrorismus, gegen blutige spontane Explosionen. Die Miliz ist gleichzeitig das einzige ernsthafte Mittel, um den Bürgerkrieg, den der Faschismus dem Proletariat aufzwingt, auf ein Minimum zu reduzieren. Dass die Arbeiter trotz des Fehlens einer „revolutionären Situation“ nur ein paar Mal nach eigenem Gutdünken patriotische „Papasöhnchen“ korrigieren und die Rekrutierung neuer faschistischer Banden erschweren, wird dadurch unvergleichlich schwieriger.
Gegen den Fatalismus der Bürokraten
Aber hier bringen die Strategen, die sich in ihrer eigenen Argumentation verheddert haben, noch verblüffendere Argumente gegen uns vor. Wir lesen wörtlich: „Wenn wir auf die Revolverschüsse der faschistischen Banden mit weiteren Revolverschüssen antworten“, schreibt die Humanité vom 23. Oktober, „verlieren wir aus den Augen, dass der Faschismus ein Produkt des kapitalistischen Regimes ist und dass wir im Kampf gegen den Faschismus das ganze System ins Visier nehmen.“ Es ist schwierig, in wenigen Zeilen mehr Verwirrung und mehr Fehler anzusammeln. Es ist unmöglich, sich gegen Faschisten zu verteidigen, weil sie „ein kapitalistisches Produkt“ darstellen! Das heißt, dass man den ganzen Kampf einstellen muss, weil alle gegenwärtigen sozialen Übel „Produkte des kapitalistischen Systems“ darstellen. Wenn die Faschisten einen Revolutionär töten oder ein proletarisches Lokal anzünden, müssen die Arbeiter philosophisch feststellen: „Ah, die Morde und Brandstiftungen sind Produkte des kapitalistischen Systems“, und mit gutem Gewissen nach Hause gehen. An die Stelle der kämpferischen Theorie von Marx tritt ein fatalistisches Sich-Niederwerfen, die nur dem Klassenfeind nützt. Der Ruin des Kleinbürgertums ist natürlich ein Produkt des Kapitalismus. Das Wachstum der faschistischen Banden ist wiederum ein Produkt des Ruins des Kleinbürgertums. Auf der anderen Seite sind aber auch die Verschärfung des Elends und die Revolte des Proletariats Produkte des Kapitalismus, und die Miliz wiederum ist ein Produkt der Verschärfung des Klassenkampfes. Warum also sind für die „Marxisten“ der Humanité die faschistischen Banden das legitime Produkt des Kapitalismus und die Volksmiliz das illegitime Produkt der … Trotzkisten? Es ist entschieden unmöglich, etwas zu verstehen.
Man kann das System nur bekämpfen, indem man gegen diejenigen kämpft, die es unterstützen
Man muss, so sagt man uns, das gesamte „System“ ins Visier nehmen. Wie soll das geschehen? Über die Köpfe der Menschen hinweg? Doch die Faschisten in den verschiedenen Ländern haben mit Revolverschüssen begonnen und damit geendet, das gesamte „System“ der Arbeiterorganisationen zu zerstören. Wie können wir also die bewaffnete Offensive des Feindes aufhalten, wenn nicht durch bewaffnete Verteidigung, um dann unsererseits in die Offensive zu gehen?
Die Miliz gibt den Massen einen Rahmen, ohne sich von ihnen zu isolieren
Zwar lässt die „Humanité“ jetzt in Worten die Verteidigung zu, aber nur als „Selbstverteidigung der Massen“: „Die Miliz ist schädlich, denn, sehen Sie, sie schneidet die Kampfabteilungen von den Massen ab.“ Warum gibt es dann bei den Faschisten unabhängige bewaffnete Abteilungen, die sich nicht von den reaktionären Massen abschneiden, sondern im Gegenteil durch ihre gut organisierten Schläge den Mut der Masse erhöhen und ihre Kühnheit stärken? Ist die proletarische Masse in ihren kämpferischen Qualitäten der deklassierten Arbeiterklasse unterlegen?
Keine Selbstverteidigungsgruppen ohne Waffen
Bis zum Hals verstrickt, beginnt die „Humanité“ zu zögern: Die Massenselbstverteidigung muss ihre „Selbstverteidigungsgruppen“ gründen. An die Stelle der verpönten Miliz treten Sondergruppen, sogenannte Détachements. Auf den ersten Blick scheint es, dass der Unterschied nur im Namen liegt. Doch selbst der Name, den die „Humanité“ vorschlägt, ist nichts wert. Man kann in der Tat von „Massenselbstverteidigung“ sprechen, aber es ist unmöglich, von „Selbstverteidigungsgruppen“ zu sprechen, da die Gruppen nicht ihre eigene Selbstverteidigung, sondern die Verteidigung der Arbeiterorganisationen zum Ziel haben. Allerdings handelt es sich hierbei natürlich nicht um einen Namen. Die „Selbstverteidigungsgruppen“ müssen nach Ansicht der Humanité auf den Einsatz von Waffen verzichten, um nicht in „Putschismus“ zu verfallen. Diese Weisen behandeln die Arbeiterklasse wie ein Kind, dem man kein Rasiermesser in die Hand geben darf. Im Übrigen sind Rasiermesser bekanntlich das Monopol der Camelots du Roi, die als legitime „Produkte des Kapitalismus“ mit ihnen das „System“ der Demokratie gestürzt haben. Aber wie sollen sich die „Selbstverteidigungsgruppen“ dann gegen faschistische Revolver verteidigen? Natürlich „ideologisch“. Mit anderen Worten: Es bleibt ihnen nichts als sich schlafen zu legen. Da sie nicht das haben, was sie brauchen, müssen sie die „Selbstverteidigung in ihren Füßen“ suchen. Und die Faschisten werden in der Zwischenzeit ungestraft die Arbeiterorganisationen verwüsten. Aber wenn das Proletariat eine schreckliche Niederlage erleidet, wird es sich nicht des „Putschismus“ schuldig machen! Abscheu und Verachtung – das ist es, was dieses Geschwätz von Feiglingen unter der Fahne des „Bolschewismus“ hervorruft.
Vom Putschismus der Dritten Periode zum heutigen Opportunismus
Schon in der „Dritten Periode“, glücklicher Weise in der Vergangenheit, als die Strategen der „Humanité“ im Barrikadendelirium waren, jeden Tag die Straße „eroberten“ und alle, die ihre Extravaganzen nicht teilten, als „Sozialfaschisten“ beschimpften, sagten wir voraus: „Von dem Moment an, wo diese Leute sich die Fingerspitzen verbrannt haben, werden sie die schlimmsten Opportunisten werden.“ Die Vorhersage wurde nun vollständig bestätigt. In dem Augenblick, da in der sozialistischen Partei die Bewegung für die Miliz erstarkt und wächst, rennen die Chefs der sich kommunistisch nennenden Partei zum Feuerwehrschlauch, um die Bestrebungen der fortgeschrittenen Arbeiter, sich zu Kampfkolonnen zu formieren, abzukühlen. Kann man sich eine schädlichere und demoralisierendere Arbeit vorstellen?
Die Miliz durch eine politische Kampagne unter den Massen entwickeln
In den Reihen der Sozialistischen Partei hört man gelegentlich den Einwand: „Man muss die Miliz machen, aber man muss nicht laut darüber sprechen.“ Man kann die Genossen nur beglückwünschen, die darauf bedacht sind, die praktischen Aspekte der Angelegenheit den zudringlichen Augen und Ohren zu entziehen. Aber es ist zu naiv zu glauben, dass wir die Miliz heimlich, in vier Wänden, aufbauen können. Wir brauchen Zehn- und später Hunderttausende von Kämpfern. Sie werden nur kommen, wenn Millionen von Arbeitern und Arbeiterinnen und hinter ihnen auch die Bauern die Notwendigkeit der Miliz verstehen und um die Freiwilligen herum eine Atmosphäre der glühenden Sympathie und aktiven Unterstützung schaffen. Die Geheimhaltung kann und sollte sich nur auf die technische Seite der Sache beziehen. Was die politische Kampagne betrifft, so muss sie sich offen entwickeln, in den Versammlungen, in den Fabriken, auf den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen.
Arbeiter aller Tendenzen am Arbeitsplatz gruppieren
Die grundlegenden Kader der Miliz müssen Fabrikarbeiter sein, die nach dem Arbeitsplatz gruppiert sind, sich gegenseitig kennen und ihre Kampfabteilungen viel leichter und sicherer als die höchsten Bürokraten vor den Provokationen der Agenten des Feindes schützen können. Geheime Stäbe ohne offizielle Mobilisierung der Massen werden im Moment der Gefahr wie in der Luft hängen. Alle Arbeiterorganisationen müssen sich an die Arbeit machen. In dieser Frage darf es keine Grenze zwischen den Arbeiterparteien und den Gewerkschaften geben. Hand in Hand müssen sie gemeinsam die Massen mobilisieren. Dann wird der Erfolg der Volksmiliz voll gewährleistet sein.
Wo sollen die Arbeiter Waffen hernehmen?
„Aber wo sollen die Arbeiter denn Waffen hernehmen“, wenden die soliden ‚Realisten‘, d. h. die verängstigten Philister, ein.
„Der Klassenfeind hat nämlich Gewehre, Kanonen, Panzer, Gas und Flugzeuge. Die Arbeiter haben nur Revolver und Taschenmesser.“
Dieser Einwand wirft alles bunt durcheinander, um die Arbeiter zu erschrecken. Auf der einen Seite identifizieren unsere Weisen die Bewaffnung der Faschisten mit der Bewaffnung des Staates; auf der anderen Seite wenden sie sich an den Staat und fordern ihn auf, die Faschisten zu entwaffnen. Bemerkenswerte Logik! In Wirklichkeit ist ihre Position in beiden Fällen falsch. In Frankreich sind die Faschisten noch weit davon entfernt, den Staat zu übernehmen. Am 6. Februar kamen sie in einen bewaffneten Konflikt mit seiner Polizei. Deshalb ist es „falsch“, von Kanonen und Panzern zu sprechen, wenn es um den bewaffneten Kampf gegen die Faschisten in der unmittelbaren Zukunft geht. Die Faschisten sind natürlich reicher als wir, und es ist für sie leichter, Waffen zu kaufen. Aber die Arbeiter sind zahlreicher, entschlossener, hingebungsvoller, zumindest wenn sie eine feste revolutionäre Führung spüren. Neben anderen Quellen können sich die Arbeiter auf Kosten der Faschisten bewaffnen, indem sie diese systematisch entwaffnen. Dies ist nun eine der ernsthaftesten Formen des Kampfes gegen den Faschismus.
Wenn die Arbeiterarsenale beginnen, sich auf Kosten der faschistischen Depots zu füllen, werden die Banken und Konzerne mehr Vorsicht walten lassen, die Bewaffnung ihrer Mördergarden zu finanzieren. Man kann sogar annehmen, dass in diesem Fall – aber nur in diesem Fall – die alarmierten Behörden beginnen können, die Bewaffnung der Faschisten tatsächlich zu vereiteln, um eine Vergrößerung des Arsenals der Arbeiter zu verhindern. Man weiß seit langem, dass nur eine revolutionäre Taktik als Nebenergebnis „Reformen“ oder Zugeständnisse der Regierung hervorbringt.
Aber wie kann man die Faschisten entwaffnen? Es ist natürlich unmöglich, dies allein durch Zeitungsartikel zu erreichen. Es müssen Kampftrupps gebildet werden. Es müssen Milizstäbe geschaffen werden. Es muss ein guter Nachrichtendienst aufgebaut werden. Tausende von Informanten und freiwilligen Helfern werden aus allen Richtungen strömen, wenn sie erfahren, dass die Sache von uns ernsthaft in Angriff genommen wird. Es bedarf eines proletarischen Handlungswillens*.
Die Arbeiterorganisationen müssen alle ihre Mittel mobilisieren, um die Miliz aufzubauen
Aber die faschistischen Waffen sind natürlich nicht die einzige Quelle. In Frankreich gibt es über eine Million organisierte Arbeiter. Im Allgemeinen ist das nicht viel. Aber es ist völlig ausreichend, um den Anfang einer Volksmiliz zu etablieren. Wenn die Parteien und Gewerkschaften nur ein Zehntel ihrer Mitglieder bewaffnen würden, würde dies bereits eine Miliz von 100.000 Menschen ergeben. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Zahl der Freiwilligen am Tag nach dem Aufruf der Einheitsfront zur Miliz diese Zahl bei weitem übersteigen würde. Die Beiträge von Parteien und Gewerkschaften, Sammlungen und freiwillige Zeichnungen würden die Möglichkeit bieten, innerhalb von ein oder zwei Monaten 100 oder 200.000 Arbeiterkämpfer mit Waffen auszustatten. Das faschistische Gesindel würde sofort den Schwanz einziehen. Die gesamte Perspektive des Augenblicks würde unvergleichlich günstiger werden.
Gegen den passiven Konservatismus der Bürokratien
Sich auf das Fehlen von Waffen oder andere objektive Ursachen zu berufen, um zu erklären, warum man sich bis jetzt nicht an die Schaffung der Miliz gemacht hat, bedeutet, sowohl sich selbst als auch andere zu täuschen. Das größte, wenn nicht sogar das einzige Hindernis hat seine Wurzel im konservativen und passiven Charakter der Führer der Arbeiterorganisationen. Die Skeptiker, die die Führer sind, glauben nicht an die Stärke des Proletariats. Sie setzen ihre Hoffnung auf alle möglichen Wunder von oben, anstatt der Energie von unten einen revolutionären Ausweg zu bieten. Die sozialistischen Arbeiter müssen ihre Führer zwingen, entweder sofort zur Schaffung der Volksmiliz überzugehen oder jüngeren und frischeren Kräften Platz zu machen.
(Domène, Ende Oktober 1934).
* In der „Humanité“ vom 30. Oktober zeigte Vaillant-Couturier sehr gut, dass es absurd ist, von der Regierung die Entwaffnung der Faschisten zu verlangen, und dass nur eine Massenbewegung sie entwaffnen kann. Da es sich natürlich nicht um eine „ideologische“, sondern um eine physische Entwaffnung handelt, möchten wir hoffen, dass die Humanité nun die Notwendigkeit der Arbeitermiliz anerkennt. Wir sind bereit, jeden Schritt der Stalinisten auf dem richtigen Weg aufrichtig zu begrüßen. … Aber leider machte Vaillant-Couturier bereits am 1. November einen entscheidenden Schritt zurück: Die Entwaffnung der Faschisten werde nicht durch die Einheitsfront erfolgen, sondern durch die Polizei Doumergues „unter dem Druck und der Kontrolle“ der Einheitsfront. Eine famose Idee: ohne Revolution, nur durch „ideologischen“ Druck die Polizei in ein Exekutivorgan des Proletariats zu verwandeln! Wozu die Macht erobern, wenn man das gleiche Ergebnis auf friedlichem Wege erreichen kann? „Unter dem Druck und der Kontrolle“ der Einheitsfront verstaatlicht Germain-Martin die Banken, und Marchandeau lässt die reaktionären Verschwörer, angefangen mit seinem Kollegen Tardieu, ins Gefängnis werfen. Die Idee des „Drucks“ und der „Kontrolle“ als Ersatz für den revolutionären Kampf wurde nicht von Vaillant-Couturier erfunden, sondern von Otto Bauer, Hilferding und dem Menschewiken Dan entlehnt. Der Zweck dieser Idee ist es, die Arbeiter vom revolutionären Kampf abzulenken. In der Tat ist es hundertmal leichter, Faschisten mit eigener Hand zu zerschlagen als durch die Hände einer feindlichen Polizei. Und wenn die Einheitsfront stark genug wird, um den Staatsapparat zu „kontrollieren“ – das heißt nach der Machteroberung, nicht vorher -, wird sie einfach die bürgerliche Polizei vertreiben und an ihre Stelle die Arbeitermiliz setzen.
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