Leo Trotzki: Brief an Jan Frankel

[21. April 1933, eigene Rückübersetzung des englischen Textes, „Die Diskussion über Deutschland“]

Lieber Freund,

ich sende Ihnen meine Einwände gegen die Dokumente der deutschen Führung. Bitte übersetzen Sie sie ins Deutsche und schicken Sie sie so schnell wie möglich nach Deutschland.

Ich sehe aus mehreren Anzeichen, dass die deutschen Genossen mit dem Charakter der Diskussion nicht zufrieden sind: Es scheint ihnen, dass es den Wunsch gibt, ihnen eine Entscheidung aufzuzwingen, und dass ich mich an diesem Versuch beteilige. Ich habe aber ganz von Anfang an die breiteste und kameradschaftlichste Diskussion befürwortet, ohne das geringste Aufzwingen von Ansichten von oben herab. Die Beschwerde der deutschen Genossen, G. G. [Trotzki] habe auf rein imaginäre Argumente geantwortet, beruht auf einem völligen Missverständnis. Der Brief G. G.s wurde geschrieben, bevor überhaupt eine Antwort aus Deutschland eintraf, und er richtete sich nicht gegen tatsächliche, sondern gegen mögliche Einwände, sozusagen um bestimmte Missverständnisse a priori auszuräumen.

Jedenfalls zeigt diese Erfahrung einmal mehr, wie notwendig es ist, dass das Sekretariat in Fragen, die internationale Differenzen berühren, behutsam vorgeht. Ich bin sehr unglücklich darüber, dass mein Artikel „Die Tragödie des deutschen Proletariats“ nicht mit dem Hinweis abgedruckt wurde, dass er als Diskussionsartikel gedacht war. Diese Methode ist viel besser und gesünder für unser internes Regime.

Bereiten die Stalinisten wirklich die Einberufung eines Kongresses [gegen den Faschismus] in Kopenhagen vor, oder verschieben sie ihn nur auf den Sankt Nimmerleinstag, um nie wieder einen abzuhalten? In Paris kann man sich in dieser Frage leichter orientieren.

Beste Wünsche.

Ihr,

L.T.


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