[eigene Übersetzung des englischen Textes]
Werte Genossen!
Sie traten an die Publikation einer kleinen gedruckten Monatsschrift „Red Flag“ heran. Ein bescheidener Schritt vorwärts ist getan. Man muss hoffen, dass nach ihm andere folgen.
Der Zustand des Kommunismus in Britannien befindet sich in keiner Übereinstimmung zum Grad der Verwesung des britischen Kapitalismus. Die konservative Tradition der britischen Politik, darunter auch der Arbeiterpolitik ist allein offensichtlich unzureichend als Erklärung dieser Tatsache. Wir bringen nur die unstreitige Wahrheit zum Ausdruck, wenn wir sagen: am meisten und, leider, erfolgreicher als alles hinderte den Erfolg des Kommunismus in den letzten Jahren die Führung der britischen Kommunistischen Partei. Es stimmt, sie handelte nicht eigenständig, sondern folgte bloß blind dem Zeigestock der Spitze der Komintern. Aber der Umstand nimmt nicht die Verantwortung von der britischen kommunistischen Bürokratie und mindert auf jedem Fall nicht das zugefügte Unheil.
Das Studium und die kritische Nachprüfung der Politik der britischen Kommunistischen Partei in den letzten acht bis zehn Jahren stellt in höchstem Grade eine wichtige Aufgabe aus dem Blickwinkel der Erziehung der linken Opposition selbst dar. Man muss aufmerksam die offiziellen Publikationen der Partei in dieser Periode durchsehen und durcharbeiten und feststellen, was die Parteiführung im Bereich der strategischen Hauptprobleme lernte: Beziehung zu den Labouristen, zu den Trade Unions, zur Minderheitsbewegung; zur kolonialen Revolution; zur Politik der Einheitsfront; zu den Beziehung zur Independent Labour Party usw. Eine bloße Auslese der erhellendsten Zitate in chronologischer Ordnung würde nicht nur die himmelschreienden Widersprüchen der „Generallinie“, sondern auch die innere Logik dieser Widersprüche zeigen, d.h. das Oszillieren der zentristischen Bürokratie zwischen Opportunismus und Abenteurertum. Jede der taktischen Zickzacks stieß Kommunisten, Sympathisanten und mögliche Freunde fort, mal nach rechts, mal nach links, dann schließlich in den Sumpf des Indifferentismus. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass sich die britische Kommunistische Partei politisch in einen Zwischenaufenthalt verwandelte, die ihren Einfluss bloß auf jenen Teil des Proletariats bewahrte, den die Verwesung des Kapitalismus und Reformismus gewaltsam auf ihre Seite drängte.
Außer dem neuen Druckorgan, verfügen Sie über das lithografierte (und überdies wunderbar lithografierte) Bulletin „Kommunist“. Es wäre außerordentlich wünschenswert, in der Publikation den größtmöglichen Platz der Beleuchtung der Politik der britischen Kommunistische Partei in der weiter oben angegebenen Richtung wie auch der Diskussion aus Anlass strittiger Fragen innerhalb der linken Opposition selbst zu widmen. Während wir beharrlich die Ausweitung unseres Einflusses auf die Arbeiter anstreben, ist es für uns erforderlich, gleichzeitig für die theoretische und politische Bewaffnung unserer eigenen Reihen zu sorgen. Vor uns liegt eine größere und schwierigere Bahn. Wir brauchen dafür erstklassige Kader.
Von ganzer Seele wünsche ich Ihnen Erfolg.
L. Trotzki
Prinkipo, 19. Mai 1933
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