Eine Antwort auf Andros P. und das griechische EK
von Peter Taaffe für die Mehrheit des Internationalen Sekretariats
4. Februar 2019
[eigene Überarbeitung einer zeitgenössischen Übersetzung]
1. Andros P. und das griechische EK haben ein weiteres Dokument erstellt – Teil eines endlosen Dokumenten-Bombardements durch die „Nicht-Fraktion-Fraktion“ gegen die IS-Mehrheit. Sie erwarten dann, dass das IS sofort in Habt-Acht-Stellung springt und diese umgehend international verteilt. Doch das griechische EK gab auf ihrer letzten Sitzung des Nationalkomitees gegenüber einem IS-Vertreter zu, dass sie noch nicht einmal meine ursprüngliche Antwort auf APs erstes Dokument ins Griechische übersetzt hätten, angeblich weil „alle im griechischen NK Englisch sprechen“ oder es ihnen „von griechischen EK-Genoss*innen erklärt“ werden könne.
2. Selbst wenn dies bei den Mitgliedern des griechischen NK der Fall wäre, was ist mit den Basis-Mitgliedern? Haben diese Arbeiter*innen und Jugendlichen keinen Recht darauf, hinzugezogen zu werden und die Möglichkeit zu haben, unsere Dokumente zu lesen und selbst zu beurteilen? Es sei denn natürlich, alle Arbeiter*innen und anderen Mitglieder der griechischen Sektion sprechen und verstehen perfekt Englisch.
3. Obendrein folgt dies dem jüngsten griechischen NK, in dem Niall Mulholland und Christine Thomas, die die Mehrheit des IS und die Fraktion vertraten – die wahrscheinlich die Mehrheit der Mitgliedschaft des CWI vertritt -, auf ein Trommelfeuer trafen, so wie die IS-Vertreter*innen ursprünglich in Irland, als sie die Rechtmäßigkeit des Zurückgreifens der irischen Führung auf Computer-,Hacking‘ in Frage stellten. In seiner Eröffnungs-Wortmeldung wollte Andros P. auf diesem Treffen wissen, ob die IS-Vertreter*innen sich nicht „schämen“ würden, mit der Antwort von Peter Taaffe an ihn in Verbindung gebracht zu werden, welche – laut AP – „Verleumdungen in alle Richtungen“ warf, und gab damit den „Ton“ für die NK-Debatte an diesem Wochenende in Griechenland vor!
4. In der griechischen EK-Antwort schreibt AP: „Wir können nur unsere Betrübnis zum Ausdruck bringen, nachdem wir die jüngsten Erklärungen PTs und der IS-Mehrheit gelesen haben“. Warum „Betrübnis“, wenn wir ernste Themen diskutieren, die sich negativ auf das Schicksal der irischen Organisation und der Internationale als Ganzes auswirken könnten? Wir bevorzugen den Rat des Philosophen Spinoza: „Nicht lachen, nicht weinen, sondern verstehen!“ Diese Herangehensweise fehlt völlig in APs „Antwort“, die darauf hinausläuft, den grundlegenden Fragen auszuweichen, die beim IEK aufkamen; zur Politik und den Perspektiven der irischen Organisation zusammen mit dem Charakter, der Struktur der Organisation und der Preisgabe der Übergangs-Herangehensweise, verbunden mit der gesamten Frage von Identitätspolitik.
5. In dieser Diskussion wurde viel in Bezug auf den angeblichen „Ton“ des IS geschrieben oder angedeutet. Solche Beschwerden werden in allen internen Kämpfen erhoben. Sie kommen gewöhnlich von Genoss*innen, die denken, dass sie selbst die empörendsten Aussagen machen können – einschließlich Lügen und Rufmord, besonders in meinem Fall durch einige der „jüngeren Genoss*innen“, die AP „heroisch“ beim IEK verteidigte. Das wirkt auf uns wie ein Wassertropfen auf einem heißen Ofen, denn wir haben das alles schon vorher in früheren Fraktionskämpfen gehört. Aber die Wahrheit wird herauskommen und die Lügen, die über mich und andere erzählt wurden, werden im Laufe der Zeit offenbart werden.
6. Was ist mit Andros P.s angriffslustigen und bombastischen „Ton“, der beim IEK und in seinem anschließenden schriftlichen Material in voller Pracht zu sehen ist?
7. Je weiter die Diskussion gediehen ist, desto mehr haben die Mitglieder des CWI die Gefahr gesehen, dem kleinbürgerlichen Druck zu erliegen, wie er durch die Identitätspolitik repräsentiert wird. Wir hätten diese Fragen nie aufgegriffen, wenn wir nicht die politische Schwächung und den etwaigen Zerfall der irischen Sektion als eigenständige trotzkistische Organisation befürchtet hätten. Dies stellt eine grundlegende Gefahr für den Arbeiter*innenklassen-Charakter und die Zukunft des CWI dar. Trotzki warnte bekanntermaßen davor, dass sich ein Fehler – sei es in Bezug auf Programm, Perspektive oder Taktik – im Laufe der Zeit von „einer Schramme zur Gefahr der Knochenfäule“ wandeln könnte, was sich als tödlich erweisen kann, falls es nicht behoben wird.
8. Das IS reagierte zunächst – wie wir es in vielen früheren Konflikten getan haben – mit dieser Idee im Vordergrund. Wir waren jedoch sehr vorsichtig, nicht zu voreiligen Schlussfolgerungen zu kommen, und denen, von denen wir glauben, dass sie falsch liegen, immer einen Ausweg, eine Rückzugslinie zu bieten, um zu sehen, ob wir zu einvernehmlichen prinzipienfesten Problemlösungen gelangen können oder nicht. Auf diese Weise handelten wir in den frühen 90er Jahren in Streitigkeiten mit Woods und Grant – bis deren Verhalten dies unhaltbar machte. Wir folgten derselben Herangehensweise während der schottischen Debatte; zur Diskussion zur Namensänderung in Britannien, bei der Preisgabe von Marxismus und Trotzkismus durch führende Genoss*innen in Liverpool, in Südafrika und in vielen anderen Debatten. Die Führung der britischen Organisation und das IS hat sich in all diesen früheren Zusammenstößen als korrekt erwiesen. Das bedeutet nicht, dass das IS in allen anderen kommenden Fragen automatisch Recht haben wird. Aber der Vorwurf, dass wir im Falle Irlands „übereilt“ gehandelt haben, ist lächerlich. Wie wir ständig erklärt haben, haben wir unsere Schlussfolgerungen zu Irland nicht über Monate sondern Jahre gezogen. Obendrein wurde dieselbe Art an Kritikpunkten mündlich und laut in Telefonaten mit dem IS von jenen geäußert, die jetzt das IS verurteilen.
9. Die irische Führung war jedoch starrköpfig, hörte nicht zu, weigerte sich, ihre Politik grundlegend zu ändern, und verfolgte verbissen den gleichen Weg und passte sich der Identitätspolitik an.
10. Dies wurde in einer flüchtigen Bemerkung Ruth Coppingers veranschaulicht, die zusammen mit der irischen Organisation eine prominente Rolle bei der Kampagne für Abtreibungsrechte spielte, was wir in Artikeln und auf öffentlichen Veranstaltungen in Barcelona während der Sommerschule voll anerkannt haben. In der Debatte über Frauen und Identitätspolitik beim NK der griechischen Sektion lehnte Ruth jedoch Niall Mulhollands Argument ab, dass die Fortsetzung einer falschen Herangehensweise in der Identitätspolitik durch die irische oder eine andere Sektionen die Gefahr aufwerfe, zum Fördern von „Separatismus“ zu führen; ein Trend, der derzeit von den herrschenden Klassen aktiv ermutigt wird.
11. Dies zeigt eine erstaunliche Wissenslücke selbst führender Genoss*innen in Irland über den Klassencharakter von Identitätspolitik. Alle Bewegungen dieses Charakters, ob nach Ethnie oder sozialem Geschlecht, insbesondere wenn sie vom Kleinbürger*innentum geführt werden, haben ausnahmslos eine Tendenz zu „Separatismus“. Selbst wo eine legitime nationale Bewegung für das Recht auf Selbstbestimmung stattfindet, muss man sich der Notwendigkeit bewusst sein, den geringsten Hauch von Nationalismus innerhalb der Partei selbst zu bekämpfen. Lenin versuchte, die strenge Abgrenzung zwischen der legitimen Forderung nach Selbstbestimmungsrecht und dem bürgerlichen Nationalismus, der darauf abzielt, die Arbeiter*innenklasse zu spalten und auseinander zu bringen, zu betonten. Es ist besonders wichtig, unsere Reihen und die Arbeiter*innenklasse gegen den Druck des bürgerlichen Nationalismus zu impfen, der sich sogar innerhalb der revolutionären Partei widerspiegeln kann. Deshalb veranschaulichten wir diesen Punkt in unserer ersten Antwort an Andros P. mit unserer Analyse der Black Panther, wie sie sich damals entwickelten, und wo wir ein Programm und eine Perspektive vorlegten, wie wir in solche Bewegungen eingreifen und sie in eine Klassenrichtung lenken könnten. Andros P. sieht leider keine Verbindung zwischen diesem früheren Kampf, der uns erlaubte, die wesentlichen Merkmale einer marxistischen und trotzkistischen Position in der nationalen Frage zu erfassen, und dadurch der Möglichkeit, nach Irland zu gehen und dies auf die nationale Frage anzuwenden und damit unsere erste Basis dort zu gewinnen.
12. Allerdings spitzten sich die Zugeständnisse an die Identitätspolitik in Irland, wie wir bereits erklärt haben, bei der letztjährigen CWI-Sommerschulung zu. Damals argumentierten – nicht zum ersten Mal – einige der jüngeren irischen Genoss*innen, dass eine neue ,Avantgarde‘ der revolutionären Bewegung nicht in der Arbeiter*innenklasse, sondern in ,neuen Kräften‘, in der Bewegung für Frauenrechte, Schwulen- und Transgender-Rechte liege. Irische IEK-Mitglieder, die anwesend waren, schwiegen und korrigierten diese einseitige Position nicht; es blieb Hannah Sell überlassen, dieser falschen Idee auf verständnisvolle Weise entgegenzutreten. Andros P. hat zu diesem Thema nichts zu sagen, obwohl wir es mündlich und in einer Reihe von schriftlichen Beiträgen erwähnt haben! Wir haben offen gesagt, dass wir darüber alarmiert waren, zumal wir die frühere Erfahrung in Schottland hatten, als Genoss*innen, die in der Vergangenheit heroische Rollen in unserer Organisation und der Arbeiter*innenbewegung gespielt hatten, begannen, dem Druck des Nationalismus nachzugeben und die Auflösung der eigenständigen revolutionären Organisation und eines eigenständigen revolutionären Programms aufwarfen.
13. Dies geschah nicht unverzüglich, sondern im Laufe der Zeit. Es gipfelte in einem Vorschlag der schottischen Führung, unsere Organisation in einer „breiteren Front“ mit linken Reformist*innen einzutauchen bzw. aufzulösen. Als wir den Alarm auslösten und unseren Widerstand zum Ausdruck brachten, wurden wir in der Art von Andros P. heute belehrt – dass wir „überreagierten“. Andros P. unterstützte damals in Bezug auf den schottischen Disput das IS. Nun und mit Abstand erhebt er tatsächlich die gleichen Vorwürfe gegen das IS. Er war nicht in der Lage, Irland oder ein anderes Land über einen längeren Zeitraum von Jahren zu besuchen, und hat das Problem daher nicht aus erster Hand gesehen! Oder hat die Führung der griechischen Organisation in Wirklichkeit die gleiche falsche Politik in Griechenland verfolgt?
14. Wenn wir wegen irgendetwas schuldig sind, dann ist es nicht „Überreaktion“, sondern zu langsam gewesen zu sein, um zu erkennen, wie sich diese spezielle Konstellation negativ nicht nur auf die irischen Genoss*innen, sondern auch auf die Führungen jener Sektionen ausgewirkt hat, die sie in diesem Konflikt zunächst unterstützt haben. Angesichts einer schwierigen objektiven Lage, mit wenigen oder langsamen Bewegungen der Arbeiter*innenklasse, folgen wir in solchen Perioden dem Rat Trotzkis, eine geduldige Herangehensweise zu wählen, unsere Mitglieder theoretisch zu festigen und gleichzeitig die begrenzten bestehenden Möglichkeiten zu nutzen und natürlich bei allen Gelegenheiten zu versuchen, unsere Kräfte aufzubauen, auch wenn dies nur in kleinen Schritten erfolgt. Pausen im Klassenkampf – manchmal von langwierigem Charakter – sind gelegentlich unvermeidlich. In solchen Perioden müssen wir die Nerven behalten, uns hinein graben und die theoretischen Grundlagen unserer Partei und der Internationale beständig neu bewerten. Wir suchen keine Abkürzungen, insbesondere wenn es die Schwächung oder Auflösung unserer politischen und organisatorischen Kräfte umfasst.
15. Eine solche Herangehensweise wäre wahrscheinlich auf Sand gebaut und nicht von Dauer, sie wird auch nicht zu bedeutendem und nachhaltigem Wachstum führen. Unsere ehemalige schottische Organisation versuchte diesen Weg und ist, wie wir richtig vorausgesagt haben, völlig verschwunden.
16. Andros P. und die von ihm unterstützte irische Führung haben nun eine oberflächlich beeindruckende Liste von Interventionen bei Streikposten erstellt. Das wirft die Frage auf, warum ihr zuvor in eurem ersten Dokumenten eine ebenso beeindruckende Liste von Gründen dafür vorgelegt habt, wie unmöglich es sei, in die Gewerkschaften einzugreifen, selbst in nur begrenztem Maße? Ihr versucht, beides zu haben. Viele dieser Argumente sind ein Widerhall jener Art, wie wir in unserem täglichen Kampf in Großbritannien nicht nur die Boss*innen und rechten Gewerkschaftsführer*innen bekämpfen müssen, sondern auch jene wie die SWP, die genau ähnliche Argumente verwenden, um eine sektiererische Herangehensweise rechtfertigen, zu der der Versuch gehört, die Gewerkschaften zu umgehen. Wir kämpfen für das Einbeziehen von Arbeiter*innen, wo immer sie sich im täglichen Kampf befinden, und verbinden dies mit der Aufgabe, die Gewerkschaftsstrukturen zu verändern, um sie für die Zwecke der Arbeiter*innenklasse fit zu machen.
17. Schaut die großartige Rückzugsschlacht an, die wir in der PCS-Gewerkschaft führten und die nun zu einem Sieg innerhalb von Left Unity [Linke Einheit] für unseren Genossen Chris Baugh, stellvertretender Generalsekretär, führte. Dies wurde erreicht angesichts einer von Hauptamtlichen geführten bürokratischen Konterrevolution mit dem ehemaligen Linken Mark Serwotka – Generalsekretär der Gewerkschaft – an vorderster Front gegen uns. Er wurde von all dem „linken“ Ballast und Treibgut unterstützt, von jeder anderen linken Gruppe: IMT, SWP, Workers Power etc.. Wir haben in Bezug auf die lebenswichtigen Kämpfe in den Gewerkschaften einmal mehr gezeigt, was von einer revolutionären Organisation erfordert wird: „Hartnäckigkeit, wiederum Hartnäckigkeit und noch einmal Hartnäckigkeit.“
18. Wir glauben nicht, dass dies im Süden Irlands ausreichend oder konsequent gemacht wird, trotz der kürzlich vorgelegten Liste an Streikposten-Interventionen. Es gibt offensichtlich eine niedergehaltene Unzufriedenheit der Arbeiter*innen in Irland wie auch anderswo; und ihre Stimmen werden nicht gehört – obwohl wir derzeit die großartigen Streikaktionen der irischen Krankenschwestern und Hebammen sehen – und die irischen Genoss*innen haben sich stets dem Druck des IS widersetzt, eine Intervention durchzuführen, einen Anziehungspol rund um die besten kämpferischen Aktivist*innen im Süden Irlands zu formen, um sich auf die kommenden betrieblich-gewerkschaftlichen Stürme vorzubereiten, sowohl im Norden als auch im Süden. Eine Fortsetzung dieser Politik stellt keine ernsthafte Verpflichtung dar, eine industrielle Basis für unsere Partei im Süden wiederherzustellen, die derzeit klar fehlt. Auch legt sie nicht die Grundlagen dafür, dass wir wesentliche Schichten von Frauen aus der Arbeiter*innenklasse für unsere Partei gewinnen können.
19. Wir können die wahrscheinlich Antwort der griechischen Führung vorhersehen, dass das IS die Lage in Irland und anderswo durch die enge „britische Brille“ betrachte. Wir denken nicht, dass das wahr ist. Wir erkennen voll und ganz an, dass sich in dieser Periode die offiziellen Gewerkschaftsorganisationen unter der Leitung rechter Führungen auf dem Rückzug befinden – mit stagnierender oder sinkender Gewerkschaftsmitgliedschaft, mit schwachen und manchmal nicht vorhandenen Strukturen. Nichtsdestotrotz sind wir, wie wir in unserer ersten Antwort erklärten, immer noch verpflichtet, einen bestimmten Teil unserer Ressourcen jederzeit einzusetzen und uns auf diese grundlegenden aber notwendigen und lebenswichtigen Organisationen der Arbeiter*innenklasse zu orientieren. Diese Methoden haben den Test der Zeit bestanden und sind heute genauso notwendig wie in der Vergangenheit. Es sei denn, unsere Gegner*innen argumentieren, dass die Veränderungen nach rechts, die in den Gewerkschaften stattgefunden haben, nun deren Charakter als grundlegende Verteidigungsorganisationen der Arbeiter*innenklasse qualitativ verändert hätten. Bis vor kurzem gab es keine durchgängigen Berichte zu Arbeitskonflikten auf den irischen oder griechischen Websites, welche Interventionen in den Gewerkschaften und Betrieben behandeln. Im Gegenteil sagen diese Websites wenig oder gar nichts über die betrieblich-gewerkschaftliche Themen, Entwicklungen in den Gewerkschaften, nicht einmal darüber, was innerhalb den von der KKE kontrollierten Gewerkschaften geschieht, usw..
20. Es ist wahr, dass unter bestimmten Umständen, wie in Deutschland 1923, die offiziellen Gewerkschaften beiseite geschoben werden können, um durch massenhafte Vertrauensleutekomitees ersetzt zu werden, die die Rolle spielen können, die von den ,Sowjets‘ – Arbeiter*innenräten – in der Russischen Revolution ausgefüllt wurde. Dies kann in einer klaren vor-revolutionären Periode geschehen. Andererseits können die Gewerkschaften auch eine wichtige Grundlage für die Unterstützung einer revolutionären Regierung bilden, wobei das anfängliche Personal für den neuen Arbeiter*innenstaat weitgehend aus den Gewerkschaften kommt. Dies unterstreicht, wie zentral es ist, dass wir unerschrocken und entschlossen sind im Kampf, um Einfluss innerhalb der Gewerkschaften zu gewinnen, und gleichzeitig versuchen, die führenden Schlüsselvertreter*innen der Arbeiter*innenklasse politisch für unsere Organisationen zu gewinnen.
21. Wie wir bereits in früherem Material erläutert haben, bedeutet dies nicht, dass wir uns oder den Arbeiter*innen erlauben sollten, eine passive oder starre Herangehensweise gegenüber den offiziellen Gewerkschaftsstrukturen zu verfolgen. Wir müssen Oppositionsgruppierungen wie ,Ganemos CCOO‘ im spanischen Staat aufbauen. Flexible Taktiken sind erforderlich, zum Beispiel in Spanien, wo wir Genoss*innen haben, die aus den CCOO und dann aus der CGT ausgeschlossen wurden. Gelegentlich ist es richtig, die offiziellen Strukturen zu umgehen und dass Arbeiter*innen andere Strukturen schaffen, um einen Kampf führen zu können. Vor allem unter den neuen Schichten der Arbeiter*innenklasse haben wir in einigen Ländern das Entstehen neuer Gewerkschaften erlebt. Aber auch diese wurden oft in die bestehenden Gewerkschaften integriert. Es ist notwendig, Arbeit in den offiziellen Gewerkschaften zu verbinden und gleichzeitig direkt an die Arbeitsplätze zu gehen, um Verbindungen zu Arbeiter*innen zu schmieden, die nicht in den Gewerkschaften tätig sind.
22. Die sogenannte Frage des „Tons“ des IS wurde von unseren Gegner*innen kritisiert, die den „Ton“ von APs Reden beim IEK und seiner folgenden ätzenden Dokumente völlig und bequemerweise vergessen. Dies allein drängte viele bislang unentschiedene Genoss*innen dazu, die Plattform der IS-Mehrheit und unsere Kritik an der Herangehensweise der irischen Sektion sowie an der griechischen Führung und anderen zu unterstützen.
23. In unserer Organisation sollte es natürlich keinen Platz für Beleidigungen geben, die nur darauf abzielen, die strittigen politischen Fragen zu verdunkeln. Eine robuste Verteidigung all dessen, was als lebenswichtige Fragen für die Zukunft der revolutionären Bewegung betrachtet wird, ist eine ganz andere Sache. In seinem aktuellen Dokument versucht AP, seine schärferen Angriffe auf das IS abzuschwächen, verteidigt oder verschweigt – was auf das Gleiche hinausläuft – aber immer noch das Hacken und die inakzeptablen Methoden und Politik der Führung der irischen Sektion. Die ,Nicht-Fraktion-Fraktion‘ – von der sie nun zugeben, dass sie ihre Herangehensweise vor dem IEK koordiniert hat – gab der irischen Führung sowohl organisatorisch als auch politisch Unterstützung. Daher ihre offensichtlich zentral beschlossene Taktik, sich nun von den in Irland diskutierten Themen – und insbesondere dem Hacken – zu lösen, denn im Laufe der Diskussion hat sich gezeigt, dass dies nicht zu verteidigen ist. Dennoch versuchen sie immer noch praktisch, die inakzeptablen falschen und gefährlichen Methoden der irischen Führung zu vertuschen.
24. Es gibt durch AP oder die griechische EK leider nicht die leiseste Anerkennung der großen Gefahren, welche von der Identitätspolitik für die Arbeiter*innenbewegung – ihre Einheit im Handeln – ausgehen. Das passiert zu einem Zeitpunkt, wo die Strateg*innen der Bourgeoisie – die ganz bewusst das Wachstum der Identitätspolitik in den USA und anderswo als Mittel zur Spaltung der Arbeiter*innen-Bewegung ermutigt und dann versucht haben, diese schädlichen Ideen in den Rest der Welt zu ,exportieren‘ – jetzt Zweifel an der Verwendung dieser Waffe haben, weil sie dadurch Schwierigkeiten bei der Verwaltung ihrer eigenen Arbeitskräfte und damit des Systems haben. Dies spiegelte sich in einem erstaunlichen jüngsten Artikel in der ,Financial Times‘ wider, den Janan Ganesh unter der Überschrift „Time for America to embrace the class struggle” [Zeit für Amerika, den Klassenkampf in die Arme zu schließen] veröffentlichte.
25. Seine Kernaussage war, dass sich die Auswirkungen der Identitätspolitik, die den Kapitalist*innen zunächst beim „Teile und Herrsche“ geholfen hatten, nun in ihr Gegenteil verkehren, alle Spaltungen verstärken und eine Unzahl neuer Spaltungen schaffen, was so weit geht, dass es für sie unmöglich wird, sie zu kontrollieren und zu „verwalten“. Für ein Organ des Finanzkapitals höchst erstaunlich, befürwortet er dass „Amerikaner sich ihrem eigenen Klassenbewusstsein stellen sollten. Sie sollten es – in der Tat – annehmen. Klasse hat zweifellos das Potenzial zu spalten und zu verbittern, aber die demokratische Politik [das heißt „kapitalistische Politik“ – PT] muss auf der einen oder anderen Bruchlinie umkämpft werden. Diese fühlt sich weniger belastet an als die Spaltungen bezüglich Rasse, Gender und Sexualität, die das was wir – mangels eines besseren Euphemismus – als Identitätspolitik kennen, ausmachen …. Wenn es eine Sache gibt, die man aus dem marxistischen Denken herausholen kann – nur dieser eine Punkt, darauf muss ich bestehen -, dann ist es die jeweilige Gleichgültigkeit gegenüber Angelegenheiten des Blutes. Die Betonung lag immer auf dem materiellen Interesse als Motor der Geschichte. Durch die Zurückweisung von Marx [wir werden dies in der nächsten stürmischen Periode in den USA sehen – PT] blieben die USA frei und wohlhabend [?], aber auch wehrlos gegen Identitäts-Neurosen. Wie viel sagt es aus, dass Bernie Sanders, ein Sozialist, für Hillary Clintons Niederlage im Jahr 2016 die Fixierung auf solche Dinge verantwortlich machte. Der ,Kampf von heute‘, sagte er, sei gegen die [kapitalistische] ,Oligarchie‘. Der Senator aus Vermont sieht eine klassenbasierte Politik als gut für die Partei an.“ (Financial Times, 17. Januar 2019)
26. Die Boss*innen sind besorgt über die Auswirkungen der ,Identitätspolitik‘, selbst bis zu dem Punkt, dass sie ein ,klein wenig‘ vom Klassenkampf und sogar etwas zahmen ,Sozialismus‘ als Antwort auf die scheinbar endlosen von der Identitätspolitik gestellten Fragen vorziehen würden. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir nach der Melodie der Ideolog*innen der Bourgeoisie tanzen und die legitimen Forderungen von Frauen und der LGBTQ+-Community nicht aufgreifen müssen. Aber es bedeutet, dass wir für die Rechte aller unterdrückten Minderheiten kämpfen müssen, ohne prinzipienlose Zugeständnisse an die Identitätspolitik zu machen, an eine Politik, die die Arbeiter*innenklasse spalten und trennen kann.
27. Doch Andros P., das griechische EK und diejenigen, die die Führung der irischen Organisation unterstützen, sind ungeniert unbeeindruckt von den Gefahren, die eine Akzeptanz von ,Identitätspolitik‘ anstelle einer rigorosen Klassenanalyse mit sich bringt, die diese mit einem Programm verknüpft, das strebt, die Arbeiter*innenklasse zu vereinigen, das auch die Unterstützung für die legitimen Forderungen unterdrückter Minderheiten umfasst.
28. AP, die griechische EK-Führung und andere, die sich mit ihnen zusammengeschlossen haben, weisen diese Herangehensweise zurück und unterstützen weiterhin die irische Führung, die den Druck der bürgerlichen ,Identitätspolitik‘ und die Herabstufung und Nichtbeachtung der Bedeutung der Kämpfe und der Zentralität der Arbeiter*innenklasse widergespiegelt hat. Wir haben Aspekte ihrer Arbeit kritisiert: die Herabstufung der Rolle unserer Partei, die Größe des Hauptamtlichen-Apparats, welcher im Verhältnis zur Mitgliedschaft überproportional groß und auf staatliche Mittel angewiesen ist. Wir gaben Kritik an der Schwächung des unabhängigen Banners der Partei in Irland, der Verwässerung des Programms und andere Kritikpunkte, die wir an anderer Stelle vorgebracht haben, zu Protokoll. AP und die griechische Führung äußerten kaum ein Wort der Kritik an der irischen Führung, während die schwedische Sektion die Frauenarbeit in Irland und ROSA als Modell begrüßt, deren Beispiel ohne kritische Bewertung von anderen Sektionen des CWI nachgeahmt werden sollte. Viele dieser Fragen haben wir bereits an anderer Stelle ausführlich behandelt, auch in unserem Dokument über Frauen. Weil wir diese falschen Positionen dieser Genoss*innen ablehnten, wurden wir als ,primitiv‘, ,eindimensional‘, ,im sicheren Hafen der Vergangenheit verhaftet‘ und als ,bürokratische‘ und ,undemokratische‘ Führung bezeichnet und seien daher gegen ihren ach so ,moderne‘ Herangehensweise oder unfähig, sich ihr zu stellen. Dies ist das Spiel, das die irische, griechische und schwedische Führung und die anderen, die die Minderheit im CWI unterstützen, in dieser Diskussion gewählt haben.
29. Wir sind an all diese Art von Kritik von rechts und von der reformistischen Linken in der breiten Arbeiter*innenbewegung gewöhnt. Das hat uns nicht davon abgehalten, die Methoden des Marxismus, die wir aus der Vergangenheit geerbt haben und die immer noch gültige Analyse- und Handlungs-Instrumente für die Arbeiter*innenklasse sind, hartnäckig zu verteidigen. Sie sind die ,modernsten‘ Ideen, um die Arbeiter*innenbewegung für die bevorstehenden Kämpfe wieder zu bewaffnen.
30. Wir haben in Frauenbewegungen, Umweltkampagnen, anti-rassistischen und anti-faschistischen Bewegungen und in der anti-kapitalistischen Bewegung der 1990er Jahre interveniert und uns an all den großen Kämpfen beteiligt. Wir engagieren uns für wichtige Umweltbewegungen. Zum Beispiel führen unsere Genoss*innen eine wichtige Kampagne im Osten Londons, „Save our Square“, nicht nur unter dem Banner unserer Organisation, sondern auch mit offiziellen Teilen der Gewerkschaften im Vordergrund.
31. Was die antikapitalistische Bewegung selbst betrifft, so war vor allem die massive Bewegung in Edinburgh – die wahrscheinlich eine der größten anti-kapitalistischen Demonstrationen in Europa war – mit CWI-Kontingenten vom ganzen Kontinent hervorzuheben, bei der die schottische sowie englisch-walisische Sektionen die Hauptrolle spielten. Darüber hinaus waren IS-Mitglieder an den Kampflinien in Chiapas (Mexiko), Göteborg, Genua, Nizza, Montreal, Seattle, Porto Alegre, Rostock und so weiter vertreten. Wir haben immer interveniert und versucht, die maximale Unterstützung für unsere Ideen zu bekommen, aber mit begrenztem Erfolg, wie wir es erwartet haben. In diesem Prozess haben wir einige begrenzte aber wichtige Kontakte geknüpft, von denen einige zu zentralen Genoss*innen für uns wurden, wie z.B. Kshama Sawant, die infolge der ,Occupy‘-Bewegung durch Philip Locker rekrutiert wurde – welcher nunmehr unsere Reihen verlassen hat.
32. Aber in allen solchen Fällen hatten wir nie übertriebene Erwartungen, was in Bezug auf die griechische Organisation weder in den antikapitalistischen Bewegungen der 90er Jahre noch in einigen anderen jüngeren Bewegungen zutrifft. Warum stellten wir diese Perspektive auf? Wegen des überwiegend kleinbürgerlichen Charakters der weitgehend instabilen nicht langlebigen Phänomene. Dasselbe gilt nicht in Bezug auf die Organisationen der Arbeiter*innenklasse, in denen sich die Arbeit in langsamerem Tempo entfalten kann, aber nichtsdestotrotz mit der richtigen Herangehensweise ein nachhaltigeres Wachstum echter revolutionärer Kräfte entstehen kann.
33. Dies hat uns jedoch nicht daran gehindert, uns erfolgreich mit den Frauen- oder Umwelt-Bewegungen auseinanderzusetzen. Es ist auch kein Zufall, dass die Partei in England & Wales unserer Meinung nach der einzige Teil des CWI ist, der derzeit eine Mehrheit von Frauen in seinem Führungsorgan, dem EK, hat. Ähnlich konnten wir eine Reihe von Genossinnen zu den aktuellen internationalen Debatten entsenden – Christine Thomas aus Italien, Hannah und Judy aus England & Wales, Clare Doyle vom IS – obgleich, soweit uns bekannt ist, die ,Nicht-Fraktion-Fraktion‘ nur zweimal eine Genossin entsendet hat, um ihre Position in anderen Sektionen zu verteidigen, obwohl im Mittelpunkt dieser Diskussion die Frage der Frauen- und Identitäts-Politik steht.
34. Egal wie oft wir es wiederholen; wir wollen keine Spaltung von den Ir*innen oder anderen und wollten es von Anfang an nie. Wir können für die Zukunft nicht garantieren, dass dies nicht der Fall sein wird, und es kann sogar notwendig sein, wenn wir entdecken, dass unsere Gegner*innen in der ,Nicht-Fraktion-Fraktion‘ – die sich sich bereits auf inakzeptable Weise verhalten haben, indem sie versuchten, ihre Position zu Dingen wie das Hacken zu verbergen – zeigen, dass sie sich von einem klaren trotzkistischen Programm und klarer trotzkistischer Perspektive verabschiedet haben.
35. Wir müssen nun etwas den Boden entziehen, was inzwischen zu einem verbrauchten alten, von Andros P. verewigt Mythos wurde, auf der Grundlage einer Bemerkung in einem Telefongespräch – nicht in einem Dokument, nicht beim IEK – dass wir, die Mehrheit der CWI-Führung, von Anfang an eine Spaltung angestrebt hätten: dass man sagen könne, dass die irische Organisation auf ihrer jetzigen Flugkurve „auf dem Weg hinaus“ sei. Das war die Meinung eines Mitglieds des IS (von mir selbst, PT), aber bei mir war die Unvermeidlichkeit einer solchen Entwicklung damals wie heute keineswegs verfestigt. Aber ich habe genügend Fraktionskämpfe erlebt, um die wachsende politische Divergenz zu erkennen, die klar zwischen uns besteht; zwischen der Mehrheit, sowohl des IS als auch der CWI-Mitgliedschaft insgesamt, und der Führung der irischen Organisation, zusammen mit der griechischen Organisation auf der Grundlage ihrer derzeitigen Politik, sowie der schwedischen Organisation. Wir ziehen es vor, uns der Realität zu stellen, anstelle den Märchen, die das Denken in den Schriften Andros P.s und der griechischen Führung, mit der Zustimmung einiger anderer dominieren.
36. Deshalb werde ich Andros P. nicht in die Sackgasse von „Wer hat was gesagt“ und anderen völlig falschen Punkten folgen, sondern mich abschließend auf die klaren politischen Fehler in dem jüngsten Dokument von ihm und der griechischen Führung konzentrieren.
37. Wir haben gewarnt, dass die irische Führung und diejenigen, die sie unterstützen, wie die griechische Führung, dem ,Mandelismus‘ erhebliche Zugeständnisse gemacht haben, die hier nicht wiederholt werden müssen. Andros P. reagiert empört auf diese Kritik, die er für „eine Beleidigung“ hält. Und doch hat Andros P. in zwei gewichtigen Dokumenten nicht gezeigt, wie er sich von Mandel in den 1960er-Jahren unterscheidet, der sich an eine ungünstige wirtschaftliche Lage anpasste und eine Abkürzung suchte, indem er andere Kräfte anstelle der Rolle der Arbeiter*innenklasse unterstützte.
38. Die griechische Führung, die der irischen Führung folgte, wandte ,zeitweilig‘ der organisierten Arbeit in den Reihen der Arbeiter*innenklasse den Rücken zu. Während etwas Gewerkschafts-Aktivität durchgeführt wird – und unser führender Athener Busarbeiter-Genosse wurde eingeladen, auf einer öffentlichen Parteiveranstaltung in London zu sprechen -, verteidigt, rechtfertigt und ,theoretisiert‘ das griechische EK-Dokument die falsche Herangehensweise der irischen Genoss*innen in Bezug auf die Gewerkschaftsarbeit.
39. Kevin McLoughlin drückte dies in seiner falschen Analogie mit der ,Offenen Wende‘, die wir in Britannien verfolgten, deutlich aus. Der Vergleich zwischen der Labour Party und den Gewerkschaften in Britannien ist völlig falsch. Die Labour Party war in jeder Hinsicht leer, wie die Sozialdemokratie auf gesamt-europäischer Ebene, und es war nicht der Mühe wert, in ihr zu arbeiten. Das änderte sich mit der Wahl Jeremy Corbyns, aber der Kampf zwischen den ,zwei Parteien in einer‘ ist noch nicht geklärt. Übrigens ist auch die starre Art und Weise, wie die griechischen Genoss*innen die Frage der Arbeit innerhalb SYRIZAs stellen, falsch. Die Erfahrung Corbyns und unsere Taktik gegenüber der Bewegung um ihn herum – die wichtige Schichten international auf uns zukommen ließ, Diskussionen eröffnete usw. – zeigt, wie fließend die Lage ist und wie flexibel wir sein müssen, auch im Falle SYRIZAs, als noch nicht klar war, wie sich eine Partei oder ein Trend unter den Auswirkungen der schweren Krise entwickeln würde, vor der wir heute stehen.
40. Wir vertreten nicht die Sache von Stephan K. und dem, was er in Griechenland getan haben soll, was Andros P. in seinem Dokument aufbringt. Aber wir stimmen nicht mit der schroffen Art und Weise überein, wie er von Andros P. behandelt wurde, oder den starren Perspektiven, die Andros P. scheinbar bezüglich der Entwicklungen in den Massenorganisationen, sowohl in den Gewerkschaften als auch politisch, hat. Alle Arten von Entwicklungen sind in dieser Zeit der plötzlichen und rasanten Veränderungen der Lage möglich; dessen müssen wir uns bewusst sein.
41. Im Bezug auf den ,Mandelismus‘ haben wir darauf hingewiesen, dass Mandel nicht geradewegs dazu überging, die zentrale Rolle der Arbeiter*innenklasse in der sozialistischen Revolution aufzugeben. Es gab immer eine Klausel in ihren Dokumenten – wie eine zwielichtige Versicherungspolice -, die die Bedeutung der Arbeiter*innenklasse zugestand. In der Praxis wandten sie jedoch der Arbeiter*innenklasse den Rücken zu zugunsten der „neuen Kräfte“. Und zu unserer riesigen Enttäuschung tun Andros P. und das griechische EK dasselbe, eine Herangehensweise, die, wenn sie nicht aufgegeben würde, die gleichen katastrophalen Folgen haben würde wie bei Mandel und seiner Organisation. Es muss jedoch hinzugefügt werden, dass Mandels Organisation nicht unmittelbar zusammenbrach. Aber die gemachten ideologischen Zugeständnisse begannen ihre Grundlagen zu erschüttern, bis heute ihre Verbindung zum wirklichen Trotzkismus nur mehr eine Erinnerung ist.
42. Dasselbe kann auch mit Sektionen des CWI geschehen, wenn wir nicht unsere bewährten Methoden verteidigen und weiter an den theoretischen Waffen der Arbeiter*innenklasse für die kommenden Schlachten feilen und daraus alle notwendigen organisatorischen Schlussfolgerungen ziehen. Wir werden im Laufe der kommenden Diskussion und in den Klassenkämpfen, die den Hintergrund dieser Diskussion bilden werden, sehen, wie sich die verschiedenen Organisationen des CWI positionieren werden.
43. In Andros P.s jüngstem Dokument gibt es eine entscheidende Frage, bei der er und seine Gesinnungsgenoss*innen sich besonders irren, und das ist die Frage des Aufbaus und des Schmiedens einer revolutionären Führung, die nicht nur eine Massenpartei entwickeln kann, sondern auch die notwendigen Führungsqualitäten zur Eroberung der Macht. Er behauptet, dass wir argumentiert hätten, dass „wenn TG und PT den Mandelist*innen in den 60er Jahren nicht den Rücken gekehrt hätten … niemand die revolutionären Perspektiven und das Programm des CWI hätte entdecken können. Es ist nicht nur falsch, es ist tatsächlich ,unmarxistisch‘ zu glauben, dass Marx‘ und Lenins und Trotzkis Gedankentradition verloren gegangen wäre, wenn es PT und TG nicht gegeben hätte. Das ist eine sehr pessimistische Herangehensweise in Bezug auf die Fähigkeit der Arbeiter*innenklasse, revolutionäre Schlussfolgerungen zu ziehen“.
44. Dies ist eine völlig unhistorische, fatalistische und passive Herangehensweise, wie eine Führung geschmiedet werden kann, um die Revolution durchzuführen. Nirgendwo und zu keiner Zeit haben wir gesagt: „Niemand hätte die revolutionären Perspektiven und das Programm des CWI entdecken können“. Natürlich könnte die Arbeiter*innenklasse mit der Zeit und zum Preis von Niederlagen und vielleicht schweren Niederlagen die notwendigen führenden Vertreter*innen oder eine Reihe von führenden Vertreter*innen erlangen, die die Arbeiter*innenklasse politisch zum Sieg rüsten können.
45. Es bleibt jedoch eine Tatsache, dass ohne die Anwesenheit insbesondere Lenins und Trotzkis, die die Voraussetzung für die politische Bewaffnung der bolschewistischen Partei war, die Russische Revolution nicht stattgefunden hätte. Trotzki weist in „Tagebuch im Exil“ darauf hin, dass es ohne die Anwesenheit Lenins – und der Autorität, die er in der bolschewistischen Partei und im Laufe der Revolution unter den Massen aufgebaut hatte – zu diesem Zeitpunkt keine russische Revolution gegeben hätte, auch nicht mit Trotzkis Anwesenheit in Petrograd. Trotzki war politisch „korrekter“, sagte die Perspektiven und Dynamiken der russischen Revolution durch seine berühmte Theorie der permanenten Revolution und im Allgemeinen genauer vorher. Er hatte jedoch nicht die Autorität, den Konservatismus und die Opposition der sogenannten „alten Bolschewiki“ zur bevorstehenden Revolution rechtzeitig zu überwinden. Trotzki ist sehr ehrlich und klar, dass seine Opposition gegen Lenin in der Frage der Partei und sein Versöhnler*innentum im Kampf zwischen den Bolschewiki und Menschewiki in der gesamten der Russischen Revolution vorhergehenden Periode, trotz der Klarheit seiner Ideen, seines Programms und seiner Perspektiven, nie in der Lage gewesen wären, den Widerstand dieser alten Bolschewiki rechtzeitig zu überwinden, um die Revolution zum Sieg zu führen.
46. Wie wir eine solche Führung schmieden – eine zentrale Aufgabe für Jahre – darauf sind wir bei einer Reihe von Gelegenheiten eingegangen. Aber es ist mit diesem ideologischen Kampf verbunden, der jetzt stattfindet. Weder wird ein Individuum heute wahrscheinlich die Rollen Lenins oder Trotzkis einnehmen noch wird eine Revolution in der modernen Ära eine simple Wiederholung der Russischen Revolution selbst sein. Aber eine Sache ist absolut klar: Das bewusste Schmieden einer solchen kollektiven Führung ist die Voraussetzung für den zukünftigen Erfolg. Dies ist einer der Gründe, warum wir uns bemüht haben, möglichst nicht in der ersten Person („Ich“) zu sprechen oder zu schreiben, sondern immer das „Wir“ zu betonen, wie es Lenin selbst durch den ständigen Gebrauch des Wortes „Bolschewismus“ tat, welches stellvertretend für seine eigenen Schriften und Reden stand.
47. Andros P. und die griechische Führung ignorieren die Realität dessen, was tatsächlich in Griechenland geschah. 1974 gelang es mir, den mittlerweile verstorbenen Nikos Remondos und seine Gruppe zu gewinnen, die gerade aus einer schlechten Erfahrung herausgekommen war, welche aus ihrem Flirt mit sektiererischen Gruppen entstand. Nach gründlichen Gesprächen mit mir wurden sie für das CWI gewonnen. Ich hatte auch Gespräche mit einer Gruppe von Marmor-Arbeiter*innen, die sich ebenfalls dem CWI anschlossen. Bevor Andros P. in Griechenland in die Führung kam, war die griechische Sektion des CWI auf rund 800 Mitglieder angewachsen. Das Problem war, dass es aus ungetesteten Kleinbürger*innen mit unzureichender Orientierung auf die Arbeiter*innenklasse bestand. Dies führte zu scheinbar endlosen und fruchtlosen Diskussionen, bei denen regelmäßig Leute aus der Organisation ausschieden und sich von ihr abspalteten. Wäre ich damals nicht in Griechenland gewesen, ist es sehr zweifelhaft, ob Nikos R. den echten Trotzkismus gefunden hätte. Sein Beitrag – sowohl politisch als auch finanziell – hat die griechische Organisation erheblich unterstützt. Dies taten ebenso die Interventionen des IS, insbesondere Tony Saunois‘ in den 1980er Jahren und Bob Labis in den 70ern, der buchstäblich Monate damit zubrachte, die Organisation in Griechenland zu verstärken und zu festigen. In letzter Zeit verfolgten Simon Kaplan und dann Niall Mulholland die scheinbar undankbare Aufgabe, Griechenland vom IS aus zu besuchen. Traurigerweise sind wir nun zu dem Schluss gekommen, dass, falls die griechische Organisation ihren derzeitigen Weg fortsetzt, sie vor großen Problemen stehen wird, ebenso wie die irische Organisation und diejenigen, die sich politisch mit ihnen verbinden.
48. Durch diese Diskussion werden wir – unabhängig vom Ergebnis – hoffentlich ein kämpferischeres CWI schmieden, das bereit ist, sich der Herausforderung zu stellen, eine Organisation aufzubauen, die für die Aufgaben der kommenden Kämpfe geeignet ist.
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