Leo Trotzki: Brief an Henri Guernut

[31. Mai 1933, eigene Übersetzung des französischen Textes, verglichen mit der englischen Übersetzung, „Für das Visum in Frankreich“, „Was ich in Frankreich tun würde“]

Sehr geehrter Herr Abgeordneter!

Einige meiner Freunde haben die Initiative ergriffen, um mir das Aufenthaltsrecht in Frankreich zu verschaffen. Sie wurden von Politikern und Literaten unterstützt. Man hat mir mitgeteilt, dass Sie, Herr Abgeordneter, sich mit Energie und Autorität in diese Angelegenheit eingeschaltet haben. Ich danke Ihnen dafür.

Ich glaube nicht, dass die Schwierigkeit darin besteht, dass ich 1917 [1916] wegen meiner Tätigkeit während des Krieges aus Frankreich ausgewiesen wurde. Was die französischen Behörden möglicherweise beunruhigt, ist die Zukunft und nicht die Vergangenheit. Nun möchte ich in aller Offenheit erklären: Wenn ich nach Frankreich komme, werde ich vom aktiven politischen Leben völlig isoliert bleiben, ich werde mich nicht in das Leben der Organisationen einmischen, ich werde weder Vorträge noch Versammlungen abhalten, ich werde mein Leben wie hier in Prinkipo auf eine Weise regeln, die den für die öffentliche Ordnung zuständigen Behörden keinerlei Anlass zur Sorge geben kann.

Meine Absichten wären ganz einfach: eine normale Kur machen, meine Frau und ich, die Möglichkeit haben, die Schätze der französischen Bibliotheken zu nutzen, die französischen und englischen Zeitungen nicht vier oder fünf Tage nach ihrem Erscheinen lesen, sondern am selben Tag, und meine literarischen Arbeiten fortsetzen.

Bitte glauben Sie, Herr Abgeordneter, an meine Hochachtung.


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