[Nach „Die Neue Zeit: Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie.“ – 19. 1900-1901, 2. Band, Heft 30 (24. April 1901), S. 123-127]
Kurz vor der Akademikerdebatte in Sachsen, die eine gewisse Missstimmung weiter Arbeiterkreise gegen manche unserer Akademiker kundgab, vollzog sich in Russland auf offener Straße die Verbrüderung von Akademikern und Proletariern zu gemeinsamem Kampfe gegen den zarischen Absolutismus, Die Iden des März hatten sich wieder einmal als ein revolutionäres Datum erwiesen.
Diese Verbrüderung leitet die erste Maifeier des neuen Jahrhunderts für uns in hoffnungsreichster Weise ein, bildet sie doch die Zusammenfassung der beiden revolutionären Elemente Russlands, die auf einander angewiesen sind, von denen jedes für sich allein wenigstens für absehbare Zeit unfähig ist, den Koloss des Zarismus trotz seiner tönernen Füße umzustürzen.
Die Studentenschaft hat in Russland eine ganz andere Bedeutung als in Westeuropa. Der Klassenkampf des Proletariats bedarf überall wissenschaftlicher Vertiefung, er kann ohne Mithilfe der „Intelligenz“ nicht zu einer sozialdemokratischen Bewegung werden. Aber es sind reife Denker, die dazu nötig sind, nicht Studenten. Wo diese sich daran machen, die Theorie auf eigene Faust fortentwickeln zu wollen, die sie vielmehr zu studieren hätten, ist das Ergebnis stets Konfusion. Aber auch für die Propaganda der Ideen sind in Westeuropa die Studenten nicht notwendig, das westeuropäische Proletariat ist intelligent und klassenbewusst genug, das selbst und besser als die Studenten besorgen zu können.
In Westeuropa hat also der Student, der zur Sozialdemokratie kommt, nur die Aufgaben eines Rekruten, nicht die eines Vorkämpfers. Er soll von den Denkern der Sozialdemokratie die Theorie lernen, um sie später einmal weiterzubilden, wenn die Verhältnisse und der Verstand es erlauben; er soll von den Veteranen der praktischen Bewegung lernen, wie die alltägliche Praxis zu gestalten.
Ganz anders sind die Aufgaben des Studenten in Russland. Er war bis vor Kurzem der einzige revolutionäre Faktor von Belang im Zarenreiche. Er hatte nicht bloß zu lernen, sondern auch zu kämpfen. Er hatte die Arbeiten der Propaganda, der Organisation und, wo es sein musste, des aktiven Widerstandes gegen die Staatsgewalt so gut wie allein zu besorgen. Er hatte keine Lehrmeister dabei, als die Erfahrung, und es war ein teures Lehrgeld, das er zu bezahlen hatte.
In Westeuropa war bis in die Mitte unseres Jahrhunderts die Kerntruppe der revolutionären Massen in den Kämpfen der aufstrebenden Bourgeoisie gegen den Absolutismus das industrielle, städtische Kleinbürgertum gewesen. Die Masse des städtischen Proletariats stand ideell ganz auf seinem Boden, unterschied sich vom Kleinbürgertum höchstens durch größere Rücksichtslosigkeit und Energie, nicht aber durch einen weiteren Blick.
Russland fehlt diese revolutionäre Kerntruppe nahezu vollständig. In Westeuropa war das städtische Kleinbürgertum groß und stark geworden auf Kosten des flachen Landes, dessen aufkeimende Industrie es unterdrückte. In Russland waren die Städte nie dazu gelangt; das Handwerk entwickelte sich dort vorwiegend in den Dörfern, als Nebenerwerb der Bauern, zu einer kapitalistisch ausgebeuteten Hausindustrie; das städtische Handwerk blieb dürftig und wurde oft auch nur von Bauern betrieben, die in die Stadt zogen. Auch die industrielle Bevölkerung war also im Wesentlichen eine bäuerliche. Außer der bürgerlichen Intelligenz und dem Adel gab es fast nur noch Bauern in Russland.
Der Bauer ist aber dort nicht revolutionär. Revolutionär sein, heißt, nach der Eroberung oder dem Umsturz der Staatsgewalt trachten, es heißt also auch, staatliche Interessen verfolgen. Der russische Bauer steht aber dem Staate verständnislos gegenüber. Was er begreift, sind die kleinen Interessen der Dorfgemeinde; was darüber hinausgeht, ist ihm ein Buch mit sieben Siegeln. Der Vertreter der Staatsgewalt, der Zar, erscheint ihm ebenso fern und unerforschlich, wie der Herrgott im Himmel, Ja, diesem fühlt er sich vielleicht näher stehend, denn mit seinem Vertreter, dem Popen, hat er viel mehr Berührungspunkte, als mit dem Tschinownik, dem Beamten. Der Bauer kann unzufrieden werden, rebellisch, aber eine planmäßige Aktion zur Änderung oder auch nur Beeinflussung der Staatsgewalt bleibt ihm unverständlich.
Unter diesen Verhältnissen musste die Studentenschaft eine besondere Bedeutung erlangen als der einzige, einigermaßen kampffähige und kampflustige Teil der gebildeten Schichten Russlands, die allein im Stande waren, staatliche Interessen zu begreifen, und die den lähmenden Einfluss des Absolutismus am härtesten empfanden und am klarsten erkannten. Die Studenten, noch nicht durch bürokratische Disziplin gebrochen, nicht durch die Sorge um die Existenz der Familie gebeugt, nicht an die Scholle gefesselt, in stetem Verkehr mit dem Ausland, dessen kulturelle Höhe sie mit der Barbarei der Heimat verglichen, voll jugendlichen Wagemutes, waren am ehesten dazu geneigt, dem herrschenden Regime tatkräftig entgegenzutreten, das sie auch am meisten fürchtete, am meisten schikanierte und provozierte.
Aber nicht dadurch allein erlangte das russische Studententum seine eigenartige Stellung; es verdankte sie auch der Schwäche des Zarismus.
War nirgends in Europa ein solcher Mangel an revolutionären Elementen, dass den Studenten allein der Vorkampf gegen den Absolutismus blieb, so war dieser auch nirgends so schwach, dass die Studenten allein im Stande gewesen wären, ihm gegenüber eine Macht zu bilden.
Die vornehmsten Stützen des russischen Absolutismus sind Armee und Bürokratie. Aber auch diese sind zum Teile korrumpiert und gesinnungslos, zum Teile selbst oppositionell angehaucht, da sie am besten erkennen, wie sehr ihr Staat durch den absolutistischen Druck in seiner Entwicklung gehemmt ist.
So findet zeitweise das Zarentum gegenüber den revolutionären Regungen einen einzigen kraftvollen Helfer: die Polizei. Auf ihr beruht das ganze herrschende System, ihr hat sich alles zu beugen, sie ist, nächst dem Zaren, die höchste Macht im Staate. Der Kampf zwischen Absolutismus und Revolution wird ein Ringen zwischen Polizei und Studenten, dem die Gesellschaft in der Regel halb teilnahmsvoll, halb ängstlich zusieht, ohne aktiv einzugreifen.
Natürlich empfanden die Studenten, seitdem sie oppositionell fühlten, auch das Bedürfnis, ihrer Isolierung zu entgehen und eine Stütze im Volke zu suchen. Auf den Liberalismus der Gebildeten war kein Verlass: heißt doch sich offen oppositionell zeigen in Russland so viel, wie seine eigene Haut zu Markte tragen; die eigene Person einzusetzen, war aber gerade die Schicht der reiferen Gebildeten – zum großen Teile Beamte – nicht recht veranlagt.
So gingen die Studenten ins Volk, das heißt, unter die Bauern, in den siebziger Jahren. Ein anderes Volk gab’s ja nicht, wie wir gesehen. Wer Bauernagitation treiben will, dem empfehlen wir das Studium der Erfahrungen der russischen Studenten jener Zeit. Von der prinzipiellsten bis zur prinzipienlosesten Propaganda wurde alles versucht – traten doch revolutionäre Propagandisten als Emissäre des Zaren auf und suchten es den Bauern begreiflich zu machen, es sei der Wille des Zaren, dass man der Herrschaft der Großgrundbesitzer und der Beamten ein Ende mache. Es nützte jedoch alles nichts.
Die ganze Agitation hatte nur den einen Erfolg, das herrschende Regime gegen die Bewegung scharf zu machen und es anzutreiben, dieser mit den brutalsten Mitteln entgegenzutreten. Die Studentenschaft wurde gezwungen, den Kampf mit dem Zarentum isoliert, ohne Rückhalt im Volke, aufzunehmen. Es war ein verzweifeltes Ringen, verzweifelt auf beiden Seiten, denn die Regierung fühlte sich des Sieges keineswegs sicher. Der türkische Krieg hatte ihr Prestige zerstört und in der Armee große Unzufriedenheit hinterlassen. Der Staatsbankrott rückte immer drohender heran, Unzufriedenheit herrschte an allen Ecken und Enden, jede Niederlage der Regierung wurde mit Beifall aufgenommen.
Vor keiner Gewalttat schreckte das zarische Regime zurück; der weiße Schrecken aber gebar den roten Schrecken; dem Galgen und den Füsilladen antworteten der Revolver und das Dynamit. Fast schien es, als sollte es dem glorreichen Ringen einer Handvoll Helden gelingen, das Ungeheuer des zarischen Absolutismus niederzuwerfen – da, in dem entscheidenden Moment, als sie den Zaren selbst beseitigt, brach die revolutionäre Bewegung zusammen. Sie war an einem Punkte angelangt, wo sie nur noch vorwärts konnte, wenn eine breite Schicht der Bevölkerung sich auf ihre Seite stellte, aber alles blieb still. Die liberale Intelligenz rührte sich nicht. Damit war der Zauber gebrochen und Alexander III. konnte ungestört daran gehen, seinen Vater zu rächen, die revolutionäre Bewegung in den Boden zu stampfen, die Reaktion und den Absolutismus zu verschärfen.
Dabei half ihm die chronische Krisis in Westeuropa, die es verhinderte, dass für das rasch sich anhäufende Kapital neue Anlagemöglichkeiten in erforderlichem Maße erstanden. Das überfließende Kapital strömte willig nach Russland, wo es half, den Staatsbankrott hinauszuschieben und eine neue Ära raschester industrieller Entwicklung zu schaffen. Das Kapital Deutschlands, Belgiens, Frankreichs, auch Englands hat damals nicht wenig beigetragen, den Nihilismus zu erschlagen.
Der Absolutismus schien für immer befestigt, jede Auflehnung gegen ihn unsinnig. Der große Aderlass an der russischen Studentenschaft veränderte für Jahre hinaus deren Charakter. Es waren vorwiegend Streber und Feiglinge, die zurückgeblieben waren, und deren Einfluss stieg mit dem steigenden Pessimismus.
Aber mit der Zeit wuchs ein neues Geschlecht heran und die Kampfeslust beginnt sich in seinen Reihen wieder zu regen. Gleichzeitig aber hat die eben erwähnte industrielle Entwicklung einen neuen revolutionären Faktor geschaffen, der Russland bisher fehlte: ein städtisches industrielles Proletariat.
Schon in den siebziger Jahren hatten einzelne Gruppen, vorwiegend unter dem Einfluss marxistischer Anschauungen, darauf hingewiesen, dass nicht der Bauer, sondern der städtische Industriearbeiter die Schicht sei, auf die man sich stützen müsse. Aber diese Schicht war damals noch sehr dünn, und wenn in Westeuropa der industrielle Lohnarbeiter vielfach aus dem Kleinbürgertum hervorging, fast immer im Anfang dessen Ideengang teilte, also unter dem Absolutismus von vornherein revolutionär empfand, so ging der russische Industriearbeiter aus der Bauernschaft hervor und bildete anfangs ein ebenso sprödes Agitationsmaterial wie diese.
Das ist seitdem anders geworden. Heute hat auch Russland ein starkes städtisches, industrielles Proletariat, das zum großen Teile bereits in der Industriestadt geboren und losgelöst ist vom bäuerlichen Gedankenkreis, das anfängt, eigene Anschauungen und ein eigenes Klassenbewusstsein zu entwickeln.
Je mehr dieses selbständige Proletariat erwuchs, desto mehr wurde die russische studierende Jugend von marxistischen Ideen erfasst, desto mehr erkannte sie in dieser neuen sozialen Schicht den Messias, der berufen sei, Russland vom Absolutismus zu erlösen.
Die Propaganda im Proletariat wurde immer mehr zur Hauptaufgabe der oppositionellen russischen Studentenschaft.
Über die Art und Weise der neuen Tätigkeit „im Volke“ gingen allerdings die Ansichten ebenso sehr auseinander, wie seinerzeit die über die Propaganda unter den Bauern; Darüber waren Alle einig, dass man alles aufbieten müsse, um die geistige und physische Hebung der Arbeiterklasse zu fördern; aber die Einen waren der Ansicht, man müsse mit der praktischen Kleinarbeit revolutionäre Aufklärung verbinden, müsse den Arbeitern zeigen, dass sie in ihren praktischen Bestrebungen auf Schritt und Tritt durch den Mangel an politischer Freiheit gehindert würden, dass Freiheit Brot bedeute, dass der Kampf um Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung der Löhne aufs Innigste verknüpft sei mit dem Kampfe gegen den Absolutismus.
Andere meinten, der russische Arbeiter sei noch nicht reif zu politischer Propaganda, er verstehe sie noch nicht. Aber auch diese teilten. sich wieder in solche, die den ökonomischen Klassenkampf in den Vordergrund stellten und solche, die alles aufboten, um den Liberalismus nicht zu erschrecken und seine Sympathien der Arbeiterschaft zu erhalten, und die daher auf Volksbildung und Konsumvereine und ähnliche harmlose Mittel das Hauptgewicht legten.
Dass die Auseinandersetzungen für und gegen Bernstein innerhalb der deutschen Sozialdemokratie unter diesen Umständen ein lebhaftes Echo in Russland fanden und von jeder der verschiedenen Richtungen in ihrer Weise ausgenutzt wurden, wird Niemand verwundern.
Die Ereignisse vom letzten März haben gezeigt, wie sehr Jene im Rechte waren, die das russische Proletariat für reif zu politischer Propaganda und politischer Aktion hielten.
Die Unruhen hatten anscheinend rein studentischen Charakter; sie entsprangen aus bürokratisch-polizeilicher Bevormundung und Quälerei der Studenten, Sie hatten mit Arbeiterinteressen gar nichts zu tun. Die Studenten selbst scheinen sich diesmal jeder Beeinflussung der Arbeiter enthalten zu haben. Und doch, als diese sahen, dass die Proteste der Studenten zu einer öffentlichen Angelegenheit wurden und politische Bedeutung erhielten, rotteten sie sich zusammen und kamen den Studenten zu Hilfe.
Am 3. März, am Jahrestag der Aufhebung der Leibeigenschaft, demonstrierten die Arbeiter mit den Studenten in Charkow, am 9., 10. und 11. März setzte eine Demonstration von Studenten ganz Moskau in Aufruhr, Barrikaden wurden gebaut, blutige Straßenkämpfe geliefert, nur mühsam die Erregung gedämpft. Am 17. März kam es zu den Demonstrationen in Petersburg, von denen die Arbeiter nur dadurch ferngehalten werden konnten, dass die Arbeiterquartiere durch Militär von der inneren Stadt abgesperrt wurden. Der 24. März endlich sah in Kiew einen Massenaufzug von Arbeitern, die rote Fahnen entfalteten und revolutionäre Lieder sangen.
Man sieht, die Arbeiter ließen es an sich nicht fehlen.
Was die revolutionäre Studentenschaft Russlands seit einem Menschenalter erstrebt, sieht sie jetzt zum ersten Male verwirklicht: sie sieht zum ersten Male eine ganze Klasse hinter sich, die kraftvoll, kampfbereit und gesellschaftlich unentbehrlich ist. Man kann nicht die Gefängnisse mit den industriellen Arbeitern füllen. Mag man sie verbannen. Sie tragen dann den Samen ihrer revolutionären Ideen in Gegenden, die bisher frei davon geblieben.
Heute schon ist die Bewegung nicht mehr auf Petersburg beschränkt, ja sie ist dort nicht einmal am stärksten. Und das ist das zweite Kennzeichen der neuen Bewegung. In den siebziger und achtziger Jahren war außerhalb Petersburgs wenig von einer revolutionären Bewegung zu spüren, Petersburg war aber eine Art Vorstadt von Europa in Russland, das ihr als ein Stück Asien gegenüberstand.
Jetzt wird die Bewegung zum ersten Male eine nationale in doppeltem Sinne: sie geht aus dem Volke selbst hervor, sie ist nicht ein studentischer Einfuhrartikel; und sie beschränkt sich nicht auf die europäisierte Hauptstadt, sondern macht sich gleichzeitig mit voller Kraft in den verschiedensten Teilen des Reiches geltend.
Auch das macht es schwieriger, ihrer Herr zu werden. In der Hauptstadt konnte die Regierung alle ihre Kräfte konzentrieren. Aber sie kann nicht das ganze Reich unter polizeiliche Aufsicht und militärische Bewachung stellen.
Und noch ein drittes Moment weist die neue Bewegung auf und es wird hoffentlich für sie charakteristisch bleiben: das Fehlen eines systematischen Terrorismus.
Wir haben oben den Terrorismus, der mit dem Schüsse der Sassulitsch begann, ein glorreiches Heldentum genannt. Das war er in der Tat, Aber so sehr die einzelnen Terroristen Helden waren und so tiefen und erhebenden Eindruck die selbstlose Einsetzung ihres eigenen Lebens in einem ungleichen Kampfe für ihre große Sache machte, so war doch das System des Terrorismus selbst ein Produkt der Schwäche der sozialen Kräfte, die sich dem Zarismus entgegenstellten. Solange die Gegner des Zarismus auf den Terrorismus als Kampfesmittel angewiesen sind, können sie einzelne Minister und selbst Zaren töten, nicht aber den zarischen Absolutismus überwinden.
Wir hoffen, dass der Eintritt proletarischer Massen in den Kampf der Bewegung eine Kraft gibt, die den Terrorismus als veraltetes und schädliches Kampfesmittel erscheinen lässt. Wohl sind die Kampfesmethoden des Zarentums so barbarisch, dass sie terroristische Taten fast mit Notwendigkeit bei der anderen Seite zeitigen. Auch jetzt kann man schon einige derartige verzeichnen. Aber von den zusammenhanglosen Taten Einzelner zu dem systematischen Terrorismus einer ganzen Partei ist noch ein weiter Weg, und wir hoffen, die neue revolutionäre Bewegung wird sich an Kraft und Reife ihrer Vorgängerin so weit überlegen zeigen, dass sie diesen martervollen Weg nicht mehr zu gehen braucht.
Doch die weitere Gestaltung der Bewegung liegt im Schoße der Zukunft, die nicht von unseren Hoffnungen und Wünschen abhängt und auf einzelne Anzeichen hin nie vollkommen wird erkannt werden können. Aber was in der Gegenwart sinnenfällig klar vor uns liegt, das ist die Tatsache der Bewegung selbst, das ist die Tatsache, dass sich’s in dem Reiche des Zaren nach einem halben Menschenalter völliger Erstarrung wieder einmal regt, gewaltsam regt, dass die Sache des Proletariats sogar dort vorwärts geht, wo sie am hoffnungslosesten schien. Es sind nicht Winterstürme, die da dem Wonnemond wichen, sondern eine öde Nacht des ewigen Eises und des ewigen Schweigens.
Nun kracht das Eis, nun jubeln die Lerchen, nicht bloß an der Newa, sondern auch an der Wolga und am Don, und am 1. Mai marschieren diesmal mit dem Proletariat der Welt nicht bloß einige scheue Konventikel, sondern die selbstbewussten Bataillone der russischen Arbeiterschaft.
K. K
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