(eigene Übersetzung des englischen Textes in The Socialist, Nr. 442, 1. Juni 2006)
In der zweiten Maiwoche gab es eine Erschütterung im Weltfinanzsystem. Kurz nachdem die Aktienkurse fast ihren Höchststand erreicht hatten, fielen sie an den Weltbörsen scharf, besonders in den so genannten „Schwellenländern“ wie Indien und der Türkei.
Die Preise für Rohstoffe, wie Kupfer, die in den letzten Monaten in die Höhe geschossen waren, brachen auch ein. Es kam zu einer allgemeinen Flucht von flüssigem, spekulativem Kapital aus risikoreichen (wenn auch potenziell hochprofitablen) Investitionen in sicherere Vermögenswerte, besonders Bargeld und Staatsanleihen.
Lynn Walsh untersucht diese Ereignisse und enthüllt die Instabilität des globalen kapitalistischen Systems.
War dies nur eine rechtzeitige „Korrektur“ von Spekulationsblasen oder ein erstes Beben, das das Einsetzen einer tieferen Krise ankündigte? Dies war die Frage, die von aufgeregten führenden kapitalistischen Vertreter*innen und Kommentator*innen gestellt wurde. Anfänglich befürchteten die Financiers einen Absturz, stießen riskante Anlagen ab (kassierten die Profite aus den zuletzt aufgeblähten Preisen) und nahmen Zuflucht in sichereren Anlagen.
Nach ein paar Tagen erholten sich die Aktienkurse in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern jedoch wieder. In New York, London und anderen fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern fielen die Aktien insgesamt um etwa 4-5%. Aktien in „Schwellenländern“ wie Russland, der Türkei, Indien, Mexiko usw. fielen um 10-25%. Viele Rohstoffe und Aktien von Bergbauunternehmen, die in letzter Zeit einen Höhenflug erlebt hatten, fielen um 10% oder mehr (einige erholten sich jedoch später).
Der teilweise Ausverkauf schien von der Furcht vor einer steigenden Inflation in den USA ausgelöst zu sein, wo die Kerninflation (ohne Lebensmittel und Treibstoffe) auf eine Jahresrate von 3,2% gegenüber 2,3% im Jahr 2005 stieg. Dahinter war die tiefere Befürchtung, dass die US-Notenbank mit einer weiteren Anhebung der Zinssätze reagieren würde und damit die Ära der ultrabilligen Kredite zu beenden drohte.
Die Spekulant*innen nahmen ihre rasende Suche nach Profiten bald wieder auf. Kapitalist*innen überall atmeten erleichtert auf. Die meisten von ihnen glauben selbstgefällig, dass neue Technologien und Globalisierung ununterbrochenes Wachstum und Profitabilität garantieren und Finanzcrashs und Wirtschaftseinbrüche auf den Müllhaufen der Geschichte verbannen.
In Wirklichkeit enthüllen die Mai-Turbulenzen die Zerbrechlichkeit der globalen kapitalistischen Wirtschaft, die auf anarchische Weise funktioniert. Bislang scheint es mehr eine Korrektur fieberhafter Investitionen in einige der spekulativsten Märkte zu sein: aufgeblähte Aktien in „Schwellenländern“, „Ramsch“-Anleihen in zweifelhaften Unternehmen, Industrierohstoffe (wie Kupfer), Öl und Gas und Devisenhandel. Im letzten Jahr oder so haben sich in all diesen Marktsektoren Blasen entwickelt, wobei Finanzhäuser und Hedgefonds an vorderster Front mitmischen.
Aber die Maiepisode verdeutlicht die dominante, parasitäre Rolle des Finanzkapitals, das seiner ganzen Natur nach unbeständig und destabilisierend ist. Obendrein hilft die Erholung der Finanzmärkte seit Mitte Mai in keiner Weise bei der Überwindung der unhaltbaren Handels- und Währungsungleichgewichte in der Weltwirtschaft.
Spekulatives Kapital
Das Wachstum des spekulativen Finanzkapitals spiegelt die Verschärfung der Ausbeutung der Arbeiter*innenklasse wider, sowohl in den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern als auch besonders in den unterentwickelten Ländern.
Die von den Regierungen seit Anfang der 1980er Jahre verfolgte neoliberale Politik (des ultrafreien Marktes) hat die Profite der Konzerne und Finanzinstitute enorm gesteigert und gleichzeitig den Anteil des Reichtums, der an die Kapitalist*innenklasse geht, erhöht. Vor zwanzig Jahren gab es laut der Zeitschrift Forbes 140 Milliardär*innen. Heute gibt es 793 Milliardär*innen (allein im letzten Jahr kamen 102 hinzu).
Während es gesteigerte Investitionen in China und einer Handvoll anderer Billiglohn-, Niedrigkostenländer gab, gab es keinen allgemeinen Anstieg der Kapitalinvestitionen in neue Anlagen, Maschinen, Fabriken etc.
Seit dem Jahr 2000 ist der Kapitalstock in den OECD-Ländern nur noch um 2% pro Jahr gewachsen, weniger als die halbe Rate der 1960er Jahre (während des Nachkriegsaufschwungs).
In den USA bekommen Finanzunternehmen 30-40% der gesamten US-Konzernprofite (über 50%, wenn die Finanzaktivitäten von Industrie- und Handelsunternehmen einbezogen werden), verglichen mit 10-15% in den 1950-1960er Jahren.
Anstelle der extensiven Investitionen in neue Produktionsmittel haben die Superreichen und Großkonzerne die Suche nach Profiten aus spekulativen Investitionen intensiviert. Die Deregulierung und Globalisierung der internationalen Finanzmärkte hat endlose Profitmöglichkeiten geliefert. Die Superprofite der Konzerne und der kolossale persönliche Reichtum der Kapitalist*innen haben einen großen Pool an Liquidität geschaffen.
Obendrein konnten Spekulant*innen von reichlichen und billigen Krediten profitieren – sie mussten nicht einmal mit ihrem eigenen Geld spekulieren. Führende kapitalistische Regierungen, wie Japan in den 1980er Jahren und die USA nach 2000, senkten die Zinssätze auf Null- oder fast-Null-Niveau, als Versuch, Finanzkrisen zu vermeiden und das Wachstum anzukurbeln.
Riesige Profite und praktisch unbegrenzte billige Kredite erzeugten die zahlreichen Blasen der letzten Jahre. Die Börsenblase der 1990er Jahre in den USA und anderswo wurde durch billige Kredite angeheizt, ebenso wie die jüngere Immobilienblase. Beide spielten wiederum eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Verbraucher*innennachfrage durch den „Vermögenseffekt“, die Umwandlung von Kapitalerträgen in Konsumausgaben – auf der Grundlage weiterer Kredite.
In den letzten Jahren haben kapitalistische Investor*innen, reich an liquiden Mitteln, verzweifelt nach neuen Quellen für zusätzliche Profite gesucht – nach Investitionen, die über die durchschnittliche Rendite von „sicheren“, „erstklassigen“ Aktien und Anleihen hinausgehen. Daher das Anschwellen von Investitionen in Devisenhandel, in Schrottanleihen, Rohstoffen und Aktien aus den „Schwellenländern“.
Übermäßige Investitionen in diese Vermögenswerte haben deren Wert übermäßig aufgebläht. Eine Flut ausländischer Investitionen in Aktien an den indischen Börsen beispielsweise ermutigte auch einheimische Kapitalist*innen, sich an dem Spekulationsrausch zu beteiligen. Als Ergebnis wurden die Aktienkurse weit über jede rationale Einschätzung der Erträge, die sie aus den Unternehmensprofiten hinaus erzeugen würden, in die Höhe getrieben.
Der scharfe Fall der Preise im Mai war daher eine unvermeidliche Korrektur. Es bleibt zu sehen, ob sich die Aktien in Ländern wie Indien (wo sie um 25% fielen) wieder erholen werden und wie viele Spekulant*innen und Händler*innen als Ergebnis ihrer Verluste pleite gehen werden.
Die Korrektur im Mai hat die großen internationalen Spekulant*innen und Finanzhäuser vorsichtiger werden lassen – vorerst. Aber die zugrunde liegenden Bedingungen, die die Blasenwirtschaft erzeugten, bestehen weiter, und es werden neue Blasen entstehen – bis es eine viel drastischere Korrektur, einen echten Crash gibt.
Wie er sich entwickeln wird, ist nicht vorhersehbar. Im Moment wächst die „reale“ Wirtschaft – die am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessene Produktion – noch. Der IWF sagt für dieses Jahr ein globales Wachstum von 4,9% voraus. Doch abgesehen von den negativen Auswirkungen der höheren Energie- und Rohstoffpreise (die allmählich eine stärkere Wirkung auf das Wachstum haben), könnte das derzeitige Wachstum schnell durch eine erneute Finanzkrise durchbrochen werden.
Dies könnte durch eine krampfhafte Neuausrichtung der wichtigsten Handelswährungen (US-Dollar, Euro und Yen) ausgelöst werden, die zu einem Zeitpunkt in nicht allzu ferner Zukunft unvermeidlich ist.
Eine Finanzkrise könnte auch durch den Zusammenbruch eines großen Finanzhauses oder mehrerer großer Finanzakteure ausgelöst werden.
Angesichts der riesigen Schuldenbeträge, mit denen das System läuft, und der Komplexität von Finanzinstrumenten wie Derivaten – die der berühmte Investor Warren Buffett als „Massenvernichtungswaffen“ bezeichnete – sind große Bankrotte unausbleiblich.
Im Jahr 1998 ging, nach dem Zusammenbruch des russischen Rubels, der Hedgefonds Long Term Capital Management (LTCM) pleite. Die Auswirkungen hätten katastrophal sein können. Eine systemische Kernschmelze der weltweiten Finanzmärkte wurde nur durch eine 3,6 Milliarden Dollar schwere Rettungsaktion eines von der Federal Reserve Bank organisierten Bankenkonsortiums verhindert. Auch jetzt wird wahrscheinlich mehr als eine neue Zeitbombe wie LTCM vorbereitet und wartet darauf, gezündet zu werden.
Handels- und Währungsungleichgewichte
Der Chefvolkswirt der OECD, Jean-Philippe Cotis, begrüßte die Turbulenzen im Mai als notwendige Korrektur überteuerter, riskanter Anlagewerte. Aber er warnte, dass die Risiken für das Weltwirtschaftswachstum trotzdem zugenommen hätten.
Die größte Bedrohung seien die „beispiellosen“ Ungleichgewichte zwischen (hoch verschuldeten) Defizitwirtschaften wie den USA und (an flüssigen Mitteln reichen) Überschussländern wie China.
Entgegen allen normalen Regeln der kapitalistischen Wirtschaft ist der US-Dollar eine überbewertete, starke Währung (wegen der Kapitalströme in die USA), während der chinesische Yuan (oder RMB) ernsthaft unterbewertet ist (weil der Yuan zu einem unrealistisch niedrigen Wechselkurs an den Dollar gekoppelt wurde).
„Eine brutale Entfaltung solcher Ungleichgewichte“, warnt Cotis, „würde die Weltwirtschaft verletzen …“ („Financial Times“, 24. Mai 2006)
Die Beziehungen zwischen den USA und China sind der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Weltwirtschaft. Die US-Verbraucher*innen stellen einen unverzichtbaren Markt für Waren, die aus China, aber auch aus Japan, Südostasien und anderen Regionen exportiert werden, dar. Aber der US-Konsum hängt stark von den Schulden ab.
Innerhalb des Landes haben viele Verbraucher*innen, da die Einkommen der Arbeiter*innen zusammengedrückt wurden, ihren Lebensstandard aufrechterhalten, indem sie Hypotheken auf ihre Häuser aufgenommen haben. Dies wurde durch den Boom der Hauspreise und billige Hypotheken ermöglicht.
Die Hauspreise verlangsamen sich nun jedoch, und die stetige Anhebung der Zinssätze durch die Federal Reserve verringert den „Vermögenseffekt“ der Immobilienblase. Wenn die Hauspreise stagnieren oder fallen und die Zinssätze noch weiter steigen, wird die Verbraucher*innennachfrage stark gedämpft.
Obendrein werden höhere Zinsen in Verbindung mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit bedeuten, dass das derzeitige Niveau der Verbraucher*innen- und Kreditkartenverschuldung untragbar wird. Billige Kredite waren ein Schlüsselfaktor für die anhaltende Stärke der US-Verbraucher*innennachfrage, weshalb die Kapitalist*innen jetzt so viel Angst vor steigenden Zinsen als Reaktion auf steigende Inflation (oder die Angst der Zentralbanken vor einer steigenden Inflation) haben.
Nach außen hängt der US-Kapitalismus ebenfalls von hohen Verschuldungsniveaus ab. Die USA verbrauchen mehr als sie produzieren und importieren riesige Mengen billiger Waren aus China und anderen Entwicklungsländern. Die Stärke des Dollars in den letzten Jahren machte die Importe für die US-Verbraucher*innen noch billiger.
Die Investmentbank Morgan Stanley schätzt, dass die US-Verbraucher*innen in den letzten zehn Jahren 600 Milliarden Dollar gespart haben, indem sie billigere, in China hergestellte Waren kauften.
Da die USA ständig mehr importieren als sie exportieren, ist ihr Zahlungsbilanzdefizit unaufhaltsam gestiegen. Im Jahr 2005 betrug es 725 Milliarden Dollar oder 7% des BIP.
Dieses wiederkehrende Defizit wurde durch einen Kapitalzufluss in die USA finanziert. Ein Teil des Zuflusses besteht aus Kapital, das von Kapitalist*innen aus Übersee in US-Unternehmen, Aktien usw. investiert wird. Aber die Deckung des US-Defizits hängt mehr und mehr vom Kauf von US-Staatsanleihen durch die Zentralbanken Chinas, Japans, Südkoreas und einiger anderer Länder (einschließlich Ölproduzent*innen) ab, die große Handelsüberschüsse mit den USA haben.
Im Jahr 2005 hatte China einen Handelsüberschuss mit den USA in Höhe von 201 Mrd. $ und hat inzwischen fast 1.000 Mrd. $ an Devisenreserven (drei Viertel davon in Dollar) angehäuft, mehr sogar als Japan, das über 847 Mrd. $ an Devisenreserven verfügt.
Praktisch haben sie die mit ihren Exporten verdienten Dollars in die US-Wirtschaft zurückfließen lassen. Ihr Motiv ist klar. Sie wollen den US-Markt für ihre Exporte erhalten.
US-Nachfrage
Ein Zusammenbruch der US-Nachfrage hätte katastrophale Auswirkungen auf die exportorientierten Wirtschaften, besonders auf China, das aufgrund der Armut eines Großteils seiner Bevölkerung nur eine sehr begrenzte Binnennachfrage hat.
Die Geldströme in die USA haben den US-Kapitalismus zum größten Schuldner der Welt gemacht. Er hat jetzt ein Kapitalbilanzdefizit gegenüber dem Rest der Welt von über 2,5 Billionen Dollar. In Verbindung mit dem steigenden Leistungsbilanzdefizit ist dies nicht tragbar. Irgendetwas wird nachgeben müssen.
Bislang konnte der US-Kapitalismus aufgrund seiner Größe und Macht mit dieser beispiellosen Position davonkommen. Der Dollar wurde trotz wiederkehrender Leistungsbilanzdefizite durch den Zufluss von Mitteln gestärkt (was ausländische Waren noch billiger machte).
Die Kapitalflut in die USA ermöglichte es, die Zinssätze sehr niedrig zu halten, was billige Kredite für den Immobilienboom und andere Blasen in den USA und weltweit ermöglichte.
Sie ermöglichte es Bush auch, das Haushaltsdefizit des Bundes sehr billig zu finanzieren (ohne die Zinssätze erhöhen zu müssen). Entgegen früherer Erfahrungen haben billige Kredite nicht zu einer Beschleunigung der Inflation geführt, vor allem weil billige Produkte aus China und von anderswo die Preise niedrig gehalten haben.
Selbst Greenspan in der Federal Reserve erkannte, dass dieses Paradies der billigen Kredite nicht für immer anhalten konnte. Nach dem Zusammenbruch der Dot.com-Blase im Jahr 2000 versuchte die Fed eine „kontrollierte Abwertung“ des Dollars. Dagegen wehrten sich China, Japan usw., weil ein schwächerer Dollar einen stärkeren Yuan, Yen, Euro usw. bedeutet, was ihre Exporte in die USA beeinträchtigen würde. Nach einer Pause im Jahr 2005 begann der Dollar jedoch wieder zu fallen.
Dies stellt ein akutes Dilemma für Staaten dar, die große Dollar-Vermögenswerte (hauptsächlich in Form von US-Staatsanleihen) halten. Wenn sie an ihnen festhalten, werden ihre Reserven an Wert verlieren, wenn der Dollar abwertet.
Beginnen sie auf der anderen Seite mit dem Verkauf ihrer US-Dollar-Vermögenswerte, werden sie wahrscheinlich den Verfall des Dollars beschleunigen – und in der Folge noch größere Verluste erleiden.
Es gibt bereits weit verbreitete Befürchtungen, dass der „kontrollierte Niedergang“ des Dollars ab einem bestimmten Punkt zu einem ungeordneten Fall wird. Der Wert der Devisenreserven Chinas, Japans usw. würde scharf verringert werden, wenn sie weiterhin hauptsächlich Dollar halten.
In letzter Zeit haben eine Reihe von Staaten, darunter China und eine Reihe von Ölproduzent*innen, damit begonnen, den Schwerpunkt ihrer neuen Devisenreservekäufe vom Dollar auf den Euro zu verlagern.
Sie tun dies vorsichtig und weitgehend im Verborgenen. Früher oder später werden die Dollarbesitzer*innen jedoch beginnen, Dollarreserven in großem Umfang zu verkaufen und in andere, stärkere Währungen umzuschichten.
Diese Verschiebung, die bereits begonnen hat, wird schwerwiegende Auswirkungen haben. Erstens wird eine Verringerung des Kapitalflusses in die USA die US-Regierung und die Fed zwingen, Maßnahmen zum Abbau des Zahlungsbilanzdefizits und zur Senkung des Staatsdefizits zu ergreifen.
Das wird verringerten Konsum in den USA, weniger Nachfrage nach Exporten aus China und dem Rest der Welt bedeuten.
Um die zur Finanzierung des Zwillingsdefizits benötigten Mittel anzuziehen, wird die Fed die US-Zinsen noch weiter anheben müssen. Dies wird das Ende des Regimes billiger Kredite einläuten, der Grundlage des jüngsten weltweiten Wachstums.
Der Rückgang des Dollars wird eine Stärkung des Euro bedeuten (da heißes Geld, staatliche Währungsreserven usw. von einem zum anderen fließen). Dies wird den relativen Preis der Exporte der Eurozone erhöhen und den schwächlichen Aufschwung, der derzeit in Europa stattfindet, beeinträchtigen.
Wenn die Zinssätze in den USA steigen, ist es wahrscheinlich, dass die Zinssätze in Europa, Japan und anderswo gezwungen sein werden, zu folgen (um eine Kapitalflucht in höher verzinste Anlagen zu verhindern). Dies hätte eine herabdrückende Wirkung auf das Wachstum in Europa, Japan usw.
All diese wahrscheinlichen Trends hätten eine negative Wirkung auf das Wirtschaftswachstum und die Stabilität der Finanzmärkte. Die von optimistischen Kommentator*innen geäußerte Vorstellung, dass China, Japan, Deutschland usw. die USA als Wachstumslokomotiven ablösen werden – auf der Grundlage ihrer heimischen Märkte – ist ein Hirngespinst.
Dot.com-Blase
Seit dem Zusammenbruch der Dot.com-Blase in den Jahren 2000-2001 gab es eine Phase anhaltenden Wachstums in der Weltwirtschaft.
Gleichzeitig wurden die zugrundeliegenden Widersprüche, besonders in Bezug auf Handelsungleichgewichte und Währungsschiefstände, zu noch nie dagewesenes Extremen getrieben.
Die Polarisierung zwischen Reich und Arm in den fortgeschrittenen, halb entwickelten und armen Ländern, hat sich auch in grotesker Weise entwickelt und den Boden für neue soziale Explosionen bereitet.
Die von vielen führenden kapitalistischen Vertreter*innen und ihren politischen Entscheidungsträger*innen vertretene Vorstellung, dass es jetzt zu einer allmählichen, kontrollierten Wiederherstellung des Gleichgewichts einer extrem unausgewogenen Weltwirtschaft kommen könne, ist ein selbstgefälliger Traum.
Der Kapitalismus funktioniert durch das Streben nach Profit in Konkurrenz und die Anarchie des Marktes. Während ein gewisses Maß an Zusammenarbeit zwischen den Regierungen zuweilen möglich ist, ist es unmöglich, den Kapitalismus zu koordinieren und zu planen, um den Zyklus von Boom und Konjunktureinbruch zu beseitigen.
Es stimmt, dass es derzeit ein hohes Maß an Zusammenarbeit zwischen den großen kapitalistischen Mächten durch den IWF, die OECD usw. zu geben scheint. Sie alle sind sich einig, dass der Lebensstandard der Arbeiter*innenklasse gekürzt, gekürzt und nochmals gekürzt werden sollte, um die kapitalistischen Profite zu steigern.
Dennoch bleiben sie Nationalstaaten mit eigenen Interessen, und sie werden unweigerlich in Konflikt geraten, wenn sie versuchen, ihre eigenen Interessen zu schützen und die Kosten der Wirtschaftskrise auf ihre Rival*innen abzuwälzen.
Für den Moment mögen die Mai-Turbulenzen als nur eine „technische Korrektur“ der überhitzten Märkte durchgehen. Aber solche Ereignisse finden nicht isoliert statt. Sie können nicht von den zugrundeliegenden, widersprüchlichen Trends im Weltkapitalismus getrennt werden.
Zumindest einige Financiers hörten in der Mai-Erschütterung „Echos von 1987“ und erinnerten sich an den Einbruch der Aktienmärkte um 20%, der den Weg für die lang anhaltende Rezession ebnete, die 1990 begann.
Dies mag eher eine Erschütterung als ein Erdbeben gewesen sein. Aber Erschütterungen gehen oft Ereignissen voraus, die auf der Richterskala weitaus größere Schocks anzeigen.
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