Lynn Walsh: Eine Spirale aus Krieg und Terror

[Eigene Übersetzung des Artikels in The Socialist, Nr. 361, 11. September 2004]

Der Kapitalismus ist schuld…

Ändert das System!

Das schreckliche Massaker an Kindern, Eltern und Lehrer*innen in der Oberschule Nr. 1 in Beslan, Nordossetien, hat ein neues Niveau der Barbarei erreicht. Die Geiselnehmer*innen überschritten die Grenze zwischen Menschlichkeit und Unmenschlichkeit. Sie nahmen gezielt Kinder an ihrem ersten Tag in der Schule, traditionell ein Fest, aufs Korn.

Lynn Walsh

Sie weigerten sich, ihnen Wasser, Nahrung oder Medikamente zu geben. Kinder und Erwachsene wurden gezwungen, Urin zu trinken und Blumen zu essen. Draußen waren wartende Verwandte und Freunde verzweifelt.

Als es einigen der Kinder gelang, aus dem Gebäude herauszukommen, wurden sie in den Rücken geschossen. Als Schüsse und Explosionen ausbrachen, wurden Hunderte von Toten und Verwundete unter dem einstürzenden Dach begraben.

Kein Sache kann solche kaltblütigen, barbarischen Taten rechtfertigen. Die Geiselnehmer*innen gehörten zu einer islamistisch-nationalistischen Gruppe aus Tschetschenien. Seit über zehn Jahren führen die Tschetschen*innen, von denen die Mehrheit Muslim*innen sind, einen erbitterten, blutigen Kampf um ihre Unabhängigkeit. Die Rücksichtslosigkeit ihrer Taktik in Beslan und anderswo, einschließlich des Einsatzes von Selbstmordattentäter*innen, spiegelt die Brutalität der militärischen Unterdrückung durch den russischen Staat in Tschetschenien wider.

Aber solche grausamen Taktiken, die auf „weiche Ziele“ – kleine Kinder, ihre Verwandten und Lehrer*innen – abzielen, werden die Sache des tschetschenischen Volkes nicht voranbringen.

Beslan wird nur die Spirale von Gräueltaten und Gegen-Gräueltaten verstärken.

Der Widerstand liegt in den Händen einer kleinen Handvoll von Guerillas, beherrscht von berüchtigten Kriegsherr*innen wie Schamil Bassajew, mit ziemlicher Sicherheit der Architekt der Belagerung von Beslan. Die Mehrheit des tschetschenischen Volkes wird nicht mobilisiert oder organisiert und hat keine demokratische Kontrolle über die Widerstandsbewegung.

Putin nutzt die Belagerung von Beslan und andere terroristische Anschläge, um seinen militärischen und Sicherheitsapparat zu stärken. Das bedeutet verstärkte Unterdrückung in Tschetschenien und eine noch größere Bedrohung der demokratischen Rechte in ganz Russland.

Verlangen Anschläge wie die Belagerung von Beslan (werden einige fragen) nicht nach starken Maßnahmen?

Aber es sind die von Putin ergriffenen starken, militärisch-polizeilichen Maßnahmen, die die Terrorismuswelle überhaupt erst ausgelöst haben.

Massiver Tod und Zerstörung in Tschetschenien, das Plattmachen der Hauptstadt Grosny, systematische Plünderungen und Vergewaltigungen durch schlecht bezahlte, verrohte russischen Truppen haben den terroristischen Organisationen als Rekrutierungsoffiziere gedient.

Im Westen tragen Bush, Blair und andere führende Politiker*innen auch eine schwere Verantwortung für das Anwachsen des Terrorismus. Ihre Invasion in Afghanistan, die Besetzung des Irak und die Unterstützung Israels die der brutalen Unterdrückung der Palästinenser*innen in den besetzten Gebieten haben geholfen, dass immer mehr Menschen für terroristischen Organisationen zu rekrutieren.

Der Anschein eines „Kreuzzuges“ des westlichen Imperialismus gegen den Islam hat zu einem Wachstum rechter islamischer Gruppen geführt, die terroristische Taktiken verwenden. Hinter den militärischen Aggressionen der USA, Großbritanniens und anderer Mächte steht das Streben nach Kontrolle über Öl und Gas und die Stärkung ihrer globalen militärischen und wirtschaftlichen Herrschaft.

Wie Putin geben auch Bush und Blair dem „Bösen“ die Schuld am Terrorismus. Dabei ignorieren sie geflissentlich die Bedingungen, die den Terrorismus nähren.

Wie Al Gore (der bei den Präsidentschaftswahlen 2000 gegen Bush antrat) sagte, gibt es „eine andere Achse des Bösen in der Welt: Armut und Unwissenheit, Krankheiten und Umweltprobleme, Korruption und politische Unterdrückung“ – die alle zum Terrorismus führen.

Die einzige Antwort Bushs, Blairs und Putins ist Unterdrückung, Unterdrückung und mehr Unterdrückung. Sie verschlimmern die Spirale von Krieg und Terror. Sie verteidigen den Kapitalismus, das System, das Ungleichheit, Armut, Verzweiflung und Krieg produziert.

Wir brauchen starke Maßnahmen gegen den Kapitalismus, wir brauchen ein neues und besseres System, eine sozialistische Gesellschaft, die Wohlstand und Sicherheit für alle bieten könnte. Dann wäre es möglich, nationale Konflikte auf friedliche und demokratische Weise zu lösen.


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