Peter Taaffe: Der Charakter der Gewerkschaften

[Eigene Übersetzung des englischen Textes, März 2019]

Trotzki kommentierte in den 1930er Jahren nach der Niederlage der spanischen Revolution, wie das ideologische Bewusstsein zurückgeworfen worden war, nicht nur in den Massenorganisationen, sondern sogar in den kleinen „marxistischen“ und „trotzkistischen“ Organisationen.

Die internationale Debatte innerhalb des CWI hat leider bereits dieselben Tendenzen offenbart, besonders in den Argumenten der „Nicht-Fraktion Fraktion“ zu entscheidenden Fragen wie dem Bewusstsein der Arbeiter*innenklasse heute und der Herangehensweise und Haltung gegenüber ihren eigenen Klassenorganisationen, den Gewerkschaften.

Dies wurde in den ursprünglichen und späteren Dokumenten sowohl Kevin McLoughlins im Namen der irischen Führung als auch Andros P.s im Namen des „gesamten“ griechischen EK (einschließlich seiner selbst) klar gezeigt. Ihr Argument lautet, dass die Gewerkschaften über einen beträchtlichen Zeitraum leer gewesen seien – kein wirkliches inneres Leben mit wenig oder gar keiner Opposition zur nationalen Führung gehabt hätten – und es daher richtig gewesen sei, sich auf den Aufbau einer alternativen Kraft unter anderen Bewegungen zu konzentrieren: Frauen, LGBTQI+ und „Umweltschützer*innen“ – die neue „Avantgarde“. Danny Byrne kam mit einer zusätzliche „Einsicht“: dass dies ein „schlauer Plan“ der irischen Genoss*innen gewesen sei, sich von toten Organisationen wie den Gewerkschaften abzuwenden und eine Kraft außerhalb der bestehenden Gewerkschaftsstrukturen aus der Intervention unter Frauen und LGBTQI+ zusammenzustellen, sie zu „schulen“ und dann zu den Gewerkschaften zurückzubringen, um die nötige Kraft für die Erneuerung einer kämpferischen Basisgewerkschaft zu liefern.

In seiner Unkenntnis der Geschichte stellt er sich vor, dies sei eine völlig „einzigartige“ und originelle Herangehensweise. Tatsächlich ist es reiner „Mandelismus“, radikalisierte Student*innen benutzen zu wollen, um in die Gewerkschaften einzutreten und die Massen zu „elektrisieren“. Obendrein wurde dies in der Vergangenheit von einer bunten Vielfalt von Sekten versucht. Die einzige Wirkung, die es hatte, war, unter den Arbeiter*innen eine Stimmung des Misstrauens gegenüber diesen „gebildeten“ Eindringlingen in den Fabriken zu schaffen und zu hinterfragen, warum sie sich dazu herabgelassen hatten, der Arbeiter*innenklasse auf diese Weise „Führung“ zu bieten.

Unter der Peitsche unserer Kritik an ihrer Abkehr von einer Klassenherangehensweise, einschließlich einer systematischen Gewerkschaftsarbeit, fand eine gewisse rasche „Neuanpassung“ der griechischen und irischen Organisationen statt. Fast über Nacht tauchten statt fehlender Berichte über Streiks und Interventionen bei Streikpostenketten diese wie von Zauberhand wieder auf ihren Websites auf.

Dies war jedoch nur Augenwischerei, wie die Äußerungen von gewerkschaftlichen Arbeiter*innen bei der Debatte in Dublin am 18. Februar 2019 zeigten, die sich bitter über die systematische Vernachlässigung und sogar Abkehr von Gewerkschaftsarbeit über Jahre hinweg beklagten.

Ein Mitglied der größten irischen Gewerkschaft SIPTU wies auf die abfällige Haltung hin, die ihm und anderen gegenüber eingenommen worden sei, die versuchten, regelmäßige Gewerkschaftsarbeit zu leisten, einschließlich der Herausforderung des rechten Flügels innerhalb der Gewerkschaft. Sein Bericht wurde im Laufe der Diskussion auch von einer Reihe von Arbeiter*innen-Genoss*innen bestätigt, ebenso wie die Tatsache, dass die Zeitung der irischen Organisation nicht systematisch auf Gewerkschaftskonferenzen und -veranstaltungen verkauft worden sei.

Er habe seit 2011 an SIPTU-Konferenzen teilgenommen, aber es habe nie eine organisierte Intervention der Partei gegeben, mit Ausnahme von 2016, als sie über die Loslösung von Labour diskutierte. SIPTU ist die größte Gewerkschaft in Irland mit einem Drittel aller organisierten Arbeiter*innen. Der Genosse sagte, dass es grundlegend sei, eine organisierte Interventionen zu haben, er sich jedoch in der Gewerkschaft isoliert fühle. Der Genosse brauchte nicht daran erinnert zu werden, dass SIPTU bürokratisch und verrottet war!

Er teilte nicht die Ansicht, dass wir zurückkommen, wenn die Dinge wieder aufwärts gehen. Der Genosse rief zu einer organisierten Herangehensweise an die größte Gewerkschaft Irlands auf, da es Möglichkeiten gebe und Dinge getan werden könnten. Zum Beispiel lehnten auf der SIPTU-Konferenz 2013 ein Drittel der Delegierten die Vermögenssteuer ab, trotz aller Angriffe auf diesen Antrag. Zehn bis fünfzehn Mitglieder der Socialist Party, die aktiv in der SIPTU arbeiten, könnten Großes in der Gewerkschaft bewirken.

Doch auf der Konferenz 2015 gab es keine Intervention der Partei, obwohl sie 500 Meter von unserer Zentrale in Cork entfernt war. Es wurden zwei wichtige Anträge zur Abspaltung von der Labour Party und zur Hinwendung der Gewerkschaft zu linken Parteien angenommen. Der Genosse war der Meinung, dass eine ganze Menge an Gewerkschaftsarbeit in der Partei ohne Rücksprache herabgestuft wurde.

Diese Vorwürfe wurden natürlich von der irischen Führung bestritten.

Die Genoss*innen in Nordirland haben eine konsequente und effektive Arbeit in NIPSA geleistet, die zu einem spektakulären Sieg für uns und die Linke führte. Dies wurde über mehrere Jahre hinweg erreicht trotz des Konflikts mit und der effektiven Opposition von einigen der irischen Führung mit führenden NIPSA-Genoss*innen in zahlreichen Fragen.

Doch in völligem Gegensatz zu diesen Abstreiten haben wir jetzt eine frische Bestätigung dafür, wie die prinzipienlosen Zugeständnisse an die Identitätspolitik, die die Führung dieser Sektionen machten, nicht auf sie allein beschränkt sind. Die zersetzende Wirkung zeigt sich jetzt deutlich in anderen Sektionen, besonders in den USA, die die Ausrichtung der irischen Organisation unterstützen, nämlich die systematische Ablehnung einer effektiven langfristigen Gewerkschaftsarbeit. Dies wurde im Laufe der Debatten zwischen Vertreter*innen der Internationalen Fraktion und der „Nicht-Fraktion Fraktion“ auf schockierende Weise gezeigt.

Ein eklatantes Beispiel für diesen theoretischen Rückzug findet sich in einem Brief, der von A vom US-Nationalkomitee und Teil der nationalen Führung an Lenny Shail von der Sektion England und Wales und Matt Dobson von der schottischen Sektion geschickt wurde, die uns die Erlaubnis erteilt haben, aus diesem Brief zu diesem entscheidenden Thema zu zitieren.

A berichtet zuerst: „Ich bin gerade in Oakland fertig, mit unserer massiv erfolgreichen Intervention im dortigen Lehrer*innenstreik.“ Dieser Streik, über den in Kreisen der Arbeiter*innenbewegung in den USA und in der Presse ausführlich berichtet wurde, ist sehr bedeutsam und beschränkt sich nicht nur auf die Westküste, sondern folgt einer Reihe von Streiks von Lehrer*innen und anderen in vielen Gebieten, die möglicherweise das Wiedererwachen der amerikanischen Arbeiter*innenklasse darstellen. Dies wiederum könnte einer echten trotzkistisch-marxistischen Organisation, die ein klares Programm und eine klare Perspektive für den Kampf hat und versucht, in diese Auseinandersetzungen auf eine abgerundete trotzkistische Weise einzugreifen, die Möglichkeit bedeutender Gewinne bieten.

A erzählt uns von der Intervention in den Lehrer*innenstreik in Oakland, lässt aber in seinem Brief keine dieser Eigenschaften erkennen. Er hat sicherlich nicht die richtigen Lehren aus den Lehrer*innenstreiks und anderen Streiks der letzten Zeit in den USA gezogen.

Er schreibt in seiner Kritik an uns: „Die Genoss*innen in der Fraktion haben sich in eine reaktive, mechanische Herangehensweise an eine für die Arbeiter*innenklasse unglaublich komplizierte Zeit zurückgezogen. Ich habe bei unserem NK aufgeworfen, dass die Gefahr des Grantismus – die Anwendung einer Formel aus einer vergangenen politischen Periode auf die aktuelle Lage – der Herangehensweise der Fraktion innewohnt… Ich denke, dies spiegelt sich in der Herangehensweise wider, die die Genoss*innen in Bezug auf die Gewerkschaften und den Kampf der Arbeiter*innenklasse im Allgemeinen dargelegt haben. Es wurde wiederholt der Vergleich zwischen der heutigen Lage und der Lage in den mittleren-späten 1960er Jahren gezogen – einer Lage, in der es gefüllte reformistische und stalinistische Massenparteien, Gewerkschaften und vor allem eine große aktivistische Schicht in der Arbeiter*innenklasse mit einem sozialistischen Bewusstsein gab“.

Bryan Koulouris machte auf unserem jüngsten Nationalkongress einen ähnlichen Vergleich, dass der „Mandelismus“ im Wesentlichen aus einer früheren Periode hervorgegangen sei, deren Hauptmerkmale seiner Meinung nach die jetzt von A. beschriebenen waren.

Jedes Wort hier ist ein Fehler und einige sind zwei! Es ist eine grobe Vereinfachung, die 1960er Jahre auf diese Weise zu beschreiben und die ziemlich andere Lage in den USA in dieser Phase mit der in Europa und anderswo zusammenzuwerfen. Es gab sicherlich kein „breites sozialistisches Bewusstsein“ in den USA, oder auch anderswo. Das Bewusstsein in den USA bestand überwiegend aus reformistischen Illusionen in den Kapitalismus, und das konnte angesichts des größten und stärksten Booms des Kapitalismus in seiner Geschichte auch gar nicht anders sein. Selbst in Europa waren es die Ideen von „sozialistischem“ Reformismus, die vorherrschten, sogar und besonders in den stalinistischen Massenparteien, die halb reformistisch waren. Es gab, das stimmt, eine gewisse Unterstützung für die langfristige Idee des „Sozialismus“, besonders in den entwickelteren Schichten der Arbeiter*innenklasse in den Gewerkschaften und an der Basis der nominell „sozialistischen“ oder „Arbeiter*innenparteien“. Es war dieses Grundbewusstsein, das 1959 zu Gaitskells Versuch führte, Klausel IV, Teil 4 der Satzung der Labour Party zu streichen, in der die Grundidee des Sozialismus verankert war.

Mandelismus ist für uns als Marxist*innen eine Abkürzung, um zu beschreiben, wie selbst einige, die formal gesprochene „Trotzkist*innen“ waren, diejenigen, die Ernest Mandel folgten, manchmal in einer „nicht-revolutionären“ Periode wie den frühen 1960er Jahren opportunistisch und ungeduldig nach anderen Kräften als der Arbeiter*innenklasse suchen können, um die Hauptrolle in der sozialen Veränderung und Revolution zu spielen: die Bäuer*innenschaft, die Guerilla, die Student*innen, als „Zünder der Revolution“. Damit haben sie in der Praxis eine revolutionäre Perspektive aufgegeben. Solche opportunistischen Trends können nicht nur in Zeiten wie den frühen 1960er Jahren auftreten, sondern in jeder Periode, auch und gerade in einer Periode des sozialen Aufruhrs und der Revolution. Obendrein können sie sich nicht nur in unverblümt „reformistischen“ Formen, sondern auch im Zentrismus und den verschiedenen Spielarten des Zentrismus manifestieren. Alle Revolutionen, nicht nur die russische, sondern auch die deutsche und die spanische, haben diese Trends enthüllt, besonders in den Führungen der revolutionären Organisationen, die, wenn sie nicht besiegt werden und wenn vor ihnen nicht konsequent im Voraus gewarnt wird, katastrophale Folgen für die Aussichten auf einen zukünftigen Sieg der Arbeiter*innenklasse haben können. Deshalb müssen wir uns auf solche Ideen in unseren Reihen theoretisch vorbereiten und sie hartnäckig im Voraus bekämpfen, besonders dort, wo sie als Gefahr für die Aussichten einer erfolgreichen sozialistischen Revolution erscheinen.

A macht einen ähnlich groben Fehler, wenn er den Unterstützer*innen der Internationalen Fraktion das zuschreibt, was er als „Grantismus“ bezeichnet – ich glaube, A ist ein ehemaliges Mitglied der „Grantistischen“ IMT und ist auf einer theoretischen Flucht vor seiner Vergangenheit –, was er als „Anwendung einer Formel aus einer vergangenen politischen Periode auf die aktuelle Lage“ beschreibt. Nicht alles, was Ted Grant tat, war richtig, aber er spielte eine unschätzbare Rolle bei der Verteidigung des Kerns marxistisch-trotzkistischer Ideen und Perspektiven in einer der schwierigsten politischen Perioden der Geschichte. Und ich war mit ihm einer Meinung und bin es immer noch, wenn es um die Verteidigung der zentralen Rolle der Arbeiter*innenklasse geht – in Opposition zur Identitätspolitik. A wäre kein Mitglied des CWI, wenn wir – Ted Grant, ich und andere Genoss*innen – uns nicht von den falschen Ideen und Perspektiven der Mandelist*innen getrennt und uns der Arbeiter*innenklasse und besonders der Jugend zugewandt hätten. Oberflächliche, wegwerfende Kommentare über eine „Formel“ zeigen, dass er nichts von den Bewegungen der Arbeiter*innenklasse verstanden hat und davon, wie sie mit ihren grundlegenden Organisationen selbst in den USA zusammenhängen. Der Marxismus, der sich auf die Arbeiter*innenklasse als Hauptkraft der sozialistischen Revolution stützt, ist keine „Formel“. Er sollte als das Fundament einer prinzipientreuen trotzkistischen Organisation betrachtet werden.

Er wird aus seinem eigenen Mund verurteilt, wenn er schreibt: „Sogar bei einigen Gewerkschafts-Arbeiter*innen, deren Gewerkschaften in vielen Fällen so gründlich bürokratisiert sind, dass sie aufgehört haben, die Merkmale einer Arbeiter*innenorganisation zu haben (dies ist der Fall bei einem Großteil der SEIU an der Westküste, deren größte Einkünfte nicht aus Mitgliedsbeiträgen kommen, sondern aus Investitionen in die größte private Krankenhausgruppe in Kalifornien – was sie tatsächlich dazu veranlasst, sich gegen ein nationales Einheitskassen-Gesundheitssystem auszusprechen! Es gibt einige Ähnlichkeiten mit der UAW in den ehemaligen Automobilherstellungsregionen, aber nicht ganz). Wenn wir in diesem Fall einem sich radikalisierenden SEIU-Beschäftigten, der sich an politischen Demonstrationen und Bewegungen beteiligt, sagen würden, dass die Gewerkschaften eine entscheidende Rolle spielen könnten/sollten, würde das überhaupt nicht verstanden, da sie ihre Gewerkschaft nicht als Mittel zum Kampf sehen. In dieser Hinsicht denke ich, dass das Argument, dass ein Drittel der irischen Arbeiter*innen in Gewerkschaften sind, nicht viel bedeutet, wenn sie so gründlich verrottet sind, dass das Bewusstsein sie nicht einmal als nützlich für irgendetwas ansieht, und wir müssen das berücksichtigen, selbst wenn wir wissen, dass diese Organisationen in gewisser Weise genutzt werden könnten, wenn sie gesund wären“.

Da habt ihr es! Einige Arbeiter*innen sehen ihre Gewerkschaft nicht als ein „Vehikel“ für den Kampf, die aufgehört habe, die „Merkmale einer Arbeiter*innenorganisation“ zu tragen. Einige, in der Tat viele, der Gewerkschaften in den USA sind bürokratisiert, einige von ihnen sogar stark. Wow! Müssen wir wirklich auf A warten, um zu erfahren, dass die Gewerkschaften in den USA durch eine bürokratische Kaste behindert werden? Und ebenso die Gewerkschaften in Großbritannien, in Europa, in Afrika und Lateinamerika, usw. Und das genügt für seine pauschale Schlussfolgerung, dass die offiziellen Gewerkschaften als wirksame Kampfmittel gestrichen seien. Wir sollten keine Forderungen an diese bürokratischen führenden Gewerkschafter*innen stellen. Die Botschaft ist, dass es den Arbeiter*innen nicht möglich sei, wirksam zu kämpfen und diese Gewerkschaften zurückzuerobern. Ist dies wirklich die Position der betrieblich-gewerkschaftlichen Genoss*innen in den USA in den Teamsters, ATU und anderen Gewerkschaften?

Viele kämpfen, die Gewerkschaften zu verändern. A verleugnet die Geschichte der US-Sektion und einen Teil ihrer gegenwärtigen Arbeit. Sie hat sich jahrzehntelang bemüht, eine Basis für den Marxismus zu schaffen, und dies in der Vergangenheit natürlich erfolgreich mit der Idee einer neuen „Labor“- oder Arbeiter*innenpartei verbunden. Es gibt eine klare Abkehr von den Organisationen der Arbeiter*innenklasse. Die Gewerkschaften können eine Schlüsselrolle innerhalb der sozialistischen Revolution spielen, einschließlich der USA. Bei der Arbeit innerhalb dieser Organisationen haben wir die Existenz der bürokratischen Kaste erkannt, wie in den USA, vielleicht sogar mehr als in anderen Ländern. Aber wir haben auch geschlussfolgert, dass es weiterhin notwendig ist, den Gewerkschaften einen doppelten Charakter zuzugestehen: bürgerlich an der Spitze – „Labor-Leutnants des Kapitals“ –, aber auf eine Arbeiter*innenbasis gestützt. Wir haben stets versucht, die Basis der Gewerkschaften der Spitze entgegenzusetzen, um unabhängige Aktionen der Arbeiter*innenklasse voranzutreiben. Wir haben in dieser Hinsicht viele Erfolgsbeispiele; siehe unsere Erfolge in der NSSN und der PCS in Großbritannien und viele andere.

Außerdem zeigt die jüngste Streikwelle, dass sich dies in den USA und anderswo wiederholen könnte. Vox, eine liberale Website mit Sitz in den USA, berichtete, ebenso wie auch unsere Genoss*innen, über den Streik der Lehrer*innen in Oakland, Kalifornien. Vox schrieb: „Der Streik in Oakland gibt einem nationalen Trend Schwung, der sich in roten [mehrheitlich republikanischen] und blauen [mehrheitlich demokratischen] Staaten im ganzen Land abspielt. Mehr als 100.000 Lehrer an öffentlichen Schulen in sechs Bundesstaaten haben im vergangenen Jahr die Klassenzimmer verlassen und rebellieren gegen jahrelang stagnierende Löhne, bröckelnde Infrastruktur und tiefe Haushaltskürzungen im Bildungsbereich … Bislang haben 2019 die Lehrer in drei Großstädten, darunter Oakland, gestreikt und auch fast alle Lehrer in West Virginia. Der Lehrerstreik in Los Angeles legte im Januar den zweitgrößten Schulbezirk der USA für mehr als eine Woche lahm … Mehr als 2.000 Lehrer in Denver streikten drei Tage lang. Der Schulbezirk zahlte den Lehrern schließlich 23 Millionen Dollar mehr Gehalt und stimmte einer Überarbeitung des Vergütungssystems zu, das sich stark auf jährliche Prämien stützte.“

Auch auf der Website von Socialist Alternative gab es einige informative, gute Berichte. Die Genoss*innen schreiben: „Das Establishment der Demokratischen Partei, das von der Milliardär*innenklasse unterstützt wird, hatte eine Agenda der Privatisierung und der Umwandlung öffentlicher Schulen in Charter-Schulen. Bis vor kurzem wurde dies hinter verschlossenen Türen gemacht, aber die [Oakland Education Association (OEA)] hat Licht in ihren Plan gebracht und ihn für ganz Oakland offengelegt, so dass alle ihn sehen und verstehen können …

Angriffe auf die öffentliche Bildung finden überall im Bundesstaat statt. Wenn sich die gesamte Gewerkschaftsbewegung hinter allen Lehrer*innengewerkschaften, sowohl der AFT als auch der NEA, in ganz Kalifornien zu einem eintägigen Streik oder einem Krankfeiern zusammenschließt, um die Billigung der Vercharterung öffentlicher Schulen durch den Bundesstaat rückgängig zu machen, wäre dies ein enormer erster Schritt zum Aufbau der landesweiten Bewegung, die notwendig ist, um die Bildungsprivatisierungsagenda der Milliardär*innenklasse zu stoppen.“

In ihrer Zusammenfassung des Streiks schreiben die Genoss*innen: „Leider hatte die Präsentation der TA durch die OEA-Führung als entscheidenden Sieg für den Streik den Effekt, dass diese wichtige demokratische Maßnahme teilweise untergraben wurde, aber es gab trotzdem eine robuste Diskussion und Debatte. Lehrer*innentreffen an verschiedenen Schulen und Schulclustern auf regionaler Grundlage wurden von Lehrer*innen an der Basis ins Leben gerufen, und Erklärungen wurden per E-Mail und über soziale Medien verbreitet …

Wenn die Gewerkschaften lokal und national dem Beispiel der Lehrer*innen Oaklands folgen würden, könnten wir damit beginnen, Angriffe auf unseren Lebensstandard zu stoppen und Siege an unseren Arbeitsplätzen zu erringen, während wir eine kämpferische Arbeiter*innenbewegung wieder aufbauen. Sowohl die Streiks in L.A. als auch in Oakland, die einen scharfen politischen Charakter hatten und die Arbeiter*innenklasse in einem gemeinsamen Kampf für die Finanzierung des öffentlichen Bildungswesens und die Beendigung von Privatisierungen mobilisierten, zeigen uns auch, wie wir eine Massenbewegung aufbauen können, die sich auf die soziale Macht der Arbeiter*innenklasse stützt, um Krankenversicherung für alle, erschwinglichen Wohnraum für alle, kostenlose Hochschulen und ein Ende der Masseninhaftierung zu erreichen.“

Was ist das anderes als ein Aufruf an die Gewerkschaften auf allen Ebenen, für Aktionen sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene zu mobilisieren, indem man Forderungen an die Führung der Gewerkschaften auf allen Ebenen stellt? Wir unterstützen die Initiative von Basisaktivist*innen, aber wir müssen auch eine Perspektive für die Umgestaltung der Gewerkschaften auf nationaler Ebene haben, die A praktisch ausblendet. Mit plumpem Basiskult allein wird es Socialist Alternative nicht gelingen, eine wichtige Kraft in den US-Gewerkschaften zu werden.

A’s Brief offenbart eine beunruhigende Bestätigung dessen, was wir ursprünglich in Bezug auf Irland aufgeworfen haben und was sich nun auf andere Sektionen ausgeweitet hat, nämlich bestenfalls ein Herabstufen der Rolle der Arbeiter*innenklasse und ihrer Organisationen, besonders der Gewerkschaften, und das Schauen auf andere Kräfte, die Aufgabe zu übernehmen. Wie sonst kann man seine wolkige, um nicht zu sagen unerklärliche „Formel“ erklären: „Wir müssen auch die Fehler (?!) der Sozialdemokratie vermeiden, die Frage der besonderen Unterdrückung völlig unterzuordnen, ich denke, die falsche Polarisierung durch die Fraktion hat dies leider ermutigt. Ich war zum Beispiel sehr enttäuscht über die Balance des Artikels über den schottischen Sieg bei der Lohngleichheit und führe dies ausschließlich auf die Fraktionslage zurück.“

Seine Punkte in Bezug auf diesen Kampf sind eine Farce und liegen völlig daneben. Matt Dobson und Philip Stott haben darauf hingewiesen, dass unsere Genoss*innen bei diesem Streik eine führende Rolle spielten. Dadurch konnten wir erreichen, dass Streikende am Socialism 2018 in London teilnehmen. Dies war ein Streik hauptsächlich von Frauen aus der Arbeiter*innenklasse, die instinktiv und zu Recht an die männlichen Arbeiter appellierten, sich ihnen im Kampf anzuschließen. Es war nicht, wie Danny Byrne in seiner eifrigen Umarmung der Identitätspolitik suggerierte, bloß „ein feministischer Streik“. Obendrein wurde der Streik von unseren schottischen Genoss*innen erfolgreich geführt, die die Bewegung der Frauen und ihre Forderungen nach Arbeitsbedingungen, gleicher Bezahlung usw. ganz richtig mit den männlichen Arbeitern verknüpften. Gleichzeitig brachten sie die „besondere Unterdrückung“ der Frauen im Allgemeinen zur Sprache, was zu einer verstärkten Unterstützung des Streiks und zu einem wachsenden Einfluss unserer Partei führte.

Der klare Vorschlag A.s und anderer, die ihm zustimmen, ist, dass unsere Genoss*innen in Schottland künstlich zusätzliche Forderungen im Zusammenhang mit der „besonderen Unterdrückung“ in den Streik hätten einbringen sollen, die die Arbeiterinnen nicht zuerst selbst erhoben hatten. Diese Arbeiterinnen verstanden die entscheidende Notwendigkeit, zunächst eine gemeinsame Front mit anderen Arbeiter*innen zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Wir haben in Großbritannien eine lange Geschichte, gegen Separatismus und für die Einheit der Arbeiter*innenklasse am Arbeitsplatz zu kämpfen: Wir kämpfen für die Überwindung der Spaltung zwischen gelernten und ungelernten Arbeiter*innen, von rassischen und nationalen Spaltungen usw. Dies steht im Kontrast zu den ultralinken Sekten, die sich stets auf grobschlächtige Weise in die Kämpfe der Arbeiter*innen einmischten, besonders in solchen Fällen wie in Nordirland.

Die Herangehensweise A.s und anderen US-Genoss*innen, die unsere Arbeit in Glasgow angegriffen haben, unterscheidet sich nicht von der der SWP und der Gewerkschaftsbürokrat*innen in Birmingham, die ständig versuchten, die überwiegend weiblichen streikenden Hauspflegerinnen von den überwiegend männlichen Müllwerkern zu trennen, indem sie ständig und wiederholt behaupteten, die Hauspflegerinnen würden nur angegriffen, weil sie Frauen seien. Und das, obwohl es in der Belegschaft eine kleine Anzahl männlicher Hauspfleger gibt und obwohl die Müllarbeiter*innen und andere Teile der Belegschaft der Stadtverwaltung wiederholt massiv angegriffen wurden. Nur durch die Intervention unserer Genoss*innen konnten wir Unterstützung gewinnen und einen bedeutenden gemeinsamen Streiktag mit riesigen gemeinsamen Streikposten von Hunderten erreichen, gegen die Position der SWP und der lokalen UNISON-Bürokratie.

Dieser Brief A.s ist ein Zugeständnis an die Identitätspolitik in einer Zeit, in der die Arbeiter*innenklasse in Bewegung ist und sich in den USA eine zunehmende Klassenpolarisierung entwickelt. Das bedeutet nicht, die besondere Unterdrückung aller besonders unterdrückten Schichten zu „ignorieren“ oder „herunterzuspielen“ – wie wir es, wie die Nichtfraktion-Fraktion suggeriert, tun –, sondern diese geschickt mit den allgemeinen Kämpfen der Arbeiter*innenklasse zu verknüpfen.

Wir sagen offen, dass die US-Organisation nicht in der Lage sein wird, sich der Aufgabe zu stellen, die entscheidenden Teile der organisierten Arbeiter*innenklasse oder die Masse der Arbeiter*innen für ihr Banner zu gewinnen, wenn A.s Herangehensweise nicht korrigiert wird.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert