Leo Trotzki: Über die russische Frage

[19. November 1934, eigene Übersetzung des französischen Textes, verglichen mit der englischen Übersetzung]

Von verschiedenen Seiten teilt man uns mit, dass es unter unseren Freunden in Paris eine Tendenz gibt, den proletarischen Charakter der UdSSR zu leugnen, für die UdSSR die Demokratie schlechthin mit der Gleichberechtigung1 der Menschewiki zu fordern etc. Bitte teilen Sie dem ZK offiziell unsere Meinung dazu mit. Wir betrachten diese Tendenz als einen Verrat, der unerbittlich bekämpft werden muss. Man ändert seinen Haltung über eine Frage solchen Ausmaßes nicht im Vorbeigehen; wir haben offizielle Thesen, die die Unvereinbarkeit der Leugnung des proletarischen Charakters der UdSSR mit der Mitgliedschaft bei den Bolschewiki-Leninisten verkünden. Wir haben eine offizielle Broschüre zu dieser entscheidenden Frage. Wenn einige Genossen Zweifel an der Richtigkeit unserer offiziellen Doktrin haben, sind sie verpflichtet, Gegenthesen zur Diskussion zu stellen, d.h. zur formalen Revision der wichtigsten Grundsätze unserer internationalen Politik. Eine offene internationale Diskussion, selbst eine mögliche Spaltung, wäre zehnmal besser als die geringste Zweideutigkeit.

Die Menschewiki sind die Vertreter der bürgerlichen Restauration, und wir sind für die Verteidigung des Arbeiterstaates mit allen Mitteln. Wer vorgeschlagen hätte, den englischen Bergarbeiterstreik von 1926 oder die großen Streiks der letzten Zeit in den USA nicht mit allen Mitteln zu unterstützen, weil die Anführer dieser Streiks größtenteils Schurken sind, wäre ein Verräter an den englischen und amerikanischen Arbeitern. Absolut dasselbe gilt für die UdSSR.

Ich wiederhole: Keine Kompromisse in dieser Frage! Alle Karten auf den Tisch! Der Bohème-Geist muss ausgerottet werden, der einige Elemente unserer Organisation vergiftet und sie dazu bringt, ihre Meinung zu grundlegenden Fragen je nach Stimmung zu ändern. Nein, keine Kompromisse und keine Zweideutigkeiten in dieser Frage!

1 Im französischen Text: „Gesetzgebung“, wohl ein Druckfehler


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