Wladimir I. Lenin: Rede auf der ersten Tagung des vom 7. Rätekongress gewählten Allrussischen Zentralexekutivkomitees

[„Prawda“ Nr. 23 3. Februar 1920. Nach Sämtliche Werke, Band 25, Wien-Berlin 1930, S. 22 f.]

2. Februar, Kurzer Zeitungsbericht

Lenin behandelte in seinem Referat zwei Fragen: die internationale Lage und die wirtschaftliche Arbeit im Innern. Der Friede mit Estland sei gestern unterzeichnet worden. Das bedeute, dass wir stärker waren als die ganze Welt von Räubern: sowohl im unmittelbaren Kampfe mit der Gegenrevolution, die von den Imperialisten der ganzen Welt unterstützt wurde, als auch auf dem Wege zum Frieden, gegen den wiederum die ganze kapitalistische Welt auftrat. Dieses Wunder konnte nur geschehen, weil faktisch die Mehrheit der Bevölkerung der ganzen Welt für uns war. Wir haben Denikin, Koltschak und Judenitsch nicht deshalb besiegt, weil wir besser ausgerüstet waren, sondern weil die feindlichen Kräfte über keine Hände verfügten, die bereit gewesen wären, die modernen Waffen der kapitalistischen Welt gegen uns zu richten. Wir haben Estland gezwungen, mit uns Frieden zu schließen, weil wir durch unsere Friedenspolitik praktisch unseren aufrichtigen Wunsch bewiesen haben, mit allen in Frieden zu leben. Wir haben gezeigt, dass wir der Gewalt Widerstand entgegensetzen können, aber auch, dass wir auf sie verzichten können, wenn wir gesiegt haben.

Noch mehr Geduld und Vorsicht müssen wir den Ostvölkern gegenüber an den Tag legen, müssen ihnen mit noch größerer Beharrlichkeit zeigen, dass wir die einzige Regierung sind, die tatsächlich darauf verzichtet, ihnen gegenüber Gewalt anzuwenden,

Lenin kommt auf die Frage der wirtschaftlichen Tätigkeit zu sprechen. Er verweilt ausführlich bei der sogenannten militärischen Organisation der Arbeit. Wir müssen neue wirtschaftliche Wege beschreiten. Wir können unsere Armee nicht auflösen, denn die Feinde sind noch am Werke; aber wir müssen die Kräfte, über die wir verfügen, zum Kampfe gegen die wirtschaftliche Zerrüttung verwenden. Die Energie, die wir im Kriege an den Tag gelegt haben, müssen wir im selben Maße und in derselben Form auch auf dem Felde der Arbeit entfalten. Es gibt keinen von vornherein fertigen Plan für den Aufbau eines neuen Lebens. Die neuen Aufgaben entstehen, indem wir an der Lösung der alten arbeiten. Ferner ging Lenin auf die Frage der Elektrifizierung des Dorfes ein, das auf diese Weise mit der Stadt verknüpft wird.

Die Kluft zwischen Stadt und Land muss beseitigt werden. Zu diesem Zweck muss man jedoch vor allem große Lebensmittelvorräte sammeln und herbeischaffen. Darauf müssen jetzt alle Kräfte des Staates, die ganze schöpferische Kraft und Energie unserer führenden Genossen konzentriert werden,

Genosse Lenin erwähnte noch die Arbeit der Zusammenfassung aller Formen der Genossenschaften im Interesse der werktätigen Massen.


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