[7. Juli 1933, eigene Übersetzung des französischen Textes, verglichen mit der englischen Übersetzung, „Durch den Aufenthalt in Frankreich aufgeworfene Probleme“, „Südfrankreich und Korsika“]
Lieber Genosse Henri Molinier1,
ich habe Ihre beiden Telegramme und das Telegramm von Parijanine erhalten. Ihr letzteres gibt nähere Angaben: provisorischer Aufenthalt im Süden2, definitiver Aufenthalt auf Korsika. Diese wichtigen Erfolge, wie im Übrigen jeder Erfolg, schaffen neue Schwierigkeiten.
Von hier aus für zwei oder drei Monate in den Süden zu gehen, würde bedeuten, im Biwak zu leben, ohne Archive usw., und dann große Ausgaben, Transport für das Gepäck usw. Wenn man angesichts unseres sehr zahmen und ruhigen Lebens für uns in Betracht ziehen könnte, die Erlaubnis zu erhalten, auf dem Festland zu bleiben, wäre es natürlich vernünftiger, direkt dorthin zu gehen, aber das kann man nicht im Voraus wissen.
Eine weitere Überlegung: die Stalinisten werden sehr beunruhigt sein, wenn sie von der liberalen Geste der französischen Regierung erfahren. Stalin wird die französische Partei dazu verpflichten, einen großen Skandal zu veranstalten, koste es, was es wolle. Sein Ziel wäre klar: den französischen Behörden die großen Nachteile unseres Aufenthalts in Frankreich zu demonstrieren; selbst wenn die französische Regierung bereit wäre, die Verlängerung unseres Aufenthalts in Südfrankreich zu tolerieren, könnte irgendein Skandal sie dazu bringen, unseren Aufenthalt auf dem Festland zu verkürzen.
All dies scheint mir auf eine direkte Orientierung nach Korsika hinzudeuten. Natalia, die unmittelbar eine medizinische Behandlung benötigt, könnte ein oder zwei Wochen nach unserer Ankunft auf das Festland gehen; ich könnte vielleicht ein oder zwei Monate später nachkommen, wenn die Dinge gut laufen. Auf Korsika hätte ich die notwendigsten Bücher und Materialien, um meine Arbeit fortzusetzen, was eine notwendige Voraussetzung für unsere Existenz dort ist.
Ich vergesse nicht die Vorteile des Festlands gegenüber Korsika; zwölf Stunden Entfernung! Wenn Sie meinen, dass man sich gut in irgendeinem Winkel des Südens niederlassen könnte, weit genug entfernt, um der Möglichkeit stalinistischer Skandale (oder solcher weißer Russen) vorzubeugen, dass der provisorische Aufenthalt sicherlich in einen endgültigen umgewandelt werden könnte und dass man folglich auch das große Gepäck (Bücher und Archive) auf das Festland lenken könnte, wäre das natürlich die günstigste Lösung, aber sie erscheint mir ziemlich problematisch, und wenn ich sie erwähne, dann nur, damit die „Analyse“ vollständig ist.
Wenn man sich für Korsika entscheidet, muss die Route ausgearbeitet werden. Wir wissen, wie schwierig es ist, über Marseille zu fahren. Ist die Route Istanbul-Korsika möglich? Über Italien? Van erklärt, dass dies sehr kompliziert und wahrscheinlich unmöglich ist. Vielleicht könnte man mit der französischen Reederei vereinbaren, dass das Schiff uns vor Korsika in einem Motorboot aussteigen lässt? Das alles scheint sehr kompliziert zu sein. Andererseits kann sich die Durchreise durch Marseille diesmal weit weniger vorteilhaft darstellen als vor rund sieben Monaten: Die Polizei ist nicht verpflichtet, uns ihre Motorboote zu geben. Sie kann durchaus ihre Methode anwenden: laissez faire, laissez passer3. Was halten Sie davon?
Und auf welche Weise sollte man sich auf Korsika niederlassen? Vorher eine abgelegene Villa mieten? Wer würde das tun? Und wie soll das gehen? Oder sich in einem Hotel einquartieren und mit der Suche beginnen?
Ich würde gerne Geld nach Paris schicken, um die Vorkosten zu decken. Leider kann man wegen der neuen Devisenbeschränkungen jetzt nur 25 Pfund von hier aus schicken… Ich werde versuchen, irgendeine Summe von London (Manchester Guardian) nach Paris zu leiten, und werde das auch nach New York schreiben. Aber dieser letzte Weg ist sehr lang.
All diese Fragen und die damit verbundenen Schwierigkeiten bedeuten, dass die Abreise von hier aus weder morgen noch übermorgen erfolgen könnte, selbst wenn wir das Visum erhalten hätten. Wir werden dem Konsulat erklären, dass wir von der Genehmigung Gebrauch machen werden, nachdem alle notwendigen Vorbereitungen von unseren Freunden in Frankreich getroffen worden sind. Im Moment haben wir das Visum noch nicht. Van vereinbarte mit dem Konsul, dass er die Antwort telegrafisch anfordern sollte, wobei die Kosten von uns übernommen wurden. Morgen wird Genosse Van nach dem Verlassen des Konsulats an Sie telegrafieren.
1 In der englischen Übersetzung: H. M.
2 In der englischen Übersetzung hier und im nächsten Absatz: „Südfrankreich“
3 In der englischen Übersetzung: „Nichteinmischung“
Schreibe einen Kommentar