[6. Februar 1934. Eigene Übersetzung des französischen Textes in Œuvres 3, November 1933 – April 1934, verglichen mit der englischen Übersetzung in Writings of Leon Trotsky, Band 14].
Die Arbeitermiliz ist die schärfste Waffe des Klassenkampfes. Der Klassenkampf findet seinen bewusstesten Ausdruck in der Partei. Die Rolle der Partei wie auch die Rolle der Arbeitermiliz wächst mit der Verschärfung des Klassenkampfes.
In die Miliz treten die kämpferischsten, revolutionärsten und engagiertesten Elemente des Proletariats und vor allem der Partei selbst ein. Deshalb kann die revolutionäre Partei keine Vollmacht für Kampftruppen an eine andere Organisation erteilen, die nach anderen Methoden vorgeht und andere Ziele verfolgt.
Gegenwärtig, das ist wahr, hat die Aufgabe der Arbeitermiliz angesichts des faschistischen Regimes1, das nicht nur die revolutionären, sondern auch die reformistischen Parteien bedroht, keinen offensiven, sondern einen defensiven Charakter. Das ändert jedoch nichts an der Sache. Die Arbeitermiliz ist nicht einfach eine technische Organisation, die sich „außerhalb der Politik“ befindet. Die revolutionäre und die reformistische Partei verstehen, dass die Arbeitermiliz im Gegenteil die schärfste Waffe der Politik ist. Zwischen revolutionären und reformistischen Organisationen geht der manchmal bis zum Bürgerkrieg. Aus diesem Grund wollen und können weder die revolutionäre noch die reformistische Partei die Reihen ihrer Anhänger in einer gemeinsamen Miliz verschmelzen.
Die Reformisten werden ihren eigenen Arbeitern sagen: „Wir sind einverstanden, uns zusammen mit den Kommunisten gegen die Faschisten zu verteidigen, aber wir können den Kommunisten nicht erlauben, uns in irgendwelche Abenteuer zu verwickeln, wir wollen selbst entscheiden, wann und mit wem wir kämpfen.“
Die Kommunisten werden sagen (sollten sagen): „Wir sind bereit, mit den Waffen in der Hand, Hand in Hand mit den Reformisten, wenn es sein muss, die Redaktion des Populaire oder das Lokal2 der C.G.T. zu verteidigen. Aber für uns ist das nur eine Etappe im Kampf um die Macht. Wir wollen unseren Anhängern schrittweise beibringen zu manövrieren und zu kämpfen, sich zurückzuziehen, sich zu verteidigen und anzugreifen. Deshalb dürfen wir weder unsere Anhänger mit den Reformisten in einer einzigen ununterscheidbaren Masse vermengen, noch unsere Anhänger für eine unbestimmte Zeit unter reformistisches Kommando stellen.“
Je breiter und erfolgreicher sich die Bewegung für die Arbeitermiliz entfaltet, desto schneller und entschiedener werden wir die oben genannten Argumente hören. Wenn sie jetzt noch nicht zu hören sind, dann nur deshalb, weil die Bewegung selbst noch in den Windeln liegt. Wir sind jedoch verpflichtet, den nächsten Tag zu planen, damit unsere Unterstützer nicht unvorbereitet sind.
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Es gibt bestimmte Arbeiterkreise, die von den Parteien und der Politik enttäuscht sind, aber die faschistische Gefahr erkennen: ehemalige Kommunisten, Anarchosyndikalisten oder einfach junge, kämpferische Arbeiter, bis zu denen sich die Enttäuschung der älteren Generation in den Parteien ausgebreitet hat. Solche Elemente, die in Paris besonders zahlreich sind, neigen dazu, auf die Losung der „gemeinsamen Miliz“ zu reagieren. Sie verbinden mit dieser Losung alle Arten von Illusionen (man wird die Parteien, die Spaltungen, die Diskussionen usw. los). Unsere jungen Genossen von der Leninistischen Jugend haben den Versuch unternommen, unter der Losung der „gemeinsamen Miliz“ eine Bewegung für die Bewaffnung der Arbeiter entstehen zu lassen. Mit anderen Worten: Sie wollen die Illusionen eines bestimmten Teils der Arbeiter nutzen, um sie letztlich auf einen progressiven Weg zu drängen. Man kann ein solches Experiment nur unter folgenden Bedingungen zulassen:
1) Die „Vérité“ erklärt, dass die Losung der gemeinsamen Miliz keineswegs ein Ultimatum an die Sozialisten, Reformisten, Stalinisten usw. ist. Wir organisieren eine gemeinsame Miliz mit denjenigen, die Sympathie für diese Losung haben; wir sind bereit, zu praktischen Vereinbarungen mit Organisationen zu kommen, die ihre eigene Miliz gründen.
2) Innerhalb der gemeinsamen Miliz, falls sie tatsächlich entsteht, werden die Mitglieder der Liga einen Kern ihrer Organisation schaffen, der absolut und vollständig unter der Leitung der Exekutivkommission der Liga agieren wird.
1In der englischen Fassung: „Faschismus“
2In der englischen Fassung: „Zentrale“
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