Die vorliegende Schrift macht keine Ansprüche auf Quellenstudien, dazu fehlten mir schon an dem Ort, wo sie entstand, die Mittel.
Das Tatsächliche über den Bauernkrieg ist im Wesentlichen dem Werke von Dr. Zimmermann „Geschichte des großen Bauernkriegs“ entnommen. Für die Beurteilung von Müntzer, Götz von Berlichingen und Wendel Hipler – drei Personen, die im Bauernkriege die einflussreichsten Rollen spielten – standen mir noch einige andere Schriften zur Verfügung. Das übrige geschichtliche Material ist Werken entnommen, die jedem einigermaßen in der Geschichte Belesenen bekannt sind, es ist nicht nötig, sie anzuführen.
Ich habe in die vorliegende Schrift die Schilderung von Zuständen und Ereignissen eingeflochten, die zum Teil mit dem Bauernkriege in gar keiner oder nur entfernter Beziehung standen. Dies geschah, weil mir darum zu tun war, ein gedrängtes Bild der hauptsächlichsten Befreiungskämpfe der Unterdrückten im Mittelalter zu geben, weil die Leser, für welche ich hauptsächlich die vorliegende Schrift schrieb, die Arbeiter, weder die Zeit, noch die Mittel haben, sich mit dem Studium umfänglicher und teurer geschichtlicher Werke zu befassen, und für diese die Darlegung der sozialen Bewegungen des Mittelalters in Rücksicht auf die heutige Bewegung ein besonderes Interesse hat.
Es liegt mir selbstverständlich der Gedanke fern, mit dieser Schrift mich in die Zunft der „Geschichtsschreiber“ eindrängen zu wollen. Für mich handelte es sich darum, die mir seiner Zeit wegen „Majestätsbeleidigung“ zuerkannte unfreiwillige neunmonatliche Muße im Landesgefängnis zu Zwickau möglichst nützlich im Interesse der Partei, der ich anzugehören die Ehre habe, zu verwerten; auch wollte mich bedünken, dass der Bauernkrieg und die weiter berührten Bewegungen des Mittelalters für die Jetztzeit insofern allgemein ein äußerst nützliches Studium seien, als daraus die immer noch so vielfach verkannte Wahrheit zu lernen ist: dass die gesellschaftlichen Verhältnisse der verschiedenen Klassen es sind, welche mit Notwendigkeit alle diese Kämpfe und Bewegungen hervorrufen. So entstand diese Schrift. Der Standpunkt, den ich darin vertrete, ist der sozialistisch-materialistische, welcher Personen und Zustände als das natürliche Produkt der vorhandenen materiellen Existenzbedingungen der Gesellschaft ansieht und beurteilt.
Landesgefängnis Zwickau, Ende März 1875.
A. Bebel.
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