Leo Trotzki: Bilanz der Diskussion

[6. August 1934, eigene Übersetzung des französischen Textes in Œuvres 4, S. 172-180)

Unsere Gruppe hat mich beauftragt, einige allgemeine Schlussfolgerungen zu formulieren, zu denen wir auf der Grundlage von Informationen aus dem internen Bulletin der Liga und anderen Dokumenten gelangt sind.

1 – Sind die Differenzen prinzipiell oder rein praktisch? In dieser allgemeinen Form ist die Frage falsch gestellt. Die Differenzen sind in einer sehr wichtigen taktischen Frage aufgetreten, aber sie haben bei verschiedenen Genossen unterschiedliche Wurzeln, die sich aus unterschiedlichen prinzipiellen Prämissen ergeben. So sind wir zum Beispiel der Meinung, dass die Differenzen mit Genosse Georges (sofern es überhaupt Differenzen gibt) rein praktischen Charakter haben und im Prozess der Umsetzung der gemeinsamen Politik überprüft werden müssen. Die Differenzen mit Genosse P(ierre) N(aville) sind prinzipielle Differenzen.

2 – Genosse Georges hat unbestreitbar das beste Dokument zu dieser Frage vorgelegt. Neun Zehntel seines Briefes bestehen aus Fakten, die die tatsächliche Situation beleuchten, und nicht aus allgemeinen Formeln, die man mit gleichem Erfolg sowohl in Paris als auch in Honolulu anwenden könnte. Wir denken jedoch, dass in dem Brief des Genossen Georges ein schwerwiegender Fehler bei der Einschätzung der Dynamik und des Rhythmus der Entwicklung vorliegt. G. weist auf der Grundlage einer sehr interessanten Analyse des Nationalrats der SFIO nach, dass die Mehrheit der Sozialistischen Partei noch reformistisch ist, dass man einen ernsthaften Linksschub nur in Paris und in der Sozialistischen Jugend finden kann und dass es aus diesem Grund verfrüht wäre, der SFIO beizutreten. Als Antwort auf diese Behauptungen möchten wir kurz antworten:

a) Paris und die Sozialistischen Jugendverbände befinden sich heute in der Phase, die die Provinz morgen durchlaufen wird. Wir müssen uns nicht nach der Lage in der Provinz umorientieren.

b) Paris und die Sozialistische Jugend sind für die Liga die entscheidenden Bereiche.

c) Der Parteiapparat in der Provinz wie in Paris ist der alte Apparat, d.h. er ist reformistisch. Aber dieser Apparat war gezwungen, mit Renaudel zu brechen und die Einheitsfront mit Moskau zu akzeptieren. Gerade der opportunistische Charakter des SFIO-Apparats zeugt am besten von der Stärke des Drucks von unten, d.h. von der Dynamik des Prozesses. Genosse Georges hat Recht, wenn er sagt, dass es unserem Unternehmen schaden würde, sechs Tage zu früh einzutreten. Es muss nur hinzugefügt werden, dass ein Eintritt sechs Tage zu spät den völligen Ruin bedeuten würde.

3 – Wie würden wir den richtigen Zeitpunkt für den Eintritt und seine vernünftigsten Formen bestimmen? Durch eine politische Erkundung, indem wir versuchen, Verbindungen zu den Sozialisten herzustellen, mit ihnen politische Fragen diskutieren usw.

Ein Jahr ist vergangen, seit wir die Wende zu einer neuen Partei vollzogen haben. Eine der Hauptaufgaben, die der Liga gestellt wurden, war die Arbeit innerhalb der SFIO. Was wurde in diesem Jahr in Paris getan? Nichts. Die mit dieser Arbeit beauftragten Genossen bauten keine Verbindungen auf, trafen keine Vorbereitungen. Im Gegenteil, sie widersetzten sich der Gründung einer Fraktion in der SFIO. Diese Tatsache ist von größter Bedeutung, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu verstehen, einschließlich der Schwierigkeiten bei der Diskussion selbst. Dieselben Genossen, die im vergangenen Jahr die Arbeit innerhalb der SFIO faktisch boykottiert haben, lehnen derzeit unseren Eintritt in die SFIO ab. In dem einen wie dem anderen Fall wiederholen sie die gleichen allgemeinen Phrasen über „Unabhängigkeit“. Für sie scheint es im Grunde genommen das Wichtigste zu sein, unabhängig von der Arbeiterklasse, den Massen, den Veränderungen der Lage, der Wirklichkeit insgesamt zu sein. Diese Genossen ersetzen die politische Arbeit in den Massen durch einen Monolog. Ihre Politik folgt einer Linie des geringsten Widerstands, der Politik der Selbstbefriedigung, die von den Formeln einer fiktiven Unnachgiebigkeit überdeckt wird.

Es muss gefordert werden, dass diese Genossen Rechenschaft über die Arbeit, die ihnen in der SFIO anvertraut wurde, und über deren Ergebnisse ablegen. Die Liga und diese Genossen selbst brauchen eine solche Rechenschaft und keine allgemeinen Parolen! Diese Rechenschaft wird zeigen, dass diese Genossen Angst vor den Massen haben, Angst vor den Schwierigkeiten, die mit der Arbeit unter den Massen verbunden sind, und dass sie versuchen, ihre „Reinheit“ durch eine Art Selbstisolierung zu bewahren. Aus diesem Grund bleiben sie durch alle Veränderungen der politischen Situation hindurch sich selbst gleich. Die Psychologie des passiven Abwartens, die vor dem Vorschlag, der SFIO beizutreten, bestand, stellte vor allem im letzten Jahr eine enorme Bremse für die Entwicklung der Liga dar. Sie steht heute in schreiendem Widerspruch zur gesamten Lage in diesem Land und in der Arbeiterklasse.

4 – Die einzigen Meinungsverschiedenheiten, die ernsthaft, wichtig und fruchtbar sind, sind jene, die unter dem Druck großer Ereignisse und Veränderungen in der Geisteshaltung der Massen entstehen. Dieselben Züge des abstrakten Propagandismus, die in der ersten Entwicklungsperiode der Liga (vor der deutschen Katastrophe) in einem gewissen Maße unvermeidlich waren und die Arbeit in den letzten Jahren zunehmend beeinträchtigt haben, haben nun endgültig einen reaktionären Charakter angenommen und drohen im gegenwärtigen Strudel der Ereignisse die Liga in die Katastrophe zu führen. Gerade jetzt muss man den abstrakten, passiven Propagandismus und die abwartende Politik unerbittlich bekämpfen. Auf dieser Linie sind die Differenzen sicherlich prinzipielle Differenzen, obwohl die Vertreter der konservativen Tendenz selbst noch nicht die notwendigen ideologischen Schlussfolgerungen aus ihrer Position gezogen haben.

5 – Die Genossen P(ierre) N(aville), Bauer [Ackerknecht] und einige derer, die so denken wie sie, hüllen sich in den Mantel der „ideologischen Unnachgiebigkeit“. In der Realität jedoch, in der lebendigen Politik, geschahen und geschehen die Dinge ganz anders. Nehmen wir die Haltung von „La Vérité“ im Gefolge des 6. Februar. Während dieser ganzen Zeit passte sie sich politisch an die SFIO an. In seinem Brief sagte P(ierre) N(aville): „Mehrere Dokumente, die an das ZK geschickt wurden, weisen darauf hin, dass wir während der letzten sechs Monate eine halbsozialistische Linie verfolgt haben … Aber hier ist die Schlussfolgerung: Da ihr euch so gut an die SFIO „angepasst“ habt, warum tretet ihr nicht in sie ein?“

Bemerkenswerte Logik!

Diese Aussage ist der Kern des Briefes von P(ierre) N(aville). Sie wirft ein helles Licht auf den tatsächlichen Fortschritt der Divergenzen und enthüllt gleichzeitig die nicht-dialektische, abstrakte, journalistische Denkweise des Genossen P(ierre) N(aville).

Ja, wir haben in einer ganzen Reihe von Briefen und Gesprächen Genosse P(ierre) N(aville) und andere beschuldigt, unsere Differenzen mit der SFIO zu verdunkeln, abzuschwächen, zu verwischen, die Grundfragen des revolutionären Kampfes nicht offen zu stellen, das Risiko einzugehen, die Liga in ein linkes Anhängsel der SFIO zu verwandeln, und wir halten diese Kritik auch heute noch in vollem Umfang aufrecht. Sektierer, die stets versuchen, sich selbst durch eine formelle Unabhängigkeit zu bewahren, neigen immer dazu, vor der Realität zu kapitulieren, sobald diese ihnen auf die Füße tritt. Die Anpassung der Liga an die SFIO fand ihren symbolischen Ausdruck in den jüngsten Ereignissen: Als Antwort auf den Vorschlag, der SFIO beizutreten, beschloss das Politische Büro … das Wort für einen Vertreter der Liga im Nationalrat der SFIO zu erhalten. Hier zeigte sich einmal mehr die Neigung zu rein diplomatischen Verhandlungen mit den Spitzen der SFIO ohne jeden ernsthaften Versuch, an die Basis dieser Organisation vorzudringen (wir sprechen nicht von der Sozialistischen Jugend, denn bei ihnen wurde eine echte Arbeit geleistet). Man muss sich gut überlegen, worin die Unnachgiebigkeit des Genossen P(ierre) N(aville) und der anderen in den letzten sechs Monaten bestanden hat:

a) in einer extremen Abschwächung der Kritik an der SFIO

b) in diplomatischen Manövern mit den Bürokraten der SFIO

c) die Weigerung, eine Fraktion innerhalb der SFIO zu gründen (etwa, um die Beziehungen zu den Bürokraten nicht zu verderben?).

Dies ist das tatsächliche Bild der Beziehungen der Unnachgiebigen zur SFIO während der letzten sechs so ereignisreichen Monate. Keine allgemeine Phrase, keine Geste kann die politische Bedeutung dieses Bildes ändern, das die Leere einer fraktionellen, schlimmer noch, literarischen Unnachgiebigkeit zeigt. Solange Genosse P(ierre) N(aville) und die anderen nicht dazu kommen, ihre eigene Geschichte in den letzten sechs Monaten zu verstehen, werden sie in ihrer Entwicklung keinen einzigen Schritt weiterkommen.

6 – Als wir die verrottete Politik des anglo-russischen Komitees analysierten, sagten die Stalinisten: „Ihr seid gegen die Arbeit in den Gewerkschaften!“ Wir antworteten: „Wir sind gegen abenteuerliche Manöver mit den Leitern, aber für die Arbeit an der Basis!“ Hier handelte es sich um die Gewerkschaften, das ist wahr. Aber wir können ein ähnliches Beispiel in Bezug auf die Parteien anführen. Wir haben Walcher wegen seiner Komplizenschaft in der politischen Affäre mit Tranmæl stigmatisiert. Gleichzeitig sagten wir: „Wenn eine revolutionäre Gruppe in die NAP eintreten kann, um dort revolutionäre Arbeit unter den Massen zu leisten, ist es ihre Pflicht, dies zu tun, und wir werden sie dabei unterstützen.“

Wir kritisierten die passive Anpassung an die offizielle Politik der SFIO und forderten gleichzeitig eine aktive Teilnahme an ihrem Innenleben, den Aufbau einer Fraktion im Inneren. Auf der Ebene der Prinzipien unterscheidet sich das in keiner Weise vom Eintritt in die SFIO. Genosse P(ierre) N(aville) sieht darin einen Widerspruch. Ist das nicht absurd? Unter dem Einfluss der falschen Position, die er eingenommen hat, erscheinen ihm die Perspektiven und der Rückblick verzerrt, wie es unter ähnlichen Umständen immer der Fall ist.

7 – Es wäre natürlich unfair, die „Weichheit“ und Diplomatie der Linie von La Vérité im Verlauf der letzten sechs Monaten einem Fehler einiger Genossen zuzuschreiben. Die Wahrheit in dieser Angelegenheit ist, dass sich die Liga plötzlich dem enormen Druck der Ereignisse ausgesetzt sah. Die gleichen Ursachen, die die SFIO-Bürokratie und die Stalinisten zwangen, die Einheitsfrontparole zu akzeptieren, weckten in den Führern der Liga, ob bewusst oder unbewusst, die Angst, ins Abseits gedrängt zu werden, und da es die Möglichkeit gab, über die SFIO Gehör zu finden und Publikationen zu verkaufen, entstand ihre Hoffnung, die SFIO zu schonen und sich so an die neue Situation anzupassen. Die Stellung der Liga in der Arbeiterbewegung wurde durch diese Politik von La Vérité viel deutlicher und viel ernster bestimmt als durch all die Phrasen über die angebliche „Unnachgiebigkeit“. Das Unglück war, dass die Führung unbewusst unter dem Druck der Ereignisse stand und sich nur tastend an die neue Situation anpasste. Diese Erfahrung zeigte auf klare Weise und deutlich den fiktiven Charakter von organisatorischer Unabhängigkeit und verbaler Unnachgiebigkeit angesichts großer historischer Ereignisse in dem Moment, in dem die Massen sich in Bewegung setzen.

8 – Als wir Genosse P(ierre) N(aville) und andere wegen ihrer Anpassung an die SFIO kritisierten, gingen wir keineswegs davon aus, dass wir vor unversöhnlichen Differenzen stünden, die uns mit einer Spaltung bedrohten. Und wir glauben das auch heute noch nicht. Aber die Lage wird unvergleichlich gefährlicher in dem Maße, in dem Genosse P(ierre) N(aville), der immer mehr von dem völligen Bankrott der Anpassung von außen überzeugt ist, um jeden Preis versucht, die revolutionäre Arbeit von innen zu verhindern. Der Verlauf der Ereignisse gewährt keinem von uns und insbesondere dem Genossen P(ierre) N(aville) keinen Aufschub mehr. Wir müssen mutig und entschlossen beurteilen, was unsere bisherige Linie gewesen ist, und uns daran machen, auf dem neuen Weg voranzuschreiten.

9 – Es ist wahr, dass Genosse P(ierre) N(aville) und andere uns jetzt großzügig anbieten, selbst eine Fraktion innerhalb der SFIO zu gründen, während sie selbst ihre eigene „Unabhängigkeit“ bewahren würden. Das bedeutet, alles im alten Zustand zu belassen. Es bedeutet, weiterhin auf dem Sand zu schwimmen, anstatt ins Wasser zu springen. Es gibt nur einen Weg, die „Unnachgiebigen“ in der revolutionären Bewegung zu halten: Sie müssen bis zum Hals ins Wasser gehen.

10 – Besteht jedoch nicht die Gefahr, dass Genossen, die sich von außen an die Politik der SFIO angepasst haben, ihre politische Identität völlig verlieren und sich vollständig auflösen, wenn sie in die SFIO eintreten? Die Frage kann nicht in dieser allgemeinen Form gestellt werden. Es wird unweigerlich zu einer gewissen Differenzierung kommen: Eine gewisse Anzahl von Genossen mag unsere Ideen aufgeben. Die Erfahrung in allen Ländern belegt, dass diejenigen, die am ehesten dazu neigen, ihre Identität im opportunistischen Milieu zu verlieren, die Ultimatisten von gestern sind. Es wäre jedoch absolut falsch, eine solche Befürchtung auf die gesamte Liga oder sogar auf alle unsere derzeitigen Gegner innerhalb der Liga auszudehnen.

Unserer Meinung nach ergibt sich die Möglichkeit, die Frage nach unserem Beitritt zur SFIO zu stellen, aus der Tatsache, dass wir mit der Liga über einen ernsthaften Kader verfügen. Wenn wir den Zeitpunkt, an dem das Ferment mit dem Teig in Kontakt kommt, zu lange hinauszögern, wird er sauer und geht verloren. Das ist die Gefahr, die der Liga droht. Siehe die Bordigisten mit ihrer berühmten „Bilanz“, die wir besser „Bilanz Null“ nennen sollten.

11 – Einige Genossen neigen dazu, den Schwerpunkt auf die Frage der „Erklärung“ zu verlagern. Einige denken an eine Erklärung, die den Eintritt in die SFIO unmöglich machen würde. Andere neigen dazu, in der Erklärung einen Talisman zu sehen, der sie vor allen Gefahren schützen würde. In Wirklichkeit ist die Rolle dieser Erklärung sehr bescheiden. Sie soll zeigen, dass

a) wir unsere Ideen nicht aufgeben,

b) wir bereit sind, durch eine gemeinsame Erfahrung zu lernen,

c) wir für unsere Ideen auf der Grundlage der Demokratie in der Partei kämpfen werden,

d) wir Disziplin einhalten werden.

Die Erklärung muss so abgefasst sein, dass sie das Vertrauen der sozialistischen Arbeiter gewinnt und der SFIO-Bürokratie die Entscheidung, die Liga nicht aufzunehmen, schwer macht.

12 – Abgesehen von dem Kapital, das unsere Ideen darstellen, liegt das einzige Mittel, die Bolschewiki-Leninisten nach ihrem Eintritt in die SFIO vor der Auflösung zu bewahren, in einem starken Zusammenhalt, der Bildung einer Fraktion, der Anpassung an die neuen Arbeitsbedingungen und der internationalen Kontrolle. Wir müssen alle unsere Bemühungen in diese Richtung lenken.

13 – Die internationale Kontrolle muss im weitesten Sinne des Wortes verstanden werden und darf nicht nur auf das internationale Sekretariat beschränkt sein. Der Austausch von Publikationen, die gegenseitige Information und die internationale Diskussion dürfen nicht verringert, sondern müssen entwickelt und verstärkt werden. Es stimmt, dass Genosse P(ierre) N(aville) die Dinge so darstellt, als ob die internationale Organisation die Liga an der Arbeit gehindert (!) hätte, insbesondere während der Ausarbeitung des Aktionsprogramms. Genosse P(ierre) N(aville) bringt nicht den Hauch eines Beweises für diese Behauptung und kann ihn auch nicht bringen. Wir schlagen Genosse P(ierre) N(aville) vor, die gesamte Korrespondenz über das Aktionsprogramm sowie die allgemeine Politik der Liga in den letzten sechs Monaten, falls nötig, allein im Internationalen Bulletin zu veröffentlichen. Eine solche, im guten Glauben durchgeführte Arbeit würde die enorme Bedeutung unserer internationalen Organisation als solcher offenbaren und, nebenbei bemerkt, die falschen und voreingenommenen Behauptungen des Genossen P(ierre) N(aville) widerlegen.

14 – Die Abwesenheit einer wirklichen prinzipiellen Position seitens der Genossen Bauer und P(ierre) N(aville) zeigt sich am deutlichsten in der Frage der ILP. Bauer war von Anfang an für den Eintritt der britischen Sektion in die ILP. P(ierre) N(aville) war anfangs dagegen, aber nach seiner Reise nach England, nachdem er aus erster Hand die tatsächliche Lage kennengelernt hatte, erkannte er den falschen Charakter seiner ursprünglichen Position. Einen prinzipiellen Unterschied zwischen der ILP und der SFIO, insbesondere der Pariser Organisation der letzteren und der Sozialistischen Jugend, zu machen, ist ganz einfach lächerlich. Weder P(ierre) N(aville) noch Bauer machten auch nur den geringsten Versuch, den Unterschied in ihrer prinzipiellen Haltung gegenüber England und Frankreich zu erklären.

Dabei ist die Erfahrung der britischen Sektion im kleinen Maßstab höchst lehrreich. Die „Mehrheit“, die ihre „organisatorische Autonomie“ aufrechterhält, befindet sich derzeit in einem Zustand des ständigen inneren Kampfes und der Spaltung. Einige Leiter haben sogar die Organisation verlassen. Andererseits hat die „Minderheit“, die in die ILP eingetreten ist, ihren inneren Zusammenhalt und ihre Verbindungen zu den internationalen Bolschewiki-Leninisten aufrechterhalten, die Publikationen der amerikanischen Liga ausgiebig genutzt und eine Reihe von Erfolgen innerhalb der ILP erzielt. Man muss von diesem Beispiel lernen.

15 – Einige Genossen drohen uns mit einer Spaltung für den Fall, dass die neue Linie angenommen wird. Das zeigt, wie leichtfertig sie mit allem umgehen, was uns verbindet, mit unseren gemeinsamen Ideen und unserer gemeinsamen Taktik, die wir in elf Jahren beträchtlicher kollektiver Arbeit auf internationaler Ebene entwickelt haben. Natürlich müssen wir alles tun, um eine Spaltung oder selbst den Austritt einer einzelnen Gruppe zu verhindern. Jeder Genosse ist uns teuer, denn er kann und muss ein Offizier der proletarischen Armee werden. Aber es wäre lächerlich und unwürdig, wenn wir uns vor drohenden Austritten fürchten würden. Wir haben mehr als einmal Austritte dieser Art gesehen und wissen, wie und mit welchem Ergebnis sie endeten. So teuer uns auch unsere Genossen sind, die Entwicklung der Organisation ist uns noch teurer. Es gibt keinen Grund zu zögern!


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