Einige Worte über die Art und Weise, in der ich gemeint habe, mein Thema behandeln zu müssen, seien diesem Schriftchen vorausgeschickt. Es erstrebt keineswegs die Stellung der Dietzgenschen Lehre zu den wichtigsten philosophischen Systemen der Vergangenheit – wie z.B. zum Spinozismus, als dessen moderne Weiterführung der dialektische Monismus in mancher Hinsicht erscheint – festzustellen. Dies bleibe einem auf philosophischem Gebiete mehr Berufenen überlassen! Ich habe mich in dieser Arbeit darauf beschränkt, erstens das Verhältnis Dietzgens zum historischen Materialismus und dessen Grundlagen zu untersuchen, zweitens die Bedeutung seiner Lehren für den politischen, sozialen und geistigen Kampf des Proletariats zu skizzieren.

Ich habe geglaubt, dieser Untersuchung eine verhältnismäßig ausführliche Zusammenfassung der Grundgedanken des dialektischen Materialismus, die, soweit ich weiß, bisher fehlt, vorausschicken zu müssen. Soviel wie möglich habe ich mich dabei an die eigenen Worte Dietzgens gehalten, damit seine klare, populäre, durchaus originelle und anregende Darstellungsweise dem Leser tunlichst erhalten bleibe.

Bei dieser Zusammenfassung hatte ich die Wahl, entweder die wichtigsten Werke Dietzgens in chronologischer Reihenfolge zu analysieren, oder eine gedrängte Darstellung seiner Gesamtlehre zu geben, mit Berücksichtigung des Wesentlichsten, was er über dasselbe Thema bei verschiedenen Gelegenheiten gebracht hatte. Ungeachtet der größeren Mühe, die dieser letztere Weg verursachte, entschloss ich mich gern zu ihm: bot er doch allein die Möglichkeit, viele sonst unausbleiblichen Wiederholungen zu vermeiden. Dietzgen hat, wie bekannt, durch seine späteren Werke seine erste Arbeit, „Das Wesen der Kopfarbeit“, sowohl ergänzen wie ersetzen wollen und deshalb manche in ihr vorkommende Gedankengänge und Beispiele in ihnen wiederholt. Die von mir befolgte Methode bot den Vorzug, diesen Wiederholungen zu entgehen, und dennoch die in seinen späteren, großen wie kleinen Schriften enthaltenen wertvollen, oft glänzenden Ergänzungen und Ausführungen über bestimmte in seiner ersten Arbeit nur flüchtig berührte Punkte zu berücksichtigen.

Henriette Roland-Holst.


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