Leo Trotzki: Fontamara

[19. Juli 1933, erschienen in Information, Zürich, September 1933, Nachdruck in Europäische Ideen, Heft 9, 1975, S. 16]

Ein bemerkenswertes Buch! Von der ersten bis zur letzten Zeile richtet es sich gegen das faschistische Regime in Italien, gegen dessen Lügen, gegen dessen Gewaltakte und Gräuel Fontamara ist nicht nur ein Buch leidenschaftlicher politischer Anklage, denn die revolutionäre Leidenschaft erhebt sich darin zu einer solchen Höhe, dass sie ein wirkliches Kunstwerk zu erzeugen vermag.

Fontamara ist ein armes, einsames Dörfchen des italienischen Südens. In den 200 Seiten des Buches gewinnt sein Name symbolische Bedeutung für alle italienischen Dörfer, für ihr Elend, ihre Hoffnungslosigkeit, aber auch für ihre Auflehnung.

Silone ist ein guter Kenner der italienischen Landleute; wie er selbst sagt, hat er 20 Jahre seines Lebens in ihrer Mitte verbracht. Er kann nicht verschleiern und beschönigen, er sieht vielmehr das Leben wie es ist. Mit Hilfe der marxistischen Methode verallgemeinert er das Gesehene, um es schließlich in künstlerische Form zu gießen.

Die Form der Erzählung ist so gewählt, dass sie den armen Dorfbauern, den Cafoni, in den Mund gelegt ist. Der Autor versteht es aber, die großen Schwierigkeiten dieser Erzählungsform meisterhaft zu überwinden und das Ganze künstlerisch zu gestalten. Welch’ überzeugende Kraft liegt in all’ diesen einzelnen Szenen! (Ist das Buch in der Sowjetunion erschienen? Hat sich der Verlag der Komintern um seine Veröffentlichung gekümmert? )

Das Buch verdient, in Millionen von Exemplaren verbreitet zu werden. Fontamara wird sich seinen Weg in die Massen bahnen. Es erscheint uns Pflicht eines jeden Revolutionärs, sich für die Verbreitung des Buches einzusetzen.

Schiff Bulgaria, 19. Juli 1933


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